In der Finanzlektion der Woche erkläre ich dir, was Börsencharts sind und welche Arten von Börsencharts es gibt. Außerdem werfe ich einen Blick zurück auf die Kalenderwoche 15 / 2019, verrate dir, was sich in meinem Depot getan hat und welche Entwicklung ich für den Aktienmarkt und den Goldmarkt für die kommende Woche sehe.

Finanzlektion der Woche – Börsencharts

Die Grundlage jeder Technischen Analyse einer Aktie, eines Börsenindexes oder eines anderen Wertpapiers sind natürlich Charts. Aber was ist solch ein Börsenchart überhaupt und welche Arten von Charts gibt es?

Grundsätzlich wird auf einem Chart einfach nur der Kursverlauf des zugrunde liegenden Basiswertes über die Zeit abgetragen. Am einfachsten geschieht das in einem Linienchart, in dem einfach nur die Schlusskurse miteinander verbunden werden. Das können die Schlusskurse der Handelswoche, Tagesschlusskurse, aber auch die Schlusskurse basierend auf kleineren Zeiteinheiten wie Stunde oder Minute sein. Auf Liniencharts lassen sich Trends sehr einfach ablesen und sie sind gut verständlich.

Linienchart:

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Daneben gibt es aber auch noch eine Vielzahl weiterer Charts, auf die ich gleich noch eingehen werde.

Chartarten

  • Linienchart
  • Balkenchart (Barchart)
  • Kerzenchart (Candlestick Chart)
  • Heikin Ashi Chart
  • Point & Figure Chart
  • Renko Chart
  • Three Line Break Chart
  • Kagi Chart

Der Balkenchart zeigt schon mehr Informationen im Vergleich zum Linienchart an. Jeder Balken steht für eine Zeiteinheit – also zum Beispiel für einen Handelstag im Tageschart. Der senkrecht stehende Balken für diesen Tag visualisiert die Handelspanne, denn sein höchster Punkt entspricht dem Höchstkurs während dieser Handelsperiode, sein niedrigster entsprechend mit Tiefkurs. Außerdem zeigt er mit einem kleinen horizontalen Strich nach Links den Eröffnungskurs an und mit einem kleinen horizontalen Strich nach rechts den Schlusskurs. Aus dem Balkenchart lassen sich also schon wesentlich mehr Informationen herauslesen.

Balkenchart:

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Noch übersichtlicher wird es mit dem sehr ähnlichen und von mir und den meisten Tradern favorisierten Kerzenchart. Die sogenannten Kerzen (Candlesticks) funktionieren analog wie Balken im Balkenchart – mit dem Unterschied, dass die Spanne zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs mit einem breiteren Rechteck, dem Kerzenkörper dargestellt wird. Außerdem wird dieser Körper in der Regel auch noch Schwarz / Weiß bzw. Rot / Grün eingefärbt. Ein weißer (grüner) Körper bedeutet, dass der Schlusskurs höher als der Eröffnungskurs lag, während ein schwarzer (roter) Kerzenkörper anzeigt, dass der Schlusskurs unterhalb der Eröffnung lag. Man sieht also sehr schön, sehr schnell, ob es ein positiver und negativer Handelstag (Handelsperiode) war. Lag der Höchstkurs über der Eröffnung einer negativen bzw. dem Schlusskurs einer positiven Kerze, so wird das als senkrechter Strich über dem Kerzenkörper dargestellt. Das ist der Docht. Auf der anderen Seite haben wir die Lunte, die ein senkrechter Strich unterhalb des Kerzenkörpers bis zum Tagestiefkurs (bzw. dem Tiefkurs der entsprechend dargestellten Handelsperiode) symbolisiert.

Candlestick Chart:

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Mit Kerzencharts lassen sich vielfache und interessante Rückschlüsse auf das Verhalten der Bullen und Bären während einer Handelsperiode schließen. Es gibt bspw. Kerzen bzw. Gruppen von Kerzen, die eine Trendumkehr andeuten können oder welche, die als Fortsetzungsformation interpretiert werden können. Darauf komme ich in einem gesonderten Artikel nochmal zurück.

Ähnlich spannend, aber deutlich seltener genutzt, sind Heikin Ashi Chart. Sie sind von den Candlestick Charts abgeleitet, glätten aber die Kursbewegungen eines Candlestick Charts. Dadurch werden Trends stärker sichtbar. Tendieren die Kurse nach oben, so sind die Kerzen in der Regel grün eingefärbt und sie haben keinen unteren Schatten. In einem Abwärtstrend werden die Kerzen rot eingefärbt und sie haben keinen oberen Schatten. Kerzen mit oberen und unteren Schatten stellen mögliche Trendwenden oder Phasen der Konsolidierung dar.

Heikin Ashi Chart:

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Konstruiert werden die Heikin Ashi Kerzen wie folgt:

  • Schlusskurs = Mittelwert von Eröffnung, Hoch, Tief, Schlusskurs
  • Eröffnung = Mitte der vorherigen Heiken-Ashi Bar
  • Hoch = Höchstes Hoch, Heiken-Ashi Schlusskurs, Heiken-Ashi Eröffnung
  • Tief = Tiefstes Tief, Heiken-Ashi Schlusskurs, Heiken-Ashi Eröffnung

Die anderen zuvor genannten Chartarten sind weniger gebräuchlich und durchaus auch komplizierter zu verwenden und zu verstehen. Der Vollständigkeit halber seien aber auch sie kurz gezeigt:

Renko Chart:

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Point and Figure Chart:

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Kagi Chart:

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Ich werde an geeigneter Stelle noch detaillierter auf diese Charts eingehen.

Für den Anfang solltest du dich vor allem mit Linien und Kerzencharts auseinandersetzen. Sie sind leicht verständlich und zugleich mächtige Mittel, um Technische Analysen vornehmen zu können.

 

Die Börsenwoche im Rückblick

Chartanalyse Dow Jones

Der Dow Jones korrigierte wie erwartet den Ausbruch aus dem Dreieck und bildete dank starker Erholung am Freitag eine Innenkerze, die zugleich als Hanging Man bekannt ist, aus. Das sollte zur Vorsicht mahnen. Denn ein Hanging Man kann als Top-Umkehrsignal fungieren – allerdings erst, wenn er durch eine folgende, negative Kerze bestätigt wird. Von daher ist da noch nichts entschieden.

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Auf Tagesbasis sehen wir schön die Korrektur der vergangenen Woche. Am Montag bildete sich ein kleiner Hanging Man nach dem Doji vom vorherigen Freitag – kein gutes Zeichen, das letztlich auch die Korrektur von Dienstag bis Donnerstag einleitete. Allerdings führte diese Korrektur nur bis knapp oberhalb der aufgerissenen Kurslücke der Vorwoche, die nun als Unterstützung fungiert. Am Freitag gab es dagegen deutliche Kursgewinne, die allerdings nicht das Hoch der Vorwoche übertrafen.

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Insgesamt sieht das Chartbild noch positiv aus. Eine Fortsetzung des Aufwärtstrend ist gut möglich. Genaueres wissen wir aber erst am Ende der nächsten Handelswoche.

Chartanalyse Gold

Gold blies am Anfang der Woche erneut auf einen Angriff Richtung Norden, wurde jedoch jäh am Donnerstag ausgebremst. Entsprechend entstand im Wochenverlauf ein Inverted Hammer, der in Kombination mit dem Hammer der Vorwoche weiterhin auf viel Unsicherheit bezüglich des weiteren Verlaufs deutet.

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Im Candlestickchart auf Tagesbasis zeigt sich schön die vielversprechend aussehende erste Wochenhälfte mit 3 schönen positiven Tageskerzen. Doch schon unterhalb der aus den letzten 2 Hochs entstehenden Abwärtslinie drehte der Kurs unvermittelt mit starken Abschlägen am Donnerstag Richtung Süden. Auch der Freitag brachte keine Trendwende mehr, denn es ging  – wenn auch nur leicht – weiter abwärts. Damit hat sich für mich das Chartbild wieder deutlich eingetrübt. Hätte ich noch am Mittwoch auf deutlich steigende Kurse und einen erneuten Anlauf gegen den langjährigen Widerstand gewettet, so hat sich nun ein Dreieck gebildet, dessen obere Begrenzungslinie deutlicher fällt, als die untere Unterstützungzone steigt. Das könnte bedeuten, dass den Bullen schneller die Luft ausgeht, als den Bären. Ein Durchstoßen nach unten halte ich für wahrscheinlicher, als ein noch immer möglicher Ausbruch nach oben.

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Ich bewahre im Gold eine abwartende Haltung. Im Moment ist kein klarer Trend erkennbar. Gut möglich, dass wir nun doch noch den finalen Ausverkauf sehen werden, bevor der langjährige Widerstand erneut in Angriff genommen werden wird.

 

Trendbarometer

Langfristig Mittelfristig Kurzfristig
Dow Jones
Gold

 

Depotänderungen

Im Depot hat sich nicht viel geändert. Während das Zertifikat auf den NDX leicht stieg, fiel das Silber Zertifikat auf nahe Null zurück. Auch im Dow Zertifikat, an dem ich noch festhalte, solange der Dow über dem Dreieck und dem aufgerissenen Gap notiert, passierte nicht viel. Auf Wochensicht ging das Depotvolumen damit um 1% auf nun 6% im Plus zurück.

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Börsenausblick auf die kommende Woche

Im Dow Jones bleibt es ebenso spannend, wie beim Gold. Der amerikanische Aktienindex scheint den Ausbruch aus dem Dreieck bestätigt zu haben, muss, um mich zu überzeugen, aber Anfang der nächsten Woche über das Hoch aus Kalenderwoche 14 steigen. Erst dann ist die Kuh vom Eis. Auch im Nasdaq hat sich am Freitagabend noch ein Doji am Wochenhoch gebildet, das wie ein Todeskreuz über den letzten Anstieg schwebt. Sehen wir am Montag nachgebende Kurse, halte ich es für wahrscheinlich, dass wir eine erneut negative Handelswoche vor uns haben. Steigen die Kurse am Montag auf neue Hochs, dann stehen die Chancen gut, dass wir einen schönen Anstieg bis in die Zeit nach Ostern vor uns haben.

Beim Gold bin ich nach letzter Woche deutlich skeptischer geworden. Der starke Verkauf am Donnerstag kam für mich überraschend. Was der Dow Jones in letzter Zeit an Stärke gezeigt hat, scheint Gold zu fehlen. Gut möglich, dass wir nun doch noch die Fortsetzung des Abwärtsmoves bis in den Bereich um 1.260 Dollar sehen werden. An direkt wieder steigende Kurse glaube ich nicht. Dazu war der Abverkauf vom Donnerstag zu stark. Ich fürchte, der Markt wird hier wieder einmal den Weg des größten Schmerzes gehen. Ein bereinigender Abverkauf könnte allerdings die Basis legen, für einen der größten Anstiege, die wir im Gold überhaupt je gesehen haben. Auch wenn ich kurzfristig pessimistisch gestimmt bin, halte ich an meinen positiven, langfristigen Aussichten fest.

Nachgebende Kurse könnten also die letzte gute Möglichkeit sein, noch in Gold Fuß zu fassen, bevor wir aus der langjährigen Seitwärtsbewegung nach oben ausbrechen.

 

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