Ich habe mich ja schon eine ganze Weile nicht mehr über die Corona-Pandemie geäußert, aber heute muss ich mir mal wieder etwas Luft verschaffen.
Vor einigen Wochen war ich endlich mal wieder in einem Fußballstadion und es war fast voll besetzt. Natürlich gab es 2G und auch die Zahlen in Deutschland waren überschaubar niedrig. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich tatsächlich, okay, das war’s jetzt. Das Leben normalisiert sich wieder. Wir können bald wieder unbeschwert Reisepläne machen – wenngleich wir von unbeschwertem Reisen sicher noch weit entfernt sind. Die nächsten Wellen sollten überschaubar klein sein – auch mit einer Impfquote, die in Deutschland noch immer unter 70% liegt. Nach 3 Wellen verlor schließlich auch die Spanische Grippe vor 100 Jahren ihren Schrecken.
Aber wo stehen wir heute, nur wenige Wochen später? Die vierte Welle übersteigt in Deutschland alles Dagewesene. Das Gesundheitssystem steht kurz vor der Überlastung. Die Inzidenzen steigen Tag für Tag. Und weder unsere alte noch die neue Regierung scheint irgendetwas im Griff, geschweige denn einen Plan zu haben. Aber damit nicht genug, heute Morgen lese ich Aussagen von Mongomery, die die neue in Südafrika entdeckte Virusvariante hinsichtlich der Wirkung mit einer so furchtbaren Viruskrankheit wie Ebola vergleichen.
Ernsthaft?
Ist das nun wieder nur eine bewusst medial geschürte Panik, um auch den letzten Unentschlossenen zur Impfung zu bewegen oder zeigt uns die Natur erneut, wer am längeren Hebel sitzt? Kann ein solches Virus wirklich natürlichen Ursprungs sein? Ich habe da meine Zweifel. Aber das tut im Grunde auch überhaupt nichts zur Sache. Das Virus ist da und es wird uns – entgegen meiner eigenen Hoffnung und Erwartung – wohl nicht nur bis ins nächste Jahr begleiten, sondern unter Umständen noch viele Jahre – egal wo es herkommt oder wie es entstanden ist.
Richtig ist, dass Viren im Laufe der Zeit quasi immer mutieren und meist immer ansteckender werden. Allerdings schwächt sich in der Regel auch die Wirkung des Virus dann allmählich ab – sprich es verbreitet sich schneller, wird in seinen Varianten aber meist weniger gefährlich.
In welche Kategorie Omikron fallen wird, ist noch völlig unklar. Dazu liegen überhaupt noch keine belastbaren Daten vor. Dass man frühzeitig mit Maßnahmen darauf reagiert, ist sicher vernünftig und richtig. Ob die Panikmache der Presse und einiger Experten konstruktiv ist – da bin mir genau wie Thomas hier nicht sicher.
Ich wünsche mir aktuell einfach erst einmal eine Impflicht, denn die letzten 2 Jahre haben gezeigt, bitten, betteln und gut zureden scheinen – zumindest in Deutschland – beim verbliebenen Drittel Ungeimpfter nicht zu helfen. Eine Impflicht wäre zum Wohle aller und verstößt damit keineswegs gegen das individuelle Recht der körperlichen Unversehrtheit unseres Grundgesetzes. Denn im Artikel 2 des Grundgesetzes steht auch klar, dass das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit hinter den Schutz des Lebens anderer Menschen zurücktreten kann und muss.
Und von medizinischen Gründen ausgenommen – ich habe kein Verständnis mehr für Corona-Leugner, Impfverweigerer, Rechte und Verschwörungstheoretiker mit den absurdesten Theorien im Angesicht von inzwischen mehr als 100.000 Toten allein in Deutschland! Corona – nur ein Schnupfen oder eine heftigere Grippe? Sicher nicht. Fragt mal Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern einer überlasteten Intensivstation!
Von daher ist meine Meinung ganz klar – ja bitte, her mit der Impflicht, und zwar ab sofort!
Was damit allerdings auch einher gehen muss, ist das Ende des planlosen Handelns unserer Regierung und die Verbesserung der medizinischen und logistischen Infrastruktur. Susi hat wochenlang versucht, an eine Booster-Impfung zu kommen, da sie jeden Tag als Physiotherapeutin Kontakt mit Risikogruppen-Angehörigen hat. Schlussendlich hat sie die Impfung gestern in einer Impfaktion von selbst organisierten Hausärzten nach 2-stündigem Anstehen in der Kälte bekommen. Eigentlich unfassbar.
Wir haben es tatsächlich in Deutschland geschafft, kurz vor dem Herbst die Impfzentren zu schließen. Wir haben die Zahl der Intensivbetten in den letzten 12 Monaten reduziert. Aktuell gibt es Schwierigkeiten bei Verfügbarkeit von Impfstoffen in mehreren Bundesländern. Und ein Herr Spahn ist nach all dem immer noch Gesundheitsminister und beginnt nun, die noch nicht mal im Amt befindliche, neue Regierung zu kritisieren, nachdem er vollverantwortlich zusammen mit der CDU, aber auch der mitregierenden SPD die Situation derart in den Sand gesetzt hat? Unfassbar!
Ich selbst stehe übrigens auch schon seit einiger Zeit auf verschiedenen Wartelisten für die dritte Impfung, die aktuell erst nach 6 Monaten in der Breite verfügbar ist, obwohl Studien längst gezeigt haben, dass diese bereits viel früher viel Sinn machen würde.
Welcher Impfstoff es dabei wird, ist mir ziemlich egal. Nach 2 Impfungen mit Biontech würde ich Moderna als Kreuzimpfung bevorzugen – aber ich würde nehmen, was ich in die Finger bzw. den Arm bekäme.
Und ja, mir ist auch bewusst, dass das nicht die letzte Impfung ist. Sollte Omikron tatsächlich den Impfschutz der aktuellen Impfstoffe in der Breite durchbrechen, wird es in 3-4 Monaten einen angepassten Impfstoff geben. Sprich, in 4 Monaten würden wir vermutlich wieder alle geimpft werden müssen und so weiter und so weiter.
Ob es so kommt – wer weiß. Schwarzmalen hilft nichts. Spekulieren auch nicht. Wir werden uns weiterhin anpassen und der Medizin die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen müssen, um auf weitere Mutationen adäquat reagieren zu können. Und vor allem, wir brauchen endlich eine Regierung mit planvollem, umsichtigen und pro-aktivem Handeln und Planen. Hoffen wir mal, dass die Ampel die Situation in den Griff bekommen wird. Wobei diese weltweite Pandemie sicher nicht von einem Staat allein gelöst werden wird.
Wir werden sehen. Ich arbeite derweil weiter im Homeoffice, verzichte erneut auf ausgedehnte Reiseplanungen für das nächste Jahr und versuche optimistisch zu bleiben, auch wenn vermutlich auch Omikron nicht der letzte griechische Buchstabe bleiben wird, der uns in dieser Pandemie beschäftigen wird. Das Leben fühlt sich aktuell eingeschränkt an, auch wenn man sich nach 2 Jahren Corona bereits wieder an vieles gewöhnt hat. Aber alles im Leben hat immer zwei Seiten. Es gibt auch viele Vorteile in diesem neuen Alltag. Flexibles Arbeiten von daheim, mehr Zeit für die Familie, eine gesündere und nachhaltigere Lebensweise, um nur einige zu nennen.
In diesem Sinne, Augen zu und durch. Bleibt optimistisch da draußen und vor allem – lasst euch bitte impfen! Wenn schon nicht für euch selbst, dann zum Wohle der anderen! Es gibt viele Menschen, die sich nicht impfen lassen können und bei denen der Impfschutz einfach aufgrund der gesundheitlichen Lage oder des Alters viel geringer ist. Denkt also bitte auch an diese Menschen – selbst wenn ihr Corona noch immer für einen Schnupfen haltet. Denn Corona ist alles andere als das. Mehr als 5 Millionen Tote weltweit in den letzten 2 Jahren sprechen eine klare Sprache! Davon abgesehen haben mehr als 7 Milliarden weltweit bereits verabreichter Impfdosen gezeigt – die Corona Impfung ist sicher und effektiv und hat weit weniger Nebenwirkungen als die Pille, so manch Kopfschmerztablette oder die Krankheit selbst! Stichwort Long-Covid!
Moin,
meinen Booster habe ich vor drei Tagen über eine „Es ist was übrig“-Aktion bekommen. Anruf-hinfahren-Picks in 20 Minuten. Und gut, dass ich es gemacht habe, ich hatte kurz gezögert. Denn nächste Woche hätte ich einen Booster-Termin bei meiner Hausärztin gehabt. Nur, gestern habe ich den abgesagt, da bekam ich die Info, dass dieser vermutlich ausgefallen wäre, weil weniger Impfstoff geliefert wird wie bestellt. Kann man sich nicht ausdenken, es ist ein Versagen auf allen Ebenen der Politik.
Das mit Mongomery ist auch so eine Sache. Er hat gesagt, dass er Angst vor eine Mutation habe, welche ansteckend und tödlich wie Ebola ist. Viele Medien haben es aber so wiedergegeben und in die Schlagzeilen verpackt, als wenn er das direkt auf Omikron beziehen würde. Und das ist unser nächster Schwachpunkt im ganzen System, die Medien. Die bekleckern sich in den letzten Monaten wenig mit Ruhm. Selbst sonst sachliche und seriöse Quellen neigen immer mehr zur Effekthascherei und zum Clickbait.
Haltet den Kopf hoch, auch wenn es aktuell manchmal schwer fällt.
LG Thomas
Ja, dem ist fast nichts hinzuzufügen. Mich nerven sowohl das Versagen der Politik als auch die Medien sehr. Keine einfache Zeit.
Heute morgen hab ich zum ersten Mal was darüber gelesen, dass Omikron bisher keine schweren Erkrankungen zur Folge hatte. Am Ende ist es vielleicht doch einfach nur der erwartbare Evolutionsschritt hin zu einer ansteckenderen, aber ungefährlicheren Variante. Wer weiß. Hope dies last. Ich halte Vorsicht und Impfungen trotzdem für den genau richtigen Schritt – ganz egal, was sich bei Omikron zeigen wird.
So oder so ist es aber wichtig, zu reflektieren und zu hinterfragen, was da gerade „durch die Presse gejagt wird“.
Gesunder Menschenverstand hilft – in jeglicher Hinsicht. Leider hat den nicht jeder.
Wie wahr, wie wahr … Du sprichst mir aus der Seele! Booster-Termin im Januar beim Hausarzt … mal sehen welches Vakzin es wird! Und ja, die Impfpflichtige muss definitiv her … eher heute als morgen … ansonsten kommen wir den egoistischen Mitbürgern nicht bei!
Und eines, in Sachen zu unserem aktuell geschäftsführenden Gesundheitsminister, muss ich noch ergänzen: Einen der hierzulande zugelassenen Impfstoffe zu Deckeln ist mehr als grenzwertig. Will man vielleicht der zukünftigen Regierung bewusst Chaos hinterlassen? Ein Schelm der Böses dabei denkt!
Ich halte es eher für Inkompetenz – aber ja, man weiß manchmal nie. Und die CDU scheint sich schon sehr gut in die Oppositionsrolle einzufinden – in vielerlei Hinsicht.
Ich moechte es einmal ganz hart formulieren: „:Jeder, der sich nicht impfen laesst [ausser, wenn ganz gewichtige medizinische Gruende dagegen sprechen], ist ein potenzieller Moerder. Sorry, aber das musste mal raus.
Liebe Gruesse, und bleib‘ gesund,
Pit
Das ist sicherlich ziemlich hart ausgedrückt – aber ich stimme insoweit zu, dass jeder Ungeimpfte eine Teilschuld bei der Überlastung des Gesundheitssystem mitzutragen hat.
Du sprichst mir so aus der Seele. Ich habe „über-covided“ in Guatemala und bin froh, dass das Land immer sofort reagiert, was Regelungen angeht. Beim Impfen hinken wir hier deutlich hinterher, so dass ich für meine Impfungen nach Deutschland fliegen musste. Den Booster hole ich mir allerdings in den USA. Da gibt es nicht nur genügend Impfstoff, sondern auch schnelle Termine (ich werde mir die Impfung bei einem Transit auf dem Heimweg nach Guatemala holen) und man sieht offensichtlich die Notwendigkeit. LG gerade aus Guyana :-)
Schon erstaunlich, was in anderen Ländern so geht. Wir (auch ich) haben die USA (unter Trump) lange kritisiert. Aber wenn ich mir heute anschaue, dass man sich dort seit langem in Supermärkten und Apotheken wie selbstverständlich impfen lassen kann, dann werd ich aus deutscher Sicht schon nachdenklich (und neidisch) und frage mich, warum wir uns hier so schwer tun.
Anyway, lieben Gruß nach Guatemala!