Kennt ihr das? Ihr seht eine tolle Landschaft im Urlaub und macht ein Foto. Im nächsten Augenblick entdeckt ihr etwas in der Ferne, dass ihr mit dem Telezoom aufnehmen möchtet, nur um nach dem fälligen Objektivwechsel erneut eine Weitwinkelaufnahme machen zu wollen, die wiederum ein Objektivwechsel benötigt. Mir ging das in letzter Zeit sehr oft so und es hat mich genervt. Darum habe ich mich durchgerungen und mir das nicht ganz preiswerte neue Reisezoom 16-300mm F/3.5-6.3 Di II VC PZD MACRO von Tamron zugelegt. Meine Erfahrungen aus den letzten Wochen mit diesem Reisezoom möchte ich euch heute gern näher bringen.

reisezoom

 

Technische Daten des Tamron 16-300

ProduktbezeichnungTamron 16-300 mm F3.5-6.3 Di II VC PZD Macro
Brennweite 16-300 mm
Lichtstärke3,5 – 6,3
ObjektiveigenschaftenVC - Bildstabilisator
PZD - Ultraschallmotor
Spritzwasserschutz
Makro-Funktion
Für Kameras mit APS Sensor
Bildwinkel diagonal82° 12' – 5° 20'
Optischer Aufbau16 Linsen in 12 Gruppen
Naheinstellgrenze39 cm
Größter Abbildungsmaßstab1:2,9
Filterdurchmesser67 mm
Gewichtca. 540 g
ZubehörFrontdeckel, Rückdeckel
Preis aktuellca. 500 Euro (UVP des Herstellers: 969 Euro)
Abmessungenca. 75 x 100 mm
StativschelleNein
Bildstabilisator (Stufen)Ja
AF-MotorPZD

Erfahrungsbericht

Ich habe das Reisezoom in den letzten Wochen ausführlich getestet. Ich habe mehrfach Ausflüge in den Schwarzwald damit dokumentiert und es auch auf Teneriffa einem wirklichen Reisetest unterzogen. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Objektiv. Es tut genau das, wofür ich es gekauft habe – ein tolles „immer-drauf“ gerade auf Reisen. Allerdings muss man sich bei einem Zoom dieser Reichweite natürlich auch der Grenzen sehr bewusst sein. Und genau auf diese bin ich auch relativ schnell gestoßen.

Lichtstärke & Offenblende

Die Lichtstärke des Objektivs ist mit f/3.5 – f/6.3 durchaus in Ordnung und wird natürlich durch den sehr gut arbeitenden Bildstabilisator ins Positive relativiert.

Für die Offenblende in Abhängigkeit von der Brennweite ergeben sich folgende Werte:

Brennweite16 mm14 mm32 mm41 mm73 mm125 mm
Offenblendef/3.5f/4.0f/4.5f/5.0f/5.6f/6.3

Schwächen des Tamron 16-300

Bei Landschaftsaufnahmen im unteren Weitwinkelbereich habe ich hinterher mehrfach festgestellt, dass die Fotos an den Rändern weich und unscharf sind. Wenn man etwas mehr abblendet (f/11 – f/16), dann ist das aber in der Regel ganz ok – zumindest für mich. Ich bin allerdings auch kein Profi-Fotograf. Für mich persönlich habe ich den Schluss gezogen, bei Natur- und Landschaftsaufnahmen möglichst bei meinen bewährten Objektiven zu bleiben (Canon 10-18 und Canon 18-55).

Und wenn ich das Tamron doch für Landschaftsaufnahmen benutze – eben weil ich es auf Reisen als „immer-drauf“ verwende – dann mein Tipp: unbedingt im AV Modus fotografieren, um die Schärfe im Griff zu haben und bei Bedarf lieber die Blende einen Tick mehr schließen als man es vielleicht mit einem anderen Objektiv tun würde.

Doch auch am anderen Ende des riesigen Zoombereiches gibt es Grenzen. Bei maximalem Zoom funktioniert die Schärfeeinstellung zwar wie gewünscht – aber bei Freistellungen und offener Blende entsteht oft ein 2-3 Pixel breiter farbiger Saum (meist lila farbend) um das freigestellte Objekt. Das ist allerdings nur zu sehen, wenn man auf Pixelgröße in das Bild hinein zoomt. Da ich in der Regel keine Bilder größer als A3 drucke, kann ich damit gut leben, zumal man auch in der Bildverarbeitung noch ein wenig optimieren kann.

Meine Lehre daraus: möglichst nicht ganz an den maximalen Zoombereich gehen beim Fotografieren.

Stärken des Tamron 16-300

Seine volle Stärke hat das Tamron für mich in Innenstädten, im Zoo und auf einem Rummel ausgespielt. Hier macht es einfach nur Spaß ohne ständiges Objektivwechseln im Nah- und Fernbereich am laufenden Band Aufnahmen machen zu können. Das Schärfeproblem im unteren Zoombereich und der Saum im oberen Bereich spielten für mich in diesen Setups keine Rolle. Gerade auf Reisen kommt es mir nicht auf das perfekte Foto an, sondern darauf, schnell und situationsbedingt einen großen Bereich abdecken zu können. Was nutzen die besten Objektive, wenn man sie nicht schnell genug drauf bekommt, um eine Aufnahme machen zu können?! Und kein Foto gemacht zu haben ist eindeutig die schlechtere Wahl im Vergleich zu einem nicht 100% perfektem Foto. Auf Reisen möchte ich vor allem Situationen, Erfahrungen, Eindrücke und Erinnerungen festhalten – und dafür ist dieses Reisezoom ideal!

Beispiel: Am Strand habe ich eben noch Palmen im Licht der untergehenden Sonne fotografiert bevor ich im nächsten Moment einen Surfer in der Ferne im golden glitzernden Wasser entdeckt habe. Diesen ein paar Mal abgeschossen, nur um im nächsten Moment dann eine Großaufnahme vom Strand zu machen, auf dem ich Meer, Strand und Wolken zu einem tollen Bild geformt habe.

Leichte Schwächen sehe ich noch in der Lichtstärke, das gleichen für mich aber ein schneller, leiser und sehr gut funktionierender Autofokus sowie ein effektiver Bildstabilisator wieder aus. An das Gewicht von über 500 Gramm muss man sich durchaus erst gewöhnen. Sehr gut finde ich, dass mit einer Bewegung aus dem Handgelenk, der komplette Zoom Bereich abgedeckt werden kann. Vom Handling her also absolut top.

Fazit zum Reisezoom von Tamron

Das Reisezoom von Tamron ist kein 1:1 Ersatz für sonst mehrere Objektive, mit denen man diesen breiten Bereich von 16-300 mm abdeckt. Es hat Grenzen und wer unbedarft im Programmmodus knipst, wird diese Grenzen relativ schnell auf den Fotos sehen.

Wer sich aber dieser Grenzen bewusst ist und entsprechend im AV oder manuellen Modus die Schärfe im Griff hat, der wird mit diesem Reisezoom – vor allem unterwegs, auf Reisen, in Innenstädten und ähnlichen Szenarien seine helle Freude haben.

Bei Landschafts- und Naturaufnahmen rate ich eher zu den klassischen Brennweiten. Als „Immerdrauf“ auf Reisen, um Gewicht zu sparen und Objektivwechsel zu minimieren aber ganz klar eine Empfehlung. Für mich persönlich hat es mein Canon 55-250 weitestgehend komplett abgelöst. Bei Landschaftsaufnahmen bleibe ich bei den Klassikern. Auf Teneriffa hat es mir aber gerade in den Städten, auf Ausflügen und im Loro Park sehr viel Freude bereitet. Ich habe den Kauf nicht bereut, da es mir vor allem unterwegs viele Objektivwechsel erspart hat.

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Für mich – das perfekte Reisezoom!

Update 30.10.2017

2 Jahre später möchte ich meine Empfehlung für das Tamron als Reisezoom nur noch bedingt aufrecht erhalten. Der große Brennweitenrange ist toll, aber leider geht das zu Lasten von Bildschärfe und Lichtstärke im Vergleich zu anderen Objektiven. Überhaupt bin ich aus genau diesem Grund inzwischen kein großer Fan mehr von Objektiven mit einem solch großen Brennweitenbereich.

Sehr gut gefällt mir im Moment als preiswertes Reisezoom das Canon 18-135 IS USM. Im Telebereich habe ich mich schon vor längerem in das Canon 70-300 L IS USM verliebt – leider aber nicht eben preisgünstig. Die Investition in dieses tolle Objektiv habe ich jedoch bisher keine Sekunde lang bereut!