In der Finanzlektion der Woche erkläre ich dir, was Gleitende Durchschnitte sind und wie du diese für dein Trading nutzen kannst. Außerdem werfe ich einen Blick zurück auf die Kalenderwochen 45-46 / 2019, verrate dir, was sich in meinem Depot getan hat und welche Entwicklung ich für den Aktienmarkt und den Goldmarkt für die kommende Woche sehe.

Finanzlektion der Woche – Gleitende Durchschnitte

Eines der einfachsten und meist genutzten Tools in der Chartanalyse sind gleitende Durchschnitte. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um das arithmetische Mittel , das über eine bestimmte Anzahl an Perioden hinweg berechnet wird. Die 2 am häufigsten genutzten Durchschnitte sind der SMA und der EMA. Beide möchte ich dir nachfolgend vorstellen.

Moving Average Simple (SMA)

Der Moving Average Simple (SMA) entspricht der Summe der Kurse des Berechnungszeitraumes geteilt durch die Anzahl an Handelstagen im Berechnungszeitraum. Üblicherweise nutzt man dafür die Schlusskurse der einzelnen Handelstage. Es sind aber auch andere Varianten denkbar.

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Der SMA hat aber zwei Nachteile. Zum einen ist er relativ träge – er reagiert also langsam auf Kursänderungen. Zum anderen gewichtet er alle Daten im Berechnungszeitraum gleich. Der aktuellste Kurs hat also das gleiche Gewicht, wie der älteste Kurs des Berechnungszeitraum, obwohl diese ja „längst weit in der Vergangenheit liegt“.

Den Berechnungszeitraum gibt man üblicherweise in Klammern an. Der SMA(20) ist also das arithmetische Mittel über die letzten 20 Kursperioden hinweg berechnet.

Exponential Moving Average (EMA)

Der Exponential Moving Average (EMA) dagegen, berücksichtigt im Gegensatz zum SAM auch die außerhalb der Berechnungsperiode zurückliegenden Kurswerte – wenn auch nur zu einem kleinen Bruchteil. Das ist möglich, weil er Gewichtungen einfließen lässt. Diese exponentielle Gewichtung ist höher, je aktueller der Kurswert ist.

Die Berechnungsperiode gibt also im Fall des EMA nicht die Anzahl der berücksichtigen Handelsperioden an, sondern bestimmt die Glättungskomponente und somit die Gewichtung. Klingt kompliziert – ist es auch. Wichtig für dich ist, zu wissen, dass der EMA dadurch reaktiver ist, als der SMA. Er reagiert schneller auf Kursänderungen und ist dem SMA daher in meinem Augen überlegen.

In folgendem Chart siehst du gut, wie der grüne EMA(50) deutlich schneller dem Kurs folgt, als der blaue SMA(50):

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Ich selbst verwende verschiedene EMAs bei meinem Trading. Im Tageschart werden von vielen Tradern – je nach Anlagehorizont – vor allem dem EMA(20), dem EMA(50), dem EMA(100) und dem EMA(200) viel Aufmerksamkeit geschenkt.

Trading mit gleitenden Durchschnitten

Grundsätzlich gibt es verschiedene Handelsansätze zum Traden mit gleitenden Durchschnitten.

Die zwei bekanntesten sind wohl die folgenden:

  • Trading mit einem Durchschnitt (Durchsticht der Kurs den Durchschnitt von unten nach oben, entsteht ein Kaufsignal, umgekehrt ein Verkaufsignal)
  • Trading mit 2 Durchschnitten – einem langsamen und einen schneller reagierenden (kreuzt der schnelle den langsamen von unten nach oben entsteht ein Kaufsignal, durchkreuzt der schnelle den langsamen von oben nach unten, entsteht ein Verkaufssignal)

Exemplarisch hier der Gold Chart mit einem EMA(50) und dem EMA(200), deren Kreuzen ein Verkaufssignal (roter Kreis) und ein Kaufsignal (grüner Kreis) ausgebildet haben:

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Eine weitere, häufig genutzte Anwendung ist die Möglichkeit, einen Durchschnitt als Filter beim Traden einzusetzen.

Wie der Name schon sagt, handelt es sich um Durchschnitte über die letzten Handelsperioden hinweg. Agiert der aktuelle Kurs also über dem Durchschnitt, so könnte er bei einem waagerecht verlaufenden Durchschnitt als teuer eingestuft werden – umgekehrt als preiswert. Aber Vorsicht, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Bewegt sich ein Kurs in einem Trend aufwärts, dann steigt natürlich auch der Durchschnitt entsprechend. In einem fallenden Trend fällt er analog zum Kurs. Nur weil sich der Kurs lange über dem Durchschnitt bewegt, muss das nicht heißen, dass der Kurs zu teuer ist. Wohl aber kann man sagen, je weiter sich der Kurs vom Durchschnitt entfernt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs gerade übertreibt und er sich dem Durchschnitt auch wieder annähern wird.

Ich selbst nutze die EMAs – wie viele andere Trader auch – genau aus diesem Grund vor allem als Filter. Ich gehe ausschließlich dann Long, wenn ich ein Kaufsignal oberhalb meines genutzten Durchschnittes erhalte und ausschließlich dann Short, wenn ich ein Verkaufsignal unterhalb des filternden Durchschnitts erhalte. Denn Verkaufsignale oberhalb des gleitenden Durchschnitts in einem steigenden Trend sind häufig Fehlsignale und umgekehrt. Ein Durchschnitt als Filter kann helfen, solche Fehlsignale auszusortieren. Das werde ich im Detail noch ein anderes Mal näher vorstellen.

Fakt ist, gleitende Durchschnitte sind ein sehr einfaches, aber effektives Trading Werkzeug, das vielfältig eingesetzt werden kann.

 

Die Börsenwoche im Rückblick

Chartanalyse Dow Jones

Der Wochenchart des Dow Jones zeigt, dass der Index endlich über die langfristige Begrenzungslinie der trompetenartigen Formation ausgebrochen ist. Er hat in der letzten Woche den Ausbruch durch ein kurzes Zurücklaufen bestätigt und dann eine überzeugende positive Trendkerze ausgebildet.

Ist damit nun die fast 2-jährige Konsolidierung beendet?

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Im Tageschart finden sich in den letzten 2 Wochen gleich 5 Doji, die schön den Kampf zwischen Bullen und Bären zeigen. Dazwischen gibt es immer wieder positive Trendkerzen – so auch die vom letzten Freitag. Dieser letzte Handelstag startete sogar mit einem Breakaway Gap. Sollten die Kurse in den nächsten Tagen weiter anziehen, würde das den Ausbruch nachhaltig stärken und mich sehr zuversichtlich für die nächsten Monate stimmen. Die 30.000 Punkte im Dow Jones wären dann nur noch eine Frage der Zeit.

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Chartanalyse Gold

Bei Gold dagegen haben die zuvor aufgezeigten Warnsignale tatsächlich recht behalten. Nur 2 Tage später setzte eine rasante Abwärtsbewegung ein, die eine stark negative Trendkerze im Wochenchart hinterließ. In der letzten Woche dagegen erholten sich die Kurse etwas. Ein kleiner Hammer lässt die Bullen Morgenluft schnuppern.

Ich habe dieses Mal im Chart mal die großen Bewegungen seit dem Tiefpunkt von Gold eingezeichnet. 2 grüne Aufwärtswellen haben wir bereits hinter uns. die aktuelle Konsolidierung in rot ähnelt verblüffend der vorherigen. Ob die Konsolidierung nun bereits abgeschlossen ist oder es eine weitere Abwärtswelle geben wird, muss sich noch zeigen. Sollte in letztem Fall der Keil nach unten verlassen werden, könnte das jedoch viel Porzellan zerschlagen. Stark fallende Edelmetallkurse könnten die Folge sein.

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Im Tageschart erkannt man gut die ehemals starke Unterstützungszone bei ca. 1.480 USD, die nun als Widerstand fungiert. Ein erster Ausbruchsversuch aus dem Keil nach oben entpuppte sich als Bullenfalle. Es folgten negative Handelstage, wobei zwei Tage mit langen roten Kerzen besonders hervorstechen.

Anfang letzter Woche setzte eine per Hammer eingeleitete Gegenbewegung ein. Ob diese nun allerdings der Startschuss eine neuen großen Trendwelle aufwärts ist oder eben nur eine Konsolidierung der ersten Abwärtswelle – das ist völlig offen. Erst ein nachhaltiger Schlusskurs oberhalb von 1.480 USD würde mich wieder positiver für Gold stimmen. Bis dahin bleibe ich vorsichtig.

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Trendbarometer

Langfristig Mittelfristig Kurzfristig
Dow Jones
Gold

 

Depotänderungen

Noch habe ich in meinem Depot keine Veränderung vorgenommen. Aber sollte sich der Ausbruch im Dow Jones als nachhaltig erweisen, werde ich 50% des Silber Zertifikates verkaufen und in ein Nasdaq Zertifikat investieren. Das gehebelte Gold Zertifikat beobachte ich engmaschig. Gut möglich, dass ich mich bei Einsetzen einer zweiten Abwärtswelle davon trennen werde.

Mein CFD Konto erholt sich langsam wieder, ich werde aber die kleinen Positionsgrößen vorerst beibehalten. Mein Ziel bis Ende des Jahres ist es, meine Strategie sauber und fehlerfrei umzusetzen. Ich werde dabei wie beim letzten Mal bereits geschrieben, auf weitere Trades in Währungen verzichten und mich auf die Aktienindizes und die Edelmetalle konzentrieren.

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Börsenausblick auf die kommende Woche

Betrachtet man nur den Dow Jones, so stehen eigentlich alle Anzeichen auf Grün. Was mich aber noch skeptisch macht, ist das Verhalten von Dax und Nikkei in der letzten Woche. Beide wollten nicht so richtig mitziehen. Und auch im Dow selbst gab es noch keine wirklich überzeugenden Anschlusskäufe.

Die Frage ist also: werden die anderen Indizes dem Dow folgen und stellt sich das Ganze als riesen Bullenfalle heraus, der eine starke Abwärtsbewegung folgen wird? Ich bin verhalten optimistisch und sehe die etwas größeren Chancen auf der Oberseite. Schon die nächsten 5-10 Handelstage sollten Klarheit bringen, ob der Dow weiter auf neue Höhen zieht und die anderen Indizes folgen oder eben nicht.

Bei Gold hat sich das Chartbild ebenfalls wieder eingetrübt. Ein erster Ausbruchsversuch stellte sich als Bullenfalle heraus, erzeugt damit aber bei mir ein Déjà-vu. Denn auch bei der vorangegangenen Konsolidierung verlief das ähnlich. Im Moment könnte sich das letzte Tief tatsächlich als Startpunkt einer neuen Trendwelle herausstellen. Allerdings muss Gold dazu den starken Widerstand bei 1.480 USD nachhaltig überwinden.

Sollte eine neue Abwärtswelle einsetzen, würde sich das Chartbild deutlich eintrüben. Aktuell halte ich letzteres für die leicht wahrscheinlichere Variante. Noch immer sind zu viele Goldbullen im Markt. Unter den Kleinanlegern sind mehr als 80% long investiert – aus antizyklischer Sicht kein guter Wert. Irgendwie fehlt noch ein letztes richtiges Aussieben aller schwachen Hände für meinen Geschmack. Ich bleibe bei Gold also vorsichtig gestimmt.

 

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