Fotos bearbeiten ist dank heutiger ausgefeilter Software beliebig einfach oder kompliziert – je nachdem, was man zu erreichen sucht. Wer meinen Blog ein wenig länger liest, weiß, wie sehr ich die Fotografie liebe, dass ich mich zugleich aber definitiv für keinen Profi halte. Mir gefällt die Beschreibung „fortgeschritten mit Ambitionen“ ganz gut. Meine Tipps sollen einfach, praktikabel und schnell umsetzbar sein, ohne langes Studium grauer Theorie oder Fachliteratur.

Fotos bearbeiten – mein Standard-Workflow

In diesem Rahmen möchte ich euch heute meinen Standard Workflow vorstellen, mit dem ich Fotos nachbearbeite. Dieser soll nicht dazu dienen, die besten 10 Prozent all deiner Fotos zu den ultimativen Galerie-Fotos zu machen, sondern vielmehr um die restlichen 90% deiner Fotos schnell und effizient zu bearbeiten. Ich nehme bei jedem Ausflug hunderte Fotos auf – auf Reisen gar Tausende oder Zehntausende. Die meisten davon werden aussortiert. Für einige wenige, sehr gelungene Aufnahmen, nehme ich mir sehr viel Zeit in der Nachbearbeitung. Aber die Masse der restlichen Fotos möchte und muss ich einfach möglichst schnell bearbeiten. Dazu habe ich einen Standard Workflow, den ich dir gern erklären möchte.

Ich arbeite mit Software von Corel – im Detail PaintShop Pro Ultimate X8 und Filtern von Topaz. Letztere finde ich unglaublich praktisch und einfach gut. Ich bin sicher, meinen Workflow kann man aber auch auf beliebige andere Software-Konstellationen (wie z.B. Lightroom & Co) anwenden. In den meisten Fällen arbeite ich im Gegensatz zu Profis übrigens auf JPEG Bildern. Zwar liegen alle meine Fotos auch im RAW Format vor – ich fotografiere immer in beiden Modi, aber JPEGs zu bearbeiten geht einfach viel schneller. Auf RAW Fotos greife ich zurück, wenn ich unter wirklich schwierigen Lichtverhältnissen fotografiert habe und deutlich mehr Zeit investieren muss, um das Bild optimal zu bearbeiten – sprich erst noch am Weißabgleich drehen muss u.ä. Aber in den meisten Fällen genügen mir die JPEGs völlig, um gute Resultate zu erzielen.

Nachfolgend mein Workflow an einem Beispiel:

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Das Ausgangsbild unbearbeitet

Schritt 1: Ausrichten

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Ãœblicherweise richte ich als allererstes den Horizont waagerecht aus oder – falls nicht vorhanden – einsprechend zentrale, führende Linien senkrecht. Ich fotografiere selten mit Stativ und Wasserwaage und daher sind trotz aller Erfahrung Fotos in der Regel nicht hundertprozentig ausgerichtet. Meiner Meinung nach sollte das immer der erste Schritt in der Nachbearbeitung sein.

Schritt 2: Zuschneiden

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Ich habe an fast jedem Foto etwas am Schnitt auszusetzen. Klar versuche ich schon bei der Aufnahme mein Motiv optimal zu positionieren. Aber da ich oft und spontan fotografiere ist da schnell mal was am Rand, das ich nicht auf meinem Foto haben möchte oder die Drittel-Regel ist nicht optimal ausgenutzt. Dafür gibt es Zuschneide-Werkzeuge, die auch noch in der Regel sehr komfortabel das Bild in 9 gleich große Teile zerlegen, was es vereinfacht, wichtige Linien auf die Drittel-Linien oder wichtige Motive in die Schnittpunkte zu legen.

Schritt 3: Rauschen entfernen

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Dieser Schritt wird normalerweise immer als vorletzter vor dem Schärfen ausgeführt. Nach meiner Erfahrung jedoch erreiche ich bessere Ergebnisse, wenn ich diesen Schritt bereits am Anfang ausführe – manchmal sogar als allerersten Schritt. Gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen entferne ich so Rauschen, noch bevor ich das Foto weiter verarbeite und sich dieses Rauschen durch andere Schritte noch verstärkt. Gerade bei Landschaftsaufnahmen werden Bereiche des Himmels schnell pixelig, wenn man erst am Ende des Workflows das Rauschen beseitigt, was dann zudem oft kaum noch vernünftig zu beheben ist. Daher entrausche ich relativ früh. Der Topaz Filter DeNoise liefert dabei perfekte Arbeit. Standardmäßig benutze ich nur die erste Stufe – je nach vorhandenem Bildmaterial, das ja manchmal auch mit höherer ISO Einstellung aufgenommen wurde, auch die drüber liegenden Stufen. Wichtig in diesem Schritt – in der 1:1 Vergrößerung stichprobenmäßig relevante Bildstellen überprüfen, ob auf der einen Seite, das unerwünschte Rauschen zwar weg ist, auf der anderen Seite aber nicht gleichzeitig auch zu viele Bilddetails verschwinden. Hier braucht man ein wenig Fingerspitzengefühl und Erfahrung.

Schritt 4: Aufhellen

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Meine Objektive sind fast alles Standardobjektive, die nicht besonders lichtstark sind. Zudem fotografiere ich gern mit Polfilter, der ebenfalls noch etwas Licht schluckt. Die meisten meiner Reisefotos können also ein wenig Aufhellung und Klarheit vertragen. 15 Punkte Aufhellung und 25 Punkte Klarheit haben sich für mich dabei meist als gute Einstellung bewiesen.

Schritt 5: Mehr Farbe

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Ich mag kräftige Farben! Das ist sicherlich reine Geschmackssache. Aber ich mag gut gesättigte Bilder sehr. Sie müssen für mich nicht die Realität wiedergeben, sondern meine Fotos sollen vielmehr die Bilder wiedergeben, wie ich sie im Kopf habe, wie ich mich daran erinnere und erinnern möchte. Daher gebe ich in der Regel 10% Sättigung dazu. Auf der anderen Seite mag ich manchmal auch ganz gern SW Aufnahmen. Wenn ich das Gefühl habe, ein Foto könnte in SW besser wirken, dann entferne ich an dieser Stelle eben 100% Sättigung und teste das einfach aus.

Schritt 6: Besserer Kontrast

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Ein wenig mehr Kontrast gebe ich meinen Fotos in der Regel nicht mittels Kontrast-Schalter, sondern indem ich die Farbkurven bemühe. Wenn man in dieses Tool einfach ein leichtes S in die RGB Kurve legt, wie auf dem Screenshot zu sehen, erhält man meist schnell und zuverlässig „kräftigere“ Bilder.

Schritt 7: Perfectly Clear

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Perfectly Clear ist nun meine „Zauberwaffe“, die ich manchmal zum Feinschliff, manchmal aus gleich eingangs, als erstes „Clean up“ oder manchmal sogar als einzigen notwendigen Schritt einsetze. Dieser All-in-On Filter hat es mir echt angetan und spart mir unglaublich viel Zeit. Seine Resultate sind fast immer eine deutliche Verbesserung der Ausgangslage und mit ein wenig Feinjustierung, kann man mit zwei, drei Klicks schon sehr viel aus einem unbearbeiteten Bild herausholen. Dank fertig definierter Presets ist das sehr einfach. Ich nutze den Filter meist an dieser Stelle, um nochmal zu schauen, ob da „nicht noch ein wenig mehr“ Verbesserung möglich ist. Bin ich mit dem Resultat zufrieden, dann lasse ich es so, wenn nicht, wird dieser Schritt mit STRG+Z wieder rückgängig gemacht und übersprungen.

Schritt 8: Schärfe erhöhen

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Im letzten Schritt erhöhe ich die Schärfe des Bildes. Meist reicht schon bei den generellen Einstellungen ein Light I, bei Landschaften setze ich meist auf Light II. Ich mag es nicht, wenn meine Bilder „zu scharf“ sind. Mag komisch klingen, aber ist nun mal mein persönlicher Geschmack. Bei Fotos mit schwierigen Lichtverhältnissen kann man übrigens sehr einfach und sehr gezielt auch nur die hellen oder dunklen Bereiche nachschärfen – ein Feature, das ich oft und gern nutze. Auch hier ist der Topaz Filter meiner Meinung nach fast unschlagbar gegenüber vielen anderen Tools, die ich schon ausprobiert habe. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut man mit diesem Filter gezielt Schärfe in Bilder bringen kann.

Fertig!

Und so sieht nun das fertig bearbeitete Foto aus:

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Das fertig bearbeitete Foto vom Seeparkturm

Ausgangsfoto und fertig bearbeiteter Zustand im direkten Vergleich:

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Vorher versus Nachher

Fotos für andere Medien aufbereiten

Das Foto ist nun fertig. Bleibt noch die Frage, wie bekommt man es am besten ins Internet, auf den eigenen Blog o.ä.?! Grundsätzlich rate ich dazu, Originalfotos niemals in der vollen Größe zu veröffentlichen. Da kann man noch so viele „Diebstahl-Plugins“ benutzen etc – der Profi Hacker wird Wege finden, das Bild zu raubkopieren. Abgesehen davon werden die Ladezeiten natürlich unendlich langsam, wenn man Fotos in voller Größe und voller Auflösung veröffentlicht.

Daher veröffentliche ich meine Bilder in der Regel maximal in der Größe 1800 x 1200 Pixel, für Blog-Einträge sogar noch kleiner (Kantenlänge 800 oder 600 Pixel). Das Verkleinern erledige ich bei einzelnen Bildern innerhalb von PaintShop Pro einfach mit der „Größe ändern“ Funktion oder aber ich benutze die Stapelverarbeitung aus Coral AfterShot 2 heraus, die es mir gleichzeitig ermöglicht, die Bilder nicht nur massenhaft in einem Rutsch zu verkleinern, sondern zudem auch gleich noch herunter zu rechnen (72 bzw. 96 dpi sind völlig ausreichend für das Internet – kombiniert mit einer passenden JPEG Komprimierung auf ca. 70-80% für kürzere Ladezeiten). Natürlich kann man das Komprimieren auch aus PaintShop Pro und jedem anderen Programm heraus vornehmen. Wichtig dabei ist meiner Meinung nach nur, erstens eine geeignete Größe zu wählen und zweitens die JPEG Bilder beim Abspeichern wie erwähnt zu komprimieren.

Abschließende Hinweise

Mit diesem Workflow brauche ich in der Regel unter einer Minute pro Foto. Bei Bildern, die ich nur für mich schieße und nicht veröffentliche, geht es sogar noch schneller. Da reichen meist Schritt 1, 2 & 7 aus, denn der All-in-One-Filter Perfectly Clear leistet wirklich verdammt gute Arbeit. In der Kombination brauche ich keine 30 Sekunden für ein Foto. Perfectly Clear ist übrigens Bestandteil des Ultimate X8 Pakets von Corel.

Geheimtipp: Du hast ein tolles Motiv aufgenommen, aber das Foto ist am Ende trotzdem irgendwie fad oder nicht so geworden, wie du es gern gehabt hättest? Mir passiert das durchaus öfter. In diesem Fall greife ich gern auf den Texture Filter von Topaz zurück. Hier kann man sehr schnell mit wenigen Klicks einfach eine spannende Textur über ein Foto legen und es alt, märchenhaft oder scratched aussehen lassen. Möglichkeiten gibt es viele. Mit ein wenig Gefühl und den Umständen entsprechend wird so jedes noch so langweilige Foto plötzlich doch noch spannend oder geheimnisvoll.
Einige Beispiele dafür findest du in meinem Beitrag zur Wutachschlucht, wo ich nach dem Ausflug festgestellt habe, dass fast alle Fotos aufgrund falscher Einstellung an der Kamera misslungen waren. Mit Topaz Texture habe ich trotzdem noch etwas draus gemacht.

Mir ist klar, dass Profis sagen werden, dass man da mit Sicherheit noch viel mehr mittels Nachbearbeitung aus Fotos herausholen kann, wenn man jenes besser oder anders macht – aber wie gesagt, das ist mein Standard Workflow für die Masse der Fotos, die einfach nur „schnell aufgehübscht“ werden sollen. Er funktioniert für mich und hat sich seit Jahren so eingespielt, weil ich damit einfach die für mich besten Ergebnisse erreichen. Fotos bearbeiten light, halt!

In diesem Beitrag verwendete Software

Topaz hat übrigens noch viele weitere gute Filter, die natürlich alle auch in diversen anderen Bildbearbeitungs-Programmen wir Lightroom, iPhoto, Aperture & Co. integriert werden können. Oft von mir eingesetzt und meiner Meinung nach ebenfalls empfehlenswert sind:

Vor allem ReMask ist ebenfalls echt eine klasse Filter. Bei Landschaften habe ich oft die Herausforderung, dass ich den Himmel separat vom restlichen Bild mit unterschiedlicher Entrauschung und Schärfe bearbeiten möchte. Auch will ich ihn oft etwas mehr abdunkeln, um Strukturen in den hellen Bereichen besser zu erhalten. Mittels ReMask ist das Ausschneiden des Himmels (und jeglicher anderer Objekte) auch für Nicht-Profis ein Kinderspiel.

Mehr Foto-Tipps findest du hier in meiner Ãœbersicht.

Mehr Fotobearbeitungen

Weitere Beispiele zum Thema Fotobearbeitung findest du hier:

Ich hoffe, dir gefallen meine Tipps. Wie bearbeitest du deine Fotos Hast du weitere Tipps „zur schnellen Bearbeitung“?