Ich habe mir Gedanken gemacht zum Thema Weltreise mit Kind und auf verschiedenen Blogs zu dem Thema recherchiert. Wie unsere Meinung zum Thema ausfällt und warum für uns eine Weltreise mit Kind eher nicht in Frage kommt, erfährst du in diesem Artikel.
Übersicht
- Weltreise mit Kind – geht das?
- Finanzierung einer Weltreise mit Kind
- Sicherheitsaspekte bei Langzeitreisen mit Kind
- Lernen & Lehren
- Freizeitgestaltung
- Kinder sind pingelig beim Essen
- Übernachtungen mit Kind
- Soziale Bindungen und das Wohl des Kindes
- Kinder haben schneller Heimweh
- Kinderarzt und Krankheiten
- In welchem Alter macht eine Weltreise mit Kind Sinn?
- Weltreise trotz Schulpflicht in Deutschland – ist das möglich?
- Die Schule spielt nicht mit – und nun?
- Wie können Kinder von einer Weltreise profitieren?
- Tipps für die Weltreise mit Kind
- Warum wir uns gegen eine Weltreise mit Kind entschieden haben
- Fazit zur Weltreise mit Kind
- Bisher erschienene Artikel zur Weltreise Planung
Weltreise mit Kind – geht das?
Wir träumen nun schon länger von unserer Weltreise und aus unterschiedlichen Gründen wird sie sicher auch noch eine Zeit lang ein Traum bleiben. Eine Frage, die wir uns früh gestellt haben, war die folgende:
„Ist eine Weltreise mit Kind möglich“?
Die grundsätzliche Antwort, die wir darauf gefunden haben, lautet:
„Ja, das ist möglich.“
Warum wir trotzdem unsere Weltreise bis auf das Ende der Schulzeit von Lucas legen werden, dazu gleich mehr.
Eine Weltreise an sich ist schon ein großes Vorhaben, das gut überlegt sein möchte. Kommen Kind oder Kinder hinzu, hat eine solche Langzeitreise gleich noch einmal eine ganz andere Dimension – und das in vielerlei Hinsicht. Auf die wichtigsten Aspekte möchte ich mit ein paar Gedanken nachfolgend eingehen.
Finanzierung einer Weltreise mit Kind
Natürlich ist eine Weltreise mit Kind zunächst einmal definitiv teurer als eine Reise ohne Kind. Flugtickets, Essen, Unterhaltungsprogramm, Übernachtungen in größeren Zimmern – all das kostet einfach mehr, als wenn du allein oder zu zweit unterwegs bist.
Sicherheitsaspekte bei Langzeitreisen mit Kind
Als Erwachsener kannst du in der Regel ganz gut auf dich selbst aufpassen, kannst Risiken gut einschätzen und weißt im Notfall, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Wenn du mit einem Kind in einem fremden Land unterwegs bist, sieht das schon ein wenig anders aus. Du musst dich über die Sicherheitslage im jeweiligen Land informieren, solltest geeignete Unterkünfte einplanen und musst unter Umständen auf das Bereisen bestimmter Gebiete, Städte oder gar ganzer Länder verzichten. Dazu kommt noch die erhöhte Aufmerksamkeit, die du immer walten lassen solltest, denn Kinder sind nun mal Kinder.
Lernen & Lehren
Monate lang auf Weltreise unterwegs zu sein, kann für ein Kind natürlich eine tolle Erfahrung sein. Aber im Falle eines schulpflichtigen Kindes heißt es auch, dass das Kind viel Stoff in der Schule verpasst. Natürlich gibt es Wege, das zu organisieren und das Unterrichten selbst zu übernehmen. Aber das ist für jemand, der nicht gerade ausgebildeter Lehrer ist, nicht unbedingt einfach. Es erfordert Disziplin, Organisationsvermögen und entsprechenden Zeitaufwand und sollte zudem eng mit der jeweiligen Schule abgesprochen sein.
Freizeitgestaltung
Kinder haben eine ganz andere Vorstellung von Freizeitgestaltung als wir Erwachsene. 4 Tage auf einer einsamen Insel mögen da unter Umständen ebenso wenig ankommen, wie das stundenlange Erkunden fremder Städte. Für Kinder musst du dir auf Reisen in der Regel immer etwas einfallen lassen. Und auf einer langen Reise, wirst du da einiges an Kreativität aufbringen müssen, um die Reise nicht nur für dich, sondern auch für den Nachwuchs angenehm und interessant zu gestalten. Das ist sicher keine unlösbare Aufgabe, aber in bestimmten Situationen doch auch eine Herausforderung und oft auch eine Frage finanzieller Ressourcen, wenn ich da beispielsweise an Eintrittsgelder & Co. denke.
Kinder sind pingelig beim Essen
Wer Kinder hat, weiß in der Regel, dass Kinder sehr genau wissen, was ihnen schmeckt und was nicht. Nicht jedes Kind ist experimentierfreudig. Und je fremder das Essen, desto höher eventuell auch der Frust und die Ablehnung des Angebotenen. Soll nicht heißen, dass das ein k.o. Kriterium ist – aber was ich damit sagen möchte, ist, dass du das berücksichtigen solltest.
Übernachtungen mit Kind
Schon kurz erwähnt – in meinen Augen ist es wichtig, feste und gute Unterkünfte aufzusuchen, wenn du mit Kind unterwegs bist. Dir mag ein Leben als Backpacker vielleicht gefallen – das heißt aber noch lange nicht, dass deinem Kind das auch so geht. Mal eben „irgendwo einfach übernachten“ wird nicht funktionieren und wäre dem Kind gegenüber auch weder fair noch gut. Auch hier spielt natürlich der Sicherheitsaspekt eine wichtige, zu bedenkende Rolle.
Soziale Bindungen und das Wohl des Kindes
Einer der für mich wichtigsten Aspekte ist genau diese Frage. Frage dich, ob es deinem Kind gut tun wird, Freunde, Familie und Verwandte längere Zeit nicht zu sehen. Bei einem Kind im Vorschulalter bleibt unter Umständen das Erlernen wichtiger sozialer Strukturen und Verhaltensweisen auf der Strecke. Für ein Kind im schulpflichtigen Alter bedeutet eine Langzeitreise das Verlassen des Klassenverbandes und der Verlust von Freunden. Wenn’s blöd läuft, ist dein Kind im Anschluss an diese Reise ein Außenseiter oder wird gar gemobbt, weil es unter Umständen ein Schuljahr wiederholen muss.
Kinder haben schneller Heimweh
Auch über das Stichwort Heimweh solltest du gut nachdenken. Was war die längste Zeit, die du bisher mit deinem Kind unterwegs warst? Ist dein Sprössling vielleicht anfällig für Heimweh? Kinder haben deutlich schneller und mehr Heimweh als wir Erwachsene. Wie wird dein Kind mit einer solchen Situation umgehen? Was tust du, wenn du feststellst, dass dein Kind zunehmend unglücklicher wird und wieder heim möchte?
Kinderarzt und Krankheiten
Eine Reiseapotheke hat heutzutage natürlich jeder in der Regel im Koffer. Beim Reisen mit Kindern kommt da aber noch einmal eine ganze Menge hinzu. Zudem musst du bedenken, dass du nicht in jedem Land der Welt sofort die medizinische Versorgung findest, die du von Deutschland her gewohnt bist. Kinder sind oftmals anfälliger als Erwachsener gegen Krankheiten und brauchen unter Umständen schnellere und gezieltere Versorgung oder Hilfe als ein Erwachsener. Und auch das Impf-Thema möchte natürlich gut durchdacht und mit einem Kinderarzt abgesprochen sein. Welche Impfungen sind sinnvoll und welche möchtest du deinem Kind zumuten? Darüber solltest du dir gut Gedanken machen und dich entsprechend beraten lassen.
In welchem Alter macht eine Weltreise mit Kind Sinn?
Ich habe viele Blogs und Berichte zu dem Thema gelesen und ich glaube, grundsätzlich ist es mit einem Kind in jedem Alter möglich, eine Weltreise zu machen. Ein „bestes Alter“ gibt es dafür sicher nicht. Es gibt Paare, die mit Kleinstkindern eine herrliche Zeit hatten. Ich persönlich glaube, dass das Jahr vor der Einschulung vielleicht noch der beste Zeitpunkt ist. Wenn das Kind leistungsstark und lernwillig ist und die Eltern die entsprechende Disziplin mitbringen, dann mag auch das Reisen während der Schulzeit eine Möglichkeit sein. Eine Pauschalaussage lässt sich da aber sicher nicht treffen.
Weltreise trotz Schulpflicht in Deutschland – ist das möglich?
Aber nun mal auf die Gesetzeslage geschaut. Geht das in Deutschland überhaupt? Macht nicht die Schulpflicht jedwede Reisepläne zunichte? Nun im Regelfall wird genau das der Fall sein. In Deutschland herrscht nämlich nicht nur „Bildungspflicht“ wie in vielen anderen Ländern, sondern tatsächlich Schulpflicht. Das bedeutet, dass eine staatlich anerkannte Schule besucht werden muss.
Eine Beurlaubung ist in der Regel nur aus „wichtigem Grund“ oder in einem „besonders begründeten Ausnahmefall“ möglich. Ein Anrecht darauf gibt es nicht. Auch haben die einzelnen Bundesländer diesbezüglich durchaus unterschiedliche Regelungen – denn verankert ist das Ganze in der jeweiligen Landesverfassung.
Die einzige Chance besteht darin, höflich bei der jeweiligen Schule nachzufragen und ein entsprechendes Gespräch zu suchen. Nur wenn die entsprechenden Lehrer und die Schule als Ganzes davon überzeugt werden können, dass ein solches Vorhaben sich nicht nachteilig auf das Kind auswirken werden, wird die Anfrage überhaupt eine Chance haben. Dass es möglich ist, zeigen vereinzelte Beispiele, die man auf einigen Blogs findet. Das wird allerdings weder die Regel sein, noch werden die Schulen das an die große Glocke hängen. Denn keine Schule schafft gern einen Präzedenzfall.
Die Schule spielt nicht mit – und nun?
Nun gibt es eigentlich nur noch 2 Möglichkeiten – und keine von beiden möchte ich empfehlen. Die erste wäre ein Schulwechsel – möglicherweise sogar in ein anderes Bundesland. In dem Fall solltest du aber genau vorher abklären, ob die neue Schule denn die Ausnahmegenehmigung erteilen wird. Denn sonst steht nach einem Wohn- und Schulwechsel, viel Stress und Aufwand am Ende vielleicht erneut die Verweigerung – auch der neuen Schule.
Die einzige dann noch verbleibende Möglichkeit ist eine Abmeldung aus Deutschland und die Aufgabe des Wohnsitzes. Das geht aber auch einher mit dem Verlust des Kindergeldes, der Krankenversicherung und vielen anderen Nachteilen und Behördengängen. Außerdem unterliegst du dann dem Gesetz des jeweiligen Landes – und in fast allen Ländern der Erde gibt es zumindest eine „Unterrichtspflicht“, die du aber unter Umständen auch selbst erfüllen kannst.
Hinweis: Eltern, die die Schulpflicht ihrer Kinder über längere Zeit nicht durchsetzen, machen sich in Deutschland straffällig und sind dafür auch bereits zu Gefängnisstrafen verurteilt worden!
Wie können Kinder von einer Weltreise profitieren?
Na klar hat so eine Weltreise mit Kind auch viele positive Aspekte für das Kind. Kinder werden selbstbewusster und offener gegenüber Neuem. Sie sind wissbegierig und beginnen durch die neuen Umgebungen, Kulturen und Länder mehr Fragen zu stellen, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen oder sich für Geschichte zu interessieren. Die Auseinandersetzung mit Armut und Reichtum kann sie mitfühlend machen. Und auch das Sozialverhalten kann profitieren. Letzteres kann aber genauso gut auch in die andere Richtung kippen. Denn fehlende Freundschaften und soziale Bindungen außerhalb der eigenen Familie und häufige Abschiede von gerade erst gemachten Bekanntschaften können auch negative Auswirkungen haben. Für besonders kontaktfreudige Kinder dagegen öffnen sich vielleicht ganz neue Welten. Englisch und andere Fremdsprachen werden gefördert oder führen gar zur Entdeckung oder Entwicklung eigener Sprachbegabungen. Nicht wenige Kinder, die nach einer Weltreise zurückkehren, zeigen verbesserte, teils verblüffende schulische Leistungen.
Tipps für die Weltreise mit Kind
- Prüfe, welche Reiseunterlagen du benötigst. Habe eine für dein Kind einen gültigen Reisepass, einen Impfpass und eine Internationale Geburtsurkunde dabei.
- Lass dich hinsichtlich notwendiger Impfungen auch für dein Kind beraten.
- Achte auf ausreichende Versicherung.
- Scanne wichtige Reiseunterlagen ein und habe eine Kopie online parat.
- Führe die wichtigsten Telefonnummern immer auch offline mit dir.
- Statte dein Kind mit einem Notfallarmband* aus.
- Lasse dein Kind mitentscheiden, wohin es geht und was ihr unternehmen wollt.
- Sei kreativ und habe immer eine Idee gegen Langeweile auf Lager.
- Lass andere wissen, wo ihr euch aufhaltet, so dass im Notfall jemand nach euch suchen kann.
- Habe immer eine finanzielle Reserve in der Rückhand, um niemals mittellos irgendwo zu stranden.
- Informiere dich beim Auswärtigen Amt zur Sicherheitslage im jeweiligen Land.
- Genießt die gemeinsame Zeit und nehmt euch Auszeiten, wann immer ihr sie braucht.
- Gib deinem Kind Halt und Geborgenheit, sorge für feste Strukturen und gemeinsame Rituale – soweit eben möglich.
Warum wir uns gegen eine Weltreise mit Kind entschieden haben
Für uns war relativ schnell klar – eine längere Weltreise mit Kind kommt für uns nicht in Frage. Als Lucas sehr klein war, kamen für uns nicht mal Flugreisen in Frage. Bis heute verstehe ich Eltern nicht, die ihrem Baby Langzeitflüge zumuten, um einfach nur einen schönen Urlaub machen zu können. Das mag mit einigen Kindern funktionieren, aber eben nicht mit der Mehrheit. In der Regel sind Babys und Kleinkinder alles andere als begeistert von solchen Flügen und äußern das zumeist auch lautstark.
Aber auch eine Weltreise im Alter von 4-6 war für uns kein Thema. Zu anstrengend wäre das für Lucas und für uns gewesen. Und so richtig davon etwas gehabt, hätte Lucas wohl auch nicht. Wenn schon Weltreise als Familie, dann sollte auch jeder etwas davon haben. Und ich persönlich glaube nicht, dass ein Kind in dem Alter schon bewusst viel davon mitnehmen kann. Zudem entwickeln sich auch in diesem Alter schon Freundschaften und Bindungen, die wir nicht aus egoistischen Gründen einfach hätten lösen wollen.
Das Gleiche gilt natürlich erst Recht für sein jetziges Alter. Lucas ist nun in der 6. Klasse, hat seinen Freundeskreis, seinen Sportverein und seinen Klassenverband, in dem er sich wohlfühlt.
Haben wir das Recht, ihn da herauszureißen? Wir finden nicht!
Schule ist für uns ein wichtiges Thema. Wir möchten, dass Lucas sich später frei für einen Beruf seiner Wahl entscheiden kann und ihm alle Möglichkeiten offen stehen. Wir möchten weder dafür verantwortlich sein, dass er nach einer Weltreise als Außenseiter endet, noch unsere Lust auf das Reisen vor seinem Wohl stellen.
Wir reisen trotzdem weiterhin viel und oft mit ihm. Waren schon zusammen in Nordamerika, Asien und Afrika unterwegs. Die Weltreise aber stellen wir zurück, bis er die Schule beendet hat. Dann kann auch er sich frei entscheiden, ob er mit uns auf Langzeitreise gehen möchte oder vielleicht auch nicht. Denn im Moment ist die Weltreise vor allem unser Traum – auch wenn wir natürlich alle 3 gern reisen und neue Länder entdecken.
Fazit zur Weltreise mit Kind
Weltreise mit Kind ist, wie ich finde, ein sehr schwieriges Thema. Letztendlich ist die Frage, ob es sinnvoll, möglich oder angebracht ist, auch nicht pauschal mit Ja oder Nein zu beantworten. Für uns ist das nichts. Aber das muss jeder ganz individuell für sich und seine Familie bzw. seine Lieben beantworten.
Ich persönlich finde es dabei aber sehr wichtig, ernsthaft und bewusst im Wohle des Kindes zu entscheiden und eigene Wünsche, Träume und Begehrlichkeiten hinten anzustellen.
In meinen Augen sollte die Frage niemals „Ist eine Weltreise auch mit / trotz Kind möglich?“ lauten, sondern eher „Profitiert mein Kind von einer Weltreise und ist sie auch in seinem Sinne?“.
Und diese Frage muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Ich möchte dir neben diesen, meinen Gedanken noch – ganz wertungsfrei – ein paar Artikel zu dem Thema mit auf den Weg geben. Sie zeigen Familien und Menschen, für die eine Weltreise mit Kind funktioniert hat oder immer noch funktioniert.
- www.lilies-diary.com
- www.welt.de
- www.travelbook.de
- www.zeit.de
- www.spiegel.de
- www.t-online.de
- www.freileben.net
- levartworld.de
- sechspaarschuhe.de
- kidsontheroad.de
- www.weltnah.com
Trotzdem habe ich beim Lesen des einen oder anderen Artikels auch das Gefühl, dass es hier vor allem um den Traum der Eltern geht und das Wohl des Kindes nicht immer wirklich im Vordergrund steht. Ich stehe dem Thema durchaus kritisch gegenüber, kenne aber auch Fälle, wo es einfach passt und wo die ganze Familie diesen tollen Traum lebt.
Auf der anderen Seite frage ich mich gerade in den Fällen, in denen es sich nicht nur um eine zeitlich begrenzte Weltreise (maximal 1 Jahr) handelt, was wohl eines Tages die Antwort der Eltern sein wird … Was werden sie antworten, wenn der dann junge Erwachsene feststellt, dass der Lebensweg, den die Eltern ihm vorgegeben haben, nicht der seine ist und ihm vielleicht einige Wege verbaut sind (z.B. ein Studium oder Berufe, in denen ein guter Schulabschluss oder gar Abitur erwartet wird)?
Ist es im Sinne meines Kindes, wenn ich ihm die eigene Entscheidung, aus einem System „auszusteigen“ aufzwinge, ohne dass es die Wahl hat, sich dagegen zu entscheiden? Ist es gut und richtig, mit einem Kind „umherzuziehen“ – potentiell ohne zu wissen, wie es am nächsten Tag weitergehen wird und ohne ihm die Sicherheit geben zu können, die es vielleicht braucht?
Spannende Fragen, oder?
Bisher erschienene Artikel zur Weltreise Planung
Der Traum von der Weltreise
Die Entscheidung für eine Weltreise
Der Zeitpunkt einer Weltreise
Die Dauer einer Weltreise
Die Finanzierung einer Weltreise
Was ist deine Meinung zu dem Thema? Warst du gar selbst schon mit Kindern auf Weltreise oder hast es vor? Erzähle mir davon!
Hi Michael,
spannender Artikel. Ja, ich denke auch, dass „Weltreise um jeden Preis“ nicht sein sollte.
Wir sind mit unserer Tochter (damals fünf Jahre alt) ein halbes Jahr zusammengereist – davon zehren wir noch heute als Familie. Bei uns liegt der Fokus tatsächlich auf dem Beisammensein und dem Entdecken der Welt.
Wir werden nun (sie ist jetzt in der 2. Klasse) für ein halbes Jahr nach Neuseeland gehen. Sie wird dort in die Schule gehen, hat also ihre sozialen Kontakte. Ich sehe es als Geschenk und Möglichkeit. Das Schulwissen kann ich mir aneignen, eigene Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse habe ich meist im Tun und beim Erkunden der Welt. Gemeinsam. Wir haben zu dritt die Reise geplant. Das sie in der Schule nach der Rückkehr nicht mehr mitkommt, können wir uns gerade nicht vorstellen bzw. ist kein Argument, um dieses Erlebnis nicht wahr werden zu lassen.
Herzliche Grüße
Hallo Annika,
Das sind mit Sicherheit großartige Erfahrungen, von der auch eure Tochter in ihrer Entwicklung sehr profitieren wird. Letztlich hängt sowas auch immer an der jeweiligen Persönlichkeit. Klasse, dass das bei euch schon bei der ersten Reise so ein tolles Erlebnis war und ganz viel Spaß bei der Fortsetzung in Neuseeland. Erzähl mal später, wie es war. Würde mich interessieren!
Lieben Gruß & eine tolle Zeit,
Michael
Lieber Michael,
ich schaue ja immer mal wieder auf deinen Seiten nach dem aktuellen Stand eurer Weltreisepläne, aber diesen Beitrag zur Weltreise mit Kind habe ich erst heute entdeckt.
Ich denke auch, dass so eine Entscheidung letztendlich immer sehr individuell ausfallen sollte. Unsere Erfahrungen mit längeren Auszeiten zusammen mit unseren Kindern sind fast ausschließlich positiv. Als sie 3 und 5 waren bereisten wir für 3 Monate Neuseeland. Da gab es kein Heimweh, wir hatten einfach nur eine fantastische Zeit zusammen. Locker hätten wir damals noch lange weiterreisen können. Und auch die lange Anreise haben die Kinder damals weitaus besser weggesteckt als wir Erwachsene. Ich denke, als Eltern kennt man seine Kinder gut genug, um das letztendlich einigermassen gut einschätzen zu können.
Beim Reisen mit Kindern sollte man natürlich immer ein etwas anderes Tempo haben, obwohl bei uns auch wir Erwachsene nichts gegen slow travel haben.
2017/18 haben wir in 9 Monaten Hongkong, Neuseeland, einen kleinen Teil Australiens und Japan bereist. Das war gerade so richtig. Mehr hätte ich in diese Zeit nicht reinpacken wollen. Ok, wir sind eh nicht die gesamte Zeit gereist, da wir in NZ enige Monate vor Ort waren, für Arbeit und einen kürzeren Schulbesuch der Kinder. Wir haben damals zum Glück ohne jegliches Wenn und Aber von unserer Schule hier zuhause das Ok für die Reise bekommen. Wir wohnen ja in Schweden, aber auch bei uns gilt wie in Deutschland eine strenge Schulpflicht.
Die Schule hatte überhaupt keine Bedingungen an uns gestellt (und verlangte keinen Nachweise), und trotzdem konnten die Kinder nach der Reise wieder in ihre ursprünglichen Klassen zurückkehren (zu Beginn der Reise waren die Kinder 10 und 12 Jahre alt). Leistungsmässig war das überhaupt kein Problem. Ich kann mich noch gut an die Verabschiedung der Kinder in der Schule erinnern, als die Klassenlehrerin unserer Tochter meinte „Genieße die Zeit und denke nicht an die Schule hier zuhause.“!
Ehrlicherweise muss man sagen, dass unsere Kinder erst überhaupt nicht begeistert waren von der Idee, für eine längere Zeit unser gewohntes Zuhause und alle ihre Freunde zu verlassen. Und das obwohl sie schon recht reiseerfahren waren. Aber die Unruhe legte sich recht schnell und wir konnten alle die Zeit in vollen Zügen genießen. Unsere Kinder hatten sich Schulbücher und ihre Schulelaptops mitgenommen, aber ausser Mathe wurde eigentlich nicht wirklich Schule gemacht. Und den Stoff in Mathe hatten sie in kürzester Zeit durchgearbeitet. Aber die Erkenntnis, dass individuelles Lernen oder Lernen in Kleingruppen einfach oft effektiver verläuft, ist ja nicht neu.
Wir können jedenfalls für uns rückblickend sagen, dass die Monate auf Reisen den Kindern mindestens so viel gebracht haben fürs Leben, als es die entsprechende Zeit in der Schule getan hätte.
In den letzten Jahren haben wir schon desöfteren über einen vorübergehenden Umzug in ein anderes Land nachgedacht, aber letztendlich alle Angebote ausgeschlagen, da die Kinder nun im Teenageralter wirklich nicht mehr weg wollen. Aber diskutiert wird das bei uns regelmässig.
Eine regelrechte Weltreise finde ich persönlich ja heute gar nicht mehr so attraktiv – ausser man ist mehrere Jahre unterwegs. In Zeiten des Klimawandels müssen wir unser Reiseverhalten ja alle überdenken, weshalb ich auch jetzt für slow travel und weniger ist mehr plädiere – egal ob mit oder ohne Kinder (aber das ist ja ein ganz anderes Thema).
Sicherheitsfragen und medizinische Probleme sind ja auch nochmal ein Thema für sich. Wir hatten schon auf mehrere Reisen kleine medizinische Probleme, die wir dann vor Ort lösen mussten (da half es auch nur bedingt, dass der Papa Kinderarzt ist). Und zu viel Planung nimmt einem auch eine gute Portion Flexibilität.
Aber wie gesagt, letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn am besten passt. Aber es ist ein spannendes Thema, über das man viel diskutieren kann.
Ich wünsche euch jedenfalls, dass eure Pläne noch irgendwann in Erfüllung gehen – ob mit oder ohne Kind.
Bis dahin alles Gute und viele Grüße aus dem hohen Norden,
Hartmut
Danke für den wertvollen Beitrag. Bin auch schon am grübeln, wie das Reisen mit Kind irgendwann mal wird.
Ein Arbeitskollege bekommt das sehr gut hin, was sehr motivierend ist :-)
Hallo Max,
Vielen Dank für dein Feedback. Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt!
Lg Michael
Hallo Michael,
vielen Dank fürs verlinken! Ich kann deine Bedenken zwar verstehen, aber unserer Erfahrung nach, war eine Weltreise das beste, was unseren Kindern geben konnten. Sie haben viel mehr gelernt, als sie je in einem Jahr in der Schule lernen würden. Sie sind viel neugieriger geworden, weltoffener und haben kaum noch Vorurteile. Dazu sind sie extrem selbstbewusst geworden und können sich völlig frei und ohne Probleme auf Englisch unterhalten. Natürlich haben sie auch viel Stoff in der Schule verpasst, aber das sehe ich eigentlich locker. Unsere Zweitälteste z.B. war in Deutschland in der zweiten Klasse vor unserer Reise. Danach ist sie in Norwegen in die Fünfte gekommen, weil es hier zählt, in welchem Jahr man geboren ist (nicht in welchem Schuljahr, wie in Deutschland).
Also hat sie eigentlich zwei Jahre verpasst. Der Anfang war zwar etwas schwer für sie, vor allem auch weil sie auch lernen musste Norwegisch (ihre Muttersprache) zu schreiben, aber nach etwa sechs Monaten war sie bereits einer der besseren Schüler ihrer Klasse.
Ich persönlich denke, dass die Schule extrem ineffizient ist und ich sehe sie deswegen fast eher wie eine Betreuungseinrichtung, bei der man nebenbei ein wenig lernt. Das meiste, was unsere Kinder dort lernen, vergessen sie ja innerhalb kürzer Zeit. Das, was bleibt rechtfertigt meiner Meinung nach überhaupt nicht, all die langweiligen Stunden, die sie auf der Schulbank verbringen müssen.
So, das ist meine Meinung zu diesem Thema.
Zu den anderen Sicherheitsaspekten. Wir haben nur grob geplant. Hatten nur ein Oneway-Ticket nach Bangkok und haben von dort aus mit unseren vier Kindern spontan entschieden. Hat alles super geklappt. Die Welt ist nicht ansatzweise so gefährlich, wie wir denken. Die Risiken, von denen man spricht, sind meistens minimal. Unsere Vorurteile kommen halt von den Nachrichten und die sind halt immer negativ. Wenn dort was über Thailand erzählt wird z.B. dann nur über Touristen, die ermordet wurden oder so etwas.
In der Regel klappt alles im Ausland ganz gut. Und Ärzte, Krankenhäuser und Medikamente gibt es auch überall.
Wenn man sehr auf Sicherheit aus ist, kann man sich so etwas vielleicht schwer vorstellen. Einfacher haben es die naiven optimisten (wie wir), die es einfach machen ohne viel zu sehr nachzudenken.
Die Reise war zwar oft auch anstrengend, aber für uns war es definitiv die beste Entscheidung unseres Lebens. Und nicht nur für uns Eltern, sondern in erster Linie für die Kinder!
Liebe Grüße,
Thor
Hallo Thor,
Vielen Dank für dein ausführliches Feedback. Wow, das mit den schulischen Leistungen finde ich echt beeindruckend! 2 Jahre verpasst, fremde Sprache und trotzdem kein Problem – das ist wirklich ein tolles Argument für die Weltreise mit Kindern. Die Frage, die ich mir stelle – ist das eine Ausnahme? Ist das auch valide für längere Zeiträume als 1-2 Jahre? Spannendes Thema!
Beim Thema Sicherheit stimme ich dir aber voll zu. Ich glaube auch, dass viele Ängste auf Vorurteilen und einseitige Berichterstattungen basieren.
Lg Michael
Spannendes Thema, hat mich natürlich sofort angesprochen :-) Ich finde es sehr gut, wenn man sich lange Gedanken über so einen Schritt macht, bevor man ihn dann tut. Und es kommt ja wirklich immer auf die Familie an.
Die Frage, ob ich denn keine Angst habe, dass Miriam mir irgendwann meine Entscheidung zum Vorwurf macht und sich ein konventionelleres Leben wünschen würde bekomme ich natürlich auch oft gestellt. Dann verweise ich aber immer auf meine eigene Kindheit: Ich hab mir immer gewünscht, im Ausland zu leben und hab Diplomatenkinder sehr beneidet. Ich fand mein Leben immer zu langweilig. Für meinen beruflichen Weg hätte mir das sehr viel gebracht, viel dass ich mir jetzt erarbeiten musste hätte ich sonst schon mitgebracht. Aber deshalb bin ich ja nicht wütend auf meine Eltern oder nehme es ihnen übel. Eltern treffen eben Entscheidungen, und solange man dabei das Kindswohl nicht vergisst kommen die Kinder damit auch klar denke ich.
Einige feste Bindungspersonen und eine Basis zu haben ist uns aber auch sehr wichtig, so hat Miriam beides, das Leben unterwegs und ein zu Hause.
Ich glaube, am Ende gibt es da kein richtig oder falsch. Jede Familie ist anders, und für einige klappt das super und für andere nicht. Genauso wie der Gedanke so zu leben wie ich die meisten meiner Schulfreundinnen nervös macht, so macht mich der Gedanke ein Haus zu kaufen nervös – jeder ist eben anders. Und solange es alles gut dabei geht ist jeder Weg in Ordnung denke ich.
Hallo Eva,
Lieben Dank für deine Gedanken zu dem Thema. Ich stimme dir vollkommen zu – diese Entscheidung muss jeder für sich treffen. Eine Pauschalisierung macht wenig Sinn. Solange es sich für einem selbst gut anfühlt und man sich gut überlegt, was man warum tut oder nicht, kann die Entscheidung kaum falsch sein. Wichtig ist meiner Meinung einfach, das Kindswohl immer in den Vordergrund zu stellen und die eigenen Wünsche und Träume eben manchmal auch einfach hinten an zu stellen – egal ob auf Weltreise oder eben nicht.