Vor einigen Monaten hatte ich die Canon EOS 6D in der Hand, den Vorgänger meiner jetzigen 6D Mark II. Schon damals war mir klar, dass die 6D Mark II wahrscheinlich genau das ist, wonach ich schon länger gesucht habe – der ideale Einstieg ins Vollformat. Ende Juli war es dann soweit, die 6D Mark II kam auf den Markt. Nachdem ich nun einige Wochen damit unterwegs war und sie mich auch nach Südafrika begleitet hat, möchte ich gern meine ersten Erfahrungen mit der Kamera teilen.

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Lieferumfang

Bevor ich ins Detail gehe, wie immer erst einmal ein Blick auf den Lieferumfang der 6D Mark II und die technischen Details.

  • EOS 6D Mark II Gehäuse.
  • Augenmuschel Eb
  • Kamera-Gehäusedeckel R-F-3
  • Kameragurt
  • Akku LP-E6N
  • Akkuladegerät LC-E6E
  • Anleitungen

Technische Details

HerstellerCanon
ModellEOS 6D Mark II
KameratypSpiegelreflex (DSLR)
Objektiv-BajonettCanon EF
SensorCMOS, 35,9 x 24,0 mm
Maximale Bildauflösung6.240 x 4.160 Bildpunkte
Cropfaktor1.0
Megapixel (effektiv)26.0
Bild-FormatJPEG, RAW
AF-Messfelder45 AF-Kreuzsensoren
Video-Auflösung1.920 x 1.080 Bildpunkte (Full-HD)
Video-Frequenz60 Bilder pro Sekunde
Video-FormatMOV, MPEG4
SpeicherkarteSD, SDHC, SDXC (UHS-I)
Akku1.865 mAh, reicht für 1200 Bilder nach CIPA
Schnittstellen10polige Zubehörschnittstelle, Bluetooth, Funktionshandgriff-Anschluss, HDMI, Mikrofon, NFC, NTSC mit Audio, PAL, USB, WLAN
Displaygröße3,0 Zoll (1.040.000 Bildpunkte)
MonitoreigenschaftenDreh- und schwenkbarer 7,7 cm (3,0 Zoll) großer Clear View II TFT Touchscreen mit Seitenverhältnis 3:2
SucherPentaspiegelsucher, 98% Bildfeldabdeckung
ISO Empfindlichkeit100 - 40.000 (in ganzen oder Drittelstufen), Manuelle ISO kann erweitert werden auf 50, 51.200, 102.400
Selbstauslöser2 sek, 10 sek
BildprozessorDIGIC 7
BelichtungProgrammautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik, Manuell, Korrektur +-5 in 1/2 oder 1/3 Stufen
Programm-ModiAutomatische Motiverkennung
Kreativ-Automatik
Creative Auto
Special-Scene-Modi (Porträt, Gruppenfoto,Landschaft, Sport, Kinder, Schwenken, Nahaufnahme, Speisen, Kerzenschein, Nachtporträt, Nachtaufnahme ohne Stativ, HDR-Gegenlichtaufnahme)
Programmautomatik
Blendenautomatik
Zeitautomatik
Manuelle Belichtung
Langzeitbelichtung
Custom (C1/C2)
BildverarbeitungTonwert Priorität
Automatische Belichtungsoptimierung (4 Einstellungen)
Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung
Rauschreduzierung bei Aufnahmen mit hoher ISO-Empfindlichkeit (4 Einstellungen + Multi-Shot-Rauschreduzierung)
Automatische Korrektur bei Objektiv-Vignettierung, Chromatische Aberrationskorrektur, Verzeichnungskorrektur, Beugungskorrektur
Mehrfachbelichtung
HDR-Modus
RAW-Bildverarbeitung – nur bei Bildwiedergabe
Größenanpassung in M oder S1, S2
BesonderheitenISO 50, ISO 51.200 und ISO 102.400 als Erweiterungen
DIGIC-7-Bildprozessor
Serienbildaufnahme mit 6,5 Bildern/Sekunde für 150 JPEG- oder 21 RAW-Aufnahmen in Folge möglich
Phasen-AF-Autofokus mit 45 Kreuzsensoren
27 (9 Kreuzsensoren) davon arbeiten bis F8
AF-Arbeitsbereich -3 bis 18 EV
automatische Messfeldwahl
Einzelfeldwahl, Zone-AF, Large-Zone-AF, Dual Pixel CMOS-AF zur Fokussierung im Liveviewmodus
Belichtungsmesssensor mit 7.560 RGB-Pixel und Flackererkennung
Belichtungsmessung über 63 Zonen
Pentaprismensucher
Blitzsynchronzeit 1/180 Sekunde
HDR-Videomodus (Full-HD bis zu 60 Vollbilder pro Sekunde)
Zeitraffer-Videomdous (4K-Auflösung mit bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde)
Kameragehäuse aus Aluminium und Polycarbonat
Batteriegriff BG-E21 als Zubehör.
Größe145 mm x 111 mm x 75 mm
Gewicht765 g (inkl. Akku)
Preis aktuellca. 2.050 Euro (UVP: 2.099 Euro)

Erster Eindruck

Die 6D Mark II liegt sofort gut in der Hand. Zu meinem Erstaunen, ist sie sogar etwas leichter und handlicher als meine 7D Mark II. Die Anordnung der Bedienelemente, das Schulterdisplay und das Steuerrad sind gewohnt gut. Leider fehlt mein geliebter Joystick. Dafür ist das Display gestochen scharf. Schon das Aufnehmen erster Schnappschüsse macht einfach Spaß. Sofort nutze ich die Möglichkeit, das Display herauszuklappen und zu drehen. Auch das Fokussieren im Live View funktioniert prächtig.

Was mir ferner sofort auffällt – Akku und Ladegerät kommen mir doch bekannt vor?! Und richtig, die 6D Mark II verwendet den gleichen Akku wie meine 7D Mark II. Das finde ich hervorragend! Dadurch fällt für mich der obligatorische zusätzliche Akku-Kauf weg. Denn für meine 7D Mark II habe ich natürlich bereits 2 Akkus, die ich nun auch mit der 6D Mark II verwenden kann.

Die Kamera wandert sofort in meinen Fotorucksack, um mich nach Südafrika zu begleiten.

Beispielbilder aus Südafrika

Warum Vollformat?

Völlig zu Recht wirst du mich vielleicht fragen, warum Vollformat? Heutige APS-C Kameras sind doch hervorragend und das Objektivangebot entsprechend groß. Dem stimme ich absolut zu. Aber für mich gab es schon lange zwei wesentliche Gründe, aufs Vollformat zu schielen. Zum einen wäre da das deutlich bessere Rauschverhalten einer Vollformatkamera gegenüber einem APS-C Sensor und zum zweiten das Objektivangebot, vor allem im Weitwinkelbereich.
In beiden Punkten hadere ich ein wenig mit meiner APS-C Kamera, der 7D Mark II. Gerade bei Aufnahmen in schwachem Licht und aus der Hand zeigen sich diese Schwächen für mich deutlich. Natürlich kann man mit einer tollen Kamera wie der 7D Mark II hervorragend scharfe und rauschfreie Bilder aufnehmen. Ist ganz einfach. Du musst im Grunde genommen einfach immer vom Stativ fotografieren.
Da ich jedoch viel mit der Familie unterwegs bin und eher selten mein Stativ aufbaue, fotografiere ich auf Reisen primär aus der Hand. Erst, wenn es gar nicht anders mehr geht – zum Beispiel bei Nachtaufnahmen – greife ich zum Stativ. Daher sind mir 4 Dinge an einer Kamera-Objektiv-Kombination besonders wichtig: Bildstabilisator, Rauschverhalten, Lichtstärke und Bildschärfe.
Und bei meinen letzten Reisen nach Venedig und auch Irland habe ich wiederholt festgestellt, dass es mir gerade bei abendlichen Aufnahmen und Landschaftsaufnahmen unter schlechten Lichtbedingungen am Rauschverhalten und an Bildschärfe etwas fehlt. Ich habe inzwischen eine ganze Reihe von Weitwinkelobjektiven an der 7D Mark II getestet, aber richtig glücklich bin ich mit keinem geworden. Als ich dann vor einem halben Jahr das EF 16-35 L IS USM an der Canon EOS 6D testen konnte, war mir klar: Das muss ich haben! Die Frage war nur, in Kombination mit welcher Kamera?
Die 5D Mark IV ist natürlich zurzeit das Maß aller Dinge, aber auch verdammt teuer. Mehr als 3.000 Euro für ein – im Grunde doch Hobby – auszugeben, ist schon ein wenig schwer verdaulich. Da kam mir die Ankündigung der 6D Mark II gerade recht. Die kostet zwar auch immer noch stolze 2.000 Euro, aber liegt damit schon eher in dem Bereich, den ich mir gerade noch vorstellen kann, auszugeben.

Die Vorteile der 6D Mark II

Vollformat L Objektive

Gesagt getan, hatte ich die 6D Mark II vorbestellt und direkt auf meine nächste Reise auf den afrikanischen Kontinent mitgenommen. Und nachdem ich nun bereits einen Großteil meiner dort aufgenommenen Fotos gesichtet habe, steht für mich fest: Das war genau die richtige Entscheidung! Die Kombination 6D Mark II mit dem in meinen Augen überragenden EF 16-35 L IS USM macht nicht nur irre viel Spaß, sondern produziert auch durchweg wirklich tolle, scharfe Bilder in herrlichen Farben.

Der größte Vorteil für mich lautet also, endlich die tolle Welt der L Objektive im Vollformat Segment von Canon nutzen zu können.

Dreh- und klappbares Touchdisplay

Direkt dahinter liegt für mich ein Detail, das aktuell weder die 5D Mark IV, noch die Konkurrenz bietet – nämlich das voll klapp- und drehbare, sehr scharfe Touchdisplay! Das war ich von vorherigen APS-C Kameras wie der EOS 650D oder der EOS 760D bereits gewohnt und habe es an der 7D Mark II vom ersten Tag an vermisst. Schön, dass Canon bei der 6D Mark II als Einstiegskamera fürs Vollformat daran gedacht hat! Denn, wenn man wie ich gern und oft aus der Hand fotografiert, dann ist solch ein Display unglaublich hilfreich. Bei Aufnahmen knapp über dem Boden muss ich mich nicht erst hinlegen, um etwas erkennen zu können oder auch Aufnahmen, hoch über dem Kopf mit ausgestreckten Armen sind damit kein Problem mehr. Einfach das Display in die richtige Position drehen, den Live View nutzen und fertig. Spontanes Fotografieren vor allem auch im Makro Bereich macht damit einfach nur Spaß!

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Bildabbildungsqualität und Rauschverhalten

Davon abgesehen bin ich aber auch grundsätzlich mit der Bildschärfe und dem Rauschverhalten sehr zufrieden. Den Auto-ISO Bereich habe ich ohne Bedenken auf 100-1600 eingestellt. Auch Aufnahmen darüber hinaus bei 3.200 oder gar 6.400 ISO sind problemlos und leicht in der Bildbearbeitung korrigierbar und somit möglich.

Ergonomie

Damit haben sich meine Erwartungen an die 6D Mark II bereits vollständig erfüllt. Aber es gibt durchaus noch mehr Erwähnenswertes. Die Menüführung ist gewohnt intuitiv und übersichtlich. Das Gewicht der Kamera gerade auf Reisen mehr als perfekt. Sie ist leichter als die 7D Mark II, aber zum Glück auch nicht zu leicht, denn ich persönlich mag es, wenn meine Kamera ein wenig Gewicht hat. Ein Schulterdisplay ist natürlich auch vorhanden, ebenso wie schnell und einfach erreichbare Knöpfe zum Ändern wichtiger Parameter. Fast alle können natürlich auch individuell mit anderen Funktionen belegt werden.

Nachteile der 6D Mark II

RAW-Dynamikumfang 6D Mark II

Oft in Tests angesprochen – der RAW-Dynamikumfang der 6D Mark II zeigt sich im Vergleich zu aktuellen Modellen der Konkurrenz, aber auch aus dem eigenen Haus als schwach. Die Frage, die sich mir gestellt hat, war, wie stark äußert sich das in der praktischen Anwendung für mich?

Die Antwort, die ich nun geben kann, lautet: so gut wie gar nicht! Ganz ehrlich, der Dynamikumfang ist völlig okay. Noch vor wenigen Jahren, hätte sich jeder Fotograf einen solchen Dynamikumfang gewünscht. Üblicherweise lagen DSLRs bei 8-10 Blendenstufen. Die 6D Mark II bietet knapp 12 Blendenstufen. Na klar können einige Kamera heute schon mehr – aber mal Butter bei die Fische – ist das nötig?

Das menschliche Auge, das rund 20 Blendenstufen leisten kann (Quelle), erreicht bei weitem keine Kamera auch nur annähernd. Und bei starken Kontrasten ist es einfach, eine Belichtungsreihe aufzunehmen und dann am Rechner zu nutzen und zu vereinen. Ich für meinen Teil bin mit dem Dynamikumfang völlig zufrieden. Auch im Gegenlicht sehe ich noch ausreichend Details in meinen Bildern – sowohl in den dunklen, als auch in den hellen Bereichen. Davon abgesehen habe ich mir auf Reisen unter Zeitdruck ohnehin angewöhnt, immer Belichtungsreihen mit +/- einer Blende aufzunehmen – übrigens egal, ob mit oder ohne Stativ. Auf diese Weise gehe ich einfach sicher, immer ein korrekt belichtetes Bild dabei zu haben bzw. in der Nachbearbeitung der RAW Aufnahmen es entsprechend noch fein justieren zu können. Aber das nur am Rande.

Und allen, die den Dynamikumfang stark kritisieren und mit dem besseren Werten der EOS 80D oder einer Nikon D750 argumentieren, sei gesagt, dass das auch nur für den niedrigen ISO Bereich gilt. Ab ISO 400 schlägt die 6D Mark II auch die 80D und ab ISO 1600 liegt sie mit der Nikon annähernd gleichauf. Das Ganze ist also Jammern auf hohem Niveau in meinen Augen.

Um das Ganze noch einmal zu untermauern, nachfolgend mal ganz konkret ein paar Zahlen. Ich habe die Zahlen zum Dynamikumfang mal mit der Referenz Nikon D750, als auch mit den üblicherweise als Argument genannten Canon 80D und dem Vorgänger Canon 6D, sowie zusätzlich mit der 760D und meiner 7D Mark II ins Verhältnis gesetzt.

ISO 200ISO 400ISO 800ISO 1.600ISO 3.200ISO 6.400
Nikon D75013,712,912,111,210,49,5
Canon 6D Mark II11,811,611,310,910,39,4
Canon 6D 12,111,911,511,110,49,6
Canon 80D12,611,810,910,09,28,4
Canon 760D11,711,410,910,29,48,5
7D Mark II11,811,410,710,29,58,5

Quelle

Rote Felder markieren Bereiche, wo die 6D II klar im Vergleich abfällt, grüne Felder zeigen Bereiche, wo die 6D II klar den Vergleich gewinnt. Der Rest liegt innerhalb von maximal 0,3 Blendenstufen quasi gleich auf.

Man sieht recht deutlich, dass ab ISO 800 die Werte im Vergleich zur Konkurrenz annähernd gleich oder besser sind. Im niedrigen ISO Bereich ist lediglich die Nikon klar besser. Beim Rest ist der Unterschied eher theoretischer Natur. Einzig der Vergleich mit der 6D fällt enttäuschend aus – nicht weil, die 6D Mark II signifikant schlechter ist, sondern weil sie eben im Dynamikumfang keinerlei Verbesserung gegenüber dem Vorgänger zeigt, was von einem Nachfolger eigentlich zu erwarten gewesen wäre.

Aber wie gesagt, die Frage ist letztendlich doch, wie schlägt sich die Kamera in der Praxis? Ist der Dynamikumfang wirklich dermaßen relevant? Laborergebnisse finde zwar auch ich interessant, aber sie sind mir letztlich doch egal – denn ich fotografiere nicht im Labor, sondern in der freien Natur!

Davon abgesehen – wer bei schwierigen Lichtbedingungen vom Stativ fotografiert, dem ist der Dynamikumfang eh gleich, denn er kann und wird ohnehin sinnvoller Weise mit Belichtungsreihen und HDRs arbeiten. Und wer einen schönen Sonnenuntergang aus der Hand fotografiert – nun, derjenige muss sowieso den ISO Wert erhöhen, wo die 6D II wiederum eher Stärken als Schwäche zeigt. Für mich ist und bleibt die Diskussion um die Schwächen im niedrigen ISO bereich der Kamera eine Theorie-Diskussion, die für mich in der Praxis wenig bis keine Relevanz hat.

Und wer jetzt immer noch mit den nackten Zahlen und den einschlägigen Tests im Netz argumentiert, dem sei auch folgendes Zitat von Traumflieger ans Herz gelegt:

“Nichtsdestotrotz kann mich die 6D II in vielen Bereichen wirklich begeistern und im Zweifel ziehe ich sie wegen des frei dreh- und schwenkbaren Monitors in meinem Anwendungsumfeld sogar einer 5D IV vor, wenn ich nicht auf die RAW-Dynamik oder 4K-Video angewiesen bin.” Quelle

Ich persönlich habe in Südafrika mehr als 2.000 Bilder unter schwierigen Lichtbedingungen mit der Kamera gemacht. Nicht eines davon war unbrauchbar aufgrund des Dynamikumfanges! Ich habe auch nicht mehr Ausschuss oder schlechtere Bildqualität feststellen können – ganz im Gegenteil. Vor allem bei Low Light begeistert mich das im Vergleich zu meiner APS-C hervorragende Rauschverhalten – ohne dass ich spürbar unter fehlendem Dynamikumfang leiden würde.

Btw, wer im JPEG Format und nicht im RAW Format arbeitet, der kann die gesamte Problematik sowieso einfach ignorieren, denn JPEGs leisten ohnehin deutlich weniger Blendenstufen (~8-9 schätzungsweise).

Mein Fazit daher: Klar hätte ich mir einen besseren RAW-Dynamikumfang gewünscht. Im Vergleich zum Vorgänger 6D gibt es keinen deutlichen Sprung nach vorn. Muss man so klar sagen. Aber im ISO Bereich ab ISO 800 ist der Dynamikumfang mehr als konkurrenzfähig. Im niedrigen ISO Bereich liegen Schwächen auf der Hand, die aber keineswegs den Verriss vieler Kritiker rechtfertigen, die die Kamera btw. noch nicht einmal in der Hand gehabt haben! Denn auch hier sind die Werte zwar nicht überragend, aber völlig okay.

Kein Joystick

Zwei kleine Schwächen sind mir jedoch in der Bedienung aufgefallen. Ersten fehlt mir der von der 7D Mark II gewohnte und von mir geliebte, kleine Joystick. Und zweitens ist das Steuerrad, mit dem an der 6D Mark II im Schnellstartmenü (Q-Menü) navigiert wird, manchmal ein wenig widerspenstig. Da muss ich auch schon mal zwei oder drei Mal drücken, bis sich der Fokus zum nächsten Element bewegt. Ich bin nicht sicher, ob das nur an meinem Modell liegt oder das generell eine Schwäche ist. So oder so – einen Ausweg bzw. zwei gibt es aber glücklicherweise. Zum einen bedient sich das Menü über das Touchdisplay ohnehin viel besser und schneller, zum anderen habe ich mir angewöhnt, einfach die entsprechend zur Verfügung stehenden Tasten und Knöpfe der Kamera zu nutzen, um die wichtigsten Aufnahme-Parameter gleich direkt und ohne das Auge vom Sucher zu nehmen, einstellen zu können.

AF-System Abdeckung

Der dritte Nachteil der Kamera, den ich sehe, ist das Autofokussystem. Zwar sind 45 Kreuzsensoren erst einmal kein Nachteil, sondern wirklich hervorragend und ausreichend, leider sind sie jedoch nicht auf den gesamten Bildbereich verteilt, sondern konzentrieren sich eher mittig. Der Grund liegt darin, dass das Fokussystem aus der 80D übernommen wurde, wo es ja für einen kleineren Sensor konzipiert wurde. Ich war gespannt, wie es sich damit in der Praxis würde arbeiten lassen.

Alles in allem, hat sich auch dieser Nachteil kaum ausgewirkt. Bei Landschaftsaufnahmen fokussiere ich ohnehin meist manuell und auch das Auto-Fokussystem zeigt sehr gute Ergebnisse, denn üblicherweise liegen nun mal die wichtigsten Bildteile ohnehin mittig im Bild. Erst, wenn wichtige Bildbestandteile am Bildrand platziert und fokussiert werden müssen, zeigt sich die Schwäche des Autofokussystems. Aber auch hier lassen sich einfache Workarounds finden, in dem das Motiv erst zentriert ausgerichtet, fokussiert und dann mit kleinem Schwenk eben wie angedacht am Rand positioniert wird.

Wo es mir aber tatsächlich ein wenig an Kreuzsensoren im Randbereich gefehlt hat, war bei Aufnahmen in Städten. Da kommt ein Autofokussystem, das über den kompletten Sichtbereich arbeitet doch deutlich besser zum Tragen. Daher fotografiere ich in Städten auch weiterhin bevorzugt mit meiner 7D Mark II in Kombination mit dem Canon EF 18-135 IS II USM. Da habe ich dann nicht nur eine bessere Abdeckung des Autofokussystems, sondern auch deutlich mehr Brennweite, als ich aktuell mit meinen Vollformatobjektiven erziele. Aber dazu gleich mehr.

Tja, und das war’s dann aber auch schon mit Kritik. Mit allem anderen bin ich mit der 6D Mark II sehr zufrieden. Keiner der Schwächen wirkt sich für mich gravierend aus. Die Vorteile überwiegen für mich deutlich.

Stärken der Canon EOS 6D Mark II kurz & kompakt

  • Starkes AF-System mit 45 Kreuzsensoren.
  • Sehr gute Akku Reichweite.
  • 26 MP.
  • Dreh und klappbares Touchdisplay.
  • Niedriges Bildrauschen vor allem auch im High ISO Bereich.
  • Gewohnt gute Ergonomie.
  • Schulterdisplay vorhanden.
  • Vielfältige Motivprogramme.
  • Dual Pixel CMOS AF.
  • WLAN, NFC, Bluetooth.
  • GPS.
  • Staub- und Spritzwasser geschützt.
  • Kameragehäuse aus Aluminium und Polycarbonat.

Schwächen der Canon EOS 6D Mark II kurz & kompakt

  • Kein 4K Video.
  • Dynamikumfang.
  • Sensoren zu zentral angeordnet.
  • Kein Joystick.
  • Ein SD Slot, kein UHS-II Support.
  • Sucher mit 98% Abdeckung.
  • Kein integrierter Blitz.

Rauschverhalten der 6D Mark II

Das Rauschverhalten ist wie von einem Vollformatsensor erwartet und bereits erwähnt sehr gut. Nachfolgend entsprechende, unbearbeitete Bildausschnitte in 1:1 aus dem RAW Format:

Bis 1.600 ist das Rauschen kaum erkennbar. Auch 3.200 und 6.400 funktionieren in meinen Augen noch sehr gut, da sich das Rauschen vollständig in der Bildbearbeitung entfernen lässt. Höhere Werte nutze ich nur in Ausnahmesituationen, wenn es heißt, verrauscht oder gar nicht.

Interessanter Weise fällt das Rauschverhalten im JPEG Format noch geringer aus, da es zu einem guten Teil bereits Kamera intern herausgefiltert wird. Das ist absolut spitze, vor allem für diejenigen, die auch aus dem JPEG Format heraus ihre Bilder entwickeln.

Auch hierzu entsprechende Beispiele im unbearbeiteten 1:1 Ausschnitten:

Unterschiede zwischen der 6D Mark II und dem Vorgänger 6D

Der wohl wesentlichste Unterschied dürfte in der Anzahl der Kreuzsensoren liegen. Ich habe mehrere Wochen mit beiden Kameras fotografiert und der Unterschied zwischen 11 und 45 Sensoren sind Welten. Bei beiden Kameras sind die Sensoren recht zentral angeordnet, die 6D Mark II deckt aber trotzdem das größere Feld ab. Davon abgesehen ist die 6D Mark II schneller, präziser, bietet mehr Auflösung und sie hat ein dreh- und klappbares Touchdisplay, das ich gar nicht oft genug erwähnen kann. Bei der Akkuleistung war die 6D schon gut, trotzdem packt die 6D Mark II da nochmal mehr als 10% drauf. Und auch der Dualpixel Autofokus spricht klar für die 6D Mark II, denn er ermöglicht bessere Videoaufnahmen – nebenbei erwähnt mit doppelter Framerate im Vergleich zur 6D – und schnellere Aufnahmen im Live View. Beim Dynamikumfang und dem Rauschverhalten sind die Unterschiede gering, trotzdem liegt die aktuellere 6D Mark II hier natürlich auch leicht vorn.

Die wesentlichsten Unterschiede in der Übersicht:

EOS 6D Mark II
EOS 6D
Sensor
26 MP
20 MP
AF-Messfelder
45
11
Sucherabdeckung
98%
97%
Bildprozessor
DIGIC 7
DIGIC 5+
Fokus Methoden
Autofocus
Manual
Face Detection
Multi
Spot
Centre
AF Tracking
Touch AF
AF Fine Tuning (Micro Adjustment)
Autofocus
Manual
Face Detection
Multi
Touchscreen
Ja (zudem dreh- und klappbar)
Nein (fest eingebaut)
Akkuleistung
ca. 1090 Aufnahmen
ca. 1200 Aufnahmen
Serienbildrate
4,5 FPS (150 JPEGs)
6,5 FPS (28 JPEGs)
Aspect Ratio
3:2, 4:3, 16:9, 1:1
3:2
Video
FullHD 60fps
FullHD 30fps
Mikrofon
Stereo
Mono
Sonstiges
WLAN, NFC, Bluetooth, GPS
WLAN, GPS
Preis
ca. 2.100 EUR
ca. 1400 EUR

Trotz Mehrpreises von aktuell rund 700 Euro rechtfertigt sich meiner Meinung nach ein Upgrade klar.

Canon-EOS-6D-Mark-II-versus-Canon-EOS-6D

Vorgänger Canon EOS 6D versus Canon EOS 6D Mark II

Alternative zur Canon EOS 6D Mark II

Natürlich hat auch Nikon eine gute Einstiegskamera fürs Vollformat im Programm. Dabei handelt es sich um die Nikon D750, die der Canon 6D Mark II nahezu ebenbürtig ist. Die nun schon seit 3 Jahren auf dem Markt befindliche Nikon überzeugt mit 51 über den gesamten Bereich verteilten AF-Sensoren (aber nur 15 davon sind Kreuzsensoren), 24 MP, 100% Sucherabdeckung sowie hervorragender Bildqualität. Auf der anderen Seite hat die Nikon lediglich ein neigbares Display, was für mich ein klarer Nachteil wäre. Insgesamt sehe ich die Nikon aber etwa auf dem gleichen Niveau. Der sicher bald erscheinende Nachfolger wird die Canon aber vermutlich schlagen.

Nikon D750* [ca. 1.700 Euro]

Letztlich ist aber die Frage: „Nikon oder Canon“ eine reine Philosophie-Frage und zugleich eine Frage des Geldbeutels. Denn bei einem Systemwechsel kommt dem Anwender der teure Objektivwechsel natürlich doppelt teuer zu stehen. Ich persönlich fotografiere seit 15 Jahren mit Canon Kameras und war immer sehr zufrieden. Trotzdem sehe ich Nikon aus technischer Sicht inzwischen leicht vorn. Aber mal ehrlich, machen 10 Linienpaare oder 4 Megapixel mehr oder weniger wirklich den Unterschied, wenn es darum geht, ein gutes Foto aufzunehmen? Wohl kaum! Beide Firmen haben hervorragende Kameras. Punkt.

Bestes Immerdrauf: 24-70 L oder 24-105 L?

Ich habe lange überlegt, welches der beiden tollen Objektive ich als Immerdrauf nutzen möchte. Mir war klar, dass es ein L Objektiv sein soll. Wenn schon Vollformat, dann auch richtig. Sonst hätte ich auch bei APS-C bleiben können. In die engere Auswahl kamen dann die folgenden beiden (Bildstabilisator ist für mich ein Muss):

Beide hatte ich in Händen, mit beiden war ich unterwegs, um Testaufnahmen zu machen. Entscheiden habe ich mich letztlich für das 24-70 L – nicht, weil es per se „besser ist“, sondern weil es meinen Anforderungen eher entspricht. Davon abgesehen habe ich es in der Canon Cashback Aktion 200 Euro preiswerter bekommen.

Beide Objektive sind sau scharf. Das Fotografieren mit beiden Objektiven macht Spaß. Beide sind hervorragend als Immerdrauf bzw. Standard Objektiv zu gebrauchen.

Die Unterschiede liegen einfach in den Anwendungsfällen. Während das 24-70er einen Hauch – wirklich nur einen Hauch – schärfer zu sein scheint und eine tolle Makro Funktion anbietet, hat das 24-105 etwas mehr Brennweite am langen Ende.

Für mich waren der Preis und die Makro Funktion entscheidend. Ich fotografiere ganz gern mal die ein oder andere Blüte oder anderes in Nahaufnahme. In Städten, wo mir eine längere Brennweite für Detailaufnahmen sehr wichtig ist, werde ich ohnehin aufgrund der zuvor genannten Dinge auf mein 18-135 IS USM in Kombination mit der 7D Mark II zurückgreifen. Darum und weil ich bevorzugt in schöner Umgebung wandere, um Landschaftsaufnahmen zu machen, macht für mich neben meinem Weitwinkel das 24-70er einfach mehr Sinn. Und davon abgesehen – es kostete mich auch nur rund die Hälfte des 24-105 L IS II USM!

Weitere Objektiv-Empfehlungen

Neben dem Immerdrauf gehören natürlich auch ein gutes Weitwinkelobjektiv und ein Teleobjektiv zur Fotoausrüstung. Gerade in Kombination mit der 6D Mark II begeistert mich seit dem ersten Bild das tolle Canon EF 16-35 mm L IS USM, das ich sowohl an der 6D als auch an der 6D Mark II getestet habe. Testbericht folgt natürlich auch bald noch.

Als Teleobjektiv favorisiere ich – gerade wenn du viel reist und unterwegs bist – das Canon 70-300 L IS USM.  Beide Objektive haben mir gerade in Südafrika tolle Dienste geleistet.

Aber auch folgende Linsen sind einen Blick wert:

Weitwinkel:

Festbrennweite:

Standard-Zoom:

Teleobjektiv:

Wobei ich persönlich im Gegensatz zum APS-C Format im Vollformatbereich definitiv die Canon Objektive bevorzuge. Aber das ist letztlich Geschmackssache und eine Frage des Budgets.

Sinnvolles Zubehör für die Canon EOS 6D Mark II

Neben den entsprechend guten Objektiven und dem üblichen Zubehör zur Reinigung gehört bei einer Kamera wie der 6D Mark II natürlich auf alle Fälle auch ein Stativ zur Ausrüstung. Aber auch ein gutes Handbuch halte ich für wichtig. Und auch wenn die Kamera geschützt gegen Staub- und Spritzwasser ist – ein Regenschutz gehört ebenfalls in den Fotorucksack, wenn du lange etwas von der Kamera haben möchtest.

Was ich sonst noch so in meinem Fotorucksack packe, erfährst du hier.
Beststellerlisten für Objektive, Stative, Speicherkarten & Co. auf Amazon, findest du hier.

Für wen eignet sich die Canon EOS 6D Mark II?

In meinen Augen eignet sich die Kamera hervorragend für Einstieger ins Vollformat wie mich. Es fällt sofort auf, dass sie auch genau für diese Zielgruppe konzipiert ist. Warum sonst sollte Canon auch diverse Motivprogramme inkludieren, die von Profis wohl eher selten bis gar nicht genutzt werden? Auch ich selbst fotografiere fast ausschließlich im AV, TV oder manuellen Mode. Und doch ertappe ich mich in Südafrika, wie ich im Restaurant schon mal schnell das Szenenprogramm Food einstelle oder für ein paar Schnappschüsse am Abend auf den Nacht-Portrait Modus wechsle. Mir gefällt, dass die Motivprogramme auch in diesem Segment vorhanden sind.

Doch auch das bewegliche Touchdisplay, die WLAN/NFC/Bluetooth Integration sowie der im Vergleich zur 5D Mark IV deutlich niedrigere Preis machen klar, dass die Kamera nicht für den High-End-Fotografen konzipiert ist.

Für Landschafts- und Reise-Fotografen gut geeignet

Und wenn ich mir die Features im Detail anschaue, dann würde ich behaupten, dass die 6D Mark II tatsächlich für Reisende und Landschaftsfotografen besonders interessant sein dürfte. Mit 765 Gramm ist sie relativ leicht, Schärfe und Bildrauschen spielen Landschaftsfotografen in die Hände, über das GPS dürften sich Wanderer und Outdoor-Fotografen freuen ebenso über die sehr gute Akku-Reichweite für mehr als 1.000 Bilder.

Dass die Kamera beim Dynamikumfang im RAW Format leichte Schwächen zeigt, spricht zwar ein klein wenig dagegen, aber da viele Einsteiger wiederum im JPEG Format fotografieren, in dem ohnehin weniger Blendenstufen zur Verfügung stehen, spielt auch das kaum eine Rolle.

Doch auch im RAW Format halte ich den Dynamikumfang für völlig in Ordnung. Landschaftsfotografen werden in der Regel eh vom Stativ fotografieren. In dem Fall eine Belichtungsreihe aufzunehmen, ist bei vielen ohnehin Standard. Mit einer solchen Serie lässt sich in der Bildbearbeitung hervorragend der Dynamikumfang durch Stacken der Bilder erweitern.

Canon 6D Mark II - Rückseite

Macht ein Umstieg von der Canon 6D auf eine 6D Mark II Sinn?

In meinen Augen eher nicht. Der Grund ist ebenso einfach, wie simpel. Wer seit Jahren mit einer 6D fotografiert, der ist kein Einsteiger im Vollformat mehr. Einst vielleicht aufgrund der gestiegenen Ansprüche gewechselt, werden Canon 6D Besitzer schon einen guten Teil an Vollformat-Objektiven besitzen. Davon abgesehen, steigen über die Zeit ja auch die eigenen Ansprüche. Warum also von einer Einstiegskamera auf eine Einstiegskamera wechseln? Bei einem Upgrade von einer 6D macht in meinen Augen eher eine 5D Mark IV* Sinn.

Umstieg von APS-C aufs Vollformat

Genau dafür ist die Kamera ideal. Genau aus diesem Grund habe auch ich sie mir zugelegt. Im Vergleich zu APS-C Kameras ist die 6D II in nahezu jeder Hinsicht eine Verbesserung. Einzig Sport und Actionfotografen rate ich eher ab – nicht weil die 6D II das nicht gut könnte, sondern weil eine APS-C Kamera aufgrund des Crop-Faktors da grundsätzlich einer Vollformatkamera vorzuziehen ist.

Mein Fazit zur Canon EOS 6D Mark II

Ich bin nach Auswertung meiner Bilder aus Südafrika rundum zufrieden mit der 6D Mark II. Ja, sie hat Schwächen und ja, eine 5D Mark IV ist natürlich die „bessere“ Kamera. Aber die 6D Mark II ist auch nicht als Konkurrenz zu dieser gedacht. Für mich ist sie die perfekte Einstiegskamera ins Vollformat bei Canon. Sie kommt mir als Blogger, Reisenden und Allrounder sehr entgegen, spielt ihre besonderen Stärken gerade unterwegs, Outdoor und beim Fotografieren von Landschaften und Natur aus.

Hinzukommt, dass mich die Akku Reichweite und die Möglichkeit, nun endlich die hervorragenden Vollformatobjektive von Canon nutzen zu können, einfach nur begeistern. Vor allem in Kombination mit dem EF 16-35 L IS USM performt die 6D Mark II hervorragend. Dass ich zudem auch meine Akkus der 7D Mark II nutzen kann, macht sie für mich zur perfekten Ergänzung meiner Fotoausrüstung, die sich damit endlich „komplett“ anfühlt.

Canon EOS 6D Mark II* [ca. 1.950 Euro]

Ich hatte in Südafrika sehr viel Spaß mit der 6D Mark II und bin sicher, diesen auch weiterhin zu haben. Ich gehe sogar noch weiter. Mit einer 5D Mark IV würde ich allein schon wegen des dreh- und klappbaren Touchdisplays aktuell nicht tauschen! Für mich hat sich das Warten auf die 6D Mark II definitiv gelohnt, denn das ist eine wirklich fantastische Kamera! Von mir eine klare Kaufempfehlung für alle, die ins Vollformat einsteigen möchten.

 

Update 09.11.2017

Aufgrund einiger Diskussionen zum Thema Dynamikumfang habe ich dieses Kapitel im Artikel noch einmal deutlich ausgebaut.