Eigentlich wollte ich unseren Abreisetag aus Madrid gar nicht verbloggen, denn im Grunde verlaufen solche Reisetage immer sehr ähnlich – viel Warten, reibungsloses Fliegen, bisschen Bahn oder Auto fahren. Doch dieses Mal sollte alles ganz anders kommen! Einen solchen Reisetag haben wir bisher noch nie erlebt – und das leider nicht im positiven Sinne!

Schreck am Morgen – Flug gestrichen!

Die Koffer größtenteils bereits komplett gepackt, legen wir uns in Madrid in unserem Hotel nahe dem Flughafen schlafen. Unser Plan: am nächsten Morgen um halb 6 aufstehen, zum Flughafen fahren und mit dem Flieger von easyJet um 10 Uhr nach Basel fliegen, wo unser Auto steht.

Als dann der Wecker klingelt, fällt mein Blick sofort aufs Display meines Handys. Eine Meldung von easyJet? Hm, wir haben doch schon eingecheckt? Dann fällt mein Blick auf das Wort „annulliert“! Schlagartig bin ich hellwach und sitze im Bett. Nee, oder? 5 Stunden vor Abflug? Meine Gedanken kreisen wie wild. Eine rasche Überprüfung des Flugplans des Flughafens in Madrid auf deren Webseite bestätigt das Dilemma.

Der Flug wurde ersatzlos gestrichen!

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easyJet Flug annulliert

Unwillkürlich denke ich an eine größere Störung oder gar einen Terroranschlag – aber nichts dergleichen bestätigt sich nach ein wenig Recherche am Handy. Einzig unser Flug ist gestrichen.

Und nun?

Erstmal das Laptop hervorkramen, um besser recherchieren zu können. Wenig später bin ich auf der easyJet Seite und schaue mich nach angebotenen Umbuchungsmöglichkeiten um. Der nächste verfügbare Flug findet am Mittwoch in 4 Tagen statt! Ist klar. Aus leichter Panik wird ernsthaftes Stirnrunzeln – schließlich müssen wir morgen wieder arbeiten bzw. Lucas muss in die Schule.

Sollen wir jetzt erstmal zum Flughafen fahren und zusammen mit 200 anderen Passagieren um Anschlussflüge in den nächsten Tagen kämpfen? Wir sind früh dran, die Annullierung wurde erst vor wenigen Minuten bekannt gemacht – wir versuchen also unseren eventuellen Zeitvorteil zu nutzen.

Auf der Suche nach Ersatzbeförderung

Über Fluege.de und anderen einschlägigen Portalen suche ich nach Flügen von Madrid nach Basel. Aber selbst mit Zwischenstopps lässt sich für die nächsten 2 Tage nicht ein einziger Flug finden!

Okay, dann also mit der Bahn. Über die spanische Bahn Seite und die deutsche bahn.de versuche ich passende Bahnverbindungen ausfindig zu machen. Uff, die Reisedauern betragen mit 8-10 Umstiegen alle über 24 Stunden.

Nee, das hilft auch nicht weiter.

Ich werde kreativer. Suche nach Flügen über Paris, London, Barcelona und Zürich. Endlich findet sich eine Möglichkeit. Mittels einer griechischen Airline könnten wir am Abend um 22 Uhr in Zürich sein. Nur, finden wir von da dann eine Bahnverbindung nach Basel? Um die Zeit?

Ich suche weiter. Als ich schon aufgeben will, ein letzter verzweifelter Versuch. Lufthansa über Frankfurt. Und plötzlich erscheint auf dem Bildschirm ein Angebot, das mich total verblüfft. 12.55 Uhr nach Frankfurt. Noch genau 3 Plätze frei. Uff. Einziger Haken ist der Preis. Rund 930 Euro kostet uns der Spaß. Heftig, wenn ich mir ins Gedächtnis rufe, dass unser easyJet Flug gerade mal 140 Euro (inklusive Aufgabegepäck!) gekostet hat.

Ich bin hin und her gerissen. Wir diskutieren kurz und entscheiden dann ganz klar: sofort buchen, bevor die Plätze weg sind. Gesagt getan. Die 930 Euro schmerzen allerdings extrem. Ob wir davon wohl auch nur einen Cent über eine mögliche Entschädigung wiedersehen werden? Wir sind uns nicht sicher. Aber Hauptsache, wir kommen heute irgendwie nach Hause. Eine ungewollte Verlängerung der Reise ist aufgrund von Arbeit und Schule definitiv keine Option.

Als nächstes buche ich mir Bahntickets von Frankfurt nach Basel. Nochmal 185 Euro weg. Erst später kommt mir der Einfall, dass wir per Rail&Fly Option über die Lufthansa da vielleicht ein wenig hätten sparen können. Shit happens. Wir reservieren natürlich auch Sitzplätze – denn zum Urlaubsende wird von Frankfurt aus in den ICEs sicher die Hölle los sein.

Wir sind erstmal erleichtert. Einer Heimreise noch heute scheint nun nichts mehr im Weg zu stehen.

Dass dieser Tag noch weitaus mehr Aufregung für uns bergen wird, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Am Flughafen Madrid

Als wir um kurz vor 8 Uhr am Flughafen sind – das Frühstück im Hotel fiel kurz aus; mir war der Appetit gründlich vergangen – stehen wir vor der Anzeigetafel und staunen. Unser easyJet Flug ist der einzige Flug, der an diesem Tag gestrichen wurde.

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Wie bitte kann das also am Wetter des Vortages liegen, wie easyJet in der App uns gegenüber behauptet?

Sehr merkwürdig!

Aber erstmal bei Lufthansa einchecken. Wir haben noch gar nicht an die Sitzplätze gedacht. Wo wir wohl im Flieger verteilt sein werden? Als wir nach einigem Anstehen unsere Koffer einchecken und unsere Bordkarten erhalten, staunen wir erneut. 3 Plätze nebeneinander?! Wow, das ist doch mal eine positive Neuigkeit. Ich vermute, da hat sehr kurzfristig eine andere 3er Partie die Flüge storniert oder verpasst. Nun, uns soll’s recht sein.

Security läuft wie üblich und dann heißt es erstmal Warten auf die Gate Bekanntgabe. Ich sehe mir derweil die Anzeigetafel der Flüge an – nach wie vor keine anderen Flugbeeinträchtigungen. Das nährt unsere Hoffnung, dass da etwas nicht stimmt und wir eine Chance auf Entschädigung haben. Was dagegen spricht – und das wird mir bei der Recherche schnell klar – wir hätten eventuell erst mit easyJet Kontakt aufnehmen müssen, um eine Chance auf Erstattung der Kosten zu haben. Hätten wir von der Annullierung am Vortag erfahren, hätten wir das auch sicher getan – so haben wir aufgrund der Kurzfristigkeit leider keine andere Chance gesehen, als direkt selbst für unseren Heimweg zu sorgen.

Nun ja, als wir um kurz nach 12 mit ein wenig Verspätung an Bord der Maschine gehen dürfen, ist uns das erst einmal egal.

Wir sind erleichtert, dass wir noch heute nach Hause können.

Mit Lufthansa nach Frankfurt

Als die Maschine voll ist und die Türen geschlossen werden, kommt plötzlich eine weniger gute Nachricht aus dem Cockpit. Der Pilot erklärt uns, dass wir statt um 12.55 Uhr erst um 14.03 Uhr starten dürfen. Solange bittet man uns um Geduld.

Argh! Das wäre an sich nicht so schlimm, würde es nicht bedeuten, dass wir unseren gebuchten Zug in Frankfurt nicht bekommen werden. Ich checke also schnell unsere Tickets und da fällt mir zumindest schon mal ein Stein vom Herzen. Ohne darauf geachtet zu haben, habe ich aus Routine mit Flex-Tarif gebucht, so dass wir auch jeden anderen Zug an diesem Tag auf gleicher Linie nutzen dürfen. Einzig unsere Sitzplatzreservierung ist für die Katz.

Nun ja, da wir noch am Gate stehen, zücke ich kurzerhand mein Handy, nehme den Flugmodus raus und buche uns Sitzplatzreservierungen auch im folgenden Zug. Auf die 9 Euro kommt es nun auch nicht mehr an.

Wir vertreiben uns nun die Zeit mit Lesen bis wir dann schließlich um 14 Uhr tatsächlich endlich starten.

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Der Flug verläuft ruhig und wir freuen uns, auch eine gute Mahlzeit und Getränke serviert zu bekommen. Es ist im Grunde das erste richtige Essen, das wir heute zu uns nehmen.

Unser Flieger startet durch

Als Frankfurt in Sicht kommt, macht sich innere Erleichterung breit. Ich lerne bereits die Zug und Wagennummern auswendig, falls es später fix gehen muss. Das Flugzeug geht immer tiefer. Die Landebahn kommt in Sicht. Und gerade als ich denke, Gott sei Dank, das wäre geschafft und die Maschine kurz vor dem Aufsetzen ist, startet die Maschine kraftvoll durch und zieht wieder hoch! Uns bleibt der Atem stocken. Schnell und steil geht die Maschine wieder hinauf. Der eben noch in Reichweite befindliche Boden weicht wieder großer Höhe.

Was zum Teufel war das?

Wir machen uns ernste Sorgen, wenngleich eine Stewardess uns wenig später zu beruhigen versucht, dass so etwas völlig normal sei und häufiger vorkommt, als man gemeinhin denkt.

Nun, für uns war es trotz vieler Flüge der erste Mal und die Worte der Stewardess können uns keinesfalls beruhigen.

Nervös und Stoßgebete aussendend verfolgen wir, wie wir weitere 20 Minuten um den Flughafen kreisen, bevor es erneut zum Landeanflug geht. Ich nehme derweil schon mal meine Speicherkarten aus Kamera und Rucksack, um im Falle einer Evakuierung wenigstens meine Fotos zu retten. Der Rest der Ausrüstung ist versichert und ersetzbar.

Als wir erneut über der Landebahn sind, setzen wir nun tatsächlich auf – allerdings mit einem ungewohnten Quietschen und einem kleinen, aber heftigen Schlingern. Dann aber rollt die Maschine aus und endlich sind wir sicher: Alles wird gut!

Hilfreiche Tipps gegen Flugangst

Zwar ist uns kotzübel und wir sind alle ein wenig am Zittern, aber nun sind wir tatsächlich in Deutschland auf sicherem, heimatlichen Boden.

Gott sei Dank!

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Wieder in Deutschland

Ich bin nicht wirklich gläubig, aber in solchen Momenten bete und bedanke ich mir trotzdem – auch wenn ich just heute im Flugzeug Dan Browns „Origin“* ausgelesen habe. Wer das Buch kennt, weiß, worauf ich anspiele.

Oh man, was für ein Tag. Beim Blick auf unsere Sitzreihe fällt mir auf, dass wir in der 31 sitzen, die umgekehrt die 13 ergibt. Unser Flug, die 1113 – irgendwie kreisen in solchen Momenten echt merkwürdige Gedanken in meinem Kopf herum.

Wenig später stehen wir am Gepäckband und witzeln bereits, dass sicher unser Gepäck auch verloren gegangen ist. Würde irgendwie zum heutigen Tag passen.

Allerdings – trotz langer Wartezeit auf die Koffer unserer Maschine – purzeln dann tatsächlich beide Koffer innerhalb der ersten 6 Gepäckstücke aufs Band.

Mein erster Gedanke – genug Unglück für einen Tag. Jetzt hat sich das Blatt gewendet!

Stress in der Bahn

Auf unseren Zug müssen wir nun noch etwa 30 Minuten warten. Als wir vorn am Bahnsteig stehen – unser Abteil ist das erste im Zug – kommt natürlich kurz vor Einfahrt die Durchsage, dass der Zug in umgekehrter Wagenreihung einfahren wird. Nun ja, ist klar. Wir hetzen also zurück und steigen ein.

Als wir an unseren reservierten Plätzen ankommen, sitzen da Leute und auch unsere reservierte Strecke ist nicht ausgezeichnet.

Prima! Geht das denn heute nie zu Ende?

Wir suchen uns vorübergehend freie Plätze, die erst ab Mannheim reserviert sind und hoffen darauf, bald den Schaffner zu sehen.

Und nun haben wir wieder Glück, keine 10 Minuten später taucht er auf. Ich schildere ihm unser Problem, zeige ihm die Reservierung und er bittet höflich, aber bestimmt, die Fahrgäste auf unseren Plätzen darum, Platz zu machen.

Was für ein Auf und Ab der Gefühle am heutigen Tag!

Endlich sitzen wir im Zug Richtung Freiburg, müssen nicht mehr umsteigen und sind uns alle 3 einig, dass wir einen solchen Reisetag noch nicht erlebt haben.

Dummerweise steht unser Auto aber noch in Basel am Flughafen.

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Flughafen Basel

Wir beschließen, uns zu trennen. Susi & Lucas steigen in Freiburg mit den Koffern aus, während ich weiter nach Basel fahre.

Noch im Zug lade ich mir die App für das Öffentliche Verkehrsnetz in der Schweiz herunter und organisiere mir ein Ticket vom Bahnhof Basel SBB bis zum EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg, um später nicht noch mehr Zeit zu verlieren.

Als ich um 20.47 Uhr am Endbahnhof ankomme, eile ich Richtung Ausgang und erwische direkt noch den gerade im Abfahren begriffenen Bus. Mein Ticket per Handy vorzeigend, steige ich ein und falle erschöpft in einen Sitz.

Jetzt gibt es eigentlich nur noch ein Problem: Unser Auto haben wir per Vorab-Reservierung auf dem Schweizer Parkplatz bis 15 Uhr bezahlt und abgestellt. Da bin ich nun drüber. Was wohl der Spaß kosten wird?

Als ich vor dem Flughafengebäude aussteige – es ist inzwischen 21.15 Uhr – eile ich zum Kassenschalter, der natürlich leer ist. Eigentlich wollte ich keinesfalls den Automaten benutzen, denn als wir ankamen und auf dem Parkplatz einfuhren, kam sofort eine Parkkarte aus dem Automaten, noch während ich dabei war, die Online Reservierung in Richtung Scanner zu halten. Ob das also wohl geklappt hat?

Was wird gleich als Preis erscheinen? 8 Euro? 120 Euro? Keine andere Wahl habend, schiebe ich das Ticket ein und .. wow! Mir prangt der Satz entgegen, dass ich nichts zu bezahlten hätte?! Wie jetzt? Ich traue dem Frieden nicht und schiebe das Ticket noch einmal hinein. Wieder das gleiche Ergebnis.

Nicht lange fackelnd, schnappe ich mir das Ticket und eile zum recht weit entfernten Parkplatz S13, wo wir unser Auto abgestellt haben.

Manchmal muss man auch einfach Glück haben. Ich schaue dem geschenkten Gaul jedenfalls nicht ins Maul und kreise 5 Minuten später einmal um unser Auto, um nach Beschädigungen zu schauen. Und Taataa .. nichts!

Ich steige ein, drehe den Schlüssel rum, trete die Kupplung und will anfahren – da heult einfach nur der Motor auf. Panik. Ein zweiter Versuch. Wieder das gleiche. Dann erst wird mir bewusst, ich muss die Kupplung viel mehr kommen lassen. Die letzten 4 Tage auf La Palma hatte ich einen Wagen mit extrem empfindlichen Gas- und Kupplungspedal, der schon nach vorn schoss, wenn ich das Pedal nur berührte. Das noch in den Füßen habend, probiere ich nun die Kupplung viel mehr kommen zu lassen und siehe da, der Wagen rollt an. Zwar heult der Motor dabei nochmal kräftig auf, so dass jemand, der das mitbekommt wohl zwangsweise denken muss, was für ein Anfänger oder gar Autodieb.

Aber egal, ich rolle nun davon und wie auf Schienen über die Autobahn heim.

Endlich daheim

Um 22 Uhr geht dabei nun auch meine Reisetag endlich zu Ende.

Was für ein Tag! So viele Auf und Abs, Pleiten, Pech und Pannen, die sich dann wiederum mit Glücksmomenten abwechselten, hatten wir auch noch nie.

Erschöpft und müde fallen wir in unsere Betten und sind einfach nur froh, endlich daheim zu sein. Gesund, heil und samt allem Gepäck.

Um die Kosten für unsere alternative Heimreise, die uns mehr als 1.000 Euro zusätzlich gekostet hat, werden wir uns ab morgen kümmern. Ich bin gespannt, wie sich easyJet verhalten wird und ob wir den einen oder anderen Cent wieder sehen werden!

Wie wir unser Geld zurückbekamen

 

Alle Reiseberichte unserer Spanien Reise in der Übersicht:

Tag 1 – Der Palacio Real in Madrid & andere Sehenswürdigkeiten
Tag 2 – Bahnhof Atocha, Retiro-Park & Ronaldo von Real Madrid
Tag 4 – La Palma – ein schickes Hotel, Bananen ohne Ende & Lava
Tag 5 – Wandern auf La Palma – verrücktes Wetter auf den Kanaren
Tag 6 – La Palma – Aussicht vom Roque de los Muchachos
Tag 8 – Flug gestrichen – ein Tag voller Pleiten, Pech und Pannen!

Ich freue mich über Feedback und beantworte dir gern deine Fragen zu Madrid und La Palma!