In diesem Artikel zeige ich dir die Unterschiede zwischen Canons DSLRs (Spiegelreflexkameras) und DSLMs (spiegellose Systemkameras) auf und erkläre dir, warum die DSLMs diesen Vergleich mittlerweile klar gewinnen. Außerdem erkläre ich dir, worauf du beim Fotografieren nach dem Umstieg von einer DSLR auf eine DSLM achten solltest.

Nach vielen Jahren des Fotografierens mit einer Spiegelreflexkamera bin nun auch ich mit der Canon EOS R5 vom DSLR Segment ins DSLM Segment gewechselt. Ich war lange überzeugt davon, dass es die spiegellosen Systemkameras nicht schaffen werden, der einstigen Königin unter den Kameras, der Spiegelreflexkamera, vollständig den Rang abzulaufen. Doch Canons neue EOS R Reihe mit den sagenhaften RF Objektiven hat mich von Anfang an restlos überzeugt, so dass ich meine geliebte EOS 6D Mark II nun durch eben jene EOS R5 als Hauptkamera ersetzt habe.

  • DSLR = Digital Single Lens Reflex Camera = Spiegelreflexkamera
  • DSLMDigital Single Lens Mirrorless Camera = Spiegellose Systemkamera

Es gibt eine ganze Reihe guter, aber im Kampf um Google Rankings sehr ähnlicher Artikel, die beide Kamerasysteme ausführlich vergleichen, die durchaus empfehlenswert sind:

Wenn du dir die Zeit sparen möchtest, sie zu lesen, kommt hier meine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte in Bezug auf Canon Kameras:

Vorteil Canon D (DSLR):

  • Akkulaufzeit größer, mehr Bilder pro Akkuladung.
  • (Noch) kostengünstiger.

Vorteile Canon EOS R (DSLM):

  • Elektronischer Sucher besser als optischer.
  • Höhere Serienbildrate.
  • Größere und bessere Objektivauswahl, da mittels Adapter auch EF Objektive weiterverwendet werden können.
  • Besser für Videos geeignet.
  • WYSIWYG („What you see is what you get“): Das digitale Bild ist bereits durch den Sucher sichtbar, bessere Nachtsicht.
  • Geräuschloses Fotografieren möglich.
  • EOS R3, R5, R6 mit kamerainternem Bildstabilisator.
  • Zukunftssicheres System (keine Weiterentwicklung bei Canon DSLRs).

Zu vernachlässigende Aspekte:

  • Gewicht.
  • Größe.
  • Bildqualität.

In meinem Artikel soll es jedoch eher ganz konkret um die wichtigsten Punkte gehen, in denen sich bspw. eine Canon DSLR wie der EOS 6DMII von einer Canon DSLM wie der EOS R5 unterscheiden.

Als ich das erste Mal die EOS R5 in der Hand hatte, war ich überrascht, wie ähnlich sie den Spiegelreflexkamera, die ich von Canon kenne und liebe, ist.

Äußerlich gibt es also kaum Erwähnenswertes. Vergleiche bezüglich Gewicht oder Maße sind also zu vernachlässigen. Auch das Handling der EOS R5, der Aufbau des gewohnt sehr guten Menüs und der Fotografie Vorgang als solches sind quasi identisch.

canon-eos-r5-kamera

Unterschied: Spiegel & Sucher

Der größte Unterschied zwischen beiden System liegt natürlich in der Tatsache begründet, dass eine DSLR einen Spiegel besitzt, der für jede Aufnahme hoch- und wieder heruntergeklappt wird, was das typische klackende Geräusch einer DSLR erzeugt. Eine DSLM wie die EOS R5 besitzt keinen Spiegel mehr. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Suchersystem beider Kameras. DSLRs besitzen einen optischen Sucher, sprich du schaust über den Spiegel der Kamera direkt auf die Realität. Canons DSLMs besitzen einen elektronischen Sucher, also im Grunde einen kleinen, hochauflösenden Bildschirm, der zwar die Realität wiedergibt, diese aber wie jeder andere Monitor auch verändern kann.

Das bringt einen großen Nachteil und einen riesigen Vorteil mit. Der Akkuverbrauch einer Kamera mit elektronischen Sucher ist natürlich deutlich höher – vor allem, wenn der Sucher auf maximale Leistung konfiguriert ist. An der EOS R5 verwende ich den Sucher bspw. mit 120 fps, wodurch kein Unterschied mehr zu einem optischen Sucher spürbar ist. Kostet aber natürlich mehr Akku Leistung.

Der große Vorteil ist, dass das Bild im Sucher bereits dem aufzunehmenden, fertigen, digitalen Bild entspricht. Du siehst die Szene durch den Sucher also schon entsprechend deiner Einstellungen genau so, wie deine Belichtungseinstellungen etc. es vorgeben, was vor allem bei schwierigen Lichtverhältnissen ein riesen Vorteil im Vergleich zur DSLR ist. Ich persönlich fotografiere seit je her zu 99% mit dem Blick durch den Sucher und nicht mittels Liveview, wo sich dieser Vorteil natürlich relativiert.

Im Sucher das quasi „fertige Bild“ zu sehen, ist genial.

Unterschied: Auslöser Modus

Um ein Bild aufzunehmen, braucht es 2 Verschlussvorhänge, die bei der DSLR in der Regel immer mechanisch ablaufen:

  • Spiegel klappt hoch.
  • Erster Verschlussvorhang schiebt auf und gibt den Sensor frei.
  • Zweiter Verschlussvorhang schließt und verdunkelt den Sensor wieder.
  • Spiegel klappt runter.

Zwar gibt es auch bei den DSLRs Möglichkeiten, das Klappgeräusch des Spiegels zu dämpfen oder im Liveview Modus zumindest zum Teil zu verhindern, aber komplett geräuschloses Fotografieren war mit einer DSLR kaum möglich.

Bei den DSLMs hat jedoch neben dem noch immer vorhandenen mechanischen Verschluss auch der elektronische Verschluss seinen Siegeszug begonnen. Letzterer funktioniert ohne mechanische Bauteile auf rein elektronischem Weg. Und da zudem das physische Hoch- und Runterklappen des Spiegels wegfällt, kann man mit der EOS R5 bei Bedarf völlig geräuschlos fotografieren.

Drum sollte eines der ersten Dinge, mit denen du dich nach dem Umstieg auf eine EOS R Kamera beschäftigst, der Auslöser-Modus sein.

Bei der EOS R5 kannst du zwischen folgenden 3 Varianten wählen:

  • Mechanisch
  • Elek.1.Verschl.
  • Elektronisch

ausloeser-modus-canon-menu

Was bedeutet das nun im Einzelnen?

Mechanischer Verschluss

Der mechanische Verschluss nutzt physisch bewegliche Bausteile, um den Vorhang vor dem Sensor zu schließen bzw. zu öffnen. Es handelt sich dabei um Verschleißteile, die nur eine bestimmte Lebensdauer haben. Der mechanische Verschlussvorgang erzeugt ein Geräusch, ähnlich dem Klappen des Spiegels einer DSLR. Es gibt zwischen Drücken des Auslösers und der Freigabe des Sensors zudem eine kurze Verzögerung.

Im Auslöser-Modus „Mechanisch“ erfolgen beide Verschlussvorhänge mechanisch.

Elektronischer Verschluss

Der elektronische Verschluss funktioniert komplett geräuschlos und führt aufgrund fehlender mechanischer Vorgänge auch nicht zu Mikro-Erschütterungen, die Einfluss auf die Bildschäfte haben können. Zudem sind mit elektronischen Verschlüssen höhere Serienbildraten möglich, da die Verzögerung der mechanischen Verschlüsse wegfällt..

Ein großer Nachteil ist jedoch, dass bei sehr kurzen Belichtungszeiten unter 1/1000 Sekunden Rolling-Shutter Effekte (Verzerrungen) und Banding (Streifenbildung – vor allem bei Kunstlicht) auftreten können. Auch Blitzlichtaufnahmen und Portraitbilder mit offener Blende in Kombination mit sehr kurzen Belichtungszeiten sind problematisch (abgeschnittene Bokeh Kreise).

Im Auslöser-Modus „Elektronisch“ erfolgen beide Verschlussverhänge elektronisch.

Elek.1.Verschl.

Dieser Auslöser-Modus kombiniert beide zuvor beschriebenen Modi. Der erste Verschlussvorhang erfolgt elektronisch, der zweite mechanisch. Dadurch kann schneller fotografiert werden (geringere Auslöseverzögerung beim elektronischen Verschlussvorhang) und Verwacklungen werden reduziert, da bei Beginn der Aufnahme keine mechanischen Bausteile bewegt werden. Es klackt nur einmal, was sich natürlich anfühlt, wenn du zuvor mit einer DSLR fotografiert hast.

Welchen Auslöser-Modus wählen?

Standardmäßig empfehle ich den 1. elektronischen Verschluss, da dieser bei 90% der Aufnahmesituationen hervorragende Ergebnisse zeigt und zugleich die Abnutzung des mechanischen Auslösers reduziert. Um ein unruhiges Bokeh bei offener Blende und kurzer Belichtungszeit (z.B. bei Sonne) unter 1/1000 Sekunde zu vermeiden, begrenze ich die Schnellste Belichtungszeit in meiner Standard-Einstellung auf 1/1000 Sekunde.

Wenn ich geräuschlos fotografieren möchte (z.B. in einer Kirche), dann wechsle ich auf „Elektronisch“.

Wenn ich Portraitaufnahmen mit kurzen Belichtungszeiten oder bei Kunstlicht fotografieren möchte, wechsle ich auf „Mechanisch“.

Bei Tieraufnahmen kommt es auf die Bedingungen an. Benötige ich maximal schnelle Reihenaufnahmen mit Belichtungszeiten unterhalb einer Sekunde, dann wähle ich den „1. Elektronischen Verschluss“. Kommt es mir auf ein Tierportrait auf ein besonders schönes Bokeh an (Sonnenlicht, offene Blende), dann wechsle ich zu „Mechanisch“. Lautloses Fotografieren bedingt den Modus Elektronisch. In der Tierfotografie ist also Flexibilität gefragt.

Einstellungen für Wildlife Fotografie

Genau aus diesem Grund habe ich die beiden folgenden, relevanten Menüpunkte auf mein frei konfigurierbares Menü gelegt, um stets sehr schnell darauf zugreifen zu können:

  • Auslöser-Modus.
  • Einst. Verschlusszeitenbereich (Aufnahmedauer bei elektronischer Auslösung begrenzen).

ausloeser-modus-kamera-konfiguration

Zusätzlich finden sich bei mir hier auch folgende Konfigurationspunkte:

  • AEB (zwischen Belichtungsserie und normaler Reihenaufnahme wechseln).
  • Motiv z. Erkennen (um schnell zwischen Tier oder Mensch wechseln zu können, Augenerkennung habe ich immer aktiviert).

Beide haben bei mir eine hohe Relevanz, wenn ich Tiere fotografieren möchte. Ich wähle dann in der Regel keine Belichtungsreihen, sondern normale, schnelle Serienaufnahmen und wechsle beim „Motiv zum Erkennen“ auf Tier, um den supertreffsicheren Autofokus bestmöglich nutzen zu können.

Davon abgesehen verwende ich folgende Einstellungen in der Tierfotografie:

  • ISO 400-800
  • Servo statt One Shot – um Tiere in Bewegung fotografieren zu können
  • Großer AF Bereich oder Spot-AF – je nach Situation
  • Offene Blende
  • Kurze Belichtungszeiten

Aber das nur am Rande.

Unterschied: Serienbildgeschwindigkeit & AF System

Da sind wir im Grunde auch schon bei einem weiteren Unterschied zwischen Canons DSLRs and den neuen EOS R Kameras – die Serienbildgeschwindigkeit. In der Vergangenheit habe ich bei Tieraufnahmen immer auf die Geschwindigkeit meiner EOS 7D Mark II (DSLR) gesetzt, die bis zu 12 Aufnahmen pro Sekunde erreicht. Canons DSLMs ab der EOS R6 schaffen bis zu 20 Bilder pro Sekunde (mit mechanischem Verschluss 12 B/s) und künftig werden diese Raten vermutlich sogar noch übertroffen werden.

Auch hier ziehen die DSLMs also an den DSLRs vorbei. Gleiches gilt übrigens auch für die Autofokussysteme, die in der vergangenen Jahren noch bei den DSLRs führend waren, nun aber abgelöst werden durch immer bessere Autofokussysteme in den DSLMs. Das Autofokussystem der Canon EOS R5 beispielsweise ist das Beste, was ich je an einer Kamera gesehen habe. Die Treffsicherheit – vor allem der intelligenten Augenerkennung – ist phänomenal!

Unterschied: kamerainterner Bildstabilisator

DSLMs werden heutzutage immer häufiger mit einem kamerainternen Bildstabilisator ausgerüstet. Ich selbst warte seit Jahren darauf, dass auch Canon das für seine Kameras umsetzt. Mit der EOS R5 und der EOS R6 war es endlich soweit – auch bei Canon hielt der kamerainterne Bildstabilisator endlich Einzug. Und dieser 5-Achsen Bildstabilisator in Kombination mit Objektiven, die ebenfalls einen Bildstabilisator besitzen, resultieren in einem fantastischen System, das mit bis zu 8 Stufen stabilisieren kann! Das bedeutet scharfe Bilder auch bei Belichtungszeiten von einer halben Sekunde oder im Weitwinkel sogar darüber hinaus. Wahnsinn. Genau das war übrigens einer der Hauptgründe, warum ich auf die R5 gewartet habe und nicht schon mit der ansonsten hervorragenden Canon EOS R in das neue Segment Canons eingestiegen bin.

Unterschied: RF-Objektive

In einigen Vergleichen zwischen DSLM und DSLRs wird gern darauf hingewiesen, dass es für die etablierten DSLRs viel mehr Auswahl bei den Objektiven gibt. Nun, bei Canon wurde das clever gelöst und ist daher eher ein Argument für die EOS R Kameras, also die DSLMs. Denn dank hervorragender Adapter kann an einer EOS R jedes existierende EF Objektiv weiter verwendet werden. Und dazu kommt ein komplett neues Sortiment an hervorragenden RF Objektiven, die alles am Markt existierende in Sachen Qualität, Schärfe, Lichtstärke und Abbildungsleistung in meinen Augen in den Schatten stellt.

Die Auswahl der verfügbaren Objektive ist daher für eine EOS R größer als für eine Canon DSLR, die die neuen RF Objektive nicht nutzen kann!

Übersicht Canon EOS RF Objektive

Fazit

Nach zwei Jahren des Übergangs und der klaren Positionierung Canons zugunsten der EOS R Kameras (DSLMs) ist klar – das DSLR Segment wird aussterben und nicht mehr aktiv von Canon weiterentwickelt werden. Die Zukunft ist das EOS R System, das in fast allen Aspekten inzwischen den DSLRs überlegen ist. Einzig die Akku-Laufzeit spricht noch für die DSLRs. Aber mal ehrlich – einfach ein Akku mehr ins Gepäck und das Problem ist gelöst. Alles andere, und damit meine ich wirklich alles, spricht inzwischen für die DSLMs bei Canon in Form der neuen EOS R Kamera Reihe. 

Aktuell sind dabei neben den wirklich herausragenden RF Objektiven, vor allem der tolle elektronische Sucher mit 120 fps, das beste AF System, das ich je in Händen gehabt habe, der von Grund auf überzeugende kamerainterne Bildstabilisator, die pure Geschwindigkeit der Kameras sowie die eigens für die DSLMs weiterentwickelten, hervorragenden Sensoren, zu nennen. Dazu kommt die Tatsache, dass alle EF Objektive weiterverwendet werden können.

Aus meiner Sicht ein klarer Punktsieg für die DSLMs von Canon!

Übersicht Canon EOS R Kameras