Das Canon EF 70-300mm f:4-5,6 L IS USM ist ein Teleobjektiv, das ein ganz heißer Kandidat für die Ergänzung meiner Fotoausrüstung anlässlich unserer Südafrika Reise in diesem Jahr ist. Ich konnte es ausführlich testen und stelle es dir in diesem Artikel vor.

Canon 70-300 L IS USM

Lieferumfang

Zum Lieferumfang gehören wie bei der L Serie üblich nicht nur Frontdeckel und Rückdeckel, sondern auch eine Streulichtblende und ein Objektivbeutel. Die zugehörige Stativschelle muss bei Bedarf leider separat erworben werden.

  • Canon EF 70-300mm f:4-5,6 L IS USM
  • Objektivdeckel E-67 II
  • Objektivrückdeckel E
  • Streulichtblende : ET-73B
  • Objektivbeutel LP1424

Technische Details

ProduktbezeichnungCanon EF 70-300 mm 1:4-5.6L IS USM
Brennweite70-300 mm
(entspricht 112-480 mm am APS-C Sensor)
Lichtstärke4,0 – 5,6
ObjektiveigenschaftenIS - Bildstabilisator
USM - Ultraschallmotor
UD-Glas
Für Kameras mit APS-C Sensor & Vollformat
L Serie: wetterfest, sehr robust, sehr hohe Qualität
Integrierte Entfernungsskala
Bildwinkel diagonal34° - 8° 15'
Optischer Aufbau19 Linsen in 14 Gruppen
Naheinstellgrenze120 cm
Größter Abbildungsmaßstabca. 0,21 (bei 300 mm)
Filterdurchmesser67 mm
Gewichtca. 1050 g
ZubehörFrontdeckel, Rückdeckel, Streulichtblende, Objektivbeutel
Preis aktuellca. 1250 Euro (UVP des Herstellers: 1499 Euro)
Abmessungenca. 89 x 143mm
StativschelleNein
Bildstabilisator (Stufen)4.0
AF-MotorRing-USM

Canon 70-300 L IS USM

Der erste Eindruck

Wie alle Objektive der L Serie fühlt es sich schon beim Auspacken hochwertig an und ist natürlich auch durch die typische Schwarz-Weiß Optik bereits ein Hingucker.

Ich entdecke schnell, dass das Zoomrad weiter vorn liegt, als beim 100-400 L IS II USM, aber genau das gefällt mir. Eine Locktaste, um ein Ausfahren des Tubus im eingefahrenen Zustand zu verhindern, ein Entfernungsdisplay und ein Bildstabilisator mit zwei Modi runden die tolle Ausstattung ab. Natürlich ist das Objektiv wetterfest und hochwertig verarbeitet. Letzteres spürt man sofort, wenn man es in die Hand nimmt.

Das Gewicht gefällt mir auf Anhieb gut. Nicht zu leicht, aber mit rund einem Kilogramm auch nicht zu schwer. Das Teleobjektiv lässt sich spielend leicht an meine 7D Mark II anschließen und schon die ersten Probeschüsse aus der Hand aus dem Fenster sehen vielversprechend aus.

Folglich heißt es für mich, ab auf den Mundenhof zum Praxistest!

Praxistest auf dem Mundenhof

Wie immer ist das Tiergehege in meiner unmittelbaren Nähe mein erstes Ziel für den Test eines Teleobjektives. Schon mit dem 100-400 L IS II USM war ich hier unterwegs. Schon nach wenigen Minuten bestärkt sich mein Anfangsverdacht – dieses Objektiv macht eine Menge Spaß! Die 100 mm weniger Brennweite als beim 400er fallen kaum ins Gewicht. Dafür fällt letzteres extrem positiv auf – das ist wirklich ein Objektiv, das ich mir vom Gewicht her gut auf Reisen vorstellen kann.

Aus der Hand zu fotografieren ist überhaupt kein Problem. Auch nach längerer Zeit spüre ich keine Ermüdungserscheinungen. Das geschulterte Stativ bleibt in der Hülle. Es macht mir viel mehr Spaß, aus der Hand abzudrücken und meine Lieblingstiere zu fotografieren, zumal der Bildstabilisator hervorragend arbeitet. Bei offener Blende gelingen wunderbar scharfe Tierportraits mit herrlich weichem und nicht ablenkenden Hintergründen – perfekt für die Tierfotografie!

Nachfolgend ein paar Beispielbilder dieses schönen Foto-Rundganges …

Beispielbilder

Bildqualität

Daheim am Monitor betrachte ich die Bilder ausführlich in der entsprechenden Vergrößerung und bin begeistert! Der Vordergrund ist knackig scharf. Hintergrund und Bokeh wunderschön harmonisch und weich. Das Bokeh des 100-400er erscheint mir noch eine Spur weicher. Aber auch wenn das Bokeh des 300er einen Tick körniger ist, so ist es doch kein Vergleich mit dem Bokeh anderer Objektive, die nicht der L Serie entstammen.

Die Schärfe selbst liegt ein wenig unter der des 100-400er von Canon, aber doch deutlich über allem außerhalb der L Serie von Canon, was ich bisher in Händen hatte. Auch mein Canon EF-S 55-250mm 1:4-5.6 IS STM kommt da bei weitem nicht ran. Sowohl im Zentrum, als auch in den Randbereichen sind die Bilder herrlich scharf. Vignettierung habe ich an meiner APS-C Kamera so gut wie gar nicht feststellen können. Verzeichnung dagegen tritt an den Randbereichen der Brennweite auf – am kurzen Ende tonnenförmig, am langen Ende kissenförmig. Beides aber verschmerzbar und natürlich in der Fotobearbeitung auch bequem korrigierbar.

Alles in allem bietet das Canon 70-300 L IS USM einfach nur eine hervorragende, begeisternde Bildqualität.

Bokeh

Das Bokeh des Canon 70-300 L IS USM ist einfach nur schön. Es entspricht annähernd dem des Canon 100-400 L. Es ist weich und angenehm zu betrachten, lenkt kaum vom Hauptmotiv ab und lässt dieses dadurch hervorragend zur Geltung kommen. Gerade bei diesem Punkt zeigt sich einer der Vorzüge der L Serie von Canon besonders.

Nachfolgend ein paar Beispielbilder unbearbeitet und exportiert aus dem RAW Format in 1:1 Pixelsize (klicken zum Vergrößern).

Bildstabilisator

Der mit 2 Modi versehene, vierstufige Bildstabilisator arbeitet dank zweier Kreiselsensoren ebenfalls sehr gut, wenngleich er das Motiv nicht ganz so festnagelt, wie der außergewöhnlich gut arbeitende Bildstabilisator des Canon 100-400 L. Er entspricht dem des EF 70-200mm f2,8L IS II USM und arbeitet genauso leise, zuverlässig und sehr treffsicher.

Modus 1 ist der normale Modus gegen allgemeine Verwacklung in alle Richtungen. Modus 2 nutzt du bei Mitzieher-Aufnahmen oder aus der Bewegung heraus, wenn du beispielsweise von einem fahrenden Boot aus fotografierst etc. In diesem Modus werden Verwacklungen nur in der Achse ausgeglichen, die der Bewegungsrichtung beim Mitziehen konträr liegt.

Canon 70-300 L IS USM Bildstabilisator

Lichtstärke & Offenblende

Brennweite70 mm104 mm155 mm229 mm
Offenblendef/4.0f/4.5f/5.0f/5.6

Praxistest im Herbst

Im letzten Herbst habe ich das Objektiv auch bei ein paar schönen Ausflügen in Kremmen im Land Brandenburg dabei gehabt. Ich mag die Farben des Herbstes extrem gern und liebe diese Jahreszeit. Zu meiner Freude bildet das Canon 70-100 L IS USM Farben und Kontraste wunderbar ab. Dazu kommt eine tolle Schärfe auch in den Ecken – etwas, das vor allem bei der Landschaftsfotografie sehr wichtig für mich ist. Bilder mit Tiefenstaffelung gelingen hervorragend. Der Range der Brennweite ist sehr angenehm. Mir gelingen tolle Aufnahmen sowohl im Nah- als auch im Fernbereich.

Verarbeitungsqualität

Was soll ich groß sagen – es gehört der L Serie an und ist dementsprechend außergewöhnlich gut und hochwertig verarbeitet. Am meisten mag ich an der L Serie – auch wenn das natürlich einen dementsprechenden Preis hat – dass Objektive wie auch dieses wetterfest, staub- und spritzwassergeschützt sind. Gerade auf Reisen und in der freien Natur ist das bei Wind und Wetter natürlich ein enormer Vorteil. Das Canon 70-300 L macht da keine Ausnahme. Es fühlt sich an meiner Kamera und in meinen Händen einfach nur unglaublich gut an. Auch bei schlechtem Wetter habe ich Vertrauen, dass das Objektiv bei den ersten Tropfen nicht schlapp macht oder beeinträchtigt wird. Canon zeigt hier wirklich großes Kino in der Qualität.

Kleine Bemerkung am Rande: Fokusring und Zoomring sind im Vergleich zu anderen Canon Objektiven vertauscht. Der Zoomring liegt vorn am Objektiv. Ich persönlich hab mich da schnell dran gewöhnt und empfand das bei meinen Tests schnell als sehr angenehm.

Brennweite

Die Brennweite beträgt 70 mm bis 300 mm im KB Format. Das entspricht an meiner APS-C Kamera dem Bildwinkel von 112 mm bis 480 mm – also einer Range, die sehr gut für Tierfotografie geeignet ist, weshalb ich dieses Objektiv auch in die engere Auswahl als Teleobjektiv für unsere Südafrika Reise in diesem Jahr genommen habe.

Autofokus

Der Autofokus arbeitet sehr schnell, zuverlässig und absolut geräuscharm. Keinerlei Kritik meinerseits. Fehlfokussierungen habe ich so gut wie gar nicht beobachten können. Der ringförmige Ultraschallmotor lässt präzise Fokussierungen in Sekundenbruchteilen zu. Klasse!

Sollte der Fokus doch einmal nicht perfekt setzen, kann man – ohne in den manuellen Mode wechseln zu müssen – bequem und schnell per Fokusring nachjustieren.

Canon 70-300 L IS USM

Wofür eignet sich das Canon 70-300 L IS USM?

Aus meiner Sicht gibt es vor allem drei Anwendergruppen, für die dieses tolle Objektiv eine Bereicherung ist:

  • Sportfotografen
  • Tierfotografen
  • Landschaftsfotografen (Teleaufnahmen)

Aber auch Portrait- und Fotojournalisten werden von der Brennweite, der Abbildungsqualität und der großen Brennweitenrange profitieren.

Ich selbst habe es für mich vor allem für die Tierfotografie während unserer Südafrika-Reise und für Teleaufnahmen im Landschaftsbereich im Fokus. Durch das Gewicht von rund einem kg ist es auch auf Reisen (noch) gut handhabbar. Der tolle Bildstabilisator unterstützt auch Freihandaufnahmen ohne Stativ in vielen verschiedenen Situationen.

Vorteile des Canon 70-300 L IS USM kurz & kompakt

  • Sehr schneller, gut sitzender, fast geräuschloser Autofokus.
  • Ring-USM (jederzeit manuelle Scharfstellung möglich).
  • Geeignet für Vollformat und APS-C.
  • L Serie.
  • Herausragende Bildqualität mit toller Schärfe auch im Nahbereich.
  • Satte Farben, tolle Kontraste.
  • Fantastisches Bokeh.
  • Auch Freihand noch gut nutzbar.
  • Integrierte Entfernungsskala.
  • Sehr unanfällig für Lens-Flare-Effekte.
  • Wetterfest & robust; gegen Spritzwasser und Feuchtigkeit geschützt.
  • Für ein Zoom dieser Brennweite durchaus „kompakt“.
  • Herausragende, qualitativ hochwertige Verarbeitung.
  • Objektivbeutel & Sonnenblende im Lieferumfang.

Nachteile des Canon 70-300 L IS USM kurz & kompakt

  • Als Mitglied der L Serie relativ teuer (aktuell ca. 1300 Euro).
  • Am Vollformat leichte Vignette (an APS-C nicht feststellbar).
  • Normale Lichtstärke.
  • Stativschelle nicht im Lieferumfang enthalten.
  • Wert des Objektivs ist schon am auffälligen Design erkennbar.

Speziell zum letzten Nachteil möchte ich noch einen Satz loswerden. Für viele Fotografen ist das auffällige Schwarz-Weiß Design durchaus ein Ausdruck von Prestige. Dass sie mit dem Objektiv auffallen, wird von diesen Nutzern sicher eher als Vorteil wahrgenommen. Ich persönlich agiere gern unauffälliger und möchte auch oder gerade auf Reisen nicht, dass jeder sofort die Qualität (und damit den Wert) meiner Fotoausrüstung erkennt. Daher sehe ich das auffällige Design eher als Nachteil für Reisefotografen.

Canon 70-300 L IS USM Digitalanzeige

Welche Alternativen gibt es?

Das Feld im Telebereich ist recht groß. Canon selbst liefert mit dem 70-200 L IS USM und dem 100-400 L IS USM direkte Konkurrenz mit jeweils 100 mm Brennweite mehr bzw. weniger am langen Ende. Das 70-200er ist sogar noch einmal einen ganzen Tick schärfer als das 70-300er. Dafür hat es aber eben auch 100 mm weniger Brennweite.

Den besten Brennweiten-Range haben natürlich Tamron und Sigma mit ihren beiden 150-600er Objektiven. Diese sind preislich auch durchaus interessant, aber leider sehr schwer – mir persönlich mit rund 2 kg definitiv zu schwer, um sie immer mit umherzuschleppen.

Aber auch im 70-300er Bereich finden sich bei der Konkurrenz attraktive und gleichzeitig bezahlbare Teleobjektive. Canon selbst hat hier gerade das neue 70-300 IS II USM nachgelegt, das für mich auch sehr interessant erscheint.

Im 70-200er Bereich wird die Konkurrenz noch härter. Vor allem das Sigma sticht hier mit durchgängiger Lichtstärke von f/2.8 hervor. Das entsprechende Tamron liegt nahezu gleich auf.

Das beste Preis-Leistungsverhältnis hat wahrscheinlich das Tamron 70-300, das es aktuell für schon rund 300 Euro auf dem Markt gibt. Alle anderen Objektive kosten rund 1.000 Euro +/- oder mehr. Das neue Canon allerdings kostet auch nur rund 580 Euro, bietet aber natürlich nicht die Bildqualität und Ausstattung des Pendants der L Serie.

Welches Zubehör ist empfehlenswert?

Neben den üblichen, aber bei einem Teleobjektiv eher selten wirklich notwendigen Filtern empfehle ich vor allem den sehr angenehm zu tragenden Kameragurt und eventuell auch die nicht ganz preiswerte Stativschelle. Kompatible Zwischenringe gibt es zwei von Canon – ich persönlich bin aber kein Freund der Nutzung von Zwischenringen.

Mein Fazit zum Canon 70-300 L IS USM

Das Canon EF 70-300mm f:4-5,6 L IS USM gefällt mir unglaublich gut. Es ist deutlich leichter als das Canon 100-400 L IS II USM, wenngleich auch dieses Objektiv noch rund 1 kg auf die Waage bringt. Das liegt allerdings in einem Bereich, der für mich – auch auf Reisen – absolut akzeptabel ist. Die Bildqualität, die Verarbeitung, das Handling sind einfach nur hervorragend. Einzig beim Preis muss ich wie bei allen Objektiven jenseits der 1.000 Euro schlucken.

Die Brennweite von maximal 300 mm kommt natürlich nicht an die 600er Objektive von Tamron oder Sigma heran, entspricht aber an meiner APS-C Kamera immerhin 480 mm im Kleinbildformat.

Für mich ist das Objektiv ein klarer Kandidat für meine Südafrika Safari in diesem Jahr. Allerdings möchte ich unbedingt auch noch das gerade neu erschienene Canon EF 70-300mm 1:4-5,6 IS II USM testen. Letzteres gehört zwar nicht der L Serie an, könnte aber durch neuartige Konstruktion und gute Gläser bei halbem Preis und halbem Gewicht bei der Bildqualität nah an das bereits 2010 erschienene 70-300 L IS USM heranreichen – so zumindest meine Hoffnung.

Unter dem Strich gibt’s von mir eine klare Kaufempfehlung für dieses tolle Teleobjektiv, das absolut Reise tauglich ist und zudem hervorragende Bildqualität bietet! Mich hat es begeistert!

 

Update 30.10.2017

Ich habe mich Mitte 2017 dazu entschieden, mir dieses hervorragende Objektiv zuzulegen. Ich habe inzwischen mehrere Tausend Aufnahmen mit dem Objektiv gemacht und bin nach wie vor absolut begeistert von dem tollen Teil. Es hat mich im August auf viele Safaris in Südafrika begleitet und ist auch bei Zoobesuchen seit dem immer meine erste Wahl. Ich für meinen Teil gebe das Objektiv nicht mehr her. Perfekt auf Reisen und in der Qualität der Bilder einfach unfassbar gut. Love it!

 


Hinweis: Das Objektiv wurde mir ursprünglich freundlicherweise von Canon zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Inzwischen habe ich mir ein eigenes Exemplar zugelegt. Der Artikel gibt ausschließlich meine freie und unbeeinflusste Meinung wieder. Ich wurde für diesen Artikel weder bezahlt, noch gab es eine anderweitige unentgeltliche Gegenleistung.Â