Ich stelle dir das Vollformat RF Objektiv Canon RF 24-105 F4L IS USM vor und erkläre dir, warum ich mich schlichtweg in das geniale Objektiv verliebt habe.
Übersicht
- Vorüberlegungen
- Lieferumfang
- Technische Details
- Der erste Eindruck
- Beispielbilder aus New York
- Eigenschaften des RF 24-105 F4 L IS USM
- Vorteile des Canon RF 24-105 F4L IS USM
- Nachteile des Canon RF 24-105 F4L IS USM
- Vorteile gegenüber dem EF 24-105 L IS II USM plus Adapterring
- Zubehör fürs Canon 24-105 F4L IS USM
- Fazit
Vorüberlegungen
Ich habe mich im letzten Jahr nach langer Überlegung dazu entschieden, endlich auch in Canons neues spiegelloses Vollformat, dem EOS R System, einzusteigen, indem ich mir die Canon EOS R5 zugelegt habe. Mir war sofort klar, dass ich, als Immerdrauf ein Objektiv der RF Reihe nutzen möchte, auch wenn ich mittels Adapter meine bisherigen EOS EF Objektive weiter an der EOS R5 nutzen kann.
In die engere Auswahl kamen für mich dabei folgende Objektive:
- Canon RF 24-105 mm F4-7.1 IS STM [ca. 450 €]
- Canon RF 24-70 mm F2.8 L IS USM [ca. 2.500 €]
- Canon RF 24-105 mm F4 L IS USM [ca. 1.200 €]
Zwar bietet Canon noch weitere Zoom Objektive an, die sind mir aber mit Preisen oberhalb von 3.000 € einfach zu teuer. Da ich schon vor einigen Jahren auf L Objektive umgestiegen bin und deren Qualität und Abbildungsleistung zu schätzen weiß, schied für mich das nicht-L Objektiv relativ schnell aus. Da wäre es qualitativ sicher besser gewesen, mein bisherigen Canon 24-70 1:4 L IS USM mittels Adapter weiter zu verwenden.
Die Entscheidung zwischen dem 24-70er und dem 24-105er fiel dann relativ einfach. Zweites ist nur halb so teuer und hat für mich den angenehmeren Brennweitenrange. Dass das 24-70er eine bessere Abbildungsleistung haben mag und ebenfalls bei der Lichtstärke im direkten Vergleich punkten kann, wiegt für mich persönlich weniger schwer, als die Flexibilität, die ich durch 35 mm Brennweite mehr am langen Ende, gewinne.
Und so habe ich mich für das 24-105er L entschieden und diese Entscheidung keine Sekunde bereut.
In diesem Artikel stelle ich dir das Canon RF 24-105 mm F4 L IS USM ausführlich vor.
Lieferumfang
Zum Lieferumfang gehören wie in der L Serie Standard auch die Streulichtblende und der Objektivbeutel.
- RF 24-105mm F4 L IS USM
- Objektivdeckel E-77 II
- Canon RF (Bajonettdeckel)
- Streulichtblende EW-83N
- Objektivbeutel Canon LP1319
Technische Details
Produktbezeichnung | Canon RF 24-105 F4L IS USM |
Brennweite | 24-105 mm (ergibt 38-168 mm am APS-C Sensor) |
Lichtstärke | konstant 4,0 |
Objektiveigenschaften | IS - Bildstabilisator USM - Ultraschallmotor ED und asphärische Linsen Wetterfest Super Spectra Vergütung |
Bildwinkel diagonal | 84 - 23° |
Optischer Aufbau | 18 Linsen in 14 Gruppen |
Naheinstellgrenze | 45 cm |
Größter Abbildungsmaßstab | ca. 0,24 (bei 105 mm) |
Filterdurchmesser | 77 mm |
Gewicht | ca. 700 g |
Zubehör | Frontdeckel, Rückdeckel, Streulichtblende, Objektivtasche |
Preis aktuell | ca. 1.440 Euro (UVP des Herstellers: 1.499 Euro) |
Abmessungen | ca. 84 x 107 mm |
Stativschelle | Nein |
Bildstabilisator (Stufen) | 5 |
AF-Motor | Nano-USM |
Der erste Eindruck
Das Objektiv hat ein durchaus ordentliches Gewicht, fühlt sich aber auch extrem wertig verarbeitet an. Der rote Ring zeigt, dass es zur L Serie gehört. Alle 3 Einstellringe haben eine gute Haptik und einen sehr angenehmen Drehwiderstand. Die Schalter für den Bildstabilisator und den Autofokus befinden sich an der üblichen Stelle. Das Objektiv lässt sich spielend leicht auf meine EOS R5 montieren.
Schon die ersten Bilder überzeugen mich nach Betrachten am Monitor. Brillante Farben, toller Kontrast und Schärfe auf erwartetem sehr hohen Niveau bis in die letzte Ecke! Was mir ebenfalls sofort auffällt – der Bildstabilisator des Objektivs, der mit dem kamerainternen Bildstabilisator zusammenarbeitet, ermöglicht das Fotografieren aus der Hand auch bei schlechten Lichtverhältnissen auf einem völlig neuen Level. Auf dem Papier sind das bis zu 8 Blendenstufen. Und egal, ob dieser Wert nun erreicht wird oder nicht – der Unterschied ist deutlich spürbar.
Das war übrigens für mich einer der Hauptgründe, nicht weiter mein bisheriges EF Standardzoom mittels EF Adapterring an der EOS R5 zu betreiben, denn dieses arbeitet nicht auf die gleiche Weise mit dem kamerainternen Bildstabilisator zusammen.
Besonders bemerkbar hat sich das für mich auf unserer letztjährigen Reise nach New York gemacht, wo ich ausschließlich aus der Hand fotografiert habe – auch bei schwierigsten Lichtverhältnissen in den teils engen Häuserschluchten. Selbst bei einer Bootsfahrt auf dem Hudson River nach Sonnenuntergang habe ich brauchbare Aufnahmen aus der Hand bekommen! Spätestens da habe ich mich in die Kombination EOS R5 und RF 24-105 L IS USM verliebt.
Seit ich mit diesem Duo fotografiere ist mein Ausschuss an Bildern deutlich zurückgegangen. Ich verwende quasi keine Zeit mehr darauf, darauf zu achten, was ich anstellen muss, um scharfe Bilder zu erhalten. Die Bilder sind einfach durchweg scharf, brillant, kontrastreich und überzeugend!
Beispielbilder aus New York
Die folgenden Aufnahmen wurden während unserer USA Reise nach New York und Niagara Falls mit der Canon EOS R5 und dem Canon RF 24-105 F4L IS USM aufgenommen – teilweise sogar aus einem fahrenden Bus oder von einem Ausflugsboot aus.
Eigenschaften des RF 24-105 F4 L IS USM
Handling, Gewicht & Verarbeitung
Das 24-105er wiegt stolze 700 Gramm, ist also kein Leichtgewicht. Trotzdem ist es fast 100 Gramm leichter als sein EF Pendant, das EF 24-105 F4 L IS II USM. Ich persönlich empfinde das Gewicht als sehr angenehm, da ich nicht gern mit einer zu leichten Kamera-Objektiv-Kombination fotografiere. Ich Vergleich zu meinem bisher verwendeten Standardzoom, dem EF 24-70 F4 L IS USM sind es etwa 100 Gramm mehr Gewicht.
Hervor zu heben ist wie immer die tolle und sehr hochwertige Verarbeitung der Objektivs, wie man es von einem Objektiv der Premiumklasse L auch erwartet. Beim Fotografieren bei leichtem Regen muss man nicht sofort um seine Ausrüstung fürchten, wenngleich ich bei andauerndem Regen trotz Wetterfestigkeit nach wie vor einen Regenschutz verwende.
Alle Einstellringe laufen angenehm weich. Der Zoomring hat einen etwas höheren Drehwiderstand, was mir aber gut gefällt. Neben dem Fokusring und dem Zoomring besitzt das Objektiv noch einen Steuerring, der sich über das Menü konfigurieren lässt, beispielsweise um sehr schnell die Blende oder den ISO Wert zu variieren. Der Steuerungsring klickt und rastet beim Drehen.
Brennweite
Ich habe die letzten Jahre viele Objektive in der Hand gehabt und inzwischen für mich herausgefunden, dass 24-105 mm für mich der ideale Zoombereich ist. Bei nur 70 mm am langen Ende, fehlt es mir einfach oft ein wenig an Flexibilität, gerade wenn ich in Städten unterwegs bin und nicht ständig mein Objektiv wechseln möchte.
Haben sich die 24-105 mm bei den EF Objektiven für mich noch als Kompromiss angefühlt, so ist dies beim 24-105er RF anders, da auch an den beiden Enden die Bilder noch sehr scharf sind. Dazu im nächsten Absatz mehr.
Bildqualität und Schärfe
Mit einem Wort – Wow! Die Bildqualität und die Schärfe dieses Objektivs haben mich vom ersten Bild an überzeugt. Natürlich hat Canon für mehr Geld noch bessere und schärfere Objektive im Köcher. Wer aber nicht mehrere Tausend Euro für ein Objektiv ausgeben möchte und wie ich aus der EF Welt herüberwechselt, der wird sehr positiv überrascht werden. Ich war schon zuvor mit der 6DMII und meinen EF L Objektiven sehr glücklich, was Schärfe und Abbildungsqualität angeht. Aber dieses Objektiv in Kombination mit einer EOS R Kamera ist noch ein deutlich spürbarer Sprung nach vorn – und das liegt nicht nur am 8-Stufen-Bildstabilisator. Egal, ob am langen oder kurzen Ende – die Bilder sind scharf bis in die Ecken.
Verzeichnung, chromatische Aberration, Vignettierung
Die Verzeichnung liegt bei diesem Objektiv im normalen Bereich. Bei 24 mm treten tonnenförmige Verzeichnungen auf, bei 35-105 mm kissenförmige. Beides lässt sich spielend in der Nachbearbeitung korrigieren. Wer nicht mit dem RAW Format arbeitet, kann und sollte die Objektivkorrekturen der Kamera aktivieren, um Verzeichnungen und Co. den Gar aus zu machen.
Am kurzen Ende zeigt sich bei Offenblende deutlich sichtbare chromatische Aberration, die jedoch geringer ausfällt als beim EF Pendant. Diese lässt sich genau wie eine leichte Vignettierung ebenfalls spielend in der Nachbearbeitung entfernen. Alle 3 Effekte sind optisch bedingt und auf einem Niveau, wo wir nicht weiter drüber sprechen müssen. Im Vergleich zum EF Pendant noch einmal ein Schritt nach vorn – wobei es da schon Jammern auf hohem Niveau war.
Bokeh
Wie von der L Klasse gewohnt zeigt sich das Bokeh schön weich. Dank 9 Blendenlamellen sind die Unschärfekreise schön rund. Ich habe nichts zu auszusetzen.
Lichtstärke und Offenblende
Mit einer durchgängigen Lichtstärke von f/4 über die gesamte Brennweitenrange lässt sich hervorragend arbeiten – auch wenn natürlich eine f/2.8 noch besser wäre. Aber dafür gibt es ja das anfangs erwähnte 24-70er bzw. ein weiteres 70-200er mit f/2.8.
Dank nachfolgend beschriebenen, herausragenden Bildstabilisators sind für meine Zwecke f/4 jedoch völlig ausreichend.
Bildstabilisator
Der Bildstabilisator des Objektivs arbeitet hervorragend und bietet laut Canon 5 Stufen an. In Kombination mit dem kamerainternen Bildstabilisator kommt man so auf eine Bildstabilisierung von bis zu 8 Stufen. Das sind mal eben 4 Stufen mehr, als meine 6DMII mit dem 24-70er EF boten. Das macht sich deutlich bemerkbar. Ich war noch nie ein Fan von Stativen und habe immer am liebsten aus der Hand fotografiert. Und das funktioniert jetzt noch besser auch bei schwierigsten Lichtverhältnissen. Wie erwähnt konnte ich so sogar tolle Aufnahmen in New York von einem fahrenden Ausflugboot aus machen! Und das bei herein brechender Nacht!
Wo sich das für mich außerdem auszahlt ist beim fotografieren von Fließenden Gewässern. Da führte für schöne Effekte bisher kein Weg am Stativ vorbei. Mittels dieses Bildstabilisators gelingen jedoch sogar Aufnahmen aus der Hand mit Aufnahmedauern von 2-3 Sekunden! Wahnsinn! Na klar kommt das noch nicht an Langzeitaufnahmen eines Wasserfalls von 10-20 Sekunden heran. Aber es reicht für ein paar schöne, spontane Aufnahmen auch ohne Stativ, das ich auf Reisen nun mal nicht immer dabei habe.
Autofokus
Der Autofokus wird beim RF 24-105 L über einen modernen Nano-USM-Antrieb angesteuert, der nicht nur verdammt schnell, sondern auch sehr leise arbeitet. Gefühlt fokussiert dieses Objektiv mindestens doppelt so schnell wie das EF Pendant. Daher ist das Objektiv auch für Videoaufnahmen sehr gut geeignet.
Preis
Der Preis ist ein kleiner Wermutstropfen. Immerhin kostet das Objektiv inzwischen sogar mehr als 1.400 Euro, nachdem ich anfangs noch da Glück hatte, es für knapp über 1.200 € zu erstehen. Ist der Preis das Objektiv wert? In meinen Augen ein klares Ja! Mich hat es vom ersten Moment an klar begeistert. Und da ich bereit war, viel Geld für die EOS R5 in die Hand zu nehmen, war für mich sofort klar, dass ich auch ein RF Objektiv auf gleichwertigem Niveau benötige, um wirklich das Beste aus der Kamera-Objektiv-Kombination herauszuholen. Und verglichen mit den anderen RF Zoomobjektiven, die Canon ebenfalls an den Start gebracht hat, ist dieses hier im direkten Vergleich sogar noch als günstig zu bewerten.
Vorteile des Canon RF 24-105 F4L IS USM
- Angenehmer, großer Brennweitenbereich mit durchgehender Lichtstärke von f/4.
- Sehr gute Verarbeitung, wetterfest.
- Herausragender Bildstabilisator.
- Hohe optische Abbildungsleistung, gestochen scharfe Bilder.
- Sehr schneller, leiser Autofokus.
- Auch für Videoaufnahmen geeignet.
- Zusätzlicher, individuell belegbarer Steuerring am Objektiv.
Nachteile des Canon RF 24-105 F4L IS USM
- Kein Leichtgewicht mit 700 Gramm.
- Kaufpreis im vierstelligen Bereich.
Vorteile gegenüber dem EF 24-105 L IS II USM plus Adapterring
Wer die Investition eines vierstelligen Betrages in ein weiteres Objektiv scheut und bereits Besitzer eines EF 24-105 F4L IS II USM ist, kann dieses natürlich mittels Adapterring auch weiterhin an einer neuen EOS R Systemkamera betreiben und Geld sparen.
Trotzdem gewinnt bei genauer Betrachtung das neue RF 24-105 F4L IS USM in fast allen Belangen gegenüber dem EF Pendant, denn es ist leichter, fokussiert schneller und leiser, ist schärfer, kontrastreicher, besitzt den besseren Bildstabilisator und einen zusätzlichen Steuerring und zeigt weniger chromatische Aberrationen.
Für das EF Objektiv spricht eine Blendenlamelle mehr und der geringere Preis, der sogar wegfällt, falls man das Objektiv bereits sein eigen nennt. Das war’s aber auch schon.
Zudem musst du beim Gewicht bedenken, dass weitere 200 Gramm für den Adapterring hinzukommen und letzterer das gewohnte Handling des Objektivs durch mehr Abstand zum Kamerabody durchaus beeinträchtigt.
Unter dem Strich ist das RF Objektiv also der klare Gewinner.
Zubehör fürs Canon 24-105 F4L IS USM
- HAIDA Slim PRO II Digital MC Neutral Graufilter Set 77 mm* [ca. 145 Euro]
- Hoya Pro1 Digital Pol Cirkular 77 mm* [ca. 65 Euro]
Fazit
Ich liebe dieses Objektiv in Kombination mit meiner Canon EOS R5. Ja, es ist eine Investition, aber Fotografieren war noch nie ein preiswertes Hobby. Und obwohl ich kein Profi-Fotograf bin, war und ist mir dieses Objektiv jeden Euro wert. Denn es ist das schnellste und schärfste Zoom-Objektiv, das ich von Canon besitze. Mit diesem Objektiv denke ich quasi überhaupt nicht mehr über Schärfe, technische Details oder das Mitführen eines Stativs nach. Ich fotografiere einfach, hab Spaß an den Motiven und freue mich anschließend über brillante und scharfe Aufnahmen und eine deutlich geringere Ausschussrate an unbrauchbaren Aufnahmen!
Für mich ist es das perfekte Reiseobjektiv, nicht zuletzt auch wegen seiner tollen Verarbeitung, der Wetterfestigkeit und der für mich optimalen Brennweitenrange von 24 bis 105 mm Brennweite.
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Hallo Michael,
danke, für den ausführlichen Bericht! Ich weiß was Du mit dem 70mm meinst und es fehlt ein bisschen was. Ich habe das RF 28-70 f/2 von Canon und mag es sehr. Ich nutze es überwiegend in der Hochzeitsfotografie, aber auch in der Städtefotografie. Bezüglich fehlen beim Zoomen habe ich noch eine zweite Kamera mit einem RF 70-200 f/2.8 mm dabei. Kommt natürlich ordentlich Gewicht zusammen, mit beiden Bodys, aber das macht mir nichts aus. Okay, schauen wir mal, wie es in zehn Jahren ist.
Viele Grüße aus dem Norden
André