Bei der Bildkomposition gibt es viele spannende Ideen, Hilfs- und Stilmittel, um aussagekräftige, spannende und faszinierende Fotos zu kreieren. Eines davon ist das Fotografieren mit natürlichem Rahmen. Dabei ist allerdings weniger ein künstlich geschaffener Bilderrahmen um dein Foto herum gemeint, als vielmehr ein kunstvoll geschaffener Rahmen durch die Bildkomponenten selbst. Aber auch die äußeren Grenzen deines in der Regel rechteckigen Bildausschnittes bilden bereits einen Rahmen, den man in die Bildkomposition einbeziehen kann.

Natürlicher Rahmen: Schwarzwald Waldkirch

Den Rahmen der Aussichtsplattform mit genutzt

Bildgrenzen als Rahmen

Schon ohne dein besonderes Zutun hat jedes deiner Bilder einen Rahmen – nämlich durch die Grenzen deines gewählten Bildausschnittes. Dieser Rahmen ist immer da und kann und sollte in der Bildkomposition mit berücksichtigt werden.

Manche Linien richtet man schon fast ganz automatisch parallel zu den Bildkanten aus – den Horizont zum Beispiel. Andere Linien, die in natürlicher Ausrichtung aber eben nicht parallel zu diesen Kanten liegen, werden erst dadurch interessant, dass man solche Linien und Kanten parallel zum Rahmen ausrichtet. Ein Hochhaus beispielsweise mit stürzenden Linien wirkt plötzlich deutlich spannender, wenn einer der „schrägen“ Seiten parallel zur Bildkante ausgerichtet wird.

Eine weitere Möglichkeit ist, führende Linien oder Diagonalen genau in die Eckpunkte der Bilder zu legen. Auch das gibt dem Bild in der Regel mehr Spannung und wirkt interessant auf den Betrachter. Gelingt dies gleich mit mehreren Linien, dann kann der Effekt umso größer sein.

Im folgenden Beispiel eines Hochhauses in Dubai habe ich den Rahmen des Bildausschnittes genutzt, um dem Hochhaus oben rechts Halt zu geben. Dazu habe ich die obere Kante parallel zum Ausschnitt angeordnet. Außerdem habe ich eine der senkrechten Linien, die hier als starke Diagonalen wirken, und die Spiegelung eines anderen Gebäudes exakt in die untere linke Ecke gelegt. Das gibt dem Bild zusätzlich etwas Dynamik.

Natürlicher Rahmen: Hochhaus Brüssel

Das Hochhaus lehnt sich am Rahmen an

Noch spannendes wird es in der Regel jedoch, wenn du dir einen weiteren Rahmen im Bildausschnitt selbst schaffst bzw. suchst – einen natürlichen Rahmen im Bild sozusagen.

Der natürliche Rahmen

Mit einem solchen Rahmen, kannst du bestimmte Objekte in deinem Bild besonders in Szene setzen. Oder du kannst die Augen des Betrachters führen. Du kannst Spannung erzeugen. Aber auch Dinge, Gebäude oder Landschaftsteile besonders geheimnisvoll erscheinen lassen.

Das wohl am einfachsten und häufigsten in der Natur genutzte Mittel für einen Rahmen innerhalb der Szene sind Bäume mit ins Bild hinein ragenden Ästen und Blättern. Damit hat man in der Regel schon mal zwei Seiten des Rahmens geschaffen. Oft reicht das sogar schon aus, um einen „Rahmen-Effekt“ entstehen zu lassen.

Natürlicher Rahmen: Muckross Abbey

Äste eines Baumes als Rahmen um die Muckross Abbey

Wenn du dich ein wenig umsiehst, wirst du aber auch immer wieder Gelegenheiten finden, durch Objekte hindurch zu fotografieren. Das kannst du als Rahmen nutzen. Stell dir vor, du schaust aus dem Fenster einer Burg. Du kannst entweder die Kamera gänzlich hindurch stecken oder einfach den Rahmen des Fensters mit aufs Bild nehmen.

Auch andere Objekte lassen sich als Rahmen nutzen. Hier ist einfach ein wenig Kreativität gefragt.

Natürlicher Rahmen: St. Peter Schwarzwald

Ein Durchgang als natürlicher Rahmen

Ich mache von beiden Varianten wahnsinnig gern Gebrauch. Manchmal sind es nur wenige Zweige, die ins Bild hängen, manchmal Mauern, Fenster oder Bäume. Es macht mir persönlich viel Spaß, solche Möglichkeiten zur Schaffung eines Rahmens zu suchen und oft ist es überraschend – auch für mich selbst – was man alles als Rahmen nutzen kann.

Manchmal hängen die Rahmen ja sogar ready for use in Bäumen bereit, wie nachfolgend zu sehen. Allerdings ist das dann doch eher die Ausnahme.

Natürlicher Rahmen: Schwarzwald Kastelburg

Eher ungewöhnlich: ein freihängender, realer Rahmen

Wozu dient der Rahmen?

Nun, zum einen wird der Inhalt des Rahmens mehr in den Fokus des Betrachters gerückt. Zum anderen kann der Rahmen aber auch genutzt werden, um störende Objekte dahinter zu verstecken und somit ganz natürlich aus der Bildkomposition heraus zu halten. Wird der Rahmen unscharf fotografiert, erhält das Bild oftmals auch eine geheimnisvolle, mystische oder überraschende Wirkung. Außerdem kann der Rahmen dem Bild mehr Tiefe verleihen.

Mögliche Aufgaben eines Rahmens in der Übersicht:

  • Blick auf das Hauptmotiv lenken.
  • Geheimnisvolle, mystische oder spannende Wirkung erzielen.
  • Dem Bild Tiefe verleihen.
  • Störende Objekte verstecken.
Natürlicher Rahmen: Rock of Cashel

Maueröffnung als zweiseitiger Rahmen

Warum finden wir einen Rahmen interessant?

Das menschliche Auge bevorzugt helle Bildbereiche und scannt diese immer als erstes. Durch einen beispielsweise dunkleren Rahmen, wird das Auge des Betrachters ganz automatisch mehr auf die helleren Bereiche gelenkt. Das ist auch genau der Grund, warum viele Fotografen gern mit der Vignette arbeiten, die im Grund auch nur eine Art Rahmen für das Bild darstellt.

Als Vignettierung bezeichnet man in der Fotografie die Abschattung zum Bildrand hin, die durch eine axiale Anordnung zweier Öffnungen entsteht. Im Allgemeinen ist dies ein ungewollter Effekt. Eine möglichst kleine Vignettierung ist ein Qualitätsmerkmal von Kameras und Objektiven.

Auf der anderen Seite werden Vignetten aber auch gern nachträglich in Fotos als Stilmittel eingesetzt, da sie u.a. auch als Rahmen fungieren, die das Auge des Betrachters auf bestimmte, meist mittige, hellere Bildbereiche lenken können.

Natürlicher Rahmen: Kloster Torbogen

Torbogen als Rahmen

Was kann man alles als Rahmen benutzen?

Hier sind der Kreativität und Fantasie eigentlich keine Grenzen gesetzt.

Ein paar Beispiele:

  • Fenster, Türen
  • Architektonische Elemente, Torbögen, Mauern, Wände
  • Bäume, Pflanzen, Äste
  • Löcher, Schießscharten, Öffnungen
  • Schatten
  • Die eigenen Hände oder Arme
  • Wolkenlöcher am Himmel
  • Und vieles mehr!
Natürlicher Rahmen: Grand Canyon

Weite des Grand Canyons durch die Zweige eingegrenzt

Muss ein Rahmen immer rechteckig sein?

Nein, der Rahmen kann rund, rechteckig oder gar völlig unförmig sein. Es muss sogar nicht mal alle Seiten abdecken. Oft reicht schon das Andeuten eines Rahmens, um den Effekt hinzubekommen, denn unser Gehirn ist schlau und neigt dazu, Sachen zu vervollständigen, auch wenn sie gar nicht da sind.

Natürlicher Rahmen: Alabama Hills

Steinbogen als natürlicher Rahmen

Mehr Foto-Tipps findest du hier in meiner Übersicht.

Und was hast du alles schon als natürlichen Rahmen beim Fotografieren benutzt?