Ich stelle dir das Vollformat Objektiv Canon 24-105 1:4 L IS II USM vor und zeige dir, warum es wunderbar als Standardzoomobjektiv für Canons Vollformatsegment funktioniert.

Vorüberlegungen

Schon bevor ich mich zum Kauf der Canon 6D Mark II entschieden habe, habe ich mich intensiv mit der Frage auseinander gesetzt, welches Standardzoom-Objektiv ich mir für diese Vollformat Kamera zulegen möchte. Sehr schnell bin ich dabei auf folgende 2 Kandidaten gestoßen:

Mich aber nun zwischen diesen beiden zu entscheiden, war nicht einfach. Ich habe beide daher ausführlich getestet und verglichen. In diesem Artikel stelle ich dir das Canon 24-105 1:4 L IS II USM ausführlich vor.

Lieferumfang

Zum Lieferumfang gehören wie in der L Serie Standard auch die Streulichtblende und der Objektivbeutel.

  • EF 24-105mm 1:4L IS II USM
  • Objektivdeckel E-77 II
  • Objektivrückdeckel E
  • Streulichtblende EW-83M
  • Objektivbeutel LP1219

Canon 24-105 f/4 L IS II USM im Test - Standardzoom fürs Vollformat

Technische Details

ProduktbezeichnungCanon 24-105mm 1:4L IS II USM
Brennweite24-105 mm
(ergibt 38-168 mm am APS-C Sensor und ist im Bildwinkel vergleichbar mit einem 16-65 mm APS-C Weitwinkel)
Lichtstärkekonstant 4,0
ObjektiveigenschaftenIS - Bildstabilisator
USM - Ultraschallmotor
ED und asphärische Linsen
Für Kameras mit APS-C Sensor & Vollformat
Integriertes, mechanisches Objektiv Display
Bildwinkel diagonal84° - 63° 23'
Optischer Aufbau17 Linsen in 12 Gruppen
Naheinstellgrenze45 cm
Größter Abbildungsmaßstabca. 0,25 (bei 105 mm)
Filterdurchmesser77 mm
Gewichtca. 795 g
ZubehörFrontdeckel, Rückdeckel, Streulichtblende, Objektivtasche
Preis aktuellca. 1.035 Euro (UVP des Herstellers: 1.259 Euro)
Abmessungenca. 84 x 118 mm
StativschelleNein
Bildstabilisator (Stufen)4
AF-MotorRing-USM

Der erste Eindruck

Das Objektiv fühlt sich sofort sehr hochwertig an, lässt sich spielend leicht an meine 6D Mark II montieren und schon die ersten schnellen Bilder aus der Hand zeigen gestochen scharfe Aufnahmen auf dem Display meiner Kamera.  Ich schnappe mir also meine Ausrüstung und ziehe los, um die Altstadt meiner Heimatstadt Freiburg unsicher zu machen und das Objektiv im Praxiseinsatz zu testen.

Der Brennweiteren-Bereich von 24-105 mm gibt mir genügend Flexibilität, um sowohl Detailaufnahmen von Gebäudeteilen machen zu können, als auch das Stadtbild als Ganzes auf Fotos bannen zu können. Trotzdem fehlt es mir ein wenig an Brennweite für einen solchen Städtetrip. Letztlich entspricht das 24-105er ja in etwa dem Bildwinkel meines Sigmas 17-70er an der APS-C-Kamera. In der Regel ersetze ich das in Städten immer mit meinem Canon 18-135er, was mir da einfach viel mehr Freiheiten gibt.

Davon abgesehen zeigt sich aber ein großer Vorteil des 24-105er sofort beim Betrachten der Aufnahmen am heimischen Monitor – die Bilder sind durchgehend knackig scharf, besitzen tolle Farben und sind fast alle out of the box sehr gut bei wenig bis kaum Ausschuss. Ein tolles Objektiv! Die durchgängige Lichtstärke von f/4 ist super und für meine Zwecke in der Regel völlig ausreichend. Der Bildstabilisator arbeitet zudem hervorragend, wenn man wie ich viel aus der Hand fotografiert.

Canon 24-105 f/4 L IS II USM im Test - Standardzoom fürs Vollformat

Beispielbilder

Eigenschaften des 24-105 L IS II USM

Handling, Gewicht & Verarbeitung

Das 24-105er wiegt stolze 795 Gramm, ist also kein Leichtgewicht für ein Standardzoom. Trotzdem ist das Gewicht immer noch im Rahmen dessen, was ich als angenehm empfinde. Sehr hervorhebenswert ist die tolle  und sehr hochwertige Verarbeitung. Der Fokussierring läuft spielfrei und sehr weich, hat genau die richtige Größe und ist gut positioniert. Das Objektiv fühlt sich an meiner 6D Mark II sofort gut an. Vom ersten Augenblick an konzentriere ich mich nur aufs Fotografieren, bemerke überhaupt nicht, dass ich nicht mein gewohntes Objektiv an der Kamera habe.

Brennweite

Zur Brennweite habe ich ja schon einiges gesagt. Die 24-105 mm sind in den meisten Fällen völlig ausreichend und bieten für ein Standardzoom genügend Flexibilität. Klar ist mehr immer besser – aber das geht in der Regel auf die Abbildungsleistung, wobei ich schon beim nächsten Punkt bin.

Bildqualität und Schärfe

Das Objektiv produziert durchweg knackig scharfe Bilder, auch wenn diese gerade am langen Ende in den Ecken ein wenig abfällt im Vergleich zum kurzen Ende. Trotzdem ist es der L Klasse absolut würdig. Den Vorgänger hatte ich bisher leider nicht persönlich in Händen. Einschlägigen Seiten und Tests entnehme ich jedoch, dass die Verbesserung hinsichtlich Abbildungsleistung und Schärfe kein großer Sprung nach vorn sind. Kein Wunder, war doch auch der Vorgänger hier schon mehr als überzeugend unterwegs. Alles in allem ist das 24-105er aber eine absolut scharfe Linse, die vielfältig einsetzbar kaum Schwächen zeigt.

Verzeichnung, chromatische Aberration, Vignettierung

Die auftretende Verzeichnung ist kaum der Rede wert und kann sehr einfach in der Nachbearbeitung korrigiert werden. Am langen Ende tritt leichte kissenförmige Verzeichnung auf, am kurzen Ende eine leichte tonnenförmige Verzeichnung, die vor allem bei 24 mm zum Tragen kommt. Letztere ist vor allem für Freunde der Architekturfotografie etwas störend. Chromatische Aberration konnte ich so gut wie gar nicht feststellen. Leichte Vignettierung tritt auf – vermehrt bei offener Blende am kurzen Ende. Insgesamt ist diese aber kein wirklicher Minuspunkt, zumal eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger auffällt. Leichte Randabschattungen lassen sich bequem per Nachbearbeitung oder kameraintern korrigieren.

Bokeh

Wie von der L Klasse gewohnt zeigt sich das Bokeh schön weich. Dank zweier Blendenlamellen mehr als beim Vorgänger sind die Unschärfekreise zudem schön rund. Ich habe nichts zu beanstanden.

Lichtstärke und Offenblende

Mit einer durchgängigen Lichtstärke von f/4 lässt sich hervorragend arbeiten – auch wenn natürlich eine f/2.8 zumindest im Weitwinkelbereich wünschenswert gewesen wäre (ein f2.8-f4.0 wäre toll gewesen). Das Ganze ist aber Jammern auf hohem Niveau. Wer deutlich mehr Lichtstärke benötigt,  sollte ohnehin  zu einer Festbrennweite greifen.

Bildstabilisator

Der Bildstabilisator arbeitet hervorragend und bietet laut Canon nun 4 Stufen an. Das bedeutet, du kannst bei aktiviertem Bildstabilisator deutlich längere Aufnahmezeiten bzw. kleinere ISO Zahlen einsetzen, als das ohne Bildstabilisierung möglich wäre. Statt ISO 1.600 kannst du theoretisch auf ISO 100 setzen, wobei ich eher 200-400 wählen würde, da ich nicht gern Grenzbereiche auslote. Sehr beeindruckend sind die Resultate am langen Ende. Bei 105 mm konnte ich noch mit Aufnahmedauern von 0,25 Sekunden scharfe Bilder aus der Hand produzieren!

Preis

Der Preis ist ein kleiner Wermutstropfen. Immerhin kostet das Objektiv im Moment mehr als 1.000 Euro. Ja, es ist ein L Klasse Objektiv, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis ist trotzdem nicht gerade als günstig zu beschreiben.

Canon 24-105 f/4 L IS II USM im Test - Standardzoom fürs Vollformat

Vorteile des Canon 24-105 L IS II USM

  • Angenehmer Brennweitenbereich mit durchgehender Lichtstärke von f/4.
  • Sehr gute Verarbeitung, wetterfest.
  • Sehr guter Bildstabilisator.
  • Hohe optische Abbildungsleistung, gestochen scharfe Bilder.

Nachteile des Canon 24-105 L IS II USM

  • Kein Leichtgewicht mit 800 Gramm.
  • Leichte Vignette im Weitwinkelbereich.
  • Kaufpreis im vierstelligen Bereich.

Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger 24-105 L IS USM

Der Nachfolger schlägt seinen Vorgänger gleich in einigen, sehr wichtigen Punkten. Die neue, verbesserte Version bietet eine erhöhte Abbildungsleistung, denn es wurde speziell für die Auflösungen aktueller Kameras konzipiert und optimiert. Der Bildstabilisator bietet nun 4 statt zuvor 3 Stufen. Der neue Autofokus-Motor ist geräuschärmer und zeigt sich vorteilhaft bei Videoaufnahmen. Außerdem besitzt die neue Version eine ASC-Vergütung (Air Sphere Coating), die Streulicht und Reflexionen reduziert. Zwei zusätzliche Blendenlamellen im Vergleich zum Vorgänger sorgen für ein weicheres Bokeh.

Wesentliche Unterschiede zum 24-70 L IS USM

Canon EF 24-70 f/4 L IS USMCanon EF 24-105 f/4 L IS II USM
Brennweite 24-70 mm24-105 mm
Lichtstärkedurchgängig 4.0durchgängig 4.0
Optischer Aufbau15 Linsen in 12 Gruppen17 Linsen in 12 Gruppen
Naheinstellgrenze38 cm45 cm
Filterdurchmesser77 mm77 mm
VerarbeitungMetall Metall
Gewichtca. 600 gca. 795 g
Abmessungenca. 83 x 93 mmca. 84 x 118 mm
Bildqualitätsehr gutsehr gut
Makro FunktionJaNein
Vollzeiteingriff FokussierungJaJa
WetterfestJaJa
Bildstabilisator (Stufen)4.04.0
AF-MotorUSMUSM
Preis aktuellca. 780 EURca. 1.035 EUR

Canon 24-105 f/4 L IS II USM im Test - Standardzoom fürs Vollformat

Das 24-70 oder das 24-105? Welches ist besser?

Ehrlich gesagt, sind beides hervorragende Objektive. Beide sind extrem scharf. Für mich ist allerdings das 24-70er noch einen Tick schärfer. Das mehr an Brennweite des 24-105er kostet allerdings auch fast 400 Euro mehr. Wer dem mehr an Brennweite Priorität gibt und durch den höheren Preis nicht abgeschreckt wird, dem rate ich zum 24-105er, weil es einfach flexibler eingesetzt werden kann.

Da ich persönlich diesen Brennweiten-Bereich bereits gut abdecken kann und auf Städtetouren eh lieber meine Canon 7D Mark II in Kombination mit dem 18-135er nutze, habe ich mich nicht zuletzt aufgrund des deutlich besseren Preis-Leistungs-Verhältnis für das 24-70er als Standardzoom für meine Canon 6D Mark II entschieden. Letzteres ist zudem etwas leichter und somit angenehmer auf Reisen zu handhaben. Außerdem hat es ein weiteres Gimmick, das mir persönlich sehr gefällt – eine Makro-Funktion. Das erspart im nicht-Professionellen Bereich ein weiteres Objektiv!

Alternativen zum Canon 24-105 L IS II USM

Ich sehe im Wesentlichen aktuell folgende Kokurrenz zum 24-105er L IS II USM:

Wer ein begrenztes Budget hat, aber unbedingt gern in den Bereich bis 105 mm Brennweite gehen möchte, der sollte einen Blick auf den direkten Vorgänger werfen, den es immerhin für rund die Hälfte des Preises des Nachfolgers gibt. Meinen Favoriten für ein Standardzoom, das 24-70er f/4 L IS USM habe ich ja schon genannt. Im Rahmen der noch laufenden Cashback-Aktion ist es für rund 600 Euro erhältlich.

Noch besser hinsichtlich der Lichtstärke und Schärfe ist das natürlich das 24-70er f/2.8 L II USM. Der Haken – es ist wesentlich teurer und besitzt keinen Bildstabilisator! Mir war das mehr an Offenblende und die bessere Lichtstärke keine zusätzlichen 1.000 Euro wert, zumal ich viel Wert auf einen guten Bildstabilisator lege. Auch im Hause Sigma gibt es noch ein interessantes 24-105er, das immerhin rund 30% günstiger daherkommt.

Auch hier lohnt sich sicher ein Blick, wenn das Budget begrenzt ist. Ich würde es dem Canon 24-105er L IS USM sogar vorziehen. Ebenfalls sehr interessant ist die Alternative aus dem Hause Tamron. Es ist meines Wissens nach das einzige f/2.8er mit Bildstabilisator, bietet aber ebenfalls nur 70 mm am langen Ende.

Zubehör fürs Canon 24-105 L IS II USM

Canon 24-105 f/4 L IS II USM im Test - Standardzoom fürs Vollformat

Fazit

Ich hatte viel Spaß beim Testen des Objektivs. Es ist ein guter Allrounder auf sehr hohem Niveau, über den sich jede Vollformatkamera freut. Wenn dein Budget nicht begrenzt ist, kannst du mit einem Kauf nicht viel verkehrt machen. Der Brennweitenbereich ist sehr angenehm. Vom Gewicht her hätten es auch gern ein paar Gramm weniger sein dürfen. Vor allem bei der hochwertigen Verarbeitung als auch bei der Abbildungsleistung kann das Zoomobjektiv aber klar punkten. Von mir eine klare Empfehlung für Fotografen mit hohen Ansprüchen, die ein flexibles Immerdrauf fürs Vollformat suchen.

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