In der Finanzlektion der Woche erkläre ich dir ein weiteres wichtiges Candlestick Umkehrmuster – das Engulfing Pattern. Außerdem werfe ich einen Blick zurück auf die Kalenderwoche 20 / 2019, verrate dir, was sich in meinem Depot getan hat und welche Entwicklung ich für den Aktienmarkt und den Goldmarkt für die kommende Woche sehe.

Finanzlektion der Woche – Engulfing Pattern

Ein weiteres wichtiges und oftmals starkes Umkehrmuster, das du in Candlestick Charts finden kannst, ist das Engulfing Pattern. Im Gegensatz zum Hammer und seinen Variationen wird dieses mögliche Umkehrsignal aus 2 Kerzen gebildet. Eine der Kerzen ist eine negative und die andere eine positive Kerze. Die zusätzliche Besonderheit lautet, dass der Körper der zweiten Kerze den Körper der ersten Kerze umschließt.

Bei einem Bearish Engulfing Pattern am Ende eines Aufwärtstrends haben wir zunächst eine positive Kerze und im Anschluss eine negative Kerze. Diese Formation zeigt an, dass die Bullen zunächst noch die Kurse nach oben bewegen konnten, bevor die Bären das Ruder übernehmen und den gesamten Aufschwung der vorherigen Handelsperiode wieder zunichte machen.

Beim Bullish Engulfing Pattern ist es entsprechend umgekehrt. Zunächst haben die Bären am Ende eines Abwärtstrends noch neue Tiefskurse erzwungen, bevor die Bullen übernehmen und die letzte Abwärtsbewegung vollständig umkehren.

Ein weiteres wichtiges Indiz für ein starkes Engulfing Pattern bietet der Blick auf das Volumen. Es sollte bei der zweiten, umschließenden Kerze in beiden Fällen etwas höher sein, als bei der umschlossenden Kerze. Auf dem folgenden Chart habe ich das mal entsprechend markiert, weil es hier sehr schön zu sehen ist.

Übrigens, je größer der Kerzenkörper der umschließenden Kerze, desto stärker das Signal.

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Wie handelt man ein Engulfing Pattern?

Hat sich ein Bearish Engulfing Pattern gebildet, dann setzt du einfach unter dem tiefsten Punkt beider Kerzen ein Stop Sell Limit und steigst ein, sobald diese Kursmarke durchbrochen wird. Den Stop Loss setzt du entsprechend über dem Hochpunkt der zweiten Kerze. Der Bereich über dem Baerish Engulfing wird nach erfolgreicher Umkehr und Trendende zu einer Widerstandszone.

Beim Bullish Engulfing setzt du den Stop Buy entsprechend umgekehrt über dem Hochpunkt beider Kerzen und den Stop Loss unterhalb der zweiten Kerze. Der Bereich unterhalb des trendbeendenden Bullish Engulfing wird zur Unterstützungszone.

Wie wichtig ist das Volumen beim Engulfing Pattern?

Tatsächlich ist das Volumen ein guter Indikator für ein aussagekräftiges Engulfing Pattern. Aber das heißt nicht, dass ein Engulfing, bei dem das Volumen sich nicht idealtypisch verhält, nicht funktioniert. Ein niedriges oder gar deutlich niedriges Volumen bei der zweiten Kerze sollte dich allerdings zur Vorsicht mahnen. Gut möglich, dass sich das Pattern dann recht schnell als Fehlsignal herausstellen wird. Ein wichtiger Grund immer – und ich meine wirklich immer – mit einem Stop Loss zu arbeiten!

 

Die Börsenwoche im Rückblick

Chartanalyse Dow Jones

Der Dow Jones eröffnete in dieser Wochen wie schon in der Woche zuvor mit einem Gap zur Vorwoche. Nach einem ersten Sturz konnten sich die Kurse jedoch zum Wochenende hin erholen – die Wochenhöchstkurse konnten jedoch nicht gehalten werden. Obwohl somit eine positive Kerze entstand, scheint der Abwärtstrend nun eingeleitet worden zu sein. Der kleine Kerzenkörper und die langen Schatten zeigen jedoch, wie heftig Bullen & Bären noch kämpfen. Der Docht hat jedoch im Endeffekt nur das Gap zur Vorwoche geschlossen.

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Auf Tagesbasis zeigt sich, dass nach ersten schnellen Verkäufen am Montag gleich 3 positive Tageskerzen in Folge entstanden, bevor der Freitag mit einem Shooting Star, der gleichzeitig mit der Vortagskerze ein Harami bildet (beides mögliche Umkehrsignale), die Handelswoche beendete. Ob das der Auftakt zu weiter fallenden Kursen sein wird, wird sich zeigen.

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Wir befinden uns nun ganz klar in einer Konsolidierung. Der Aufwärtsmove der letzten Woche könnte so etwas wie die rechte Schulter einer SKS ausbilden oder einfach nur ein letzten Aufzucken vor weiter abwärts führenden Kursen sein. Wir werden sehen.

Chartanalyse Gold

Gold hat eine heftige Woche hinter sich. Auf Wochenbasis entstand eine weitere negative Kerze (Shooting Star), deren Körper die vorangegangene Schiebezone weiter fortsetzt. Der lange Docht zeigt den versuchten Ausbruch aus dem Keil, der jedoch leider scheiterte. Dazu gleich mehr.

Zusammen mit der Kerze der Vorwoche entstand ein Baerish Engulfing, das mich aufgrund der Lage innerhalb einer Schiebezone und dem untypischen Volumenverlauf aber nicht überzeugt.

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Auf Tagesbasis ist zu erkennen, wie direkt wie vorhergesagt am Montag nun doch noch der Keil sauber und mit einem Schlusskurs deutlich über der Keilbegrenzung verlassen wurde. Ein wunderschönes Signal für weiter steigende Kurse und ein Ende der Konsolidierung. Nach 2 Tagen mit zu erwartender Konsolidierung setzte sich diese jedoch unerwartet heftig fort und führte den Goldpreis wieder zurück in den Keil. Somit erweist sich der Ausbruch als Fehlsignal, der nun die Wahrscheinlichkeit weiter fallender Kurse und eines Ausbruchs nach unten deutlich erhöht.

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Gold konnte nur kurzzeitig für steigende Laune bei Verfechtern des edlen Metalls sorgen. Donnerstag und Freitag brachten heftige Einbrüche mit sich, die nun das Chartbild deutlich eintrüben.

 

Trendbarometer

Langfristig Mittelfristig Kurzfristig
Dow Jones
Gold

 

Depotänderungen

In dieser Woche gab es keine Positionsveränderungen im Depot. Nachdem mein Finger am Montag schon über dem Kaufauftrag für ein gehebeltes Goldzertifikat geschwebt hat, habe ich mich entschlossen, noch den Wochenverlauf abzuwarten – in der Hoffnung, dass der Ausbruch bestätigt wird und sich niedrigere Einstiegskurse bieten. Leider machte der Freitag alles zunichte. Auf Wochenbasis gilt der Ausbruch als gescheitert. Entsprechend halte ich weiter die Füße still. Silber gab in dieser Woche stark nach, nachdem es schon am Montag nicht ansatzweise dem Goldkurs folgen konnte. Kein gutes Zeichen für die nähere Zukunft.

Mein Depot gab um weitere 1,3% nach und das könnte sich erst als Anfang einer heftigeren Konsolidierung zeigen. Aktuell denke ich über eine Absicherung nach unten nach. Das werde ich aber vom Verlauf in den nächsten Tagen abhängig machen.

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Börsenausblick auf die kommende Woche

Der Dow Jones zeigte sich im Verlaufe der Woche als durchaus zäh und stark, wenn man bedenkt, wie die Woche eingeleitet wurde. Auslöser war die Verschärfung des Handelskrieges mit China und entsprechenden Zollerhöhungen. Die letzten Tageskerzen deuten bereits ein Abdrehen der Kurse nach Süden an, aber die zuletzt gezeigte Stärke der Bullen lässt auch moderat weiter steigende Kurse zu, die jedoch nicht zu neuen Höchstständen führen werden. Auf Wochensicht rechne ich mit fallenden Kursen.

Gold hat leider nach dem missglückten Ausbruchsversuch aus dem Keil nun schwere Tage vor sich. Ich rechne mindestens mit einem Durchbruch der Kurse durch den Keil nach unten. Bestenfalls stellt sich das als doppeltes Fehlsignal heraus, was wiederum positiv zu werten wäre, schlechtesten Falls geben die Kurse weiter stark nach. Die nächste kleinere Unterstützungszone sehe ich bei 1.240 – 1.250 USD, danach gibt es erst bei rund 1.200 USD wieder eine Auffanglinie.

Die Kursbewegung der nächsten Tage muss sehr aufmerksam verfolgt werden. Bei impulsartigen Verlusten dürften Kurse oberhalb 1.300 USD in weite Ferne rücken. Sollten die Bullen also nicht Anfang der Woche ein kleines Wunder in Form einer wirklich langen weißen Kerze aus dem Hut zaubern, dann dürfte es weiter abwärts gehen.

 

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