Begleite mich auf einen Fotowalk durch den Winternebel am Seepark Freiburg. Ich erzähle dir, was ich unter einem Fotowalk verstehe und warum ich zukünftig vermehrt solche Fotowalks unternehmen möchte. Die 15 interessantesten Fotos dieser netten Runde um den Seepark bei frostigen Temperaturen zeige ich dir mitsamt Kommentaren und den von mir verwendeten Kameraeinstellungen.

Wozu Fotowalks?

Einer meiner Vorsätze für das neue Jahr ist es, mehr zu fotografieren und öfter fotografische Spaziergänge – sogenannte Fotowalks – zu unternehmen.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, über wie viele Motive man stolpert, wenn man nur wachen Auges durch die Gegend zieht. Und dabei ist es völlig egal, wo man sich gerade befindet. Es muss nicht immer ein karibischer Traumstrand, ein Wolkenkratzer vom Format des Burj Khalifa oder eine atemberaubende Berglandschaft sein – spannende Motive findet man überall.

Davon abgesehen erhoffe ich mir von diesen Spaziergängen die Schulung meines – ich nenn’s mal fotografischen Blickes. Ich bin der festen Ãœberzeugung, dass ein spannendes und gutes Foto vor allem von einem lebt – dem Bildaufbau, der Idee und der Geschichte, das es erzählt. Eine gute Aufnahmetechnik ist zwar auch wichtig, aber letztlich für mich doch meist sekundär. Was nutzt das perfekt aufgenommene Bild, wenn es keine Aussage hat, es nicht berührt oder eben einfach nicht funktioniert?

Verwendete Ausrüstung

Auf zum Seepark

Auf meinem ersten Fotowalk dieser Art möchte ich dich mitnehmen an den Seepark in Freiburg. An diesem winterlichen Tag entdecke ich schon beim Aufstehen, dass die Bäume der Umgebung durch Raureif weiß gefroren sind – ein herrlicher Anblick. Also mache ich mich sofort nach dem Frühstück auf dem Weg zum Seepark, wo mich eine ganz besondere Atmosphäre erwartet. Der See liegt bedeckt, neblig und grau unter dem Schleier eines Winternebels. Die Bäume gefroren und weiß. Die Sonne kommt nicht mal ansatzweise durch die dicke Nebelsuppe. Und trotzdem freue ich mich darüber, denn diesen Anblick hat man auch nicht alle Tage. Davon abgesehen, ist das Fotografieren im Nebel durchaus eine Herausforderung, bei der ich noch deutliches Potential nach oben bei mir sehe.

Der Rundgang

Ich zücke meine Kamera – in diesem Fall eine Canon EOS 80D, hänge sie mir per Schultergurt um und laufe vom kleinen Parkplatz an der Kirche aus los. Den Seeparkturm sehe ich schon von weitem. Aber erst, als ich beim alten Bacchus ankomme, gefällt mir die Bildkomposition. Bacchus positioniere ich in den Vordergrund, den Seeparkturm diagonal dazu im Hintergrund. Obwohl er nur wenige Meter entfernt ist, scheint er bereits im Nebel zu verschwinden.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 250 | 35 mm | f/11 | 1/50 s]

 

Ich gehe im Uhrzeigersinn weiter und langsam taucht aus dem Nebel der auf dem Wasser schwimmende Steg auf, über den ich schon so oft gegangen bin. Mir gefällt der geheimnisvolle Anblick und die große Trauerweide zur Linken. Die Pappeln im Hintergrund sind nur noch andeutungsweise, schemenhaft zu erkennen. Die Brücke selbst scheint in einem grauen Nichts zu schwimmen. Ich ordne Brücke und Baum nach der Drittel-Regel an und bearbeite das Foto später kaum nach. Es gefällt mir genau so, wie es ist.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 250 | 42 mm | f/11 | 1/80 s]

 

Etwas weiter entdecke ich diesen Farbtupfer im Schilf. Ich habe keine Ahnung, was das darstellen soll oder warum es hier liegt – aber das rosa ist ein toller Kontrast zum weiß, blass gelben, gefrorenen Schilf drumherum.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 1600 | 50 mm | f/11 | 1/50 s]

 

An den Ehren des Schilfs haben sich Eiskristalle gebildet. Mittels langer Brennweite nehme ich diese in den Fokus und erhalte so ein schönes, weiches Bokeh im Hintergrund. Oft sind es die kleinen, unscheinbaren Dinge am Wegesrand, die spannende Motive bilden.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 1000 | 135 mm | f/5.6 | 1/250 s]

 

Am Ufer entdecke ich die Wurzel eines abgesägten Baumes. Diese bildet einen tollen Vordergrund zum sonst nur schemenhaft vorhandenen Hintergrund. Ich nutze die Spiegelung einiger Bäume im See, um das Bild zu füllen. Das Ufer lege ich auf die obere Drittel-Linie. Die Wurzel richte ich mittels der rechten Drittel-Linie aus.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 250 | 24 mm | f/11 | 1/30 s]

 

Auf der Brücke angelangt entdecke ich die vielen, vielen vereisten Schlösser, die hier als Liebesbeweis von verliebten Paaren angebracht wurden. Eiskristalle sind auf ihnen und dem Gitter, das das Geländer der Brücke bildet, gewachsen. Ein toller Anblick. Mir springt ein leuchtend rotes Schloss ins Auge – ein schöner Kontrast zum Weiß des Winters. Ich positioniere das Schloss etwas dezentral im Bild und nutze zwei vertikale Linien des Gitters, die ich genau auf die Drittel-Linien lege. In der Nachbearbeitung entferne ich später noch die ohnehin kaum vorhandenen Farbtöne außerhalb des Schlosses, so dass das Rot noch besser zur Geltung kommt.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 1000 | 89 mm | f/11 | 1/125 s]

 

Am Ende der Brücke entdecke ich einen Raben auf dem Geländer. Ich nutze eine lange Brennweite, um die Tiefe zu staffeln und gehe in die Hocke, um eine schönere Perspektive zu bekommen. Die Treppe im Hintergrund bietet einen schönen zentralen Blickfang. Entsprechend mittig richte ich auch das Geländer der Treppe aus.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 1600 | 135 mm | f/11 | 1/160 s]

 

Ich schlendere weiter am Ufer entlang und sehe die Brücke mit dem Pavillon nun von der anderen Seite. Der Nebel ist dicht. Die Bäume dahinter kaum zu erkennen. Der dezente Farbtupfer des Daches des Pavillons gefällt mir. Entsprechend nutze ich dieses als zentral positioniertes Bildmotiv.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 400 | 72 mm | f/11 | 1/100 s]

 

Der Weg führt nur recht verschlungen verlaufend zwischen Bäumen entlang. Ich nutze das, um den Blick des Betrachters durch das Bild hindurch zu führen. Wer ihm aufmerksam folgt, wird am Ende des Weges einen Spaziergänger entdecken, den man ohne die Blickführung wohl für einen Baum gehalten oder nicht wahrgenommen hätte.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 1600 | 85 mm | f/11 | 1/80 s]

 

Noch einmal fotografiere ich hier vom anderen Ufer aus die schwimmende Brücke. Dieses Mal nutze ich die Zweige, den Stamm eines Baumes und ein Teil des Ufers als Rahmen. Die Brücke selbst und ihre schwache Spiegelung lege ich in die Bildmitte. Ein paar aufgerichtete Grashalme in der linken unteren Ecke des Bildes geben dem Bild noch das i-Tüpfelchen.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 160 | 29 mm | f/11 | 1/40 s]

 

Ein paar Meter weiter entdecke ich die Spiegelung der Pappeln im Wasser, die an dieser Stelle recht gut zu sehen ist. Um die Spiegelung zu betonen, lege ich das Ufer erneut in die Bildmitte. Die Pappeln ordne ich auf die linke Drittel-Linie an und das rechte Drittel des Bildes fülle ich mit den Zweigen eines überstehenden Baumes. Mir gefällt die Komposition sehr.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 200 | 35 mm | f/11 | 1/50 s]

 

Als ich zum Pavillon komme, überlege ich, wie ich mit ihm ein schönes Bild gestalten könnte. Ich entdecke die Freilichtbühne im Hintergrund und laufe so lange um ihn herum, bis ich beides gut aufs Bild bekomme. Da der Himmel grau und langweilig ist, nutze ich erneut ein paar Zweige und Bäumchen, um dem Bild einen Rahmen zu geben und es spannender zu gestalten.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 160 | 24 mm | f/11 | 1/40 s]

 

Ich laufe weiter und beobachte die Enten und Schwäne auf dem See. Als ich ans Ufer trete, schwimmen sie auf mich zu. Ich drücke relativ spontan ab, achte aber darauf, dass ich erneut den Pavillon als zweiten Blickfang im Hintergrund mit aufs Bild bekomme. Das Ufer lege ich wieder in Höhe der oberen Drittel-Linie, um die Betonung auf dem Wasser und seinen Bewohnern zu belassen. In der späteren Fotobearbeitung lege ich noch eine leichte Vignette um das Bild, um die Aufmerksamkeit auf die Mitte des Bildes zu lenken.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 250 | 35 mm | f/11 | 1/60 s]

 

Eine der Enten positioniert sich neugierig knapp einen Meter vor mich und schaut mich erwartungsvoll an. Ich zögere nicht lang und drücke ab, zumal ihr eigener Schatten in dem Meer aus grauem Nichts einen schönen Kontrast bildet. Ich positioniere sie etwas außerhalb der Bildmitte. Ich mag dieses einfache Foto besonders gern.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 160 | 92 mm | f/5.6 | 1/125 s]

 

Zum Abschied des Spazierganges nehme ich die Aussichtsterrasse am anderen Ufer auf. Der Nebel wabert noch immer über den See. Ich erhöhe die Belichtungskorrektur, da die Kamera im Nebel tendenziell das Bild immer ein wenig unterbelichtet. Einen Busch rechts von mir nutze ich als zusätzliches Vordergrundelement. Die Terrasse positioniere ich erneut auf der linken Drittel-Linie, so dass die Zweige des Busches diagonal auf das Gebäude zeigen und so den Blick lenken.

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg
[ISO 160 | 50 mm | f/11 | 1/80 s]

 

Fazit

Damit endet mein kleiner Fotowalk. Daheim am PC bearbeite ich die Bilder und ärgere mich ein wenig, über die teils zu hohen ISO Einstellungen, die die Kamera in der von mir verwendeten Zeitautomatik verwendet hat. Hätte mir schon beim Fotografieren auffallen sollen. Bei meiner eigenen Kamera habe ich aus diesem Grund die Automatik auf den Bereich von 100 – 800 begrenzt. Da ich heute mit einer geliehenen Canon 80D fotografiere, um sie zu testen – Bericht folgt bald, habe ich diese Einstellung übersehen. Macht aber nichts. Die Bilder gefallen mir trotzdem gut. Davon abgesehen, ist es aber durchaus okay, bei Nebel mit höheren ISO Werten zu arbeiten, da der Nebel ohnehin diffuse Lichtverhältnisse bietet.

Tipp: Nach einem solchen winterlichen Spaziergang solltest du deine Kamera in einem Beutel luftdicht und mit wenig enthaltener Luft verpacken, so dass beim Wechsel in einen warmen Raum daheim keine Luftfeuchtigkeit an und in der Kamera kondensiert. Ich habe dafür immer eine Rolle 10l Müllbeutel dabei. Die eignen sich perfekt dafür. Alternativ solltest du die Kamera daheim erst einmal im Flur stehen lassen, so dass sie langsam akklimatisieren kann. Bitte keinesfalls die Kamera sofort in ein warmes Zimmer mitnehmen und dann gar noch anschalten. Die Kondensfeuchtigkeit kann die Elektronik ernsthaft beschädigen!

Wie gefällt dir mein kleiner, fotografischer Spaziergang? Unternimmst du selbst auch solche Fotowalks?

 

Fotowalk - Winternebel im Seepark Freiburg

 

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