Im heutigen Interview dreht sich alles um das RAW Format. Du erfährst, was das ist, welche Vorteile und Nachteile es besitzt und wo die Unterschiede zum JPEG Format liegen.
Übersicht
Was ist das RAW Format?
Michael: Ahoi Raja
Raja: Hallo Michael. Du ich hab mal wieder eine Frage.
Michael: Schieß los.
Raja: Ich habe ein wenig mit den Kameraeinstellungen im Quick Menü gespielt und bin dabei über die Einstellungen zur Bildqualität gestolpert. Unter JPEG kann ich mir ja noch etwas vorstellen, aber was ist denn dieses RAW Format, das ich da einstellen kann?
Michael: Nun, spannendes Thema. Das RAW Format ist ein besonderes Bildformat, das etwas anders als das üblichere JPEG Format funktioniert. Im RAW Format nimmst du ein Bild quasi im Rohformat ohne jegliche Weiterverarbeitung innerhalb der Kamera auf.
Raja: Warum sollte ich das tun?
Michael: Da gibt’s viele Gründe für, aber natürlich auch ein paar dagegen. Lass uns mal mit dem JPEG Format anfangen. Bisher hast du immer JPEG Bilder aufgenommen, richtig?
Raja: Richtig!
Michael: Erinnerst du dich noch an die unterbelichteten Bilder, die du mir letztens gezeigt hast?
Raja: Klar. Darüber habe ich mich echt geärgert.
Michael: Nun, genau hier liegt einer der Nachteile des JPEG Formates. Die Bilder waren durch Nachbearbeitung kaum noch zu retten, weil es beim Aufhellen einfach an Details fehlte. Im RAW Format hättest du bessere Chancen gehabt, daraus noch ein tolles Bild zu entwickeln.
Raja: Ehrlich? Und warum sagst du mir das erst jetzt?
Michael: Nun ja, wie alles im Leben gibt es immer zwei Seiten einer Medaille. Das RAW Format beinhaltet zwar mehr Bildinformationen, aber ist auch anspruchsvoller in der Nachbearbeitung. Ein RAW Bild musst du nämlich erst einmal entwickeln, um aus dem sehr flauen, durchaus verrauschten und teils unscharfen Bild ein wirklich schönes Foto zu machen.
Raja: Verstehe. Dann ist das RAW Bild also eine Art unbearbeitetes Negativ?
Michael: Exakt! Der Name kommt ja auch nicht von ungefähr. Das RAW Bild speichert im Grunde die Informationen so ab, wie sie vom Sensor der Kamera aufgenommen werden, also noch nicht als Pixelinformationen mit Rot- Grün und Blau-Komponente, wie man sie von den üblichen Fotodateien wie dem JPEG Format her kennt. Weißabgleich, Objektivkorrekturen, Kontrastverstärkungen, Schärfe- und Rauschkorrektur wurden allesamt noch nicht auf diese Daten angewendet. Stattdessen enthält die RAW Datei die Farb- und Helligkeitswerte jedes einzelnen Pixels des Kamerasensors zuzüglich einiger spezieller Informationen der Kamera.
Raja: Okay, also der Vorteil vom RAW Format ist, dass ich mehr Bildinformationen habe und der Nachteil, dass ich gleichzeitig mehr Arbeit mit der Bearbeitung des Bildes habe, richtig?
RAW versus JPEG
Michael: Genau. Aber es gibt noch mehr Vor- aber auch Nachteile.
Raja: Welche denn?
Michael: Das RAW Format braucht deutlich mehr Platz. Eine RAW Datei ist durchaus schnell mal 30-60 MB groß, während das JPEG Format nur maximal ein Drittel dieser Größe einnimmt.
Raja: Es passen also mehr JPEG Bilder auf meine Speicherkarte als RAW Dateien?
Michael: Exakt. Und durch die Größe dauert auch das Abspeichern der Dateien länger. Das bemerkst du vor allem, wenn du die Serienbildfunktion deiner Kamera nutzt. Im JPEG Format kannst du bei modernen Kameras heutzutage fast unbegrenzt Bilder hintereinander in sehr kurzer Zeit aufnehmen. Beim RAW Format wird dir das nicht gelingen. Je nach Größe des Kamera internen Puffers und der Geschwindigkeit des verarbeitenden Prozessors, kann es sein, dass du nur wenige Bilder im RAW Format direkt hintereinander aufnehmen kannst. Deine Canon EOS 760D zum Beispiel kann bis zu 940 JPEG Bilder in einem Rutsch und ohne Pause aufnehmen. Im RAW Format dagegen sind es gerade mal 8 Bilder.
Raja: Uh, der Unterschied ist deutlich!
Michael: Stimmt, vor allem in der Sport- und Actionfotografie kann das schnell ein echtes NoGo sein. Und es gibt noch einen echten, nicht zu unterschätzenden Nachteil des RAW Formates.
Raja: Welchen?
Michael: Das RAW Format ist nicht standardisiert. Fast jeder Hersteller hat ein anderes RAW Format und selbst beim gleichen Hersteller finden sich unterschiedliche RAW Formate. Bei Canon findet sich .crw oder bei neueren Kameras .cr2 als Dateiformat. Wahrscheinlich folgt da irgendwan ein .cr3. Das Schlimmste aber daran ist, einfache Bildbetrachtungsprogramme können mit dem RAW Format nicht viel anfangen. Du musst das Bild zunächst entwickeln oder mit einem RAW Konverter in ein lesbares Format konvertieren. JPEGs dagegen kann heutzutage quasi jedes Bildbetrachtungsprogramm sofort out of the box lesen.
Raja: D.h. mal eben so meine Bilder rasch von der Kamera aufs Tablet oder den PC spielen und jemanden präsentieren, fällt im RAW Format flach?
Michael: Jup, das wird so leicht nichts. Aber für den Fall habe ich einen einfachen Tipp. Wenn du nicht gerade auf die Serienbildgeschwindigkeit angewiesen bist und genügend Speicherkarten dabei hast, dann fotografiere einfach in beiden Formaten gleichzeitig. Auf diese Weise kannst du jederzeit schnell deine JPEG Bilder ohne großen Aufwand nutzen und zeigen und auf der anderen Seite die Bilder, bei denen du auf mehr Bildinformationen angewiesen bist, um daraus ein sehr gutes Bild zu entwickeln, im RAW Format entwickeln.
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RAW Format einstellen
Raja: Gute Idee, das mache ich. Wie genau stelle ich das denn ein?
Michael: Dazu gehst du einfach in das Schnellstartmenü und legst sowohl für das JPEG Format als auch das RAW Format die entsprechende Bildqualität fest. Ich würde beide auf das Maximum setzen. Und wenn du doch einfach auf möglichst viele und schnelle Bilder hintereinander angewiesen bist, deaktiviert du einfach temporär das RAW Format.
Raja: Alles klar. Kannst du mir trotzdem vielleicht nochmal alle Vor- und Nachteile in einer Übersicht gegenüberstellen?
Vorteile und Nachteile des RAW Formats
Michael: Klar, mache ich gern. Schau mal auf folgende Tabelle. Die fasst dir alle Vor- und Nachteile auf einen Blick zusammen:
Raja: Klasse, das macht den Vergleich deutlich einfacher. Aber ich denke, ich setze tatsächlich auf beide Format, um die Vorteile beider nutzen zu können.
JPEGs sind besser als ihr Ruf
Michael: Ist sicher nicht verkehrt. Im Übrigen teile ich aber nicht die Auffassung vieler anderer Fotografen, dass das RAW Format das einzig wahre Format ist. Ich denke, es gibt durchaus sehr gute Gründe – gerade als Einsteiger aber auch als Fortgeschrittener – aufs JPEG Format zu setzen. Denn dieses ist oft besser als sein Ruf. Das zeigt sich in meinen Augen sehr gut auch schon an den Kamera Modellen bei Canon. Gerade im vier- bis dreistelligen Bereich sind die JPEG Bilder ausgesprochen gut. Da ist kaum Nachbearbeitung notwendig und gleichzeitig immer noch genügend Nachbearbeitung möglich, falls nötig. Bei meiner 6D Mark II dagegen setze ich inzwischen voll aufs RAW Format, weil mir die Qualität der JPEG Bilder nicht genügt. Bei meiner 7D Mark II dagegen sind auch die JPEG Bilder von hervorragender Qualität.
Raja: Verstehe. Eine Frage habe ich noch. Wie ist das mit den Kreativprogrammen meiner Kamera. Greifen diese in beiden Formaten?
Michael: Nein, das tun sie nicht, Sie wirken sich ausschließlich auf das JPEG Format aus. Wer diese Programme also gern nutzt, sollte klar aufs JPEG Format setzen. Auf der anderen Seite kann dir das RAW Format helfen, „schneller zu fotografieren“.
Raja: Wie meinst du das?
Michael: Nun, das, was du zusätzlich an Zeit bei der Berabeitung deiner RAW Bilder benötigst, sparst du oft bei der Aufnahme. Im RAW Format brauchst du dir nämlich keine Zeit nehmen, um über Weißabgleich, Belichtungseinstellungen & Co. nachzudenken. Das erledigst du alles erst später am PC.
RAW Bilder bearbeiten
Raja: Verstehe. Kann eigentlich jede Kamera das RAW Format aufnehmen oder gilt das nur für Spiegelreflexkameras?
Michael: Einst war das die Domäne der DSLRs. Heutzutage können aber auch viele gute Kompaktkameras im RAW Format abspeichern und selbst einige Handys unterstützen bereits das RAW Format.
Raja: Gibt es ein Programm, dass du zur Entwicklung des RAW Formats empfiehlst?
Michael: Gibt es. Ich bevorzuge Lightroom als Programm, denn es hat gegenüber anderen Programmen wie AfterShot Pro, Silypix Developer Studio Pro, RawTherapee, DxO OpticsPro und Capture One einen großen Vorteil: Es ist aufgrund seiner großen Verbreitung und Akzeptanz fast immer auf dem aktuellsten Stand und unterstützt auch bei neuen Kameras sehr schnell die entsprechenden Kamera- oder auch Objektivprofile. Ich selbst habe lange Zeit das recht preiswerte AfterShot Pro genutzt. Allerdings hatte ich hier oft bei aktuellen Kameras und neuen Objektiven das Problem, dass die entsprechenden Profile erst mit gewisser Verzögerung als Update ins Produkt fließen.
Raja: Aber Lightroom kostet schon ein wenig, nicht wahr?
Michael: Stimmt. Aber mit 11 Euro im Monat bekommst du jederzeit brandaktuelle Software, kostenlose Updates und das Photoshop CC zum Berabeiten von Bilder gleich oben drauf.
Raja: Okay, da muss ich mal in mich gehen, ob das das richtige für mich ist.
Michael: Mach das. Für den Anfang tut es vielleicht auch einfach eines der anderen Programme, bis du für dich herausgefunden hast, wie groß dein Anspruch an deine Bilder ist und wie oft du im RAW Format fotografierst und entwickelst.
Hast du denn noch weitere Fragen?
Raja: Nein, erstmal nicht.
Zusammenfassung
Raja notiert …
- Das RAW Format (Rohdatenformat) ist das Dateiformat, in welchem die Pixel-Informationen des auf den Sensor treffenden Lichts im Original und ohne Weiterverarbeitung abgelegt werden.
- RAW Bilder müssen mit RAW-Konvertern konvertiert und nachbearbeitet werden.
- Es gibt keinen Standard für das RAW Format. Es unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller.
- Das RAW Format wird auch als „digitales Negativ“ bezeichnet.
- RAW Bilder enthalten mehr Helligkeits- und Farbabstufungen als JPEGs und weisen daher mehr Zeichnung in den hellen und dunklen Bereichen auf.
- RAW Daten benötigen deutlich mehr Speicherplatz als JPEG Bilder, weshalb sie für schnelle und große Serienbild-Aufnahmereihen weniger gut geeignet sind.
- Ich kann JPEGs und RAWs gleichzeitig aufnehmen.
- Kreativprogramme sind nicht auf RAW Bilder anwendbar.
- Bei einem RAW Bild muss ich nachträglich u.a. folgende Dinge einstellen: Weißabgleich, Scharfzeichnung, Rauschunterdrückung, Tonwertkorrektur, Sättigung, Objektiv-Korrekturen.
- Das am weitesten verbreitete Programm zur RAW Konvertierung ist Lightroom.
Alle bisherigen Interviews aus der Artikel-Serie findest du hier
Achja, die ewige Diskussion ;)
Letztlich Geschmackssache und Zeitfrage, oder?
Ein bissl technische Kritik:
1. RAW hat keine Farben oder Farbkanäle. K.a. wie du auf 68,7 Mrd. Farben kommst
2. Weißabgleich kann auch bei JPEG nachträglich korrigiert werden, aber mit Limits
3. JPEGs sind entrauscht, aber genau das ist der größte Nachteil von JPEGs – Klingt hier nach Vorteil
4. Kreativmodi hast du erwähnt, aber auch der erweiterte Dynamikbereich moderner Kameras geht nur in JPEG (auch nicht in JPEG+RAW)
Hallo Florian,
Gern gehe ich auf die von dir genannten Punkte ein:
„1. RAW hat keine Farben oder Farbkanäle. K.a. wie du auf 68,7 Mrd. Farben kommst“
Ganz einfach, erkläre ich dir gern. Es geht wie meiner Übersicht geschrieben um Helligkeitsstufen pro Kanal. Ein 12 Bit RAW Bild hat pro Kanal 2 hoch 12 Helligkeitesstufen = 4096 Helligkeitsstufen. Bei 3 Farbkanälen (RGB) kommt man dann theoretisch auf 4096 * 4096 * 4096 = 68.7 Mrd mögliche Farbtöne.
Bei einem 8 Bit JPEG erhält man also pro Farbkanal 2 hoch 8 = 256 Helligkeitsstufen und kommt analog auf 256 * 256 * 256 = 16.7 Mio mögliche, verschiedene Farbtöne.
„2. Weißabgleich kann auch bei JPEG nachträglich korrigiert werden, aber mit Limits“
Jein. Na klar kann ich die Software Funktion Weißabgleich über ein JPEG laufen lassen. Aber das macht nur bedingt Sinn, denn in dem JPEG ist der Weißabgleich ja bereits eingerechnet. Die Originaldaten sind nicht mehr vorhanden. Das Ganze erfolgt dann also mit deutlichem Qualitätsverlust. Anders im RAW Format. Da sind die Rohdaten noch vorhanden, der Weißabgleich kann also ohne Qualitätsverlust nachträglich durchgeführt werden.
„3. JPEGs sind entrauscht, aber genau das ist der größte Nachteil von JPEGs – Klingt hier nach Vorteil“
Für die einen ist es ein Vorteil, für andere ein Nachteil. Das ist subjektiv. Meine Gegenüberstellung soll das weder als Vor- noch als Nachteil herausheben. JPEG sind in der Regel entrauscht, wie geschrieben. Wie beim Weißabgleich auch, kann ich sie nachträglich trotzdem weiter entrauschen – aber nur mit Qualitätsverlust. Für andere wiederum ist es ein großer Vorteil, wenn die JPEGs bereits entrauscht sind und in der Nachbearbeitung somit ein Bearbeitungsschritt entfällt.
„4. Kreativmodi hast du erwähnt, aber auch der erweiterte Dynamikbereich moderner Kameras geht nur in JPEG (auch nicht in JPEG+RAW)“
Diese „Kritik“ verstehe ich nicht. Was hat das mit meiner Aussage in der Übersicht zu tun, dass Kreativprogramme üblicherweise nur auf JPEGs kameraintern angewendet werden, auf RAW Bilder dagegen nicht? Wenn du das weiter ausführst, geh ich gern darauf ein. Das der erweiterte Dynamikbereich moderner Kameras ebenfalls nur auf JPEG anwendbar ist, da stimme ich dir zu. Habe ich irgendwo etwas anderes behauptet?
.. und ja, natürlich ist die Frage JPEG oder RAW auch Geschmackssache und vor allem den jeweiligen Anforderungen des Fotografen geschuldet. Genau aus diesem Grund stelle ich die beiden Formate in diesem Artikel einfach mal gegenüber und zeige Vor- und Nachteile auf. Keines der beiden Formate ist immer „das richtige“ oder „das bessere“. Es kommt halt drauf an, gell?!
Erstmal sorry, daß ich die Kritik einfach so ohne Weiteres hingeklatscht habe. Ich finde deinen Artikel gelungen und bei weitem nicht so einseitig, wie fast alle anderen Vergleiche RAW-JPEG. Aber ich bin halt auch ein Kameranerd und kann mir n bissl Kritik nicht verkneifen ;)
1. Nochmal, in einem RAW gibt es kein RGB, keine Farben und keine Farbkanäle. RAW heißt es sind reine Sensordaten. Farben werden erst durch Interpolation über das Bayer-Schema im Laufe der RAW-Entwicklung errechnet, z.B. in Lightroom. Ein RAW ist deshalb genaugenommen kein Bildformat.
Ein RAW hat also nicht mehr als 12 oder 14 bit für die Helligkeitsstufen, während ein JPEG 24 bit für Helligkeitsstufen/Farben hat. Diese Zahlen zu vergleichen ist aber ungefähr so sinnvoll wie die Geschwindigkeit mit der Beschleunigung eines Autos zu vergleichen. Neben den erwähnten fehlenden Farben sind RAW-Daten außerdem linear abgebildet und JPEG logarithmisch.
2. Ja klar, wenn man mit Tungsten-Weißabgleich ne Glühbirne fotografiert ist bei JPEG Hopfen und Malz verloren. Aber bei ner Feinjustierung ist ein Qualitätsverlust nicht festzustellen.
4. Schlag mich ruhig, aber ich empfinde Kreativprogramme als Spielerei. Den erweiterten Dynamikbereich (DRO usw) finde ich hingegen sehr wichtig für JPEG-Shooter. Deshalb ist es für mich schon eine Versäumnis den nicht zu erwähnen. Das gilt vor allem bei Empfehlung des JPEG+RAW-Modus, bei dem ja das DRO deaktiviert wird und deshalb die JPEG schlechter werden als bei JPEG only.
Hmm, dann auf ein Neues ;-)
Dieses Mal fange ich von hinten an.
4. Der erweiterte Dynamikbereich DRO bei Sony Kameras entspricht soweit ich weiß dem „Highlight Tone Priority“ (Torwert Priorität) bei Canon. Und ja, das Feature hab ich üblicherweise auch aktiviert. Allerdings erweitert es keinesfalls den Dynamikbereich in Absolutzahlen. Denn der Tradeoff ist der ISO Bereich. Im Grunde opfert man eine ISO Stufe, so dass die Kamera das Bild per se leicht unterbelichten kann, um anschließend die Highlights zu retten und Überbelichtungen zu verhindern. Korrigiere mich, aber ich vermute, dass der DRO bei Sony und Fuji ähnlich arbeitet. Und bei Canon arbeitet die Tonwert Priorität allerdings sehr wohl im RAW+JPEG Modus. Bei deiner Kamera nicht? Letztlich halte ich aber dieses Feature ohnehin nicht für ausschlaggebend im Vergleich von RAW und JPEG, da RAW in jedem Fall überlegen ist, was den Dynamikumfang betrifft. Von daher ist das für mich persönlich im Vergleich wenig relevant.
Wo ich dir komplett zustimme: Kreativprogramme sind für erfahrene Fotografen reine Spielerei. Jo!
2. Dem widerspreche ich. Meiner Erfahrung nach, ist da sehr wohl immer ein Qualitätsverlust. Und falls du mit Feinjustierung nur eine minimale Änderung meinst, dann ist das in meinen Augen kein echter Weißabgleich. Denn der bedeutet für mich – egal von welcher Ausgangssituation aus – den Weißabgleich ohne Qualitätsverlust immer korrekt durchführen zu können – egal mit welcher noch so falschen Einstellung die Aufnahme erfolgt ist.
1. Und auch hier kommen wir, fürchte ich, nicht auf den gleichen grünen Zweig. Selbstverständlich sind RAW-Daten reine Sensordaten. Bei den üblichen Bayer-Sensoren wird aber immer vor jedem Bildpunkt ein Filter für eine der drei Grundfarben gelegt. Jeder dieser Bildpunkte liefert entsprechend nur Informationen für eine einzige Farbkomponente an dieser Stelle. Jeder dieser Bildpunkte hat nun wie gesagt bei einer 12-Bit Basis 4096 Helligkeitsabstufungen, die er unterscheiden kann. Die Daten werden dann entsprechend kameraintern oder alternativ mit externer Software mittels Interpolation der Daten benachbarter Bildpunkte unterschiedlicher Grundfarbe in Farben umgerechnet. Ändert aber nichts an der Tatsache, dass im RAW Format zunächst 4096 Helligkeitsstufen für jeden Bildpunkt zur Verfügung stehen. Ein späterer Farbpixel wird zum Beispiel aus den Daten vier benachbarter Bildpunkte errechnet. Dem JPEG Format (das JPEG Bild wird ja auch nur über entsprechenden Verarbeitungsschritte kameraintern aus dem primären Rohdaten errechnet) steht aber nur 8 Bit pro Farbkanal (R, G & B) zur Verfügung. Daraus ergeben sich deine 24 Bit. Und du hast Recht, diese 24 Bit für alle 3 Farbkanäle mit den 12 Bit eines Kanals in den Rohdaten zu vergleichen, macht wenig Sinn. Das habe ich aber auch nicht getan. Und gerade diese von dir genannte linieare Abbildung der 4096 Helligkeitsstufen im Vergleich zu den logarithmisch abgebildeten Farben im JPEG, denen nun einmal weniger Bits pro Farbkanal zur Verfügung stehen, ist der Nachteil des JPEGs Format.
Von daher sehe ich nach wie vor keinen Fehler in meinem Artikel und halte die „Kritik“ für wenig berechtigt. ;-)
Lass uns auf folgendes einigen:
In den RAW Daten stehen pro Bildpunkt 4096 Helligkeitsstufen zur Verfügung. Ein JPEG Bild hat pro Farbkanal eines Pixels nur 256 Helligkeitsstufen zur Verfügung. Unter dem Strich kann ein RAW-Bild die später aus den Rohdaten errechneten Farben also wesentlich genauer und in größerem dynamischen Umfang wiedergeben, als ein JPEG Bild, in welchen die Daten ja bereits komprimiert und interpoliert auf 8 Bit pro Farbkanal eingedampft wurden. Das ist ja auch einer der Gründe, warum in der Entwicklung aus dem RAW Format deutlich mehr aus einem Bild herausgeholt werden kann, als aus einem JPEG Bild.
Oder in kurz: Ein RAW-Datensatz kann die Farben einfach besser und in größerem Umfang wiedergeben als ein JPEG-Bild.
4. Bei Canon gibt’s 2 verschiedene Nachbesserungsmöglichkeiten, Shadow Correct und DR Correction. Letztlich geht es darum über die Einzelregulierung vom ISO von einzelnen Pixeln Schatten aufzuhellen und Überbelichtung zu vermeiden. Das sind 2 der hauptsächlichen Gründe für RAW, also auf jeden Fall relevant. Bei mir wirken diese Settings nur in JPEG only, genauso bei meiner Sony Mirrorless. Aber meine Kameras sind beide nicht aktuell. Geht das nun auch in JPEG+RAW?
2. Vorteile, die in der Praxis keine Rolle spielen sind wurscht, oder? Mehr als eine Feinkorrektur brauche ich mit meinem Auto-Weißabgleich einer 4 Jahre alten Kamera bei nicht einmal jedem 1000. Bild.
1. Es bleibt dabei, RAW sind farblos. Die Farben werden erst durch Interpolation errechnet – mit ordentlich Qualitätsverlust.
Selbst wenn RAW schon Farbinformationen beinhalten würden, vergleichst du trotzdem Äpfel mit Birnen. Wie gesagt, JPEGs bilden die Werte logarithmisch ab, analog zu unserem Sehvermögen. Während also beim linearen RAW schon die Hälfte der Bits auf die hellste Helligkeitsstufe entfällt (und vom Rest die Hälfte auf die 2. usw und davon die Hälfte auf die 3. usw.) ist das bei JPEG gleichverteilt, ohne die massive Verschwendung eines RAW.
Die Bits zu vergleichen ist wie wenn du sagst „Auto A beschleunigt in 10 Sekunden von 0 auf 100km/h und ist deshalb langsamer als Auto B, das eine Maximalgeschwindigkeit von 300km/h hat.“ Ja, die 100km/h und die 300km/h haben die gleiche Einheit, aber ein Vergleich macht keinen Sinn.
Ich will keineswegs bestreiten, daß du mit RAW mehr Schatten retten kannst. Aber die Bit-Werte sind nicht 1 zu 1 vergleichbar. Und was da von Farbkanälen in einem RAW steht ist einfach nur falsch.
Hier ist ein Artikel, der das wirklich ganz ganz ganz genau erklärt: https://www.foto-schuhmacher.de/artikel/software/raw-und-jpeg.html
Florian,
ich hab das Gefühl, die Diskussion führt zu nichts. In meinem Artikel zeige ich für Einsteiger die Unterschiede zwischen RAW und JPEG Format auf. Du hängst dich jetzt im Wesentlichen an der Formulierung „Helligkeitsstufen pro Kanal“ in meiner Übersicht auf. Ich habe nie gesagt, dass ein RAW Bild Farbkanäle hat. Du kannst meine Formulierung wie schon zuvor erklärt auch gern als „Helligkeitsstufen pro Sensorpixel“ übersetzen. Und es bleibt dabei, dass aus diesen Daten die entsprechenden Farbwerte durch Interpolation berechnet werden – und zwar in einer höheren Auflösung / Farbtiefe, als das in einem später daraus berechneten JPEG Bildes möglich ist.
Ich für meinen Teil entwickle übrigens aus diesem Grund meine RAW Daten zunächst im TIFF mit 32 Bit Farbtiefe und konvertiere dann erst am Ende meines Workflows in JPEGs.
Der von dir verlinkte Artikel ist mir wohl bekannt. Er beschreibt genau das, was auch ich zuvor versucht habe zu beschreiben. Ich zitiere: „(…) Die zwei Pixel mit dem grünen Filter messen nur einen Grauwert / Helligkeitswert für die Farbe Grün, der eine Pixel mit dem roten Filter misst nur einen Grauwert / Helligkeitswert für die Farbe Rot und der eine Pixel mit dem blauen Filter misst nur einen Grauwert / Helligkeitswert für die Farbe Blau. Nun werden alle 4 Werte miteinander verrechnet (…)“
Entweder reden wir aneinander vorbei oder du versuchst einfach nur krampfhaft Recht zu behalten. Du schreibst: „Die Farben werden erst durch Interpolation errechnet – mit ordentlich Qualitätsverlust.“
Das ist doch genau das, was ich die ganze Zeit sage. Das resultierende JPEG Bild hat einen großen Qualitätsnachteil gegenüber den ursprünglichen Rohdaten.
Du schreibst: „Und was da von Farbkanälen in einem RAW steht ist einfach nur falsch.“ Wo rede ich von Farbkanälen in einem RAW? Da steht „pro Kanal“ – gemeint sind pro Sensorpixel wie ich schon zuvor in der Diskussion erklärt habe.
Ich zitiere mal nochmal aus dem von dir genannten Artikel genau zu dem Thema:
„Theoretisch können RAW-Datenformate bis zu 16 Bit Farbinformationen je Kanal enthalten. Dies entspricht 2 hoch 16 = 65.536 Helligkeitsabstufungen. Auch die in der Praxis oft geringeren Werte bieten Bildinformationen, die auf jeden Fall höher sind, als diejenigen einer JPEG-Datei.“
Das ist btw exakt das, was ich auch versucht habe, auszudrücken.
Ich bin tatsächlich nochmal alles durchgegangen und gebe gern zu, ich habe tatsächlich einen Fehler gemacht, indem ich einfach 4096 hoch 3 gerechnet habe für die Anzahl theoretisch möglicher Farben. Tatsächlich werden – wie in dem von dir zitierten Artikel angegeben – aber 4 benachbarte Pixel auf dem Sensor zur Interpolation genutzt, zwei für rot, einer für grün, einer für blau. Jeder unterscheidet 4096 Helligkeitsstufen. Entsprechend groß ist die Anzahl der möglichen daraus resultierenden Farbtöne.
Ich gebe gern zu, dass mein Artikel keine wissenschaftlich korrekte Abhandlung zu dem Thema ist. Soll sie auch gar nicht sein. Mein Artikel soll Einsteigern die Unterschiede zwischen dem JPEG Format und dem RAW Format näher bringen. Und ich hoffe und denke, dass tut er auch ganz gut. Warum du dich an der einen Stelle der Übersichsgrafik so aufhängst, weiß ich nicht.
Ich für meinen Teil steige hier in der Diskussion aus. Wenn du der Meinung sein solltest, dass RAW und JPEG Format hinsichtlich Farbtiefe und Dynamikumfang gleich sind, dann bitte schön. Wenn du dagegen eher meiner Meinung sein solltest, dass das RAW Format hier dem JPEG überlegen ist, dann frage ich mich, warum überhaupt die ganze Diskussion? Nur um einen vermeintlichen Blogger-Konkurrenten eins auszuwischen? So kommt mir das nämlich vor. Leben und leben lassen, sag ich nur. Ich denke nach wie vor, dass kein Fehler in meinem Artikel steckt. Hab ich das alles wissenschaftlich genau und korrekt dargestellt? Wohl kaum, aber wie schon gesagt, das ist auch nicht die Intention des Artikels. Du magst Recht haben, dass ich die Aussagen bezüglich Dynamik / Farbtiefe sehr knapp und vielleicht sogar unglücklich formuliert habe, aber das ändert nichts an der korrekten Grundaussage:
12 Bit RAW Daten beeinhalten 4096 Helligkeitsstufen pro Kanal (=Sensorpixel). Damit ist bei resultierenden, daraus zu entwickelnden Bildern eine höhere Farbtiefe und ein höherer Dynamikumfang möglich, als ein JPEG überhaupt beinhalten kann. Ein JPEG besitzt 8 Bit Farbtiefe pro Farbkanal. Unter dem Strich sind Dynamikumfang & Farbtiefe in den RAW Daten „hoch“ und beim JPEG „niederiger“.
Und zu der Aussage stehe ich nach wie vor auch wenn du da offensichtlich etwas anderes hinein interpretierest oder Obstsalat machen möchtest.
Ich wünsche dir weiterhin viel Freude an der Fotografie und am Kommentieren von Artikeln. Danke für deinen Beitrag und die spannende Diskussion. Ich bin sicher nicht perfekt. Aber nach 25 Jahren Fotografieren, 18 davon digital und 15 Jahre in einem Job in der Medizintechnik mit Expertise in Bildverarbeitung und bildgebenden Verfahren weiß ich durchaus, wovon ich rede.
Nichtsdestotrotz freue ich mich immer, wenn ich auf Fehler, die auch ich natürlich mache, hingewiesen werde. In dem Fall sehe ich das aber einfach alles ein wenig anders. Aber das ist ja auch mein gutes Recht. Genauso wie es dein Recht ist, das anders zu sehen.
Ich habe ganz bewusst im Artikel auf solche technischen Details verzichtet. Ich hoffe, du siehst mir das entsprechend nach.
Lg Michael
Die Diskussion führt echt zu nix. Ich habe dich kurz auf 4 inhaltliche Verbesserungen aufmerksam gemacht und du reagierst wie ne beleidigte Leberwurst.
Schau nochmal den ersten Kommentar an. Ich versteh nicht, daß du so eine harmlose Kritik so persönlich nimmst. Was meinste wie oft mir Fehler in meinen Artikeln unterlaufen…
Wie du selbst sagst fällt das nem Einsteiger gar nicht auf, sondern nur uns, die sich in die Fotografie reinfuchsen.
Also du kannst gerne dabei bleiben, daß ein RAW 68,7 Mrd. Farben und 3 Farbkanäle hat, aber das wird dadurch nicht wahr.
P.S.
Der Qualitätsverlust bei der RAW-Entwicklung hat nix mit JPEG zu tun. Das kommt daher, daß du 66% der Farbinformationen gar nicht im RAW hast und interpolieren musst. Ob du die interpolierten Farbwerte dann in JPEG oder TIFF speicherst ist unerheblich.
P.P.S.
Ein besseres Beispiel als das mit dem Auto ist vielleicht das hier: Du sagst Uwe hat 12 Kilo Holz und steht deswegen besser da als Jenny mit 8 Kilo Fisch. Ja, das ist eine höhere Zahl, aber wie kann man Fische mit Holz vergleichen?
Und nochmal: ich freue mich immer, wenn mich jemand auf Fehler hinweist und verbessere die dann immer gern. Oft geschehen, immer wieder toll, wenn mich aufmerksame Leser auf so etwas hinweisen.
Aber alle deine 4 Punkte sind wie ausführlich dargelegt in meinen Augen keine Fehler und die „Kritik“ somit unberechtigt, zumal ich deine positive Intention vorsichtig in Frage stelle. Ich bin auch nicht beleidigt, noch nehme ich irgendetwas persönlich. Ich denke, ich bin auf alle deine Punkte sachlich und in aller Ausführlichkeit eingegangen, um dir meinen Standpunkt darzulegen.
Du kannst mir auch gern weiterhin versuchen, die Farbkanäle im RAW in den Mund zu legen – ich sage dir gern zum 4. Mal, dass ich das so nie gesagt habe und so auch nirgends steht. Auch deine schrägen Vergleiche helfen da wenig.
Komm, lass einfach gut sein. Ich werde den Thread jetzt schließen.
Lg deine Leberwurst ;-)
PS Ich nehme die 68.7 Mrd. theoretisch möglichen Farbtöne nach der Diskussion jetzt tatsächlich aus der Grafik raus. Vielleicht kannst du dann wieder besser schlafen.