In diesem Quartalsbericht beleuchte ich die Entwicklung von Goldmarkt und Aktienmarkt im ersten Quartal 2022. Ich stelle dir meine Schlüsse und Prognosen auf Basis der entsprechenden Charts vor und erläutere dir meine Anlageentscheidungen aufgrund dieser Prognosen. Außerdem gebe ich einen Überblick über mein aktuelles Trading.

Ukraine Krieg und seine Folgen

Bevor ich wie immer auf die Charts zu sprechen kommen, erst einmal ein Blick auf den furchtbaren und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Wer meinen Blog liest, kennt bereits meinen fortlaufend aktualisierten Blog zum Thema:

Putin führt Angriffskrieg in der Ukraine mitten in Europa!

Drum möchte ich mich hier auch nicht groß wiederholen. Letztlich glaube ich, hat Putin hier nichts mehr und nichts weniger als eine Zeitenwende zum Negativen hin eingeläutet – für Russland, für die Ukraine, für Europa und die ganze Welt.

Zusammenfassend lassen sich in meinem Augen folgende Schlüsse für die Entwicklung der Märkte in den nächsten Jahren ziehen:

  • Die Jahre eines friedlichen Europas und ein Zusammenwachsen der Weltgemeinschaften sind vorbei. Es werden wieder Blöcke wie zu Zeiten des Kalten Krieges gebildet werden.
  • Rohstoffe werden sich drastisch im Preis weiter verteuern, die Inflation wird steigen, denn Russland als einer der größten Lieferanten von fossilen Rohstoffen wird vom Welthandel zunehmend abgeschnitten werden. Der Krieg muss auf allen Seiten finanziert werden.
  • Die Rüstungsindustrie wird starken Zulauf bekommen, denn die NATO und Europa als solches werden stark aufrüsten, um ihre Grenzen vor weiterer russischer Aggression zu sichern.
  • Die Aktienmärkte dürften aufgrund des Endes der mehr oder weniger friedlicheren Jahrzehnte und angesichts der nun gebremsten Globalisierung weiter stottern, könnten aber Scheingewinne durch steigende Inflation vorgaukeln.
  • Durch den Ausfall der Ernten aus der Ukraine und Russland wird es wachsende Hungersnöte in der Welt, vor allem in Afrika geben.
  • Gold wird zur Absicherung künftig wieder stärker in den Fokus rücken.
  • Die Notenbanken werden die Inflation nur bedingt durch steigende Zinsen bekämpfen können, da höhere Zinsen auch höhere Verschuldungen bedeuten und in Rezensionen führen werden. Beides ebenfalls Gift für die Aktienmärkte. Im Grunde haben die Notenbanken das Fiat System durch immer weiter sinkende Zinsen und das beschleunigte Drucken billigen Geldes in den letzten 50 Jahren ziemlich gegen die Wand gefahren.
  • Die ersten beiden Wochen des Krieges haben unmittelbar gezeigt – in solchen Situationen steigt nur Gold. Bitcoins sind nicht das „neue Gold“ wie so oft behauptet.
  • Investitionen am russischen Markt sind nun quasi Totalausfälle. Solange Putin an der Macht ist, wird Russland nicht mehr als Handelspartner in der westlichen Welt akzeptiert sein. Die Armut in Russland wird unter den Sanktionen stark zunehmen.

Aber, so nüchtern das alles klingt – das Schlimmste an diesem Krieg sind die Millionen Menschen, die zur Flucht gezwungen wurden, die alles verloren haben und die vielen vielen unschuldigen Opfer und Toten, die der Kriegsverbrecher Putin mit seinem unrechtmäßigen Angriffskrieg voll zu verantworten hat!

Okay, nun zu den Charts …

Marküberblick Q1 2022

Dow Jones

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Der Dow Jones ist im ersten Quartal dieses Jahres aus dem flacher verlaufenden Aufwärtstrend, den er seit Mai 2021 ausgebildet hat, nach unten ausgebrochen. Die gigantische Aufwärtsbewegung seit dem März Tief im Jahr 2020 wurde jedoch bisher nicht mal um 25% korrigiert – geschweige denn, dass das erste Fibonacci Ziel (38,2%) bei rund 29.760 Punkten abgearbeitet wurde.

Zuletzt konnte sich der Dow vom Tief im Februar jedoch wieder deutlicher erholen. Bisher gelang allerdings lediglich ein Rücklauf an das Ausbruchslevel. Erst ein Schlusskurs über 35.430 Punkten würde eine potentielle Rückkehr in den vormaligen Aufwärtstrend wahrscheinlich machen.

Aktuell halte ich den eingezeichneten möglichen Abwärtstrend für die wahrscheinlichste Fortsetzungsvariante – auch aufgrund der ersten Zinserhöhung der FED seit langer Zeit, angesichts der nach wie vor schlimmen Situation durch den Krieg in der Ukraine und der immer deutlicher steigenden Inflation.

Für ein Engagement am Aktienmarkt spricht also aktuell nicht viel.

Gold

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Gold hat endlich die große Dreiecks-Konsolidierung nach oben hin verlassen. Dabei lief das Edelmetall sofort wieder an das vorherige Hoch aus dem Jahr 2020 heran, fiel dort jedoch sofort wieder markant zurück.

Es stellt sich also nun die Frage, ob wir hier den Beginn einer riesigen Seitwärtsbewegung sehen oder nur ein erstes Scheitern an diesem Widerstand, der nach kurzer Konsolidierung gebrochen werden wird. Letzteres würde die endgültige Bestätigung der riesigen, mehrjährigen Untertassen-Formation inklusive Henkels bedeuten. Ersteres entspräche einer Fortsetzung der seit zwei Jahren andauernden trendlosen Zeit.

Letztlich wird der Chart die Wahrheit offenbaren. Ich wäre verblüfft, wenn es Gold – stellvertretend für den Rohstoffmarkt – nicht gelänge, auf neue Hochs auszubrechen angesichts der fundamentalen Lage.

Aktuell befindet sich Gold in einer Konsolidierung der Aufwärtsbewegung von 1.750 im Januar bis auf 2.070 USD im März. Die 200 Tage Linie, über der sich der Goldkurs nun wieder deutlich bewegt, steigt bereits wieder an, nachdem sie monatelang flach verlief. Das Fibonacci Level von 61,8% wurde fast punktgenau abgearbeitet.

Ein Schlusskurs unter 1.888 USD negiert das aktuell positive Bild. Ein Schlusskurs über 1.967 USD spräche für die Fortsetzung des jungen Aufwärtstrends.

 

 

 

Kursübersicht

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Langfristiges Investieren

Mein langfristiges Investieren basiert schon immer auf den großen Bewegungen am Aktien- und Rohstoffmarkt. Vor einigen Monaten habe ich mir dafür ein ganz konkretes System geschaffen, das im Wesentlichen auf dem Ratio zwischen dem Dow Jones, der den Aktienmarkt repräsentiert und dem S&P GSCI Commodity Index, der den Rohstoffmarkt repräsentiert, basiert.

Auf folgendem Chart ist das Ratio der beiden (blaue Linie) der letzten 50 Jahre abgebildet, sowie zusätzlich das Ratio aus Gold und dem Dow (orange Linie). Was man hier sehr schön erkennt, ist das gegenseitige Auf und Ab der Bewegung, die fast immer im 10 Jahrestakt eine Spitze ausbildet.

1974, 1980, 1990 und 2008 gab es klare Peaks nach oben, bei denen man optimalerweise komplett von Rohstoffe in Aktien umgeschichtet hätte.

1970, 2000 und zuletzt 2020 gab es Extrema im unteren Bereich, in denen man idealerweise von Aktien komplett in Rohstoffe umgeschichtet hätte.

 

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Und genau das habe ich im letzten Jahr auch getan. Natürlich ist es immer schwer zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu sagen, wann genau ein Extrem erreicht ist und möglicherweise haben die Aktienmärkte noch nicht ihr Hoch erreicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist in meinem Augen doch verdammt hoch, dass in den nächsten 10 Jahren die Rohstoffmärkte die Aktienmärkte outperformen werden.

Der Chart zeigt sehr schön, die zwei letzten sehr markanten Aktienmarktrallyes. Von 1990 bis 2000 bewegt sich das Ratio von einem steilen Hoch bis unter die Marke von 20. Das Gleiche geschah von 2008 bis 2020. Wir alle wissen, was für unglaubliche Rallyes die Aktienmärkte in diesen Jahren vollzogen haben.

2000 bis 2008 dagegen gehörte dem Rohstoffmarkt. Und 2020 hat das Ratio ein extremes Tief ausgebildet, von dem es sich bis zum heutigen Tag bereits etwas absetzen konnte. Für mich spricht das für eine kommende bzw. bereits laufende Outperformance der Rohstoffe, was auch – unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen wie dem Krieg und der Inflation – perfekt ins fundamentale Bild passt.

Das heißt nicht, dass die Aktienmärkte fallen müssen. Es heißt nur, dass sich die Rohstoffmärkte besser als die Aktienmärkte entwickeln werden.

Ich selbst lege seit 2 Jahren vorrangig in folgende Fonds an:

  • A0M430 – Flossbach von Storch Multiple Opp R (Mischfonds)
  • LYX0Z2 – Lyxor Comm.Ref./CC.CRB TR UE A. (Rohstoffe)
  • A1C711 – Sprott Physical Silver Trust (Phys. Silber)
  • A0BMAR – BGF World Mining Fund A2 (Goldminen)
  • A0Q32Q – Sparinvest SICAV Ethical Gl.Va.EUR R (Value Aktien)
  • A2AG1E – WisdomTree Global Q.Div.Gr.U.E.USD Acc (dividendenstarke Unternehmen)

Hier möchte ich aber nicht ins Detail gehen, denn welche Gewichtung ich hier vornehme, ist natürlich auf mein eigenes Anlageverhalten angepasst. Nur so viel – ich kaufe regelmäßig in allen Fonds dazu. Ich bin kein Freund davon, eine bestimmte Summe X zu einem bestimmten Zeitpunkt Y auf einem Mal zu investieren. Meine Ein- und Ausstiege erfolgen gewöhnlich über Monate hinweg gestaffelt. Die Rohstoff- und Metallfonds habe ich natürlich übergewichtet.

Aktuell fühle ich mich mit einem Blick auf das Ratio und in die Nachrichten sehr wohl mit der Entscheidung, bereits letztes Jahr großflächig aus Aktien ausgestiegen und in Rohstoffe eingestiegen zu sein. Natürlich setze ich auch weiterhin auf Aktien – aber in diesem Segment befinden sich in meinem Fall nur noch große Value Aktien, die im Rahmen einer jahrelangen erhöhten Inflation ebenfalls vermutlich gut laufen werden. Von Wachstumsaktien lasse ich in den nächsten Jahren vermutlich komplett die Finger, bis das Ratio wieder in einem neutralen Bereich liegt bzw. wieder ein Extrem nach oben ausgebildet hat.

Mittelfristiges Trading

Mein mittelfristiges Tradingsystem, das sowohl auf fundamentalen Faktoren als auch auf den Kursen von S&P500, Dax und Gold sowie deren 40-Wochen-Durchschnitten basiert, und das wöchentlich Signale abgibt, hat in diesem Quartal mehrere Kauf- und Verkaufsignale gegeben.

Am 19.01. erhielt ich ein 50% Einstiegssignal für Gold und Silber, das jedoch am 28.01. wieder von einem kompletten Ausstiegssignal negiert wurde. Beide leicht gehebelte Positionen auf Gold und Silber mit 50% Investitionsquote habe ich mit jeweils durchschnittlich 10% Verlust verkauft.

Am 12.02. erhielt ich erneut ein 50% Einstiegssignal für Gold und Silber. Am 18.02. erfolgte das zweite Einstiegssignal, so dass ich ab diesem Zeitpunkt mit zwei Hunderprozent-Positionen leicht gehebelt in Gold und Silber investiert war. Das war wohl gemerkt noch vor Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Entsprechend stark entwickelten sich beide Positionen im Anschluss. Inzwischen sind die Kurse jedoch wieder stärker zurückgekommen. Zudem gab es am 18.03. ein kleines Verkaufssignal, bei dem ich jeweils 20% der Positionen mit Gewinn liquidiert habe.

Aktuell liegen beide Positionen mit einer 80% Investitionsquote durchschnittlich noch 9% im Plus.

Zum 01.04 zeigen meine mittelfristigen Indikatoren, auf denen mein System unter anderem basiert, folgendes Bild:

  • 4 Star Inflationsindikator: 4 von 4 mögliche Punkte => gültiges LONG Signal
  • 1-2-3 S&P-Indikator: 1 von 3 möglichen Punkten => gültiges SHORT Signal
  • Gebert-Dax-Indikator: 3 von 4 möglichen Punkten => gültiges LONG Signal

Der 1-2-3 Indikator sprang mit der ersten Zinserhöhung der FED seit langem von zwei auf einem Punkt zurück und generierte damit ein Verkaufssignal. Einzig die Tatsache, dass der Kurs aktuell noch über dem 40 Wochendurchschnitt liegt, gibt noch einen Punkt.

Der Dax-Indikator wird am 01. Mai einen weiteren Punkt für die Saisonalität verlieren, dürfte aber erst wenn die EZB ebenfalls eine Zinserhöhung vornimmt, auf Verkauf kippen. Solange die beiden Aktienmarktindikatoren jedoch unterschiedliche Signale liefern (Short beim S&P, Long beim Dax) gehe ich weder in die eine, noch die andere Richtung eine Position ein.

Der Inflationsindikator ist dagegen tief im dunkelgrünen Bereich, weshalb ich in den nächsten Wochen sicher weiterhin nur auf mögliche Long-Positionen in Gold und Silber setzen werde.

Kurzfristiges Trading

Mit meinem kurzfristigen Trading bin ich im ersten Quartal sehr zufrieden. Zwar fing das Jahr schwach an mit einem Verlust von 4,1% im Januar, konnte dann aber mit einem Plus von 9,9% im Februar und einem Plus von 6,3% im März überzeugen. Hier liege ich seit Jahresbeginn insgesamt mit 12,6% im Plus.

Zwei Dinge scheinen sich nach den Verlusten im letzten Jahr schon jetzt auszuzahlen – die Konzentration auf 6 statt bisher 16 Märkten und die Beachtung grundlegender Preis Action Regeln. Letztere haben des Öfteren bisher gültige, technische Signale in meinem Tradingsystem negiert. Die von mir erhoffte Funktionsweise dieser Regeln als zusätzlicher Filter scheint sich also auszuzahlen. Mal schauen, wie die nächsten Monate verlaufen.

Im ersten Quartal habe ich 252 Trades durchgeführt. Darunter waren 74 Gewinner und 178 Verlierer. Das entspricht einer Gewinnquote von 29%. Der durchschnittliche Gewinntrade lag bei 59 €, die Verlusttrades bei durchschnittlich 17,50 €, was einem Payoff-Ratio von 3,4 entspricht.

Daraus ergibt sich ein deutlich positiver Erwartungswert von aktuell 0,28. Falls sich diese Werte weiterhin in diesem Bereich bewegen werden, wäre ich ziemlich happy. Dann würde ich auch wieder über eine Erhöhung der Positionsgröße nachdenken. Aktuell bin ich hier noch immer mit vorsichtigen 0,8% im Durchschnitt unterwegs.

Meine Tradingeffizienz dagen liegt aktuell bei nur 86%, was kein guter Wert ist. Liegt allerdings primär darin, dass ich hinsichtlich von Price Action basierten Trades noch am Lernen bin und durchaus auch Lehrgeld zahle. Die Tendenz der Fehler ist jedoch fallend, so dass ich hoffe, bald wieder deutlich über 90% zu liegen. Langfristig liegt mein Ziel hier klar bei mindestens 96%. Aus dem Grund trade ich übrigens auf Price Action basierende Trades nur mit einer Positionsgröße von einem Viertel des Normalwertes. Mir ist völlig klar, dass ich hier erstmal Sicherheit gewinnen muss, um die Positionsgröße bei diesen Trades auf Normalwerte setzen zu können.

Trading-Kennzahlen Q1

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Ausblick Q2

Im zweiten Quartal erwarte ich die Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme des Aufwärtstrends bei Edelmetallen und Rohstoffen sowie eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung bei den Aktien.

Ein (für mich) überraschendes kurzfristiges Ende des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine könnte für Turbulenzen an allen Märkten führen. Vermutlich würden die Aktienmärkte das Feiern und Gold verkauft werden. Das ändert meiner Meinung nach aber nicht an der fundamentalen Lage, die Rohstoffe weiterhin gegenüber Aktien favorisieren sollte.

Wie immer  gilt – nicht die eigene Intuition oder das eigene Bauchgefühl handeln, sondern dem Tradingplan streng folgen – egal, in welche Richtung er führt!