Ich gebe dir in diesem Artikel 39 Tipps für das Fotografieren in Städten. Die Städtefotografie, die Streetfotografie und die Architekturfotografie bieten vielfältige Chancen, um Städte authentisch und in tollen Bildern abzulichten. Erlebnisse, Menschen, Plätze oder einfach die eigenen Erinnerungen in einzigartigen Bildern festzuhalten, ist für mich eine der schönsten Aspekte der Reisefotografie.
Kurztrips in die schönsten Städte der Welt machen mir extrem viel Spaß. Wir haben bereits so tolle Städte wie Kapstadt, Barcelona, Dubai, Paris, Amsterdam, San Francisco, Las Vegas, Venedig oder Reykjavik kennenlernen dürfen. Mit ein paar einfachen Tipps, wirst auch du wundervolle Städteaufnahmen von deinen nächsten Reisen mitbringen.
Übersicht
- Tipps zur Vorbereitung auf deinen Städtetrip
- Fotografie Tipps zur Städtefotografie
- Tipp #3: Finde erhöhte Standpunkte
- Tipp #4: Fotografiere Skylines aus der Entfernung
- Tipp #5: Erkunde die Stadt in den frühen Morgenstunden
- Tipp #6: Vermeide das Blitzlicht und nutze das vorhandene Licht
- Tipp #7: Fotografiere in der Nacht
- Tipp #8: Nutze Langzeitaufnahmen, um Menschen auszuradieren
- Tipp #9: Nutze den blauen Himmel
- Tipp #10: Fotografiere spannende Schaufenster, Auslagen und Geschäfte
- Tipp #11: Nutze jedes Wetter
- Tipp #12: Nimm dir Zeit und achte auf die Details
- Tipp #13: Fotografiere die Stadt, wie du sie wahrnimmst
- Tipp #14: Achte auf die passende Tiefenschärfe
- Fotografie Tipps zum Bildaufbau in der Städtefotografie
- Tipp #15: Finde ungewöhnliche Perspektiven
- Tipp #16: Nutze Flüsse, künstliche See, Pfützen und andere Gewässer für tolle Spiegelungen
- Tipp #17: Halte nach spannenden Mustern Ausschau
- Tipp #18: Suche natürliche Rahmen für dein Motiv
- Tipp #19: Wähle geeignete Ausschnitte, um Alltägliches in etwas Besonderes zu verwandeln
- Tipp #20: Nutze Diagonalen zur Führung des Auges
- Kreative Ideen für spannende Stadtfotos
- Tipps zur Architekturfotografie
- Tipps zur Streetfotografie
- Tipps zu Kameraeinstellungen und Equipment
- Tipps zu rechtlichen Rahmenbedingungen
Tipps zur Vorbereitung auf deinen Städtetrip
Tipp #1: Bereite dich gut vor und mache dir einen Plan
Üblicherweise hast du auf einem Städtetrip nur ein begrenztes Kontingent an Zeit. Zumindest bei unseren Reisen ist das oft der Fall. Wenn du also nicht mehrere Wochen vor Ort bist, um die Stadt auch ohne Plan ausführlich erkunden zu können, dann solltest du dich auf deinen Trip gut vorbereiten. Recherchiere im Vorfeld die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Top-Motive, die besten Fotospots und die schönsten Aussichtsterrassen. Mach dir einen Plan, wann du was besuchen möchtest.
Genau zu diesem Zweck habe ich übrigens begonnen, all die Dinge rund um das Fotografieren in den schönsten Städten der Welt übersichtlich zusammenzutragen.
Oft ist es auch eine gute Idee, zunächst eine Stadtführung mitzumachen. Die wird zwar weniger gut zum Fotografieren geeignet sein, aber so bekommst du einen guten Überblick. Wenn du dich am Tage treiben lässt, dann merke dir die interessanten Punkte, um später, bei besserem Licht in den Abendstunden dorthin zurückkehren zu können.
Rotterdam von oben
Tipp #2: Fotografiere zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Wenn du ein bestimmtes Motiv im Auge hast, das du ablichten möchtest, dann überlege dir vorher, von welchem Standort du es gern aufnehmen möchtest. Berücksichtige dabei das Licht und den Sonnenstand, wenn Schattenwurf eine Rolle spielt. Die schönsten Aufnahmen entstehen natürlich zur Blauen Stunde oder zur Goldenen Stunde. Da dieses Zeitfenster aber klein ist, sei rechtzeitig am von dir geplanten Ort und berücksichtige entsprechende Fahrt- oder Laufzeiten.
Aufgehende Sonne in Venedig
Fotografie Tipps zur Städtefotografie
Tipp #3: Finde erhöhte Standpunkte
Um den Charakter einer Stadt oder möglichst viel von der Stadt festzuhalten, hilft es, einen erhöhten Standpunkt zu suchen. Informiere dich über mögliche Aussichtsterrassen, nutze Erhebungen, Brücken, Dächer oder Kirchtürme, um über die Dächer der Stadt zu gelangen und einen Eindruck von oben zu bekommen.
Über den Dächern Innsbrucks
Tipp #4: Fotografiere Skylines aus der Entfernung
Viele Großstädte haben sehr markante Gebäude. Nimmst du die Skyline einer Stadt auf, die besonders hohe oder sehr bekannte Hochhäuser besitzt, dann wirst du eindrucksvoll eine sehr prägnante und sofort erkennbare Aufnahme der Stadt erhalten. In der Nacht, wenn die Stadt hell von all ihren Lichtern erleuchtet ist, gelingt das besonders eindrucksvoll. Kannst du die Skyline dann noch mit einer Spiegelung in einem Fluss oder einem anderen Gewässer kombinieren oder zeigt der Himmel kurz nach Sonnenuntergang herrliche Farben, dann entstehen fast von allein atemberaubende Bilder. Ein Stativ ist dabei in der Regel unabdingbar.
Skyline von Dubai
Tipp #5: Erkunde die Stadt in den frühen Morgenstunden
Vielen Touristen und Reisenden fällt das frühe Aufstehen oft schwer. Erst einmal wird ordentlich gefrühstückt, bevor es dann am späten Nachmittag so richtig mit der Stadtbesichtigung los geht. Als Fotograf solltest du dagegen eher zu den Frühaufstehern gehören. Später am Tage oft belebte Plätze sind morgens fast menschenleer. Am Strand gibt es noch keine Fußspuren im vom Nachtwind verwehten Sand. Das Licht der aufgehenden Sonne ist warm und wirft tolle Schatten in die Gassen und Straßen. Wie wäre es also mit einem fotografischen Spaziergang vor dem Frühstück?! In Venedig habe ich so ein paar tolle Aufnahmen machen können, die später am Tage einfach nicht möglich gewesen wären.
Ich persönlich mag außerdem das morgendliche Licht viel lieber als das Abendlicht. Die Luft ist meist sehr klar. Oft ist es weniger dunstig. Außerdem mag ich es einfach, mitzuerleben, wie eine Stadt erwacht.
Leeres Murano am Morgen
Tipp #6: Vermeide das Blitzlicht und nutze das vorhandene Licht
Wenig Licht in dunklen Gassen sollte dich nicht dazu verführen, den Blitz einzuschalten. Nutze lieber das wenige vorhandene schöne Licht und gleiche das durch einen entsprechend höheren ISO-Wert und ein gutes, lichtstarkes Objektiv aus. Available Light Fotografie ist das Stichwort. Gerade mit wenig Licht entstehen besonders schöne Aufnahmen, die bei hellem Tageslicht überhaupt nicht funktionieren / wirken würden.
Abendlicht in Luxemburg Stadt
Tipp #7: Fotografiere in der Nacht
Auch die langweiligste Stadt wird in der Nacht, wenn Reklametafeln blinken, Straßenbeleuchtungen wie Sterne funkeln und Hochhäuser angestrahlt werden zur aufregenden Bühne. Schnapp dir ein Stativ und ziehe einfach los. Lass dich treiben. Mach Langzeitaufnahmen und fange das Nachtleben und die Lichter der Stadt ein. Du wirst sehen, wie Stunden dabei wie im Flug vergehen. Je nach Stadt oder Stadtteil vergiss dabei aber nicht deine Sicherheit. Informiere jemanden, bevor du losziehst und habe ein Handy für Notfälle dabei.
Brügge bei Nacht
Tipp #8: Nutze Langzeitaufnahmen, um Menschen auszuradieren
In Städten gibt es viele bekannte Orte und Plätze, die du quasi nie menschenleer antreffen wirst. Möchtest du einen solchen Platz trotzdem am Tage aufnehmen – in der Nacht mag der entsprechende Ort tatsächlich menschenleer sein, dann nutze ein Stativ, einen Graufilter und mache eine Langzeitaufnahme. Gerade an Plätzen, an denen die Menschen sich in der Regel fortbewegen, funktioniert das besonders gut. Durch die Langzeitaufnahme radierst du die Menschen quasi aus der Szene heraus. Übrig bleibt ein scheinbar menschenleerer Platz. In einer Bahnhofshalle oder auf einer festen, nicht schwingenden Brücke klappt das häufig sehr gut.
Verwischter Besucher einer Kirche
Tipp #9: Nutze den blauen Himmel
Spannende Architektur, grüne Parks, besondere Plätze wirken an wolkenverhangenen Tagen oft trist und langweilig. Wenn du die Möglichkeit hast, nutze vor allem die Tage und Stunden, an denen das Wetter dir einen blauen Himmel schenkt für besonders schöne und spannende Aufnahmen. Mit einem Polfilter kannst du den Effekt und die Farben sogar noch verstärken. Und selbst, wenn du für Architekturaufnahmen eine SW Bearbeitung planst – ein blauer Himmel lässt sich hervorragend in ein dunkles Grau oder gar Schwarz konvertieren, was einen tollen Kontrast für helle Gebäudefassaden ergibt.
Riesenrad in Barcelona vor blauem Himmel
Tipp #10: Fotografiere spannende Schaufenster, Auslagen und Geschäfte
Eine Stadt besteht ja in erster Linie nicht nur aus Gebäuden und Sehenswürdigkeiten. Geschäfte, Läden – mal gewöhnliche, aber auch spannende kleine Juwelen mit tollen Auslagen, Bücherläden oder Cafés mit besonderem Ambiente lassen sich in nahezu jeder Stadt entdecken, so du denn aufmerksam und auch mal abseits üblicher Pfade wandelst. Halte solche Kleinods auf tollen Bildern fest, denn sie zeigen oftmals eine besonders schöne Fazette einer Stadt.
Süßigkeiten-Auslage
Tipp #11: Nutze jedes Wetter
Das Wetter besteht leider – oder vielmehr zum Glück – nicht nur aus Sonnenschein. Klar, ich fotografiere auch am liebsten mit Sonne und blauem Himmel am Horizont. Aber leider lässt sich das Wetter bei der Hotelbuchung selten ebenfalls vorbestellen. Lass dich also von durchwachsendem und nassem Wetter nicht aus der Ruhe bringen. Tolle Motive findest du bei jedem Wetter. Nutze es für dich. Regen, Pfützen, Schnee, Starker Wind, Wolken – jedes Wetter hat auch seine Vorteile. In jeder Stadt lassen sich auch bei weniger idealem Wetter tolle Motive finden. Lass dir also nicht von Petrus die Laune verderben.
Paris im Regen
Tipp #12: Nimm dir Zeit und achte auf die Details
Ich gebe zu – wenn wir auf einem Städtetrip sind, dann geschieht das oft gut organisiert und im Voraus geplant. Zeit ist meist ein begrenztes Gut. Trotzdem ist es wichtig, sich an einem spannenden Motiv Zeit zu nehmen. „Ankommen, Fokussieren, Abdrücken“ wird kaum gute Bilder entstehen lassen. Nimm dir an einem neuen Ort Zeit. Betrachte dein Motiv oder das Gebäude deiner Wahl aus verschiedenen Richtungen. Überlege, was dich daran besonders fasziniert und hebe genau diese Aspekte hervor. Arbeite dich vom großen Ganzen zu den kleinen spannenden Details vor. Überlege, ob oder wie du die Umgebung mit in dein Bild einbeziehen möchtest. Sind bestimmte Objekte wichtig für den Gesamteindruck? Oder möchtest du unschöne Details wie Papierkörbe, die Baustelle nebenan oder Ähnliches gern verstecken oder ausblenden? All das wird dir nur gelingen, wenn du dir Zeit nimmst.
Detailaufnahme in Venedig
Tipp #13: Fotografiere die Stadt, wie du sie wahrnimmst
Du kennst den Eiffelturm? Du hast Hunderte ähnlicher Fotos bereits gesehen? Nun, dann solltest du, wenn du in Paris bist, nach neuen Motiven suchen! Nimm die Stadt in dich auf. Überlege, was für dich Paris oder jede andere Stadt der Welt bedeutet. Wie nimmst du die jeweilige Stadt wahr? Was macht sie für dich aus? Finde Motive, die diese Eindrücke und Gefühle widerspiegeln, die die Stadt so zeigen, wie du sie mit deinen Augen siehst.
Cable Car in San Francisco
Tipp #14: Achte auf die passende Tiefenschärfe
Gerade in der Stadt bei all den unterschiedlichen Motiven ist es wichtig, sehr bewusst mit der Schärfe umzugehen. Bei einem Motiv möchtest du den Hintergrund lieber verschwimmen lassen, beim nächsten kommt es auf perfekte Tiefenschärfe bis zu den weit entferntesten Bildanteilen an. Meine präferierte Blende ist meist f/11. Erst wenn ich doch ein Motiv freistellen möchte, gehe ich auf eine offene Blende. Sobald ich ein Panorama oder einen langen Straßenzug fotografiere, schließe ich die Blende auf f/13 bis f/16 für ausreichend Tiefenschärfe – vor allem wenn ich nicht die Zeit oder Muße habe, die hyperfokale Distanz zu nutzen.
Unscharfer Hintergrund in Amsterdam
Fotografie Tipps zum Bildaufbau in der Städtefotografie
Tipp #15: Finde ungewöhnliche Perspektiven
Auf Augenhöhe zu fotografieren ist meist natürlich. Aber genau weil das so ist, gibt es aus dieser Perspektive bereits tausende ähnlicher Bilder von fast allen Sehenswürdigkeiten dieser Welt. Sei kreativ und finde ungewöhnliche Perspektiven. Sie faszinieren und lassen neue, so noch nicht bekannte Ansichten entstehen. Egal, ob knapp über dem Boden, schräg nach oben oder aus erhöhter Perspektive – alles, was anders oder ungewöhnlich ist, fasziniert das Auge des Betrachters.
Sagrada Familia in Barcelona
Tipp #16: Nutze Flüsse, künstliche See, Pfützen und andere Gewässer für tolle Spiegelungen
Städte an Flüssen, Meeren oder mit Seen und anderen Gewässern sind perfekt, um herrliche Spiegelungen einzufangen. Egal, ob Nachtaufnahme oder am Tag – suche dir natürliche Spiegel für dein Hauptmotiv. Fotografiere es mit Spiegelbild oder gar nur das Spiegelbild. Der Dom in der Pfütze, die Skyline, gespiegelt im Fluss, ein interessantes Gebäude als Spiegelbild einer verglasten Fassade – in Städten findest du viele solcher Gelegenheiten. Nutze sie.
Tipp am Rande: Eine horizontale Spiegelachse legst du in der Regel am besten in die Bildmitte.
Spiegelung in Venedig
Tipp #17: Halte nach spannenden Mustern Ausschau
In Städten – sowohl drinnen als auch draußen – finden sich oft faszinierende oder wiederholende Muster. Das können die Vorderräder von nebeneinander geparkten Fahrrädern sein oder Häuserfassaden, die sich hinsichtlich der Struktur wiederholen und ähneln oder Fliesen in der U-Bahn, hintereinander stehende Bäume oder oder oder. Halte Ausschau nach solchen Mustern und fange sie ein. Oft hilft ein besonders enger Bildausschnitt. Aber auch mit der Tiefenschärfe lässt sich dabei spielen. Probiere verschiedene Einstellungen und Positionen aus und erschaffe ein Bild, dass den Betrachter fesselt.
Bunte Häuserfassade in Kapstadt
Tipp #18: Suche natürliche Rahmen für dein Motiv
In Städten gibt es immer wieder tolle Möglichkeiten für natürliche Rahmen. Ein Zaun, ein Brückengeländer, interessante Architektur, Bäume, Vordächer, Häuserfassaden – es gibt vieles, was sich als natürlicher Rahmen einsetzen lässt, um ein anderes Motiv damit zu betonen oder in den Fokus zu stellen.
Natürlicher Rahmen in Gent
Tipp #19: Wähle geeignete Ausschnitte, um Alltägliches in etwas Besonderes zu verwandeln
Taxis in Großaufnahme in New York, Fahrräder in Amsterdam, ein Teil einer Gondel in Venedig – du musst manchmal nicht viel von einer Stadt zeigen, um den Betrachter wissen zu lassen, um welche Stadt es sich handelt. Nutze solche typischen und allgemein bekannten Dinge und überlege, wie du sie für ein spannendes Bild nutzen kannst.
Gondel in Venedig
Tipp #20: Nutze Diagonalen zur Führung des Auges
In Großstädten gibt es viele Dinge, Begrenzungen, Markierungen und anderes, was du als führende Linien nutzen kannst. Mit solchen Führungslinien kannst du das Auge des Betrachters auf ein bestimmtes Motiv, dein Hauptmotiv lenken. Diagonale Linien, bestenfalls sogar in eine oder mehrere Ecken des Bildes gelegt, funktionieren diesbezüglich besonders gut.
Bahnhof in Amsterdam
Kreative Ideen für spannende Stadtfotos
Tipp #21: Fotografiere auch mal schräg
Gerade, gewöhnlich und altbekannt – so fotografieren kann jeder. Halte doch die Kamera einfach mal schräg, um eine langweilige Szene aufzupeppen und ihr mehr Schwung zu geben. Ob gen Himmel beim Fotografieren eines Hochhauses oder einfach die hübsche Einkaufsstraße, durch die du gehst – schräg ist manchmal spannender, als du glaubst!
Schräges Las Vegas
Tipp #22: Suche nach interessanten Kontrasten
Auch bei Farbaufnahmen macht es Sinn, nach schönen Kontrasten zu suchen. Sie lassen oft beeindruckende Aufnahmen entstehen. Ob blauer Himmel versus goldenem Licht oder Häuserfassaden in knalligen Farben, oder gelbe Taxis in den Häuserschluchten New Yorks – Kontraste faszinieren. Durch geschickten oder engen Bildausschnitt kommen sie häufig besonders gut zur Geltung.
Kontrastreiche Fassade in Brügge
Tipp #23: Lass Schatten für dich arbeiten
Ich persönlich mag Schattenspiele sehr gern. Schatten können Formen und Strukturen besonders betonen. Aber sie können auch Motiv oder interagierender Bildbestandteil sein. Der Schatten von Menschen funktioniert dabei ebenso wie der Schatten eines Gebäudes oder Turms. Ein langer Schatten im Bild kann den Blick zum Hauptmotiv führen oder er kann Teile des Bildes verbergen und der Fantasie überlassen. Achte auf Schatten – vor allem in den frühen und späten Stunden des Tages. Mit ihnen lassen sich beeindruckende Aufnahmen in Städten komponieren.
Schattenspiele in Venedig
Tipp #24: Achte auf Symmetrien
Ich liebe Symmetrien. In Städten wirst du ihnen oft begegnen – nicht nur in Form von Spiegelungen. Achte auf moderne Gebäude, spannende Hallen, Rolltreppen, Brücken oder symmetrisch angelegte Gärten und Plätze. Symmetrien faszinieren. Fange sie ein. Lasse Diagonalen durch deine Bildecken laufen. Lege Symmetrieachsen in die Bildmitte oder beziehe die Drittel-Regel mit ein.
Eiffelturm von unten
Tipp #25: Nimm Leuchtspuren auf
Es macht Spaß, in den belebten Straßen einer Stadt Leuchtspuren der vorbei fahrenden Fahrzeuge aufzunehmen. Sehr gut funktioniert das aus erhöhter Position. Du brauchst dafür allerdings ein Stativ und eine geeignete feste Position. Eine schwingende Brücke ist beispielsweise eher eine schlechte Wahl, um dein Stativ aufzubauen. Mit Blende f/8 und einer Belichtungsdauer von mehreren Sekunden wird es dir bei einer viel befahrenen Straße leicht fallen, tolle Aufnahmen zu machen.
Leuchtspuren in London
Tipp #26: Suche Motive abseits der Haupt-Spots oder fotografiere sie von ungewöhnlicher Position aus
Natürlich gehören die Top Sehenswürdigkeiten einer Stadt auch auf deine Liste beim Fotografieren auf Städtetrips. Aber statt das gleiche Bild, wie Tausende vor dir aufzunehmen, solltest du eine neue, ungewöhnliche Perspektive, einen anderen Stadtpunkt oder einen speziellen Blickwinkel auf dein Motiv finden. Manchmal hilft es, einfach ein paar Straßen weiter zu schauen, statt auf dem bekannten und viel besuchten Hauptplatz direkt vor einer Sehenswürdigkeit zu verweilen.
Berliner Fernsehturm mal anders
Tipps zur Architekturfotografie
Tipps #27: Vermeide stürzende Linien
Stürzende Linien sind vor allem in der Architekturfotografie schnell ein Problem. Kurz nicht aufgepasst und die Kamera ein wenig geneigt, schon ist es passiert. Um stürzende Linien zu vermeiden, solltest du deine Kamera gerade halten, genügend Abstand zum Motiv haben und wenn möglich einen leicht erhöhten Standpunkt einnehmen. Vermeide eine zu kleine Brennweite, denn je weiter der Winkel, desto größer das Risiko, dass stürzende Linien entstehen.
Tipps #28: Nutze stürzende Linien
Nicht immer sind stürzende Linien ein Übel. Manchmal kannst du sie auch ganz bewusst und zu deinem Vorteil einsetzen. Wenn du die Höhe eines Objektes und gewaltige Dimensionen besonders betonen möchtest, dann helfen dir stürzende Linien. Ein Betrachter wird anhand dieser schrägen Linien sofort ein Gefühl dafür bekommen, wie gewaltig beispielsweise die Gebäude, die du aufgenommen hast, in der Realität sind.
Bewusst genutzte stürzende Linien in Dubai
Tipps #29: Benutze verwischte Wolken als tollen Hintergrund für Gebäude
Möchtest du besondere Dramatik in eine SW Architekturaufnahme legen, dann nutzen einen bewölkten Tag mit sichtbar vorbeiziehenden Wolken für eine Langzeitaufnahme. Die verwischten Wolken beispielsweise in Kombination mit einer schräg von unten fotografierenden Perspektive geben deinem Bild einen perfekten Hintergrund – vor allem, wenn dein Vordergrund im Falle moderner Architektur besonders interessante oder klare Flächen, Linien und Formen zeigt.
Tipp #30: Fotografiere Gebäude in SW
Gerade wenn es sich um abstrakte Motive, besonders spannende Architektur oder das Betonen von Mustern und Farben geht, kann es helfen, in SW zu fotografieren bzw. zu bearbeiten. Ablenkende Farben verschwinden und Formen und Linien etc. kommen besonders gut zur Geltung.
Auch bei schlechtem Wetter oder in der alltäglichen Streetfotografie kann es helfen, Szenen in SW abzubilden. Kontraste lassen sich besser herausarbeiten. Aktuelle Wetter- und Lichtsituationen, die andernfalls vielleicht ungünstig ausfallen, treten in den Hintergrund.
Turmaufgang in SW
Tipps #31: Verwende bei Gebäudeaufnahmen ein Stativ
Ok, ein Gebäude mag sich selten bewegen und steht in der Regel sehr still. Trotzdem solltest du bei guten Architekturaufnahmen vom Stativ fotografieren. Das gibt dir die Möglichkeit, auf den kleinstmöglichen ISO Wert zurückzugreifen oder Langzeitaufnahmen für dich arbeiten zu lassen. Es zwingt dich außerdem, bewusster über dein Motiv und den Bildaufbau nachzudenken.
Aber Vorsicht, nicht an jedem Ort oder Platz ist das möglich oder erwünscht. Informiere dich vorab. Falls Sicherheitsleute in der Nähe sind, frage, ob der Einsatz eines Stativs erlaubt ist. An einigen Plätzen Londons beispielsweise sind Stative nicht mehr gern gesehen. Trotzdem sind und bleiben sie ein wichtiges Utensil in der Architekturfotografie.
Tipp #32: Fotografiere in der Blauen Stunde
Fast von allein fantastische Bilder lässt das Fotografieren in der Blauen Stunde entstehen. Der Himmel, so er denn wolkenfrei ist, wirkt auf den Bildern tiefblau. Komplementäre Kontraste durch die Lichter der Stadt entstehen. Architektur lässt sich in diesen wertvollen Minuten besonders spannend fotografieren und hervorheben. Wenn du die Blaue Stunde nutzen möchtest, plane gut, wo und was du zu genau dieser Zeit fotografieren möchtest. Das Zeitfenster reicht üblicherweise nicht aus, um erst lange nach dem geeigneten Standort zu suchen.
Font Màgica in Barcelona zur Blauen Stunde
Tipps zur Streetfotografie
Tipps #33: Mach dich auf die Suche nach Streetart
In vielen Städten hinterlassen Künstler tolle Graffitis und Streetart. Frag die Locals oder recherchiere vorab, an welchen Ecken sich solche Kunstwerke finden lassen. Sie bieten teils tolle Motive und gehören zur Städtefotografie einfach dazu. In manchen Städten wie Brüssel, gibt es ganze Comic-Walks. In anderen sind Streetart Kunstwerke unverhofft an ganz überraschenden Plätzen zu finden. Mach dich auf die Suche. Das gibt nicht nur spannende Motive, sondern macht auch echt viel Spaß!
Streetart in Brüssel
Tipps #34: Nutze kurze Belichtungszeiten in der Streetfotografie
In der Streetfotografie versucht man üblicherweise eine ganz alltägliche Szene perfekt einzufrieren. Dazu braucht es eine sehr kurze Belichtungszeit – gerade, wenn bewegte Fahrzeuge, Radfahrer oder Menschen mit im Spiel sind. Verwende daher Belichtungszeiten von 1/250 s oder kürzer. Lieber schraube den ISO Wert etwas höher. Es macht eventuell sogar Sinn, im JPEG statt im RAW Format zu fotografieren. Die meisten Kameras brauchen dabei deutlich weniger Zeit, um Bilder auf die Speicherkarte zu schaufeln.
Kutschen in Brügge
Tipps zu Kameraeinstellungen und Equipment
Tipps #35: Nutze ein Weitwinkelobjektiv zum Fotografieren von Gebäuden
Ein Weitwinkelobjektiv gehört definitiv in deine Fotoausrüstung, wenn du in der Stadt unterwegs bist. Mit dem Weitwinkel lassen sich in engen Häusergassen beeindruckende Aufnahmen machen. Oft bekommst du nur durch entsprechend kleine Brennweiten genug Gebäude oder Stadtszene auf dein Bild. Auch für Detailaufnahmen, auf denen du interessante Vordergrundobjektive mit offener Blende herrlich freistellen kannst, eignet sich das Weitwinkelobjektiv besonders gut.
Empfehlung: Canon 10-18 mm für APS-C & Canon 16-35 L fürs Vollformat
Tipps #36: Nutze ein Teleobjektiv für spannende Detailaufnahmen
Wenn du ein Standardzoom mit genügende langer Brennweite dein Eigen nennst, ist ein Telezoom oftmals gar nicht nötig. Trotzdem ist es extrem praktisch, wenn du gerne Detailaufnahmen machst. Ein Wasserspeier hoch oben an einer Kirche, ein weit entfernter Kirchturm, kleine, aber hübsche Verzierungen an Fassaden – für all das ist ein Teleobjektiv sehr hilfreich.
Empfehlung: Canon 70-300 L IS USM
Detailaufnahme auf dem Markt
Tipps #37: Sei spontan und hab die passenden Einstellungen griffbereit
Wenn du in der Stadt auf Motivjagd bist, dann solltest du deine Kamera immer griffbereit haben – und zwar mit den idealen Einstellungen. Wenn du erst lange konfigurieren musst, weil der Bildstabilisator noch aus ist, die Belichtungszeit zu lang oder die Einstellungen des letzten Nachtwalks noch präsent sind, dann wirst du plötzliche und spontane Gelegenheiten ungenutzt verstreichen lassen. Das kann ein Flugzeug sein, das gerade über dir in bestimmter Konstellation zu den umstehenden Gebäuden vorbei fliegt, ein Auto, das gerade an perfekter Position auf einer Brücke steht oder eine Taube, die gerade auf einer Mauer sitzt.
Ich habe daher per Default immer ein Programm für schnelle Aufnahmen parat: Kurze Belichtungszeit, ISO 400, Belichtungsreihe +/- eine Stufe, Serienaufnahme, mittlere Blende, Bildstabi an, Autofokus auf Spot oder Mehrfeld. Kamera zücken, abdrücken und spontan die Gelegenheit nutzen – damit habe ich schon einige Male tolle Bilder gemacht.
Spontan geschossen
Tipps zu rechtlichen Rahmenbedingungen
Tipps #38: Beachte die gesetzlichen Rahmenbedingungen beim Fotografieren in Gebäuden und von Personen
Vor allem innerhalb von Gebäuden oder auf nicht öffentlichem Terrain musst du in der Regel um Erlaubnis fragen, ob du fotografieren darfst. Gewerbliche Aufnahmen sind oft von vorhinein verboten oder müssen entsprechend genehmigt werden. Erkunde dich also am besten schon im Vorfeld. Nicht in jeder Kirche darf fotografiert werden – manchmal auch nur ohne Blitz und ohne Stativ, manchmal gar nicht.
Ferner ist das Urheberrecht zu beachten, das in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich geregelt sein kann. Im einen Land herrscht Panoramafreiheit, im anderen nicht oder nur eingeschränkt. Mach dich entsprechend schlau!
Wenn du Menschen fotografierst, wird es besonders heikel. Beachte die Persönlichkeitsrechte eines jeden – erst Recht in Zeiten der DSGVO in Europa. Frage vorher um Erlaubnis. Verzichte auf die Aufnahme von Kindern, wenn du nicht das Einverständnis der Eltern hast. Möchtest du die Aufnahmen kommerziell verwenden, lass dir ein Model-Release Vertrag unterschreiben. Und vor allem – gerade in fremden Ländern – achte dortige Sitten und Gebräuche oder eventuelle auf der jeweiligen Religion basierende Regeln.
Fotos der Louvre Pyramide sind urheberrechtlich geschützt
Tipps #39: Frage vorher um Erlaubnis
Fotografiere nie jemand in einer Situation, in der du selbst auch nicht gern fotografiert werden würdest und zeige anderen Respekt gegenüber. Möchtest du Porträtaufnahmen o. Ä. auf einem Markt machen, dann gehe zuvor mit dem Händler ins Gespräch. Kaufe etwas oder unterhalte dich mit ihm außerhalb der Stoßzeiten. Zeige deinem Gegenüber nach dem Shoot die Aufnahmen auf dem Display. Mit einem Lächeln, Ehrlichkeit und ein paar netten Worten steht so auch eindrucksvollen Portraits selten etwas im Wege.
Natürlich ist das gerade in der Streetfotografie, wo man oft authentische Szenen und das Alltagsleben einfangen möchte, schwierig. Du kannst hier entweder längere Belichtungszeiten nutzen, um Menschen leicht verwischen zu lassen, darauf achten, niemanden in den Vordergrund zu stellen oder du fotografierst Menschen einfach von hinten. Letztendlich ist das oft eine Gradwanderung. Lasse deinen gesunden Menschenverstand walten.
Verkäufer eines Straßenstandes
Es gab letztes Jahr ein interessantes Urteil zu dem Thema – hier nachzulesen. Streetfotografie wurde als Kunstform, bei der die Abbildung von Menschen unabdingbar ist, bestätigt. Das lässt hoffen.
Okay, das waren meine Fotografie-Tipps zur Städtefotografie und zur Architekturfotografie. Ich hoffe, sie geben dir gute Hilfestellungen für deinen nächsten Städtetrip!
Viel Spaß dabei!
Als ich bin Neueinsteigerin in der Fotografie und es macht mir unheimlich Spaß, nur Schade das ich nicht immer tolle Fotos hin bekomme. Danke für die Tipps, werde ich mal versuchen umzusetzen.
Lg Lisa
Immer gern.
Lg Michael
PS Hab den Werbelink mal entfernt – siehe meine Kommentierregeln ;-)