In der Finanzlektion der Woche erkläre ich dir, was man unter einer Widerstandslinie versteht, wie sie entsteht und warum es wichtig ist, beim Handeln an der Börse solche Linien immer im Blick zu haben. Außerdem werfe ich einen Blick zurück auf die Kalenderwoche 26 / 2019, verrate dir, was sich in meinem Depot getan hat und welche Entwicklung ich für den Aktienmarkt und den Goldmarkt für die kommende Woche sehe.

Finanzlektion der Woche – Widerstandslinien

Als Widerstandslinie bezeichnet man in der Charttechnik ein horizontales Niveau, an dem der Verkaufsdruck höher ist als der Kaufdruck. Je mehr sich der Kurs einem solchen Niveau nähert, desto schwieriger wird es für die Bullen, den Kurs weiter voran zu treiben, Die Bären übernehmen langsam, aber stetig immer mehr das Ruder. Der Kurs prallt bildlich gesprochen am Widerstand ab.

Je häufiger und deutlicher der Kurs an einem Widerstand abprallt, umso stärker und wichtiger ist der Widerstand.

Doch in der Regel wird jeder Widerstand früher oder später gebrochen. Durchstößt der Kurs ein solches Niveau, dann erfolgt der Ausbruch meist explosiv. Der Widerstand wird nun zur Unterstützungszone. Nähert sich der Kurs nach einem Ausbruch über den ehemaligen Widerstand wieder dem Niveau an – dieses Mal von oben – dann wird der Kaufdruck umso größer, je näher Kurs sich der Unterstützungszone nähert. Ist die Unterstützung stark genug, dann schaffen es die Bären nicht, den Kurs unterhalb dieses Niveaus zu drücken. Die Bullen übernehmen wieder die Oberhand und der Kurs prallt von der Unterstützungszone ab.

Je höher die Zeitebene, in der eine Widerstandslinie klar erkennbar ist, desto wichtiger ist der Widerstand. Warum ist das so? Nun, die großen Marktteilnehmer und somit das große Geld, handeln primär auf Wochen- oder Tagesbasis. Je niedriger die Zeitebene, desto kleiner die Marktkraft und das Geld, das hinter den Kursbewegungen steht. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, immer auch die höheren Zeitebenen im Blick zu haben – egal in welcher Zeitebene man handelt.

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Grundsätzlich haben Widerstände auch sehr viel mit der Psychologie der Handelsteilnehmer zu tun. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Widerstandslinien um so „besser funktionieren“, desto geringer die Zeitspanne bis zum letzten Umkehren der Kurse an diesem Niveau ist. Denn dann sind solche Punkte „besser im Gedächtnis“ der Marktteilnehmer. Auch das mehrmalige Abprallen der Kurse an ein solches Niveau verstärkt den Widerstand. Aber Vorsicht, wenn schließlich alle Marktteilnehmer den Widerstand sehen, dann ist die Zeit reif für das Brechen des Widerstands.

Meiner Erfahrung nach brechen Widerstände in der Mehrzahl der Fälle spätestens beim vierten Anlauf an eine solche Zone.

Wie enstehen Widerstandslinien?

Widerstände entstehen meist sehr einfach an markanten Punkten, in denen eine große Anzahl an Marktteilnehmern potentielle Wendepunkte im Chart sehen. Ist ein Widerstand in einer beliebigen Zeitebene zu sehen, so ist er auch in allen darunter liegenden Zeitebenen vorhanden und relevant – ein Umstand, den viele unerfahrene Marktteilnehmer gern übersehen.

Widerstände entstehen sehr einfach zum Beispiel an solch markanten Punkten wie Höchstkurs, Tiefstkurs, Eröffnungs- und Schlusskurs einer Handelsperiode. Auch die bekannten Fibonacci-Level, Pivotpunkte und runde Kursmarken haben das Potential, zu Umkehrpunkten – und somit Widerstandslinien bzw. Unterstützungslinien – zu mutieren.

Wie kannst du von Widerstandslinien profitieren?

Nun, einerseits können Widerstandslinien gute Einstiegspunkte darbieten. Prallt der Kurs an einem Widerstand ab oder stehen zumindest die Chancen gut dafür, dann kann ein solches Niveau eine gute Einstiegsmöglichkeit bieten. Umgekehrt, wenn du bereits investiert bist, kann eine Widerstandslinie aber auch ein gutes Ausstiegsgelegenheit sein – wenn du davon ausgehst, dass der Kurs dort abprallen wird. Genau diese Überlegungen sind es auch, die andere Marktteilnehmer haben. Genau dadurch sammeln sich an solchen Punkten vermehrt Kauf- und Verkaufsaufträge. Und genau aus diesem Grund prallen Kurse an solchen Punkten häufig ab.

Auf der anderen Seite kannst du diese Linien aber auch zur Absicherung nutzen. Ein Stop Loss lässt sich prima unterhalb einer solchen Linie platzieren. Allerdings sollte er nicht zu nah an der Linie liegen, denn Fehlausbrüche und Stop Loss Fischen großer Marktteilnehmer führen oft zu Fehlausbrüchen. Lieber ein wenig Luft lassen.

Natürlich bis du mit deinen Stop Losses nicht allein am Markt. Andere Marktteilnehmer handeln ähnlich. Auch deren Stop Loss Orders liegen nahe dieser Linien. Oder – umgekehrt – sie legen Stop Buy Ordern auf „der anderen Seite“  der Unterstützung bzw. des Widerstandes, weil sie auf ein Durchbrechen der Linie spekulieren. Genau aus diesem Grund erfolgt der (erfolgreiche) Durchbruch dann meist explosiv. Denn nun werden Stop Losses und Stop Buy Orders der Marktteilnehmer, die in entgegengesetzter Richtung handeln, massenhaft ausgelöst. Der Kursansteig bzw. -verfall beschleunigt sich.

Drum habe Widerstandslinien immer im Auge – auch auf den höher gelegenen Zeitebenen als der, in der du handelst. Denn hier findet die Action statt. Hier treffen die Orders vieler Marktteilnehmer aufeinander. Welche Seite letztlich gewinnt, das zeigt dir dann der Chart. Von daher ist es oft auch sinnvoll, zunächst einmal zu schauen, was an einer solchen Linie passiert, bevor du selbst entsprechend handelst.

 

Die Börsenwoche im Rückblick

Chartanalyse Dow Jones

Der Dow Jones verschnaufte in der vergangenen Woche, was der Shooting Star im Tageschart ja bereits angedeutet hatte. Allerdings stellt sich das Ganze auf Wochenbasis lediglich als eine kleine negative Kerze dar, die mit etwas Fantasie als Harami angesehen werden kann. Nach Trendumkehr sieht mir das allerdings (noch) nicht aus. Im empfinde die kleine Kerze sogar eher positiv – denn sie könnte sich als das kurze Verschnaufen vor einem weiteren Anstieg darstellen.

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Auf Tagesbasis sehen wir zwei negative Kerzen und gleich drei Dojis, die stellvertretend für die Unsicherheit und das Gleichgewicht zwischen Bullen und Bären stehen. Entschieden ist also weiterhin noch nichts. Das Verhalten der Kurse in den nächsten Tagen muss weiter gut beobachtet werden. Im Moment sieht es lediglich nach einer kleinen Korrektur im seit Anfang des Monats laufenden Aufwärtstrend aus.

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Chartanalyse Gold

Gold setzte zwar seinen Anstieg weiter fort, konnte aber die Höchstkurse der Woche nicht halten. Es entstand auf Wochenbasis ein Shooting Star mit langem Schweif. Dass der Kerzenkörper positiv ist, könnte ein Indiz dafür sein, dass es den Bären an Kraft fehlt – auch wenn sie augenscheinlich ein wenig das Ruder übernommen haben.

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Im Tageschart sehen wir, die beginnende Konsolidierung der stark angestiegenen Kurse. Ob das der Auftakt einer größeren Korrektur bis an das Ausbruchsniveau bei 1.350 USD sein wird oder nur ein kleines Verschnaufen in einem starken Aufwärtstrend wie schon vor 2 Wochen geschehen, werden wir bald erfahren. Rein vom Chart her bilden die Kerzen von Dienstag und Mittwoch her ein Baerish Engulfing. Der Hammer am Donnerstag zeigt aber, dann die Bullen so schnell nicht das Ruder abgeben wollen. Die Doji Kerze am Freitag wiederum ist ein Ausdruck dafür, dass die Bären im Moment einem weiteren Anstieg aber einiges entgegenzusetzen haben. Es bleibt spannend.

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Trendbarometer

Langfristig Mittelfristig Kurzfristig
Dow Jones
Gold

 

Depotänderungen

In dieser Woche gab es keine Positionsveränderungen im Depot. Weder der Dow Jones, noch Gold haben große Sprünge gemacht. Während die Aktien leicht nachgaben, legte Gold leicht zu. Silber blieb mehr oder weniger unverändert und somit stagnierte auch mein Depot.

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Börsenausblick auf die kommende Woche

Der Dow Jones hat in der letzten Woche verschnauft, sich aber noch nicht für eine eindeutige Richtung entschieden. Da die Korrektur aber bisher sehr verhalten ausfiel und der vorherige Anstieg stark und überzeugend verlief, erwarte ich kurzfristig eher steigende, als fallende Kurse. Gegenwärtig trifft der Dow Jones bereits das vierte Mal auf die langfristige Widerstandszone bei rund 27.000 Punkten. Ob sie auch dieses Mal halten wird? Ich zweifle.

An der Börse ist es wichtig, auch das Unvorstellbare ins Kalkül zu ziehen. Eigentlich spricht fundamental vieles für fallende Kurse. Aber was, wenn das Unvorstellbare passiert und der Dow Jones aus der nun schon fast zweijährigen Konsolidierung nach oben statt nach unten ausbricht? Food for thought!

Bei Gold ist das Bild eindeutiger. Der Ausbruch ist erfolgt. Der Anstieg seit dem letzten Tief ist überzeugend und impulsiv. Trotzdem ist Gold nun ein wenig heiß gelaufen. Es wäre nur gesund, wenn der Kurs etwas zurückkommt und den Ausbruch über die vorherige Widerstandslinie bei 1.350 USD bestätigen würde, indem Gold bis dort zurückläuft und an der nun als Unterstützungszone fungierenden Zone wieder gen Norden abprallt.

Aber Vorsicht, genauso gut kann Gold einfach weiter ansteigen. Ich sehe mindestens 10 Prozent Luft nach oben, bevor der erste ernstzunehmende Widerstand am Horizont auftaucht. Ich halte einen sofortigen, weiteren Anstieg sogar für wahrscheinlicher, als eine Korrektur zurück ans Ausbruchsniveau.

 

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