In der Finanzlektion der Woche erkläre ich dir die Schulter-Kopf-Schulter Umkehrformation. Außerdem werfe ich einen Blick zurück auf die Kalenderwochen 37-39 / 2019, verrate dir, was sich in meinem Depot getan hat und welche Entwicklung ich für den Aktienmarkt und den Goldmarkt für die kommende Woche sehe.

Finanzlektion der Woche – Schulter-Kopf-Schulter Formation

Die Schulter-Kopf-Schulter Umkehrformation (SKS) dürfte zu den bekanntesten, komplexesten, aber auch genauesten Umkehrformationen hinsichtlich ihrer Prognosequalität zählen. Sie besteht aus einer linken und einer rechten Schulter sowie dem dazwischen befindlichen Kopf und hat typischer Weise folgendes Aussehen:

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Bildet sie sich am Ende eines Aufwärtstrendes, so sieht der erste Kursrückgang der ersten Schulter noch einfach nach einer Erholung im Aufwärtstrend aus. Es folgt ein zweiter, kräfter und zugleich letzter Anstieg (Kopf), der aber quasi im folgenden Kursrückgang wieder vollständig zunichte gemacht wird. Ein weiterer letzter, nunmehr nur kleiner Kursanstieg bildet schließlich die rechte Schulter. Folgt nun ein kräfter Kursrückgang, der die aus den letzten beiden Tiefs entstandene Nackenlinie von oben nach unten durchstößt, so ist die SKS komplett.

Der Aufwärtstrend ist gebrochen und ein Abwärtstrend bereits eingeleitet. Ein erstes Kursziel beträgt etwa die Spanne zwischen Kopf und Nackenlinie unter die Nackenlinie abgetragen. Oft folgt nun noch einmal eine Erholung bis an die Nackenlinie, bevor die Kurse endgültig und kräftig abwärts laufen.

Tritt die SKS in spiegelverkehrter Form (horizontal gespiegelt) am Ende eines Abwärtstrends auf, so spricht man von einer inversen Schulter-Kopf-Schulter Formation, die entsprechend den Abwärtstrend beendet und einen neuen Aufwärtstrend einleitet. Hier verläuft alles entsprechend umgekehrt.

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Wichtig bei der SKS ist es, auch das Volumen und die Umsätze zu betrachten, die wichtige Hinweise geben, ob es sich tatsächlich um eine echte SKS handelt. Die Umsätze sollten bei der SKS von der linken Schulter zur rechten Schulter hin fallen und beim Durchbruch durch die Nackenlinie entsprechend steigen.

Tritt die SKS am Ende eines Abwärtstrends oder während eines Abwärtstrends auf, so fungiert sie überwiegend eher als Trendfortsetzungsformation. Gleiches gilt entsprechend für die inverse SKS im Aufwärtstrend.

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Wie handelt man eine SKS?

Eine Position kann sofort beim Durchbruch durch die Nackenlinie eröffnet werden. Mutige legen den SL dann oberhalb der rechten Schulter, Vorsichtige oberhalb des Kopfes. Erfolgt eine Erholung an die Nackenlinie nebst dortiger Trendumkehr, so kann die Position ausgebaut werden. Vorsicht ist angesagt, wenn der Kurs die Nackenlinie erneut mit entsprechendem Volumen wieder nach oben durchbricht. Dann kann sich das Ganze auch als Bären- bzw. Bullenfalle herausstellen.

Chartbeispiel SKS im Goldchart

Im aktuellen Goldchart deutet sich schon seit einigen Wochen eine mögliche SKS Formation an. Aktuell scheint gerade die rechte Schulter ausgebildet worden zu sein. Noch ist das aber mit Vorsicht zu genießen. Erst der Durchbruch durch die Nackenlinie bringt Klarheit. Da auch das Volumen kein klares Bild zeigt, bin ich aktuell noch nicht überzeugt von der Trendumkehr. Kurse unter 1.480 USD könnten jedoch eine beschleunigte Abwärtsbewegung bis in den Bereich von 1.420 USD nach sich ziehen.

Der Chart zeigt auch gleich noch eine weitere Besonderheit. In diesem Fall besteht der Kopf sogar aus einem Doppelhoch. Dafür ist andererseits die rechte Schulter einen Tick zu hoch geraten. Es bleibt also abzuwarten, ob wir hier wirklich eine SKS vor uns haben.

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Die Börsenwoche im Rückblick

Chartanalyse Dow Jones

In der KW 37 setzte sich die Aufwärtsbewegung zunächst mit einer positiven Trendkerze fort, bevor sich in KW 38 eine kleinere, negative Trendkerze bildete, die zudem als Innenkerze fungiert. Diese ergibt daher mit der Kerze der Vorwoche ein Harami, das gern eine Trendumkehr ankündigt. In der letzten Woche wurde das Harami aber nicht ausreichend genug bestätigt – es bildete sich ein Doji. Dieses Zeichen der Unsicherheit lässt zunächst alle Möglichkeiten offen. Allerdings habe ich schon eine weitere Formation im Hinterkopf – das Hikkake. Dazu gleich im Ausblick mehr.

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Auch im Tageschart überwiegt für mich eine leicht positive Tendenz. Zwar sind die Kurse seit rund 13 Handestagen rückläufig – allerdings verlaufen sie bisher in einer abwärtsgerichteten Flagge, die meist eher eine Trendfortsetzungsformation darstellt. Bedenklich sind die beiden erhöhten Volumina an den markant fallenden Tagen, trotzdem ist da noch nicht aller Tage Abend. Die Zone unter 26.820 Punkten scheint bisher Käufergebeiet zu sein. Schauen wir mal, wie sich das in den nächsten Tagen auflösen wird.

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Chartanalyse Gold

Der Goldchart ust zunächst nicht sofort in den Sinkflug übergegangen, auch wenn sich in KW 37 bereits die dritte negative Wochenkerze in Folge bildete. Durchaus überraschend nahmen in KW 38 die Bullen das Ruder wieder in die Hand und führten Gold zurück über 1.500 USD. Doch auch dieser Angriff wurde von den Bären in der letzten Woche wieder gekontert. Mit etwas Vorsicht kann ein Trendkanal (blau) eingezeichnet werden, der in nun verlassen wurde. Bestätigt sich das in der kommenden Woche, so dürfte die Konsolidierung des Goldkurses weiter abwärts führen. Das Volumen war durchaus hoch genug – auch wenn kein sauberes Baerish Engulfing auf Wochenbasis entstanden ist.

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Im Tageschart zeigt sich schön der von mir bereits vor 3 Wochen angedeutete Verlauf – nach dem Doppeltop bei 1.550 USD bewegte sich Gold nach kurzem Einbruch eher mit aufwärts gerichteter Tendenz seitwärts. Das kann durchaus als rechte Schulter einer SKS interpretiert werden – auch wenn es nicht idealtypisch ausschaut. Entscheidend wird sein, ob die Nackenlinie (grün) bei rund 1.480 USD durchbrochen werden wird oder nicht. Bereits die nächsten beiden Tage dürften Aufschluss darüber geben.

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Trendbarometer

Langfristig Mittelfristig Kurzfristig
Dow Jones
Gold

 

Depotänderungen

Während Silber und Goldzertifikat die vorherigen Gewinne wieder ein wenig abgaben, konnte mein Tradingkonto in KW 37 und KW 38 um fast 13 Prozent zulegen. Leider machten dann einige unsauber gehandelten Signale meinerseits in Kombination mit Fehlsignalen, wie sie immer vorkommen können, diese Gewinne wieder zu nichte, so dass ich aktuell wieder bei quasi +/- Null stehe. Das macht aber nichts, denn ich habe in den letzten 2 Wochen viel gelernt, was mir hoffentlich helfen wird, solche Fehler künftig zu vermeiden.

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Börsenausblick auf die kommende Woche

Der Dow Jones zeigt im Moment erneut viel Unsicherheit. Es überwiegen für mich aber noch die positiven Signale. Die Konsolidierung in einer Flagge, weitere Zinssenkungsfantasien, das Vorwahljahr und das Sentiment lassen für mich eher steigende Kurse erwarten. Ein weiterer deutlicher Einbruch würde das allerdings sofort negieren, von daher heißt es eher abwartend zu handeln.

Sollte sich in der nächsten Woche jedoch eine positive Wochenkerze bilden, die auch das Hoch der Innenkerze aus KW38 überwindet, so würde eine besondere Candlestick Formation entstehen – ein Hikkake. Das dürfte dann zu weiter steigenden Kursen – auch über die obere Begrenzung der Tronpetenformation hinweg führen.

Bei Gold dagegen sieht das mittelfristige Bild zunehmend düsterer aus. Sowohl Silber als auch Gold zeigen deutliche Ermüdungserscheinungen nach den Anstiegen der letzten Monate. Eine drohende SKS, ein stark positives und somit als Kontraindikator fungierendes Sentiment unter den Kleinanlegern (rund 80 % der Kleinanleger sind aktuell long) sowie das Verlassen des Trendkanales deuten für mich auf Fortsetzung der Konsolidierung bis mindestens 1.450, eventuell sogar bis 1.420 USD hin. Dort könnte dann jedoch der sich langfristig entwickelnde Aufwärtstrend wieder aufgenommen werden. Kurzfristig sehe ich eher fallende Edelmetallkurse.

 

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