In diesem Artikel findest du Fotografie-Tipps zur Platzierung des Horizontes. Ich erkläre dir, wo du diesen in deinen Bildern platzieren solltest, warum er eigentlich immer waagerecht sein sollte und in welchen Situationen du von den Grundregeln auch abweichen kannst.

Der Horizont als Trennlinie

Eine der elementarsten Dinge in der Landschaftsfotografie ist der Horizont. Als Trennlinie zwischen Himmel und Erde ist er in der Regel sehr signifikant. Er teilt und gewichtet das Bild. Seine Platzierung ist eine wichtige Aufgabe in der Bildkomposition. Du solltest daher besonderes Augenmerk auf diese wichtige Linie legen.

Das Wichtigste jedoch erst einmal vorweg: Du solltest zunächst einmal vor allem darauf achten, dass du den Horizont möglichst schon bei der Aufnahme des Bildes gerade ausrichtest. Ein schiefer Horizont in einem Bild wirkt meist unprofessionell und wenig ästhetisch.

Hilfsmittel zur Ausrichtung des Horizonts

Ohne Hilfsmittel ist das manchmal gar nicht so einfach. Deshalb haben die meisten Kameras entsprechende Hilfsmittel mit an Bord. Einblendbare Gitternetzlinien oder digitale Wasserwaagen, die bei waagerechter oder auch senkrechter Ausrichtung wichtiger, führender Linien helfen, sind zwei dieser Mittel.

Einstellungsmöglichkeiten der Canon EOS 7D Mark II

Ich für meinen Teil habe bei meiner Canon EOS 7D Mark II einfach die Zwei-Achsen-Wasserwaage im Sucher aktiviert und natürlich auch die einfachen Gitternetzlinien sowohl im Sucher, als auch im Live View eingeblendet.

Die notwendigen Einstellungen dafür findest du wie nachfolgend beschrieben.

Gitteranzeige Modus auswählen:
Gitter einblenden bei Canon EOS 7D Mark II

Ich empfehle das einfache 3×3 Gitter:
Gitter einblenden bei Canon EOS 7D Mark II

Einblendungen im Sucher aktivieren:
Gitter einblenden bei Canon EOS 7D Mark II

Ich empfehle Wasserwaage und Gitter im Sucher zu aktivieren:

Gitter einblenden bei Canon EOS 7D Mark II

Mehr Informationen zur Canon 7D Mark II

Wasserwaage am Stativ nutzen

Solltest du mit einem Stativ fotografieren, so kannst du auch eine dort eventuell vorhandene Wasserwaage benutzen:Wasserwaage im Stativ

Horizont in der Nachbearbeitung begradigen

Doch keine Sorge, wenn du auf deinen Bildern dann doch einen schiefen Horizont entdeckst, dann ist auch das kein Beinbruch. Dafür gibt es die digitale Nachbearbeitung. Jede halbwegs vernünftige Software zur Bearbeitung von Fotos besitzt ein entsprechendes Ausrichtungswerkzeug, mit dem du einfach markante Linien wie den Horizont absolut waagerecht ausrichten kannst.

Bei der von mir verwendeten Software Corel PaintShop Pro X8 besteht dieses Werkzeug einfach aus einer an zwei Punkten aufgehängten Linie. Um es zu nutzen platziert man einfach beide Punkte auf dem Horizont, klickt auf den Haken und schon wird der Horizont absolut waagerecht ausgerichtet.

Je nach Software muss das so leicht gedrehte Bild nun noch beschnitten werden – im Falle meiner Software ist das jedoch nicht nötig. PaintShop Pro beschneidet automatisch und lässt das Seitenverhältnis dabei konstant.

Die Tools sind natürlich von Programm zu Programm unterschiedlich, sind aber in der Regel sehr intuitiv und einfach zu bedienen.

Ausrichtungswerkzeug bei Corel AfterShot 2:Corel Aftershot 2 Werkzeug zum Ausrichten

Tipp: Achte auch bei Portraitaufnahmen auf einen geraden Horizont. Hier tendiert man besonders gern dazu, den Horizont aus dem Blick zu verlieren. Spätestens bei der Nachbearbeitung solltest du jedoch auch hier den Horizont begradigen.

gerader-horizont-portraitaufnahme

Waagerecht ausgerichteter Horizont im Hintergrund

Wo ist nun aber der Horizont am besten zu platzieren?

Grundsätzlich gilt: Platziere ihn möglichst nicht in der Mitte des Bildes. Das wirkt meist langweilig und führt dazu, dass sich der Betrachter nicht so wirklich entscheiden kann, wo er denn nun eigentlich hinschauen soll.

Besser ist es, den Horizont anhand der Drittelregel (bzw. des Goldenen Schnittes), auf die obere oder untere Drittellinie zu legen:Fotografie-Tipps - Horizont platzieren mit Drittelregel

Platzierung des Horizontes im unteren Drittel

Auf die untere Drittellinie legst du den Horizont einfach immer dann, wenn du den Himmel besonders betonten möchtest. Gründe dafür können die folgenden sein:

  • Besonders schöne Wolkenformationen.
  • Ein herrlich vom Sonnenuntergang gefärbter Himmel.
  • Bildbestandteile, die den Horizont ganz natürlich „nach unten drücken“.

Ein niedrig platzierter Horizont gibt dem Bild zudem Stabilität und sorgt dafür, dass das Bild „gesetzter wirkt“.

Beispiele für einen im unteren Drittel platzierten Horizont:

Fotografie-Tipps - niedrig platzierter Horizont

Sonnenuntergang auf dem Mittelmeer

Fotografie-Tipps - niedrig platzierter Horizont

Wolkenspiel in der San Francisco Bay

Fotografie-Tipps - niedrig platzierter Horizont

Die Golden Gate Bridge „drückt den Horizont nach unten“

Platzierung des Horizontes im oberen Drittel

Auf die obere Drittellinie legst du den Horizont dagegen in folgenden Fällen:

  • Betonung besonders spannender Landschaften oder Strukturen.
  • Wenn der Himmel langweilig und wenig spannend wirkt.
  • Zur Hervorhebung interessanter Vordergrundobjekte.

Außerdem gibt ein hoch platzierter Horizont dem Betrachter ein Gefühl von Höhe und kann ihm den Eindruck verschaffen, eine Szene von oben zu betrachten.

Beispiele für einen im oberen Drittel platzierten Horizont:

Fotografie-Tipps - hoch platzierter Horizont

Steilklippen an Irlands Küste

Fotografie-Tipps - hoch platzierter Horizont

Der Grand Canyon Bild füllend

Fotografie-Tipps - hoch platzierter Horizont

Betonung der brechenden Welle

Fotografie-Tipps - hoch platzierter Horizont

Straße als zentrales Motiv

Fotografie-Tipps - hoch platzierter Horizont

Ãœber den Wolken

Platzierung des Horizontes in der Mitte

Es kann jedoch auch Situationen geben, wo du den Horizont ganz bewusst in die Mitte legen solltest – nämlich immer dann, wenn du Symmetrie besonders betonen möchtest. Ein See oder ein Gewässer mit einer schönen Spiegelung wäre so ein Beispiel. In solchen Situationen kannst du den Horizont sehr wohl entgegen der Grundregel mittig platzieren.

Beispiele für einen mittig platzierten Horizont:

Fotografie-Tipps - mittig platzierter Horizont

Spiegelung der Berge im See

Fotografie-Tipps - mittig platzierter Horizont

Spiegelung der Gebäudes im Wasser

Fotografie-Tipps - mittig platzierter Horizont

Betonung der Symmetrie

Also gibt es nur drei Positionen, um die Horizontlinie zu platzieren?

Nein, im Grunde genommen ist die Platzierung des Horizonts vor allem eines – Geschmackssache! Je nach Situation und beabsichtigter Bild-Aussage kannst du den Horizont auch noch deutlich niedriger oder eben auch deutlich höher platzieren.

Im folgenden Beispiel wollte ich die Einsamkeit des einzelnen auf der Wiese stehenden Baumes besonders betonen. Also habe ich den Horizont sehr niedrig platziert, so dass die Weite des blauen Himmels zusätzlich diesen Eindruck verstärkt.

Fotografie-Tipps - sehr tief platzierter Horizont

Ein einsamer Baum

Im zweiten Bild dagegen ist der Horizont sehr hoch platziert. Der Himmel war in diesem Fall leer und langweilig, ohne jegliche Wolken. Davon abgesehen wollte ich das Farbspiel im Wasser und den Steg besonders betonen.

Fotografie-Tipps - sehr hoch platzierter Horizont

Ein Steg im Meer

Horizont bewusst schräg platzieren

Es kann aber auch durchaus Spaß machen, den Horizont bewusst schief zu legen. Ich mache das ganz gern mal, wenn ich die Szene im Suche als langweilig empfinde. Vor allem auch in der Städte Fotografie empfinde ich eine bewusst gesetzte Schräglage durchaus manchmal als sehr spannend. Ist natürlich Geschmackssache, aber ich persönlich mag das.

Im folgenden Bild stand die Sonne noch recht hoch über dem Horizont. Das Meer war ruhig und glatt und auch Wolken gab es so gut wie keine. Irgendwie wirkte die ganze Szene langweilig. Also habe ich einfach mal schräg drauf gehalten und das „Gewicht der Sonne auf dem Horizont lasten lassen“.

Fotografie-Tipps - schräg platzierter Horizont

Bewusste Schräglage des Meeres

Wenn du dich für eine Schräglage entscheidest, dann aber bitte richtig. Ein leicht schiefer Horizont irritiert und sieht eher nach Unfall aus. Eine deutliche Schräglage dagegen ist ein Perspektivwechsel, der auch aus einem langweiligen Bild eine spannende Sache machen kann.

schief-platzierter-horizont

Bewusste Schräglage des Burj Khalifas

Ich hoffe, meine Fotografie-Tipps zur Platzierung des Horizonts helfen dir, den Horizont bewusst als Gestaltungsmittel einzusetzen, um dein Bild klarer zu strukturieren und die dir wichtigen Bildanteile besonders zu betonen.

Noch mehr Fotografie-Tipps findest du hier.