In diesem Quartalsbericht beleuchte ich die Entwicklung von Goldmarkt und Aktienmarkt sowohl im vierten Quartal 2022, als auch im gesamten Jahr 2022. Ich stelle dir meine Schlüsse und Prognosen auf Basis der entsprechenden Charts vor und zeige dir, wie sich mein Trading in den letzten Monaten entwickelt hat. 

Jahresrückblick 2022

Dow Jones

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Der Dow Jones hat bereits Anfang Februar sein Jahreshoch erreicht und bildete dann über einen Zeitraum von 8 Monaten einen Abwärtstrend aus. Das Jahrestief erfolgte Anfang Oktober. Geopolitisch spiegelt das im Grunde den Ukraine Krieg wieder. Im vierten Quartal dann stieg der Dow Jones von diesem Tief aus wieder an und durchbrach dabei sogar die obere Trendkanalgrenze – parallel zu den Fortschritten, die die Ukraine gegen Putins Truppen erringen konnte. Ein zweiwöchiger Pullback bestätigte den Ausbruch – allerdings hat das nur Bestand, wenn der Dow Jones nicht wieder zurück in den Trendkanal zurückfällt und oberhalb der 200 Tagelinie verbleibt.

Ein Rückfall unter die 200 Tagelinie entspräche einem False Breakout mit möglicherweise erneut deutlichem Kursrückgang.

Interessant ist dabei auch ein Blick auf den S&P500, der vom Chart her dem Chart der Nasdaq ähnelt. Hier scheint sich ein Keil auszubilden. Beide Indizes sind nicht wie der Dow ausgebrochen, was die Möglichkeit eines False Breakouts im Dow erhöht. Ein Ausbruch aus diesem Keil dürfte vom weiteren Verlauf des Krieges in der Ukraine abhängen. Tendenziell ist der Keil aber meist trendbestätigend. Nach einem neuen lokalen Tief – möglicherweise ein Higher Low oder ein Lower Low – könnte ein impulsiver Ausbruch nach oben erfolgen, was wiederum den Ausbruch im Dow bestätigen würde.

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Gold

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Gold bildete Anfang des Jahres einen schönen Aufwärtsimpuls aus, der mit Beginn des Ukrainekrieges noch an Fahrt gewann. Statt nachhaltig auf neue Höhen auszubrechen, wurde jedoch ein Doppeltop ausgebildet, das in Form eines Evening Star erschien. In der Folge fiel Gold in den nächsten 6 Monaten vom Hoch bei 2.070 USD bis auf ein Tief von 1.614 USD. Das lag sogar noch unterhalb der langfristigen Seitwärtrange, was nichts Gutes verhieß.

Im Oktober bildete Gold hier einen Dreifachboden aus und begann dann nach diesem False Breakout einen neuen Aufwärtsimpuls, der Gold bis auf 1.830 USD führte. Im Moment liegt Gold dabei wieder ziemlich mittig der Seitwärtsrange. Es bleibt abzuwarten, ob diese sich fortsetzen wird oder Gold es schafft, nach einer möglichen Konsolidierung die Seitwärtsbewegung zu verlassen.

Kurzfristiges Trading

2022 habe ich 526 Trades durchgeführt. 159 brachten Gewinne ein, 367 habe ich mit Verlust geschlossen. Das entspricht einer Gewinnquote von 30%, mit der ich zufrieden bin.

Der durchschnittliche Gewinn betrug normalisiert 60,81 Euro, der durchschnittliche Verlust -26,61 Euro. Das ergibt ein Payoff Ratio von 2,3 – ein Wert, der okay ist.

Das Payoff Ratio blieb im Vergleich zum Vorjahr relativ konstant. Die Gewinnquote konnte ich um 5% verbessern. Leider mache ich noch immer zu viele fehlerhafte Trades. In diesem Jahr betrug meine Tradingeffizienz 85,9%. Diese 74 nicht korrekt ausgeführten Trades haben mich 10% der Gesamtperformance gekostet. In meinem Fall der Unterschied zwischen einem positiven und einem negativen Endergebnis.

Im nächsten Jahr möchte ich eine Tradingeffizienz von über 95% erreichen. Ich muss einfach noch disziplinierter werden und mein Regelwerk so verinnerlichen, dass einfach keine Fehler mehr passieren. Nach mehreren Jahres halb automatischen Tradings funktioniert mein System nun weitgehend technisch fehlerfrei.

Der Erwartungswert betrug in diesem Jahr quasi Null. Heißt unter dem Strich, dass ich keinen Gewinn gemacht habe, aber immerhin auch nur geringe Verluste.

Trading Kennzahlen 2022

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Im Jahr 2022 habe ich mein System um auf Price Action basierende Regeln erweitert. Um bis zur Vervollständigung Verluste in Grenzen zu halten, beschränkte ich mich 2022 auf 6 statt zuvor 18 Märkte. Zudem behielt ich die kleine Positionsgröße bei. Bei Trades auf reiner Price Action Basis habe ich zudem die Positionsgröße um 50% reduziert. Ziel 2022 war es, mein System wieder in den positiven Bereich zu bringen – ganz gleich, ob starke Trendphasen oder Seitwärtsbewegungen wie in 2021 vorlagen. Das ist mir aufgrund eine hohen Fehlerrate von 14% nur bedingt gelungen.

Meine Performance im kurzfristigen Trading beträgt -1,0%.

Ausblick kurzfristiges Trading 2023

Mein Tradingkonto habe ich zum 01.01.2023 wieder aufgefüllt und zwecks Vergleichbarkeit wie immer auf 10.000 € normalisiert. Meine Positionsgröße hebe ich leicht von 0,8 auf 1,0% des Tradingkontos an. Ansonsten bleiben alle Regeln unverändert in Kraft. Die Basiswerte, die ich trade, ergänze ich in diesem Jahr um Öl und Kupfer, um den Rohstoffsektor besser abdecken zu können. Es werden in 2023 also 8 statt 6 Basiswerte sein, die ich handeln werde.

Mittelfristiges Trading

Besser lief es bei meinem mittelfristigen Trading, das auf gering gehebelten Zertifikaten auf Nasdaq, Dax, Gold und Silber basiert und bei dem ich einfachen Regeln und auf Fundamentaldaten basierenden Indikatoren folge.

Aktuell halte ich 4 Positionen – volle Long Positionen auf Silber und Gold und halbe Short Positionen auf Nasdaq und Dax.

Insgesamt bin ich 2022 entsprechend meinem System 17 Positionen eingegangen. 6 wurden mit Verlust verkauft, 5 mit Gewinn. Von den offenen Positionen liegen 3 im Gewinn und eine im Verlust.

Unter dem Strich liege ich mit 5,2% des anfänglichen Portfoliowertes im Plus.

Das System funktioniert also – vor allem wenn ich bedenke, dass es sowohl bei Gold als auch bei den Aktien in diesem Jahr keine starken, langfristigen Rallys gab, sondern sich alle Basiswerte weitestgehend in Konsolidierungen befunden haben.

An der Ecke bin ich also zufrieden.

Aktuell liefern meine mittelfristigen Indikatoren folgendes Bild:

  • Inflation: 3 von maximal 4 möglichen Punkten (3 & 4 geben grünes Licht für Käufe in Gold und Silber)
  • Dax: 2 von maximal 4 Punkten im neutralen Bereich (basiert auf dem Gebert Indikator)
  • S&P: 0 von maximal 3 Punkten (entspricht aktuell einem Verkaufssignal)

Für Edelmetalle können also Long Positionen gemäß dem Regelwerk geöffnet werden, für Aktien Shortpositionen.

Bei den Aktien deutet sich auf längere Sicht kein neues Kaufsignal an, zumal wir mitten in einem Zinserhöhungszyklus stecken. Bei Gold sieht es gemischt aus, da der Rohstoffindex CRB zuletzt Schwächen zeigt und auch der CPI bald auf Verkauf springen könnte. Der Inflationsindikator würde dann in den neutralen Bereich springen (was Positionen in beide Richtungen ermöglicht).

Langfristige Investitionen

Langfristig investiere ich aktuell in folgende Fonds und ETFs:

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Wobei ich die Gold-, Rohstoff- und Minenfonds aufgrund des Rohstoff / Dow Ratios stärker gewichte. Auch kaufe ich aktuell nur Fonds aus diesem Bereich regelmäßig mittels Sparplänen nach.

Der Mischfonds hatte 2022 eine negative Performance von -12,5%. Auch beide Aktienfonds liegen mit -5,4% bzw. -8,5% im Minus. Der Rohstofffonds lief 2022 am besten mit +29,4%. Der Minenfonds brachte +7,2% und der Silberfonds +9,7%.

Rohstoffe stärker zu gewichten hat sich 2022 also ausgezahlt. Mein langfristiges Depot verbucht einen Zuwachs von 9,3%.

Marktüberblick Q4 2022

Dow Jones

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Im Tageschart zeigt sich, wie der Dow im vierten Quartal einen schönen Aufwärtsimpuls ausbildete, bevor es zu einer – entweder Topbildung oder Konsolidierung kam. Der letzte erkennbare Impuls war abwärtsgerichtet. Aktuell konsolidiert der Dow. Setzt ein erneuter Abwärtsimpuls ein, wird sich der laufende Ausbruch als False Breakout erweisen. Bekommen wir einen Aufwärtsimpuls und daraufhin ein Higher High, dann hat der Dow endgültig den Abwärtstrend aus dem letzten Jahr verlassen. Man darf gespannt sein.

Gold

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Gold konnte im Oktober einen Dreifachboden ausbilden. Seit dem steigt Gold wieder an. Einen Spike im November folgte ein aufwärtsgerichteter Trendkanal, aus dem Gold aktuell nach oben auszubrechen scheint. Das wahrscheinlichere Szenario ist eigentlich ein Rücklauf auf etwa der Höhe des ersten Rücksetzer nach dem Spike. Das entspräche einem Kurs von ca. 1.730 USD. Im Moment sieht der Chart aber nicht danach aus.

Wir haben nach wie vor hohe Inflationszahlen, auch wenn die Inflation in den letzten Monate nicht mehr weiter gestiegen ist, sondern eher auf hohem Niveau verharrt. Eigentlich ein gutes Umfeld für steigende Goldkurse.

 

 

Kursübersicht

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Das große Bild – wie geht es weiter?

Dow Jones

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Der Dow Jones befindet sich übergeordnet seit 2009 in einer Aufwärtsbewegung (Hausse), die bisherige Haussen ziemlich in den Schatten stellt. Die 2018 bis 2020 ausgebildete Trompete wurde nach oben verlassen. Seit dem Corona-Tief hat der Dow sich mal eben verdoppelt, bevor mit dem Ukrainekrieg die Aufwärtsbewegung jäh unterbrochen wurde. Der folgende dreigliedrige Rücksetzer könnte der erste Abwärtsimpuls einer ABC Korrektur sein oder einfach nur der bestätigende Pullback nach dem Ausbruch aus der Trompete. Wir befänden uns im ersten Fall dann aktuell lediglich in einer lokalen Erholung innerhalb der B-Welle. Im zweiten Fall hat der Dow die Aufwärtsbewegung bereits wieder aufgenommen.

Der große Trend ist nach wie vor aufwärtsgerichtet und noch nicht gebrochen. Nicht mal ansatzweise. Erst ein nachhaltiges Abtauchen unter die 200 Wochenlinie könnte eine große Konsolidierung oder gar eine neue langfristige Baisse auslösen. Fundamental spricht aus meiner Sicht kaum etwas für die Fortsetzung des Aufwärtstrends. Aber wie immer gilt: „the trend is your friend“. Solange der Chart also nichts anderes zeigt, scheint der langfristige Aufwärtstrend noch immer intakt.

Gold

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Gold hat 9 Jahre lang eine riesige Untertasse gebildet, aus der das Edelmetall 2020 kurz nach oben ausbrechen konnte. Was folgte, war zunächst ein Henkel, was nicht unüblich ist. Statt dann nach oben durchzustarten und aus dem Henkel auszubrechen, erfolgte aber ein erneuter Abwärtsimpuls bis knapp unter die 200 Wochenlinie. Ob das nun auf Marktmanipulation zurückzuführen ist oder nicht, ist völlig egal. Fakt ist, der Henkel wurde nicht nach oben, sondern nach unten verlassen. Aktuell befinden wir uns aber wieder in einem neuen Aufwärtsimpuls.

Ob dieser nun endlich die über ein Jahrzehnt andauernde Formation nach oben auflösen wird oder die Seitwärtsbewegung fortsetzen wird oder sogar ein Ende der Aufwärtsbewegung von Gold eingeläutet wird, ist charttechnisch völlig offen, wenngleich fundamental alles auf steigende Goldkurse zu deuten scheint. Aber wie immer gilt – nicht die Hoffnung traden, sondern das, was der Chart hergibt.

Dow / Gold Ratio

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An dieser Stelle lohnt mal wieder ein Blick auf das Dow / Gold Ratio – oder eben auch nicht. Denn dieses bewegt sich ebenfalls primär eher seitwärts, als dass es uns verrät, wohin die Reise geht.

Rohstoff / Dow Ratio

Interessanter ist da schon der Blick auf das Rohstoff / Dow Ratio, das noch immer klar Rohstoffe und Gold gegenüber Aktien favorisiert und das mir als langfristige Orientierung dient. Dieser Chart spricht für stärker steigende Rohstoffkurse im Vergleich zur Performance von Aktien in den nächsten Jahren. Es scheint sich langsam, ein neuer Aufwärtstrend auszubilden.

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Nach dem letzten Hoch 2008 (Tief Aktien / Hoch Rohstoffe) und dem Tief von 2020 (Hoch Aktien / Tief Rohstoffe) werden Rohstoffe vermutlich in den nächsten Jahren im Vergleich zu Aktien besser performen.

Buchempfehlungen Trading

Zum Abschluss dieses Quartalberichtes möchte ich dir wie immer auch noch ein paar Buchempfehlungen mit auf den Weg geben. Diese Bücher haben mir auch in diesem Jahr sehr geholfen.