In diesem Quartalsbericht beleuchte ich die Entwicklung von Goldmarkt und Aktienmarkt im ersten Quartal 2021. Ich stelle dir meine Schlüsse und Prognosen auf Basis der entsprechenden Charts vor und erläutere dir meine Anlageentscheidungen aufgrund dieser Prognosen. Außerdem gebe ich einen Überblick über mein aktuelles Trading.

Marküberblick Q1 2021

Dow Jones

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Der Dow Jones ist charttechnisch nun endgültig aus der riesigen Trompetenfunktion nach oben ausgebrochen. Eigentlich ein klares und gutes Zeichen für weiter steigende Aktienkurse. Seit dem März Tief 2020 hat sich der Dow damit ohne größere Korrekturen fast verdoppelt – was wiederum gegen weiter stark steigende Kurse spricht.

Und noch etwas macht mir Sorgen – ich höre von immer mehr Kollegen und Bekannten, dass sie sich für die Börse und die Aktienanlage interessieren oder in Bitcoins investieren. Bei mir löst das ein Déjà-vu aus, denn das habe ich schon einmal erlebt – zur Jahrtausendwende kurz vor einem sehr markanten Aktienhoch, dem ein mehrjähriger Bärenmarkt folgte.

Ich glaube, wir stehen erneut kurz vor einem langfristigen Aktienhoch. Allerdings kann es bis zum Erreichen dieses Hochs auch locker nochmal 50% oder mehr aufwärts gehen. Das ist das Schwierige an der aktuellen Situation. Immerhin hatte sich der Dow damals von ca. 2.200 Punkten 1980 auf mehr als 17.000 Punkten 2000 rund verachtfacht. Bei einem Tief von 8.700 Punkten 2009 auf aktuell 33.000 Punkte (eine Vervierfachung) wäre da also noch genügend Luft nach oben.

Nichtsdestotrotz schrillen meine Alarmglocken, wenn mir Kollegen erzählen, dass sie jetzt auch über Neobroker investieren, obwohl sie noch nie etwas mit der Börse zuvor zu tun hatten. Die Börsen beginnen heiß zu laufen. Sich jedoch zu früh gegen einen solch starken Trend zu stellen, wäre mit Sicherheit ein Fehler.

Von daher heißt es wachsam sein – auch wenn charttechnisch aktuell alles auf Grün steht.

Gold

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Gold hat sich leider bisher nicht nach oben absetzen können, nachdem 2020 neue Allzeithochs erreicht und die obere Begrenzung der großen Untertassenformation verlassen wurde. Ganz im Gegenteil – Gold ist sogar unter diese Zone, die nun wieder als Widerstand fungiert, zurückgefallen.

Nach einem Tief Anfang März besteht jedoch die Chance, dass Gold lediglich einen Henkel an die Untertasse bastelt. Das Tief entsprach zudem genau einen 38.2% Rückgang (Fibonacci Niveau!), wenn man die gesamte Aufwärtsbewegung seit 2015 betrachtet bzw. 50% seit dem Corona Tief im letzten Jahr. Auch ein Kreuz aus langfristiger Aufwärtstrendlinie und einer Abwärtstrendlinie der Korrekturbewegung seit August 2020 lässt sich konstruieren – ebenso wie ein zweites Standbein just diese Woche.

Die Chance, dass wir für längere Zeit das Tief gesehen haben, steht also nicht schlecht. Kurse unter 1.650 USD machen dieses Szenario jedoch hinfällig. Im Moment befindet sich Gold klar in einem Abwärtstrend. Ein klares Kaufsignal gibt es erst wieder bei Kursen oberhalb von 1.800 USD.

Falls Gold weiter fällt – wie tief kann es gehen? Schwer zu sagen, ich halte das Abwärtspotential jedoch für begrenzt, wenn ich mir die aktuelle physische Nachfrage und das Gelddrucken der Notenbanken anschaue.

Silber

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Die Lage bei den Edelmetallen und speziell beim Silbermarkt ist außerordentlich interessant. Während der Papier-Silbermarkt seit vielen Monaten stagniert und aktuell sogar eher nachgibt denn steigt, sieht die Lage am physischen Silbermarkt völlig anders aus. Weltweit sind fast alle Silberhändler in Teilen ausverkauft.

Selbst die Perth Mint in Australien hat nur noch wenige Produkte rationiert im Angebot, auch wenn man sich bemüht, das zu verschleiern und nicht zuzugeben.

Wie kann das sein? Spannende Frage!

Mitverantwortlich dürfte eine Bewegung sein, die auf Reddit gestartet ist und sich mittlerweile unter Wallstreetsilver manifestiert hat. Die schnell wachsende Gruppe animiert Menschen weltweit zum Kauf von Silber als Schutz vor Inflation und um die jahrzehntelange Manipulation des Gold- und Silbermarktes endlich zu brechen.

Ob dies gelingt, darf angesichts der Macht von Zentralbanken und Riesen wie J.P. Morgan durchaus bezweifelt werden. Im Moment aber tut sich die Schere zwischen Papier- und physischem Markt immer weiter auf. Während Papier-Silber fällt, werden für physische Unzen bereits deutliche Aufschläge (Premiums) von teilweise mehr als 40% gezahlt. Versuch einfach mal eine größere Anzahl Unzen Silber zum aktuell korrekten Preis von unter 27 € bei einem Händler zu bekommen. Realistischer sind Preise ab 30 € – so du denn überhaupt eine größere Anzahl Unzen bekommst.

Ist das ein temporäres Ereignis? Oder der Anfang von etwas Großem? Wer weiß das schon. Spannend ist es allemal. Ich habe mich jedenfalls entsprechend positioniert.

Hintergrund, warum so etwas gerade jetzt passiert, dürften die seit Jahren immer mehr aufgeblähten Bilanzen der Zentralbanken sein, die dauerhaft niedrigen Zinsen und die Tatsache, dass angesichts einer anhaltenden weltweiten Pandemie weiterhin Geld gedruckt wird, als gäbe es kein Morgen.

Erste Inflationsanzeichen tauchen bereits am Horizont auf. Es bleibt abzuwarten, wie lange Gold und Silber noch Preise auf dem aktuellen Niveau rechtfertigen.

 

 

Kursübersicht

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Entwicklung aktives Trading

Mit meinem Trading im ersten Quartal bin ich in großem Teilen zufrieden, weil ich sehe, dass mir mein System mehr und mehr ins Blut übergeht. Meine Regeln funktionieren, das weiß ich. Trotzdem stehe ich noch nicht da, wo ich gern wäre. Der Januar – eigentlich ein guter Börsen-Monat war schwierig und bescherte mir einen Verlust von -13%. Es folgt der Februar mit einem Plus von 21%. Im März ging es dann jedoch wieder um 16% abwärts. Das liegt aber weniger an Fehlern am System, als vielmehr an der schwierigen Marktlage und an meiner Trading-Effizienz. Schließlich habe ich mir bei 230 Trades 18 fehlerhafte Trades erlaubt, was einer Performance von 93% entspricht – nicht schlecht, aber verbesserungswürdig! Mein Ziel sind 96% oder mehr!

Das Gute ist, mein Prozess zur Fehleranalyse funktioniert. Für jeden Fehler habe ich ein ausführliches Fehlerprotokoll angelegt. Ich weiß exakt, was schief lief und habe für jeden einzelnen Fehler Maßnahmen festgelegt, um diesen individuellen Fehler künftig zu vermeiden. Meine Analyse zeigt mir, dass ich bisher keinen Fehler zwei Mal begangen habe – was exakt das Ziel ist. Alle Fehlerprotokolle habe ich ausgedruckt, um sie mir mindestens zwei Mal im Monat anzuschauen und zu verinnerlichen.

Trotzdem ist die Fehlerquote für meinen Geschmack zu hoch. Die meisten Fehler habe ich durch Automatisierung, durch zusätzliche Checks und Regelergänzungen an meinem System beseitigt. Ich hoffe sehr, die Fehlerquote bis Ende des Jahres halbieren zu können. Gekostet haben mich die Verluste durch meine Fehler bisher 4% meiner Performance. Viel ärgerlicher ist jedoch der Teil der mir entgangenen Performance, der entstanden ist durch Trades, die ich fälschlicherweise gar nicht erst eingegangen bin bzw. aus denen ich zu früh nicht regelkonform ausgestiegen bin. Derer gab es zwar nur 3 – aber allein diese 3 Fehler haben mich zusätzlich 10% Performance gekostet durch Gewinne, die mir entgangen sind.

Ohne Fehler stünde ich jetzt also bei Breakeven statt bei einem Verlust von 14%. Gut zu wissen und ein Ansporn für mich, genau hier auch weiterhin anzusetzen. Fehler reduzieren, um das Maximale aus meinem System herausholen zu können. Denn es ist nicht mein System, das nicht funktioniert, sondern ich, der es nicht zu 100% korrekt anwendet. Im zweiten Quartal werde ich daher meinen Hauptfokus auf die Vermeidung von Fehlern legen.

Auflistung der wesentlichsten Fehler in Q1:

  • Daten falsch eingegeben / Tippfehler.
  • GWL Situation unzureichend betrachtet / nicht zuvor aktualisiert.
  • Aus Angst zu früh aus einem Trade ausgestiegen und dadurch die Ausstiegsregel verletzt.
  • Programmierfehler im EA.
  • SL bei Erreichen des 1R Gewinnziels nicht korrekt unter lokales Tief gesetzt.
  • Gegen Einstiegsregel zu früh aus Gier eingestiegen.
  • Trades aufgrund einer spontanen, nicht ausreichend getesteten Regeländerung nicht eingegangen.

Davon abgesehen habe ich inzwischen die Gewissheit, dass eine weitere Maßnahmen, die ich Anfang des Jahres eingeführt habe, gut funktioniert. Eine Drawdown-Regel. Sobald ich einen Drawdown von mehr als 8% erreiche, verringere ich meine Positionsgröße um 25%. Nach weiteren 4% zusätzlichem Drawdown wird sie abermals um 30% reduziert. Bedeutet, ab einem Drawdown von 12% halbiert sich meine Positionsgröße. Umgekehrt versuche ich aber frühzeitig die Positionsgröße wieder zu erhöhen, sobald ich feststelle, dass ich wieder auf der Gewinnerstraße bin. Der Trigger dafür ist schlichtweg eine positiv abgeschlossene Tradingwoche.

Zusätzlich habe ich nach Abschluss dieses Quartals eine weitere Verfeinerung meines Positionsgrößen-Algorithmus vorgenommen. Ich führe seit Anfang an Statistiken hinsichtlich der Phasen der GWL Trends, in denen ich meine Trades eröffne und den Zeitpunkt der Tradeeröffnungen (zur US Handelszeit oder nicht plus Wochentag). Entsprechend habe ich Penaltys eingeführt auf Phasen/Tageszeit-Kombinationen, die statistisch mehr Verlierer als Gewinner produzieren bzw. Boni für besonders gute Kombinationen. Ob sich das auszahlt, werde ich erst im Laufe des Jahres sehen. Aber ich bin da guter Dinge. Diese Art der Optimierung führe ich quartalsweise durch.

Ich glaube fest an zwei Edges in meinem System – erstens das System selbst, das mich frühzeitig in neue Trends einsteigen lässt, Verluste begrenzt und Gewinne weit laufen lässt. Und zweitens das Positionsmanagement basierend auf Statistik und gepaart mit einem strengen Risikomanagment. Langfristig wird sich das in konstanten Gewinnen auszahlen.

Trading Kennzahlen

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Meine Tradingkennzahlen fallen nach 2 schlechten und einem guten Monat mau aus. Mein Payoff-Ratio liegt mit 3,7 zwar innerhalb meiner Erwartung, meine Gewinnquote ist mit 18% jedoch deutlich zu niedrig. Das liegt primär aber einfach daran, dass die Marktlage schwierig ist und es verstärkt zu Fehlsignalen kommt. Selbst ohne meine Fehler würde sie unter 20% liegen. Meine langfristigen Analysen zeigen mir aber, dass mein System über die Zeit eine Quote deutlich oberhalb von 30% produzieren sollte. Mein Erwartungswert liegt somit aber auch im Minus.

Mein durchschnittlicher Verlust liegt bei -0.45 R, womit ich sehr zufrieden bin. Das zeigt mir, dass meine Drawdown Regel und meine Ausstiegsregeln im Verlustfall funktionieren. Im Grunde genommen zeigen mir diese Zahlen, dass ich einfach nur geduldig weiter meinem System folgen muss. Sobald die Gewinnquote nach oben springt, sollten sich auch die entsprechenden Gewinne wieder einstellen.

Im zweiten Quartal erwarte ich die Wiederauferstehung der Edelmetalle, steigende Rohstoffpreise und zunächst weiter steigende Aktiengewinne, die jedoch mittelfristig eher einer Seit- oder Abwärtsbewegung weichen sollten. Sollte es eine möglicherweise steile, finale Aufwärtsbewegung bei den Aktien geben, dann dürfte die langjährige Hausse sich bald dem Ende neigen. Mal schauen.

Wie immer  gilt – nicht die eigene Intuition oder das eigene Bauchgefühl handeln, sondern dem Tradingplan streng folgen – egal, in welche Richtung er führt!