Ich habe mir Gedanken gemacht zum Thema Weltreise mit Kind und auf verschiedenen Blogs zu dem Thema recherchiert. Wie unsere Meinung zum Thema ausfällt und warum für uns eine Weltreise mit Kind eher nicht in Frage kommt, erfährst du in diesem Artikel.

Weltreise mit Kind – geht das?

Wir träumen nun schon länger von unserer Weltreise und aus unterschiedlichen Gründen wird sie sicher auch noch eine Zeit lang ein Traum bleiben. Eine Frage, die wir uns früh gestellt haben, war die folgende:

„Ist eine Weltreise mit Kind möglich“?

Die grundsätzliche Antwort, die wir darauf gefunden haben, lautet:

„Ja, das ist möglich.“

Warum wir trotzdem unsere Weltreise bis auf das Ende der Schulzeit von Lucas legen werden, dazu gleich mehr.

Eine Weltreise an sich ist schon ein großes Vorhaben, das gut überlegt sein möchte. Kommen Kind oder Kinder hinzu, hat eine solche Langzeitreise gleich noch einmal eine ganz andere Dimension – und das in vielerlei Hinsicht. Auf die wichtigsten Aspekte möchte ich mit ein paar Gedanken nachfolgend eingehen.

Finanzierung einer Weltreise mit Kind

Natürlich ist eine Weltreise mit Kind zunächst einmal definitiv teurer als eine Reise ohne Kind. Flugtickets, Essen, Unterhaltungsprogramm, Übernachtungen in größeren Zimmern – all das kostet einfach mehr, als wenn du allein oder zu zweit unterwegs bist.

Sicherheitsaspekte bei Langzeitreisen mit Kind

Als Erwachsener kannst du in der Regel ganz gut auf dich selbst aufpassen, kannst Risiken gut einschätzen und weißt im Notfall, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Wenn du mit einem Kind in einem fremden Land unterwegs bist, sieht das schon ein wenig anders aus. Du musst dich über die Sicherheitslage im jeweiligen Land informieren, solltest geeignete Unterkünfte einplanen und musst unter Umständen auf das Bereisen bestimmter Gebiete, Städte oder gar ganzer Länder verzichten. Dazu kommt noch die erhöhte Aufmerksamkeit, die du immer walten lassen solltest, denn Kinder sind nun mal Kinder.

Lernen & Lehren

Monate lang auf Weltreise unterwegs zu sein, kann für ein Kind natürlich eine tolle Erfahrung sein. Aber im Falle eines schulpflichtigen Kindes heißt es auch, dass das Kind viel Stoff in der Schule verpasst. Natürlich gibt es Wege, das zu organisieren und das Unterrichten selbst zu übernehmen. Aber das ist für jemand, der nicht gerade ausgebildeter Lehrer ist, nicht unbedingt einfach. Es erfordert Disziplin, Organisationsvermögen und entsprechenden Zeitaufwand und sollte zudem eng mit der jeweiligen Schule abgesprochen sein.

Weltreise mit Kind - unterwegs unterrichten und lernen

Freizeitgestaltung

Kinder haben eine ganz andere Vorstellung von Freizeitgestaltung als wir Erwachsene. 4 Tage auf einer einsamen Insel mögen da unter Umständen ebenso wenig ankommen, wie das stundenlange Erkunden fremder Städte. Für Kinder musst du dir auf Reisen in der Regel immer etwas einfallen lassen. Und auf einer langen Reise, wirst du da einiges an Kreativität aufbringen müssen, um die Reise nicht nur für dich, sondern auch für den Nachwuchs angenehm und interessant zu gestalten. Das ist sicher keine unlösbare Aufgabe, aber in bestimmten Situationen doch auch eine Herausforderung und oft auch eine Frage finanzieller Ressourcen, wenn ich da beispielsweise an Eintrittsgelder & Co. denke.

Kinder sind pingelig beim Essen

Wer Kinder hat, weiß in der Regel, dass Kinder sehr genau wissen, was ihnen schmeckt und was nicht. Nicht jedes Kind ist experimentierfreudig. Und je fremder das Essen, desto höher eventuell auch der Frust und die Ablehnung des Angebotenen. Soll nicht heißen, dass das ein k.o. Kriterium ist – aber was ich damit sagen möchte, ist, dass du das berücksichtigen solltest.

Übernachtungen mit Kind

Schon kurz erwähnt – in meinen Augen ist es wichtig, feste und gute Unterkünfte aufzusuchen, wenn du mit Kind unterwegs bist. Dir mag ein Leben als Backpacker vielleicht gefallen – das heißt aber noch lange nicht, dass deinem Kind das auch so geht. Mal eben „irgendwo einfach übernachten“ wird nicht funktionieren und wäre dem Kind gegenüber auch weder fair noch gut. Auch hier spielt natürlich der Sicherheitsaspekt eine wichtige, zu bedenkende Rolle.

Soziale Bindungen und das Wohl des Kindes

Einer der für mich wichtigsten Aspekte ist genau diese Frage. Frage dich, ob es deinem Kind gut tun wird, Freunde, Familie und Verwandte längere Zeit nicht zu sehen. Bei einem Kind im Vorschulalter bleibt unter Umständen das Erlernen wichtiger sozialer Strukturen und Verhaltensweisen auf der Strecke. Für ein Kind im schulpflichtigen Alter bedeutet eine Langzeitreise das Verlassen des Klassenverbandes und der Verlust von Freunden. Wenn’s blöd läuft, ist dein Kind im Anschluss an diese Reise ein Außenseiter oder wird gar gemobbt, weil es unter Umständen ein Schuljahr wiederholen muss.

Kinder haben schneller Heimweh

Auch über das Stichwort Heimweh solltest du gut nachdenken. Was war die längste Zeit, die du bisher mit deinem Kind unterwegs warst? Ist dein Sprössling vielleicht anfällig für Heimweh? Kinder haben deutlich schneller und mehr Heimweh als wir Erwachsene. Wie wird dein Kind mit einer solchen Situation umgehen? Was tust du, wenn du feststellst, dass dein Kind zunehmend unglücklicher wird und wieder heim möchte?

Kinderarzt und Krankheiten

Eine Reiseapotheke hat heutzutage natürlich jeder in der Regel im Koffer. Beim Reisen mit Kindern kommt da aber noch einmal eine ganze Menge hinzu. Zudem musst du bedenken, dass du nicht in jedem Land der Welt sofort die medizinische Versorgung findest, die du von Deutschland her gewohnt bist. Kinder sind oftmals anfälliger als Erwachsener gegen Krankheiten und brauchen unter Umständen schnellere und gezieltere Versorgung oder Hilfe als ein Erwachsener. Und auch das Impf-Thema möchte natürlich gut durchdacht und mit einem Kinderarzt abgesprochen sein. Welche Impfungen sind sinnvoll und welche möchtest du deinem Kind zumuten? Darüber solltest du dir gut Gedanken machen und dich entsprechend beraten lassen.

Weltreise mit Kind - Kinderarzt und Krankheiten

In welchem Alter macht eine Weltreise mit Kind Sinn?

Ich habe viele Blogs und Berichte zu dem Thema gelesen und ich glaube, grundsätzlich ist es mit einem Kind in jedem Alter möglich, eine Weltreise zu machen. Ein „bestes Alter“ gibt es dafür sicher nicht. Es gibt Paare, die mit Kleinstkindern eine herrliche Zeit hatten. Ich persönlich glaube, dass das Jahr vor der Einschulung vielleicht noch der beste Zeitpunkt ist. Wenn das Kind leistungsstark und lernwillig ist und die Eltern die entsprechende Disziplin mitbringen, dann mag auch das Reisen während der Schulzeit eine Möglichkeit sein. Eine Pauschalaussage lässt sich da aber sicher nicht treffen.

Weltreise trotz Schulpflicht in Deutschland – ist das möglich?

Aber nun mal auf die Gesetzeslage geschaut. Geht das in Deutschland überhaupt? Macht nicht die Schulpflicht jedwede Reisepläne zunichte? Nun im Regelfall wird genau das der Fall sein. In Deutschland herrscht nämlich nicht nur „Bildungspflicht“ wie in vielen anderen Ländern, sondern tatsächlich Schulpflicht. Das bedeutet, dass eine staatlich anerkannte Schule besucht werden muss.

Eine Beurlaubung ist in der Regel nur aus „wichtigem Grund“ oder in einem „besonders begründeten Ausnahmefall“ möglich. Ein Anrecht darauf gibt es nicht. Auch haben die einzelnen Bundesländer diesbezüglich durchaus unterschiedliche Regelungen – denn verankert ist das Ganze in der jeweiligen Landesverfassung.

Die einzige Chance besteht darin, höflich bei der jeweiligen Schule nachzufragen und ein entsprechendes Gespräch zu suchen. Nur wenn die entsprechenden Lehrer und die Schule als Ganzes davon überzeugt werden können, dass ein solches Vorhaben sich nicht nachteilig auf das Kind auswirken werden, wird die Anfrage überhaupt eine Chance haben. Dass es möglich ist, zeigen vereinzelte Beispiele, die man auf einigen Blogs findet. Das wird allerdings weder die Regel sein, noch werden die Schulen das an die große Glocke hängen. Denn keine Schule schafft gern einen Präzedenzfall.

Die Schule spielt nicht mit – und nun?

Nun gibt es eigentlich nur noch 2 Möglichkeiten – und keine von beiden möchte ich empfehlen. Die erste wäre ein Schulwechsel – möglicherweise sogar in ein anderes Bundesland. In dem Fall solltest du aber genau vorher abklären, ob die neue Schule denn die Ausnahmegenehmigung erteilen wird. Denn sonst steht nach einem Wohn- und Schulwechsel, viel Stress und Aufwand am Ende vielleicht erneut die Verweigerung – auch der neuen Schule.

Die einzige dann noch verbleibende Möglichkeit ist eine Abmeldung aus Deutschland und die Aufgabe des Wohnsitzes. Das geht aber auch einher mit dem Verlust des Kindergeldes, der Krankenversicherung und vielen anderen Nachteilen und Behördengängen. Außerdem unterliegst du dann dem Gesetz des jeweiligen Landes – und in fast allen Ländern der Erde gibt es zumindest eine „Unterrichtspflicht“, die du aber unter Umständen auch selbst erfüllen kannst.

Hinweis: Eltern, die die Schulpflicht ihrer Kinder über längere Zeit nicht durchsetzen, machen sich in Deutschland straffällig und sind dafür auch bereits zu Gefängnisstrafen verurteilt worden!

Wie können Kinder von einer Weltreise profitieren?

Na klar hat so eine Weltreise mit Kind auch viele positive Aspekte für das Kind. Kinder werden selbstbewusster und offener gegenüber Neuem. Sie sind wissbegierig und beginnen durch die neuen Umgebungen, Kulturen und Länder mehr Fragen zu stellen, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen oder sich für Geschichte zu interessieren. Die Auseinandersetzung mit Armut und Reichtum kann sie mitfühlend machen. Und auch das Sozialverhalten kann profitieren. Letzteres kann aber genauso gut auch in die andere Richtung kippen. Denn fehlende Freundschaften und soziale Bindungen außerhalb der eigenen Familie und häufige Abschiede von gerade erst gemachten Bekanntschaften können auch negative Auswirkungen haben. Für besonders kontaktfreudige Kinder dagegen öffnen sich vielleicht ganz neue Welten. Englisch und andere Fremdsprachen werden gefördert oder führen gar zur Entdeckung oder Entwicklung eigener Sprachbegabungen. Nicht wenige Kinder, die nach einer Weltreise zurückkehren, zeigen verbesserte, teils verblüffende schulische Leistungen.

Tipps für die Weltreise mit Kind

  • Prüfe, welche Reiseunterlagen du benötigst. Habe eine für dein Kind einen gültigen Reisepass, einen Impfpass und eine Internationale Geburtsurkunde dabei.
  • Lass dich hinsichtlich notwendiger Impfungen auch für dein Kind beraten.
  • Achte auf ausreichende Versicherung.
  • Scanne wichtige Reiseunterlagen ein und habe eine Kopie online parat.
  • Führe die wichtigsten Telefonnummern immer auch offline mit dir.
  • Statte dein Kind mit einem Notfallarmband* aus.
  • Lasse dein Kind mitentscheiden, wohin es geht und was ihr unternehmen wollt.
  • Sei kreativ und habe immer eine Idee gegen Langeweile auf Lager.
  • Lass andere wissen, wo ihr euch aufhaltet, so dass im Notfall jemand nach euch suchen kann.
  • Habe immer eine finanzielle Reserve in der Rückhand,  um niemals mittellos irgendwo zu stranden.
  • Informiere dich beim Auswärtigen Amt zur Sicherheitslage im jeweiligen Land.
  • Genießt die gemeinsame Zeit und nehmt euch Auszeiten, wann immer ihr sie braucht.
  • Gib deinem Kind Halt und Geborgenheit, sorge für feste Strukturen und gemeinsame Rituale – soweit eben möglich.

Warum wir uns gegen eine Weltreise mit Kind entschieden haben

Für uns war relativ schnell klar – eine längere Weltreise mit Kind kommt für uns nicht in Frage. Als Lucas sehr klein war, kamen für uns nicht mal Flugreisen in Frage. Bis heute verstehe ich Eltern nicht, die ihrem Baby Langzeitflüge zumuten, um einfach nur einen schönen Urlaub machen zu können. Das mag mit einigen Kindern funktionieren, aber eben nicht mit der Mehrheit. In der Regel sind Babys und Kleinkinder alles andere als begeistert von solchen Flügen und äußern das zumeist auch lautstark.

Aber auch eine Weltreise im Alter von 4-6 war für uns kein Thema. Zu anstrengend wäre das für Lucas und für uns gewesen. Und so richtig davon etwas gehabt, hätte Lucas wohl auch nicht. Wenn schon Weltreise als Familie, dann sollte auch jeder etwas davon haben. Und ich persönlich glaube nicht, dass ein Kind in dem Alter schon bewusst viel davon mitnehmen kann. Zudem entwickeln sich auch in diesem Alter schon Freundschaften und Bindungen, die wir nicht aus egoistischen Gründen einfach hätten lösen wollen.

Das Gleiche gilt natürlich erst Recht für sein jetziges Alter. Lucas ist nun in der 6. Klasse, hat seinen Freundeskreis, seinen Sportverein und seinen Klassenverband, in dem er sich wohlfühlt.

Haben wir das Recht, ihn da herauszureißen? Wir finden nicht!

Schule ist für uns ein wichtiges Thema. Wir möchten, dass Lucas sich später frei für einen Beruf seiner Wahl entscheiden kann und ihm alle Möglichkeiten offen stehen. Wir möchten weder dafür verantwortlich sein, dass er nach einer Weltreise als Außenseiter endet, noch unsere Lust auf das Reisen vor seinem Wohl stellen.

Wir reisen trotzdem weiterhin viel und oft mit ihm. Waren schon zusammen in Nordamerika, Asien und Afrika unterwegs. Die Weltreise aber stellen wir zurück, bis er die Schule beendet hat. Dann kann auch er sich frei entscheiden, ob er mit uns auf Langzeitreise gehen möchte oder vielleicht auch nicht. Denn im Moment ist die Weltreise vor allem unser Traum – auch wenn wir natürlich alle 3 gern reisen und neue Länder entdecken.

Fazit zur Weltreise mit Kind

Weltreise mit Kind ist, wie ich finde, ein sehr schwieriges Thema. Letztendlich ist die Frage, ob es sinnvoll, möglich oder angebracht ist, auch nicht pauschal mit Ja oder Nein zu beantworten. Für uns ist das nichts. Aber das muss jeder ganz individuell für sich und seine Familie bzw. seine Lieben beantworten.

Ich persönlich finde es dabei aber sehr wichtig, ernsthaft und bewusst im Wohle des Kindes zu entscheiden und eigene Wünsche, Träume und Begehrlichkeiten hinten anzustellen.

In meinen Augen sollte die Frage niemals „Ist eine Weltreise auch mit / trotz Kind möglich?“ lauten, sondern eher „Profitiert mein Kind von einer Weltreise und ist sie auch in seinem Sinne?“.

Und diese Frage muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Ich möchte dir neben diesen, meinen Gedanken noch – ganz wertungsfrei – ein paar Artikel zu dem Thema mit auf den Weg geben. Sie zeigen Familien und Menschen, für die eine Weltreise mit Kind funktioniert hat oder immer noch funktioniert.

Trotzdem habe ich beim Lesen des einen oder anderen Artikels auch das Gefühl, dass es hier vor allem um den Traum der Eltern geht und das Wohl des Kindes nicht immer wirklich im Vordergrund steht. Ich stehe dem Thema durchaus kritisch gegenüber, kenne aber auch Fälle, wo es einfach passt und wo die ganze Familie diesen tollen Traum lebt.

Auf der anderen Seite frage ich mich gerade in den Fällen, in denen es sich nicht nur um eine zeitlich begrenzte Weltreise (maximal 1 Jahr) handelt, was wohl eines Tages die Antwort der Eltern sein wird … Was werden sie antworten, wenn der dann junge Erwachsene feststellt, dass der Lebensweg, den die Eltern ihm vorgegeben haben, nicht der seine ist und ihm vielleicht einige Wege verbaut sind (z.B. ein Studium oder Berufe, in denen ein guter Schulabschluss oder gar Abitur erwartet wird)?

Ist es im Sinne meines Kindes, wenn ich ihm die eigene Entscheidung, aus einem System „auszusteigen“ aufzwinge, ohne dass es die Wahl hat, sich dagegen zu entscheiden? Ist es gut und richtig, mit einem Kind „umherzuziehen“ – potentiell ohne zu wissen, wie es am nächsten Tag weitergehen wird und ohne ihm die Sicherheit geben zu können, die es vielleicht braucht?

Spannende Fragen, oder?

 

Bisher erschienene Artikel zur Weltreise Planung

Der Traum von der Weltreise
Die Entscheidung für eine Weltreise
Der Zeitpunkt einer Weltreise
Die Dauer einer Weltreise
Die Finanzierung einer Weltreise

 

Weltreise planen - Weltreise mit Kind

 

Was ist deine Meinung zu dem Thema? Warst du gar selbst schon mit Kindern auf Weltreise oder hast es vor? Erzähle mir davon!