In diesem Artikel muss ich meinen Gedanken zur aktuellen Entwicklung in den USA unter Donald Trump einfach mal wieder freien Lauf lassen. Es gibt so Momente oder Tage, wo es in mir einfach brodelt und Sachen ausgesprochen werden müssen. Heute ist ein solcher Tag.

Puh, ich weiß noch gar nicht, wie und wo ich anfangen soll oder wohin mich diese Gedanken führen werden.

Ich habe vor einigen Minuten einen Blick in die Nachrichten geworfen und bin ehrlich geschockt.

Da hat Donald Trump tatsächlich ein Dekret unterzeichnet, dass die Einreise aller Menschen aus sieben Staaten mit überwiegend muslimischer Bevölkerung in die USA komplett verbietet?!

Ich musste das tatsächlich zwei Mal lesen, bevor ich es geglaubt habe.

Und es macht mir Angst!

Ich war bisher immer jemand, der sich gesagt hat, lasst Trump erstmal machen. Mal schauen, ob er wirklich so furchtbar als Präsident der USA wird, wie alle Welt – vorrangig natürlich die außerhalb der USA – seit Wochen in den Medien befürchtet.

Natürlich war ich extrem überrascht, dass ein Mann wie Trump überhaupt Präsident der USA werden kann. Natürlich fand ich das nicht gut. Fand ich nie. Seine frauenfeindlichen Äußerungen, seine Ansichten, die er im Wahlkampf fast täglich in die Welt getwittert hat – geht’s noch?

Kann ein Mensch wie er tatsächlich Präsidentschaftskandidat werden? Gar Präsident?

Hielt ich anfangs für unmöglich. Aber nun ist es Realität.

Unfassbar, dass es dazu kommen konnte – wenngleich auch die Demokraten daran nicht ganz unschuldig sind.

Aber wie kann ein Volk wie die Amerikaner so einen Menschen zum Präsidenten wählen?

Merkwürdiges Wahlsystem hin oder her. In den meisten Staaten hatte er schließlich die Mehrheit der Wähler erringen können. Ich kann mir das eigentlich nur durch Protest-Wählen oder Politik-Verdrossenheit erklären. Aber egal wie und warum – die Amerikaner haben gewählt.

Donald Trump ist nun Präsident.

Oder ist alles doch nur eine Verschwörung, angestachelt durch die Macher der Simpsons, die schon seit dem Jahr 2000 an diesem perfiden Plan gearbeitet haben?

Wohl kaum.

Unfassbar, aber wahr – die Amerikaner selbst haben so entschieden!

Aber – zugegeben – es gab durchaus auch Aspekte an Trump, die ich bisher gar nicht mal so schlecht fand. Eine Annäherung an Russland zum Beispiel halte ich eher für positiv, als dass ein erneuter Kalter Krieg – getrieben durch die zwei mächtigsten Nationen der Welt, Russland und USA – womöglich eskaliert.

Und auch die Politik Obamas war schließlich nicht alles Gold was glänzt. Vor allem innenpolitisch und wirtschaftlich hat er die USA sicher nicht dahin bringen können, wo er sie gern gesehen hätte. Und ob seine Syrien Politik richtig war, bezweifle ich ob der aktuellen Lage im durch Krieg zerschundenden Land ebenfalls.

Und wie ist das mit der Mauer zu Mexiko?

Diese Mauer, die Trump seit Monaten extrem viel Kritik entgegenbringt, basiert schließlich auf einen 1125 Meter langen Grenzzaun, der bereits 2006 sowohl von Republikanern als auch Demokraten beschlossen worden waren. Die Idee ist also nicht ganz neu und schon gar nicht alleinig Trump anzulasten.

Aber nachdem ich nun vom eingangs erwähnten, radikalen Einreiseverbot gelesen habe, ändere ich jedoch meine Haltung schlagartig von neutral auf beängstigt.

Wie kann ein Mensch, der immerhin clever (oder reich?) genug war, es zum Präsidenten der USA zu bringen, nur so etwas für richtig halten?

Ein Pauschalurteil zu fällen und alle Menschen eines Landes, einer Religion über einen Kamm zu scheren und indirekt quasi zu Staatsfeinden zu erklären!

Wie bescheuert ist das denn?

Gerade mir als Deutschen versetzt das einen Tritt in die Magengegend, bei dem mir regelrecht schlecht wird.

Gab’s das nicht schon mal? Hat das nicht schon jemand probiert? Ja, ich rede vom faschistischen Deutschland unter Adolf Hitler. Ein Vergleich, der auf den ersten Blick weit hergeholt zu sein scheint. Aber erinnern wir uns doch mal. Hitler hat ein ganzes Volk, eine Religion als das ultimative Böse hingestellt – die Juden. Das fing mit der Beschneidung von Rechten an und wir alle wissen, wo das tragischer Weise endete.

Und Trump? Selbst Nachkomme von Einwanderern (Hitler war übrigens Österreicher) will jetzt tatsächlich allen Muslimen die Einreise in die USA verweigern?

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sauer mir das aufstößt, wie unglaublich sprachlos mich das macht. Ist das sein Ernst? Glaubt er tatsächlich, mit dem Schüren von Vorurteilen, mit Ausgrenzungen und Abschottungen die USA sicherer machen zu können?

Ich finde das unfassbar dumm. Und traurig. Es macht mich wütend und fassungslos zugleich!

Terror, Gewalt, Anschläge, ISIS – hat sowohl die Realität in den USA, als auch hier in Europa wohl nachhaltig geändert. Vorbei sind die friedvollen 2000er Jahre, die durch Globalisierung und Frieden geprägt waren. Warum das so ist – darüber könnte man sicher ganze Bücher schreiben.

Fakt ist, wir müssen mit dieser Realität leben.

Aber Fakt ist für mich auch – dass ich mich dadurch nicht einschüchtern lassen werde.

Zuhause einigeln? Das Fremde fürchten? Grenzen errichten? Zurück in das Europa der 70er oder 80er Jahre?

Nein Danke!

Das kann und wird nicht funktionieren und es wird vor allem keines der Probleme, die wir heute mit ISIS, Terror & Co. haben, lösen. Ganz im Gegenteil. Es wird weiter Rechte und Konservative befeuern. Es wird zu mehr Zwietracht, Angst und Vorurteilen führen.

Meiner Meinung lassen sich Terror und Vorurteile nur auf einem Weg bekämpfen – durch Integration, durch Verständnis, durch gemeinsames Handeln, durch Kommunikation, durch Aufbau von Vertrauen und durch Akzeptanz.

Ja, auch ich möchte in einer sicheren Welt leben, ja auch ich befürworte schärfere Kontrollen an Flughäfen und Grenzen. Ich habe nichts gegen mehr Videoüberwachung in Städten. Der gläserne Mensch – sicher keine meiner Idealvorstellungen, aber letztlich habe ich nichts zu verbergen. Wo die Grenze des Sinnvollen und Vernünftigen liegt – darüber lässt sich sicher nicht nur aus Datenschutz-Gründen trefflich diskutieren.

Aber mal eben eine ganze Religion oder in diesem Fall 7 Völker bzw. Staaten dieser Erde unter Generalverdacht zu stellen – das ist zu viel.

Mehr als zu viel.

Das kann und darf nicht sein!

Ich kann mir nur wünschen, dass jeder freiheitsliebende Mensch – egal ob in Europa oder den USA – dagegen seine Stimme erhebt. Denn dies darf nicht der Anfang zu noch erschreckenderen Gesetzen und Dekreten sein.

Ich bin heilfroh, dass ein New Yorker Gericht dieses Dekret zumindest in Teilen sofort wieder gestoppt hat.

Hoffentlich bleibt das nicht nur ein Teilerfolg, sondern ist ein Weckruf – für alle Amerikaner.

Die USA waren für mich immer eines der faszinierendsten Länder dieser Erde. Ich habe schon als Kind davon geträumt, dieses herrliche Land zu besuchen. Ich habe dann später tatsächlich sogar einige Monate dort studieren dürfen. Habe mir am Grand Canyon stehend einen Traum erfüllt. Habe dieses herrliche Land 2014 auch meiner Familie zeigen dürfen.

Ein Land, das wie kein anderes auf der Welt für mich für Freiheit steht.

Dafür, dass jeder Mensch egal wie und woher er kommt, eine Chance hat.

Vom Tellerwäscher zum Millionär.

Aufgebaut auf dem Schultern von Einwanderern, die dieses Land zu einem weltweit führenden Vorbild für viele andere westlichen Staaten gemacht haben.

Ein Land, das durch seine kulturelle Vielfalt als Schmelztiegel bezeichnet wird.

Und ausgerechnet dieses Land, der Präsident dieses Landes, tritt nun fremdenfeindlich und ausgrenzend auf? Beschneidet Grundrechte und verurteilt andere Völker oder Religionen?

Das ist grotesk. Es ist traurig. Und es macht mir Angst.

„America first“ oder wie Trump so schön sagt „Make America great again!“ – das wird so nicht gelingen!

Wenn Trump diesen Weg weiter geht, wird er die Amerikaner ins Abseits stellen. China wartet bereits darauf, in die Bresche, der sich aus internationalen Abkommen zurückziehenden Amerikaner zu springen.

Für mich sind das jedenfalls nicht die USA, nicht das Land, dass ich seit je her bewundere, das mich seit jeher so fasziniert.

Natürlich gab es in den USA schon immer große Konflikte und Probleme zwischen Bevölkerungsschichten. Ich denke da nur an die Rassentrennung, den Ku-Klux-Klan oder andere furchtbare Perioden in der Vergangenheit der Staaten.

Aber ich dachte ernsthaft, so etwas wäre in dieser Nation endlich überwunden.

Doch statt auch die letzten Wunden zu heilen, scheint Donald Trump nun ein neues Kapitel in der Geschichte aufzuschlagen.

Und ich für meinen Teil, habe Angst davor, weiterzulesen und herauszufinden, wie dieses Kapitel enden wird.

Ich kann nur hoffen, dass sowohl die Amerikaner, als auch Trump selbst rechtzeitig diesen gefährlichen Weg, den die USA gerade zu beschreiten beginnen, wieder verlassen. Denn dieser Weg wird nicht in eine Zukunft führen, die ich mir für die Welt, für mich, für meinen Sohn und für die Amerikaner selbst wünsche!

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