In diesem Quartalsbericht beleuchte ich die Entwicklung von Goldmarkt und Aktienmarkt im zweiten Quartal 2020. Ich stelle dir meine Schlüsse und Prognosen auf Basis der entsprechenden Charts vor und zeige dir, wie sich mein Trading in der Zeit entwickelt hat.

Marktüberblick Q2 2020

Dow Jones

Der Dow Jones hatte bereits im März den Tiefpunkt des Corona Crashs erreicht und hat von dort ausgehend im zweiten Quartal erstaunlich stark entwickelt. Er durchbrach alle 3 wichtigen Retracements und bildete einen stabilen Aufwärtstrend aus. Erstaunlich, wenn man bedenkt, wie sehr Corona die Welt noch in Atem hält und wie negativ die wirtschaftlichen Folgen der Shutdowns und Grenzschließungen waren und noch immer sind.

Bei einem Hoch knapp unter 28.000 Punkten setze der Dow zu einer Korrektur an, in der er sich im Moment noch immer befindet. Es deutet vieles auf weiter steigende Kurse hin. Schlusskurse unter 25.000 Punkten würden das Bild allerdings wenden. Dann würden wir uns aller Wahrscheinlichkeit nach in einem ersten größeren Abwärtsimpuls befinden, der das Potential hätte, nicht nur eine Gegenbewegung zu sein, sondern unter Umständen sogar auf neue Tiefs führen bzw. zumindest das März Tief erneut testen zu können.

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Schaut man auf den Wochenchart und das etwas größere Bild, so lässt sich erkennen, dass der Dow Jones fast v-förmig wieder nach oben schnellte, aktuell aber nur kurz in den alten Aufwärtstrend eintauchen konnte, um von dort wieder abzudrehen.

Im Moment ist beim Dow nach wie vor alles möglich: eine zweite, starke Abwärtsbewegung, die Fortsetzung des Aufwärtstrends oder der Übergang in eine komplexe Seitwärtsbewegung. Am gesündesten wäre aus meiner Sicht eine etwa 50%-ige Korrektur der Aufwärtsbewegung seit März mit dann weiter steigenden Kursen. Dafür spricht die nach wie vor anhaltende Geldschwemme am Markt und die traditionell starke zweite Jahreshälfte eines Wahljahres. Dagegen sprechen die Wirtschaftslage, Corona und die Tatsache, dass Aktien aktuell schon wieder viel zu hoch bewertet sind.

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Interessant ist auch ein Blick auf die Nasdaq, die im zweiten Quartal tatsächlich schon wieder neue Allzeithochs erklommen hat. Krass. Zur Vorsicht mahnt mich aktuell aber die dritte Tageskerze mit Docht nahe der Oberkante des Aufwärtstrend, die zusammen mit den 2 anderen fehlgeschlagenen Ausbruchsversuchen zu einer Formation gehören könnte, die sich „three little indians“ nennt – eine Umkehrformation. Schon die nächste Woche wird zeigen, ob diese Vermutung korrekt ist.

Warum vor allem die Technologieaktien aktuell steigen, als ob es Corona nie gegeben hätte, ist mir völlig unklar, zumal wir potentiell am Beginn einer Rezession, wenn nicht gar Depression stehen. Ist es wirklich so einfach? Einfach Geld drucken als ob es kein Morgen gäbe, um so jegliche Markteinbrüche dauerhaft zu verhindern? Ich zweifle. Aber letztlich hat der Markt immer Recht!

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Gold

Gold hat nach dem ersten starken Anstieg zuletzt längere Zeit seitwärts korrigiert, um nun im Juni endlich nach oben auszubrechen. Es gab in den letzten Tagen sogar bereits einige bestätigende Rücksetzer an die ehemalige Oberkante der Seitwärtsbewegung – ein positives Zeichen. Direkt über dem aktuellen Kursniveau befindet sich allerdings nicht nur die Oberkante eines langen Aufwärtstrends, sondern auch ein starker, langjähriger Widerstand in Form des Deckels einer gewaltigen Untertasse.

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Langfristig befindet sich Gold also an einer Schlüsselstelle. Ich bin überzeugt davon, dass Gold in den nächsten Jahren eine gewaltige Aufwärtsbeschleunigung erfahren wird. Aber ob diese bereits eingesetzt hat oder Gold nun erst noch einen Henkel ausbildet – ist offen. Nachhaltige Schlusskurse über 1.800 USD stellen alle Ampeln auf Grün. Aber es kann gut und gern auch noch ein – oder auch mehrmals – zurück an die Unterstützungszone bei 1.550 USD gehen, wenn sich wirklich noch ein Henkel ausbildet. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für direkt weiter steigende Kurse aber für höher.

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Kursübersicht

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Wie geht es weiter?

Wann immer ich über den weiteren Verlauf der Märkte unsicher bin – und aktuell bin ich es – schaue ich gern auf das Dow-Gold-Ratio. Ausgehend von einem Hoch bei ca. 21 ging es erst leicht, im Zuge von Corona dann deutlicher abwärts. Zuletzt korrigierte das Ratio wieder leicht aufwärts, da der Dow stieg, während Gold seitwärts korrigierte.

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Insgesamt sehe ich das Ratio aktuell aber potentiell in einer zweiten (starken?) Abwärtswelle, die für Gold und gegen Aktien spricht. Das würde die starke Aufwärtsbewegung der Aktien in den letzten Jahren als Bearmarket-Rallye entlarven. Das muss, wie schon öfter erwähnt, nicht heißen, dass Aktienmärkte nicht nominal weiter steigen können, aber es heißt, das Gold und Goldminenaktien deutlich stärker steigen werden als Aktien. Ein erstes Ziel wäre ein Ratio von rund 6 – das Tief aus dem Jahr 2011. Darüber hinaus kann ich mir auch einen Wert zwischen 2 und 4 vorstellen. An ein Ratio von 1 glaube ich eher nicht.

Entwicklung aktives Trading

Mit meinem Trading bin ich im wie schon in den monatlichen Updates berichtet noch nicht zufrieden. Bis einschließlich April verlief meine Equity Kurve flach, weshalb ich an meinem System einige grundlegende Änderungen vorgenommen habe. Diesen neuen Tradingplan 2.0 bin ich dann seit Mitte Mai gefolgt – mit zunächst sehr positiven Ergebnissen.

Aufgrund für meinen Geschmack zu hoher Schwankungen habe ich dann jedoch Ende Juni auch am Position Sizing einige Änderungen vorgenommen. Insgesamt liege ich im zweiten Quartal aber damit hinter meinen eigenen Erwartungen zurück – vor allem, wenn ich mir anschaue, dass eine Buy-and-Hold Strategie in den letzten 3 Monaten deutlich bessere Ergebnisse produziert hätte.

Außerdem habe ich meiner Analyse nach noch immer zu viele Fehler gemacht – seien es zu späte Einstiege, falsche Positionsgrößen oder das Eingehen von Positionen, die ich meinen eigenen Regeln nach gar nicht hätte eingehen dürfen. Das muss ich unbedingt abstellen. Beim Lesen vieler Bücher zu Beginn meines Tradings habe ich immer im Geiste müde gelächelt über Hinweise, dass viele Anfänger Probleme haben, ihrem System zu folgen und daher letztlich versagen. Inzwischen sehe ich mich selbst aber auch viel selbstkritischer und weiß, warum es so schwer ist, einfachen Regeln zu folgen.

Im Großen und Ganzen gelingt mir das zwar sehr gut – aber es sind immer wieder kleine Fehler dabei, die sich dann in der Summe negativ auf mein Ergebnis auswirken. Auf der einen Seite sind da Trades, die ich vorschnell eingehe, ohne sorgfältig geprüft zu haben, ob alle meine Regeln berücksichtigt wurden oder aber ich setzte mich sogar bewusst über eine Regel hin weg, weil ich mir aufgrund meiner langjährigen Börsenerfahrung einbilde, es besser zu wissen.

Auf der anderen Seite sind da aber auch Trades, die ich nicht eingehe, obwohl mein Regelwerk ein sauberes Signal gegeben hat – meist weil ich überzeugt davon bin, dass aufgrund des Wellenbildes, der Chartkonstellation oder Ähnlichem ein Trade in exakt dieser Richtung aktuell wenig aussichtsreich und zu riskant wäre. Spätestens, wenn daraus ein Monstertrade geworden ist, ärgere ich mich dann extrem, dass ich nicht regelkonform eingestiegen bin. Beides muss aufhören. Sofort.

Stand 03.07. liege ich im CFD Konto mit 3,5% im Minus. Meine Equitykurve verläuft relativ flach, schwankte aber in den ersten 6 Monaten des Jahres in einem Bereich von +10 bis -7 Prozent.

Trading Kennzahlen

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Aus diesem Grund „bestrafe“ ich mich selbst, indem ich für die zweite Jahreshälfte meine Positionsgröße für alle Trades senke. Mein klares Ziel ist es, in der zweiten Jahreshälte meinen Tradingplan 2.0 sehr viel genauer und mit deutlich weniger Fehlern zu folgen. Außerdem setze ich meine Statistik zurück, um am Ende des Jahres für meinen Tradingplan 2.0 genaue statistische Werte zu erhalten, um die optimale Positionsgröße für mein System im nächsten Jahr ermitteln zu können. Dazu muss ich aber einen genauen, möglichst fehlerfreien Erwartungswert ermitteln, der nicht von den Ergebnissen meines ursprünglichen Tradingplans verzerrt sein darf.

Tradingplan 2.0 – Reset

Mein Tradingplan 2.0 umfasst neben Änderungen am Einstieg und Ausstieg (von zuvor ausschließlich auf Donchianchannel basierten Regeln auf nun mehr kreuzenden EMA-Durchschnitten basierten Regeln) auch Änderungen am Position Sizing und der Definition meines taktgebenden GWL Trends.

Außerdem werde ich eine Kennzahl einführen, die meine Fehlerquote misst, die definitiv niedriger werden muss. Zusätzlich haben ich das Thema „Disziplin“ auch noch mit selbst auferlegten Regeln im realen Leben verknüpft, die ich ebenfalls von nun an in meinem Trading Buch dokumentiere. Nach wie vor dokumentiere und analysiere ich jeden einzelnen Trade genau, was einen unglaublichen Lerneffekt mit sich bringt. Ich weiß, dass die Anzahl meiner Fehler sinkt und ich erkenne, was die Stellschrauben an meinem System sind,  die es zu optimieren gilt.

Genau aus diesem Grund dokumentiere ich in meinem Tradingbuch seit Juni auch noch zwei weitere Kennzahlen – nämlich die maximale Gegenbewegung entgegen meiner Tradingrichtung nach Einstieg und den Wert des ATRs zum Einstiegszeitpunkt. Mit beiden Werten werde ich am Ende des Jahres in der Lage sein, die optimale Entfernung meines initialen Stop Loss zu ermitteln und mein Trading Ergebnis somit zu steigern, weil ich ein besseres durchschnittliches R-Multiple erhalten werde. Aber genau das geht halt nur mit einer sauberen Statistik.

Im Moment ist mein durchschnittlicher Verlust ca. 0.4 R – was gut ist. Während ich in der ersten Version meines Tradingplans immer konsequent am unteren Donchianchannel ausgestoppt wurde, verkaufe ich inzwischen Fehltrades nach einem bestimmten Signal meist in eine fast immer stattfindende Gegenbewegung hinein, was die Verluste verringert. Mit den Ausstiegen meiner Gewinntrades bin ich aber nach wie vor sehr zufrieden. Backtesting auf verschiedenen Märkten zu verschiedenen Zeiträumen hat mir gezeigt, dass meine Änderungen sich positiv auf mein Tradingergebnis auswirken werden. Der Erwartungswert des Systems liegt jetzt höher. Das haben mir auch schon die letzten Wochen gezeigt.

Natürlich führe ich meine Tradingkennzahlen für das gesamte Jahr weiter – hier findet kein Reset und auch kein Selbstbetrug statt. Aber für die Optimierung meines Trading führe ich zusätzlich die Statistik, die nur auf meinem Tradingplan 2.0 basiert, ein.

Ich bin sehr gespannt, wie sich meine Fehlerquote und meine Ergebnisse in der zweiten Jahreshälfte entwickeln werden. Mein klares Ziel ist eine saubere Statistik mit sauber und korrekt durchgeführten Trades. An der Optimierung der Positionsgröße und besseren Stop Losses arbeite ich dann am Ende des Jahres.