In der Finanzlektion der Woche erkläre ich dir, was die Tree Back Crows – die drei schwarzen Krähen sind – und was dieses Candlestick Chartmuster bedeutet. Außerdem werfe ich einen Blick zurück auf die Kalenderwochen 24 & 25 / 2019, verrate dir, was sich in meinem Depot getan hat und welche Entwicklung ich für den Aktienmarkt und den Goldmarkt für die kommende Woche sehe.

Finanzlektion der Woche – Three Black Crows

Die Three Black Crows sind ein Umkehrmuster, das quasi das Gegenstück der Three White Soldiers aus der letzten Lektion darstellen. Es handelt sich um ein Candlestick Muster, das aus drei schwarzen aufeinander folgenden Kerzen, die jeweils nahe ihrem Tiefstkurs schließen, besteht.

Die erste schwarze Kerze sollte zudem unter dem Hoch der vergangenen Kerze eröffnen. Idealerweise eröffnen die nächsten beiden Kerzen leicht oberhalb des Schlusskurses der jeweiligen vorherigen Kerze. Letzteres ist aber aus meiner Sicht kein Muss. Auch eine Eröffnung auf Niveau des Schlusskurses des Vortages oder gar mit einem kleinen Gap zu diesem mindert meiner Meinung nach nicht die Aussagekraft der Three Black Crows.

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Wichtig ist, dass sie am Ende eines klaren Aufwärtstrend auftreten und somit bildlich wirklich wie 3 schwarze Krähen auf einem Baum sitzen. Unheil ankündigend folgen diesem relativ selten auftretenden Muster meist deutlich fallende Kurse.

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Wie handelt man die Three Black Crows?

Wenn du das Chartmuster entdeckst, kannst du sofort nach Vollendung der dritten negativen Kerze auf fallende Kurse setzen. Planst du einen kurzfristigen Trade, dann setzt du den Stop Loss über das Hoch der letzten Kerze. Bei einem länger laufenden Trade oder wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, setzt du den Stop auf das Hoch der ersten Kerze. Beachte aber, dass die Kurse bis dahin durchaus schon einiges an Wegstrecke zurückgelegt haben können.

Geduldige Trader warten sogar, bis die Kurse nach den Three Black Crows wieder ein wenig angezogen haben, um dann auf einen einsetzenden Abwärtstrend zu setzen. Nicht immer fallen die Kurse sofort nach Auftreten der Three Black Crows.

Aber sie sind sehr häufig ein klares Indiz für das Ende eines vorherigen Aufwärtstrends.

 

Die Börsenwoche im Rückblick

Chartanalyse Dow Jones

Der Dow Jones hat in KW 24 ein mustergültiges Doji ausgebildet, der den Anstieg der Vorwoche hätte je beenden können. Doch überraschenderweise setzte der Dow Jones in KW 25 einfach seinen Anstieg mit einer erneut starken Trendkerze fort und schloss dann ziemlich genau auf der mehrmonatigen horizontalen Widerstandslinie. Dabei wurde bereits das Hoch  des letzten Anstiegs  übertroffen, so dass wir uns per Definition in einer Progressionsphase befinden.

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Im Tageschart wird die Konsolidierung in der KW 24 anhand einer schmalen Seitwärtsbewegung sehr gut sichtbar, bevor der Aktienindex dann nach einem Doji mit einer starken Tageskerze in  KW 25 nach oben ausbrach. Der Anstieg setzte sich bis Donnerstag fort. Erst am Freitag konnten die Bären Oberhand gewinnen, so dass ein Shooting  Star entstand, der zudem von hohem Volumen begleitet wird.

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Der Dow Jones steht damit am Scheideweg. Prallt er am horizontalen Widerstand ab oder setzt er seinen Aufwärtstrend einfach weiter fort? Die nächste Woche dürfte Licht ins Dunkel bringen.

Chartanalyse Gold

Auch Gold konsolidierte kurz in KW 24, setzte den Ausbruch aus der mehrjährigen Untertassenformation dann aber fulminant mit einer starken, positiven Trendkerze fort.

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Auf Tagesbasis sah es zunächst so aus, als ob Gold erneut am langjährigen Widerstand bei rund 1.350 USD scheitern könnte – beachte den Shooting Star Ende KW 24. Doch schon in KW 25 wurde der Widerstand dann endlich pulverisiert. Es fand ein mustergültiger Ausbruch mit starken Trendkerzen und steigendem Volumen statt. Der einzige winzige Wermutstropfen ist, dass Kurse über 1.400 USD zum Wochenschluss hin nicht gehalten werden konnten.

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Bei Gold steht nun deutlich höheren Kursen nichts mehr im Wege – egal ob es kurzfristig noch zu einer Konsolidierung des starken Anstiegs der letzten Tagen und Wochen kommt, oder nicht.

 

Trendbarometer

Langfristig Mittelfristig Kurzfristig
Dow Jones
Gold

 

Depotänderungen

Nachdem ich die Erholung im Dow Jones in den letzten 2 Wochen sehr aufmerksam beobachtet habe, habe ich mich entgegen meinem Bauchgefühl dafür entschieden, das gegen fallende Kurse absichernde NDX Short Zertifikat mit Verlust zu verkaufen. Schon bei Erreichen des Mindestkorrekturziels am 38,2% Fibonacci Retracement haben die Aktienkurse wieder gedreht, um dann sogar mit einem starken Impuls nach oben zu schießen. Nach Übertreffen des letzten kleinen Zwischenhochs zeigt sich, dass sich die Kurse keinesfalls nur korrektiv verhalten. Nach Einsetzen eines zweiten Aufwrtsimpulses bin ich der Meinung, dass keine Absicherung nach unten mehr notwendig ist.

Im schlechtesten Fall sehen wir jetzt eine Seitwärtsbewegung, im besten Fall stehen wir kurz vor neuen Allzeithochs – so widersinnig ich das bei der gegenwärtigen fundamentalen Lage auch finde. Letztlich zeigt mir der Chart aber steigende Kurse an, so dass ich das Risiko stark fallender Kurse aktuell nicht mehr sehe.

War das NDX Short Zertifikat also ein Fehler? Auf keinen Fall. Es war eine Absicherung und die hat auch funktioniert. Der nun entstandene Verlust ist zudem im Grunde ein Nullsummenspiel, denn gleichzeitig sind im NDX Long Zertifikat Gewinne in Höhe der Verluste des Short Zertifikats aufgelaufen. Nur mein Plan, bei deutlich niedrigeren Kursen die Gewinne des Short Zertifikats ins Long Zertifikat zu investieren ist nun für die Katz.

In der gleichen Zeit hat Gold übrigens seinen Ausbruch deutlich und mit tollem Impuls weiter fortgesetzt, so dass bereits rund 20% Gewinn im Gold Zertifkat aufgelaufen sind. Auch Silber ist nun klar aus seinem Abwärtstrend ausgebrochen, so dass ich auch im Silber Zertifikat bald wieder deutlicher auf der Gewinnseite stehen sollte.

Tatsächlich gehe ich aktuell sogar von steigenden Kursen sowohl bei den Aktien, als auch bei den Edelmetallen aus. Die frei gewordenen Barmittel investiere ich in das Silber Zertifikat, da ich davon ausgehe, dass die Edelmetalle deutlich stärker als die Aktienmärkte steigen werden.

Folgende Transaktionen habe ich durchgeführt:

  • Verkauf 120 Stück DE000CJ5QYJ2 zum Preis von 15,80 Euro im Wert von 1.896 Euro mit einem Verlust von 117,60 Euro.
  • Kauf 140 Stück DE000CU0V6U8 zum Preis von 13,63 Euro im Wert von 1.902,80 Euro.

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Börsenausblick auf die kommende Woche

Der Dow Jones steht an einem extrem spannenden Punkt. Reicht die Stärke und der Schwung der letzten 3 Wochen, um auf neue Allzeithochs zu steigen? Es sieht fast so aus. Erst ein Blick auf den Tageschart offenbart eine Schwäche – den Shooting Star mit hohem Volumen direkt auf Niveau des großen, horizontalen Widerstandes.

Die von mir erwartete inverse SKS können wir abhaken. Nun bleibt die Frage, kommt es zur großen Seitwärtsbewegung oder befinden wir uns bereits in einem neuen Aufwärtsimpuls, der den Dow Jones auf neue Allzeithochs bringen wird? Die nächste Woche wird es zeigen. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für eines der beiden Szenarien für 50:50 und warte ab.

Einfluss könnte dabei durchaus die weltpolitische Lage gewinnen, sollten die USA tatsächlich den Iran angreifen – wie bereits in letzter Woche fast geschehen. Aber selbst dann ist nicht klar, ob das zu fallenden oder zu steigenden Kursen führen wird. Denn ein altes Sprichwort sagt: „Kaufe, wenn die Kanonen donnern“ – so verrückt das klingen mag.

Ich bleibe vorsichtig im Dow Jones, halte aber stark fallende Kurse auf neue Jahrestiefs nach dem Anstieg der letzten 3 Wochen für sehr unwahrscheinlich.

Gold ist klar ausgebrochen und pulverisierte in der letzten Woche endlich den langjährigen Widerstand, der zugleich die Oberkante der Untertassenformation bildete. Gut, wer bereits einen Fuß in der Tür hat und sukzessive den Anstieg gekauft hat. Da Gold inzwischen ziemlich heiß gelaufen ist, würde mich eine kleine Konsolidierung oberhalb des Widerstandes, der ab sofort als Unterstützungszone fungiert, nicht wundern. Dabei sollte der Kurs aber nicht mehr auf Schlusskursbasis unter 1.340 USD fallen.

Aber auch ein direkter weiterer Anstieg würde mich nicht wundern, nachdem Gold nun rund 6 Jahre in der Untertasse seitwärts konsolidiert hat. Den nächsten ernsthaften Widerstand sehe ich erst wieder bei rund 1.550 USD. Bis dahin sollte Gold nun auf alle Fälle laufen können – wenn, ja, wenn der Markt uns nicht doch mal wieder eines Besseren belehrt.

Denn immer dran denken – an der Börse ist alles möglich!

 

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