Die Wutachschlucht ist eine der bekanntesten und größten Schluchten im Schwarzwald. Schon lange hatten wir uns vorgenommen, diese auch einmal zu erwandern. In diesem Herbst war es dann endlich soweit. Wir entschieden uns dabei für den 3-Schluchten-Pfad, um möglichst viel von der herrlichen Landschaft im Südschwarzwald zu erleben.

3-Schluchten-Pfad kurz & knapp

  • Startpunkt: Wanderparkplatz Bachheim.
  • Länge rund 10 Kilometer.
  • Dauer ca. 4 Stunden.
  • Mittlere Schwierigkeit (letztes Drittel durch die Engeschlucht recht beschwerlich).
  • Gutes Schuhwerk erforderlich.
  • Nicht für Kleinkinder zu empfehlen.
  • Führt durch die Wutachschlucht, die Gauchachschlucht und die Engeschlucht.

Spruch
Grünt die Eiche vor der Esche
gibt’s im Sommer große Wäsche

Treibt die Esche vor der Eiche
bringt der Sommer große Bleiche.

Parken an der Drei-Schluchten-Halle

Der Wanderparkplatz war gut ausgeschildert. Wir parkten direkt an der Drei-Schluchten-Halle Bachheim. Das erste Stück führte recht sacht bergab vorbei am eigentlichen Wanderparkplatz mit seinem Spielplatz bis das Gefälle dann hinunter zur Wutachschlucht immer stärker wird.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Wanderung durch die Wutachschlucht

Am Ende des Abstieges trafen wir auf eine nicht beschilderte Kreuzung, an der wir – nachdem wir ein wenig gerätselt hatten – nach links abbogen, was sich wenig später auch als die richtige Entscheidung herausstellte. Der nun folgende Weg flussabwärts entlang der wenig Wasser führenden Wutach war einfach nur herrlich. Das Wetter zeigte sich durchwachsen, aber trocken, der Weg teils spektakulär schön. Der Schluchtensteig, wie dieser Abschnitt heißt, ist ein zu recht sehr beliebter Wanderweg, was wir auch daran merkten, dass uns trotz früher Stunde und herbstlichen Temperaturen relativ viele Wanderer entgegen kamen.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Diesen Weg folgten wir nun die nächste Stunde bis zur Gauchachmündung. Immer wieder stoppten wir, um ein paar Fotos zu schießen, die jedoch nur bedingt der schönen Wanderung gerecht werden. Die Luft klar und frisch, die Sonne, die immer wieder zwischen den Wolken hervorblinzelte, das Wasser mal zur Linken, mal zur Rechten, der Wald, der sich langsam herbstlich bunt färbt – ein echt schöner Wanderweg.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Vor allem das Stück, wo nur ein schmaler Sims zwischen der Felswand einerseits und dem Fluss andererseits entlang führt, gefiel uns allen sehr. Dass dort Stahlseile gespannt sind, die einem als eine Art Geländer Halt geben, ist jedenfalls gut so. An der einen oder anderen Stelle muss man schon sehr aufpassen, dass man nicht ungewollt baden geht.

Gebet des Waldes
Mensch! Ich bin die Wärme deines Heims in kalten Winternächten, der schirmende Schatten, wann des Sommers Sonne brennt.
Ich bin der Dachstuhl deines Hauses; das Brett deines Tisches.
Ich bin das Bett, in dem du schläfst und das Holz, aus dem du deine Schiffe baust.
Ich bin der Stiel deiner Haue, die Tür deiner Hütte.
Ich bin das Holz deiner Wiege und deines Sarges.
Ich bin das Brot der Güte, die Blume der Schönheit.
Erhöre mein Gebet: zerstöre mich nicht!

Interessant fand ich vor allem, dass hier der Fluss scheinbar durch unter den Felsen verlaufenden Quellen oder ähnliches zusätzlich gespeist wurde. Hatte die Wutach bis hierher kaum nennenswert Wasser geführt, änderte sich das nun deutlich.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht Fakten

  • Bekannt für wilde unbelassene Landschaft, schroffen Kalksteinwänden und eine außergewöhnliche Pflanzenwelt.
  • Engtal im Verlauf der oberen Wutach.
  • 3 schluchtartige Abschnitte.
  • Durchschneidet die südliche Baar vom östlichen Hochschwarzwald ostwärts bis an den Trauf der Schwäbischen Alb.
  • Schluchten sind 60 bis 170 Meter tief und teilen sich auf 33 Flusskilometer Länge auf.
  • Gehört zum Naturpark Südschwarzwald.
  • Längen der Schluchtstrecken:
    • Obere Schlucht: 9 km
    • Mittlere Schlucht: 7,5 km
    • Untere Schlucht (Flühen): 3,5 km
  • Nebenschluchten:
    • Haslachschlucht: 3 km
    • Rötenbachschlucht: 2,5 km
    • Reichenbachschlucht: 1,5 km
    • Lotenbachklamm: 1 km
    • Hirschgraben: 1 km
    • Gauchachschlucht: 4,5 km
    • Engeschlucht: 2 km
    • Schleifebächle: 1,5 km
  • Erste Formungsphase begann in der Würm-Kaltzeit und endete vor ca. 10.000 Jahren mit dem Holozän.
  • Durch Tiefenerosion entstanden.
  • Durch Sackungen, Rutschungen und Felsstürze verlor die als junge Talform geltende Schlucht etwas an Tiefe.
  • Schlucht gekennzeichnet von ausgeprägter Artenvielfalt:
    • 1.200 der 2.800 in Süddeutschland vorkommenden Gefäßpflanzen sind anzutreffen
    • 10.000 Wirbel- Glieder- und Weichtiere
    • 80 Vogelarten
    • Fledermäuse
    • 590 Großschmetterlingsarten (Hälfte der in Baden vorkommenden Arten)
    • Zahlreiche Käfer und Zweiflüglerarten
  • Vor allem für Forstwirtschaft genutzt.

Wutachschlucht

 

Geschichte

  • 1596 erste urkundliche Erwähnung der Schattenmühle, die seit 1968 stillgelegt ist und als Gasthaus umfunktioniert wurde.
  • 1840 Errichtung Badehaus bei Bad Boll.
  • 1887 Ausbau des Badehauses zum Kurbetrieb.
  • 1894 Fishing Club Limited London erwirbt die Einrichtung und verkauft diese später wieder.
  • 1904 Erster hochwassersicherer Weg zwischen Bad Boll und der Wutachmühle.
  • 1939 weite Teile der Schlucht werden als Naturschutzgebiet deklariert.
  • 1989 Erweiterung der Naturschutzgebietes.
  • 1975 Hauptgebäude des Kurbetriebs brennt nieder.
  • Seit 1977 nur noch als Stützpunkt für Wanderer genutzt.
  • Seit 1991 gehört auch dieses Gelände zum Naturschutzgebiet (restlichen Gebäude wurden abgetragen).

Wutachschlucht

 

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Wutachschlucht

 

Wanderung durch die Gauchachschlucht

An der Gauchachmündung schließlich überquerten wir den Kanadiersteg, eine sehr beeindruckende, überdachte Brücke mit unglaublich dicken Balken, und nahmen nach einer kleinen Pause das zweite Drittel hinauf in die Gauchachschlucht in Angriff. Der Weg hier war landschaftlich zwar etwas weniger spektakulär, aber durch viele Schilder, die mit Informationen zum Wald, den Bäumen, mit Sprüchen und Anekdoten aufwarteten trotzdem sehr spannend.

Wutachschlucht

 

Standen im ersten Drittel vor allem die Wutach und die teils tollen Felswände im Fokus, so war es hier eher der schöne Wald an sich, der uns sehr gefiel. Immer wieder hatten wir außerdem kleine, sehr urig wirkende Brücken zu überqueren, was den Weg zusätzlich interessant gestaltete. Eine gute halbe Stunde später kamen wir am Naturfreundehaus „Burgmühle“ an, wo man theoretisch hätte einkehren können. Theoretisch deswegen, weil wir schlichtweg kein Geld dabei hatten. Aber da wir mit Vesper und Getränken unterwegs waren, war das auch nicht weiter schlimm.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Direkt hinter dem Gasthaus folgten wir nun den Weg steil bergauf. Das kam mir jedoch schnell spanisch vor, da wir jetzt irgendwie nicht in die von mir erwartete Richtung liefen. Ergo, drehten wir nach wenigen Minuten wieder um. Das Ganze war zwar ein wenig ärgerlich, weil der Anstieg und der bereits zurückgelegte Weg richtig anstrengend waren, aber wie sich wieder unten angekommen, herausstellte, vollkommen richtig. Der 3-Schluchtenweg führte nämlich tatsächlich genau in die entgegengesetzte Richtung weiter, wir hatten schlicht die kleine, kaum gekennzeichnete Abzweigung direkt hinter der Burgmühle übersehen.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Der Weg, dem wir hier gefolgt waren, führt hinauf nach Neuenburg und kann als Abkürzung des 3-Schluchtenweges benutzt wurden, wenn man die beschwerliche Engeschlucht nicht einbeziehen möchte. Etwas, worüber wir an dieser Stelle unserer Wanderung noch verächtlich lachten, uns später aber durchaus wünschten, wir hätten genau das getan.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Wanderung durch die Engeschlucht

Jetzt folgte nämlich das letzte Drittel unserer Wanderung entlang des fast völlig ausgetrockneten Tränkebaches, der, so wie ich gelesen habe, einen unterirdischen Niedrigwasser-Abfluss besitzt. Die Schlucht war geradlinig und recht schmal, der Wanderweg noch deutlich schmaler und zunehmend auch immer feuchter. Auf jeden Fall war der Weg deutlich feuchter, als das Bachbett selbst.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Das Fatale daran – der Weg führt fast die ganze Zeit direkt an der steil abfallenden Böschung entlang. Und obwohl es die letzten Tage nicht geregnete hatte – darauf hatte ich extra Obacht gegeben – war der Weg sehr schlammig und kaum bis gar nicht gesichert. Dazu kamen viele rutschige Steine und noch rutschigere, glatte Wurzeln. Ein Weg, der tatsächlich viel Konzentration unsererseits erforderte.

En Burevers
Wenn on än stoanigä Acker hät
no brucht er en eiserne Pflueg.

War das auf den ersten 1.000 Metern noch recht spaßig, wurde es zunehmend anstrengender, zumal der Weg immer wieder im Wechsel bergab und bergauf führt, teils über rutschige Stufen, teils einfach nur als schlammiger Trampelpfad.

Wutachschlucht

 

Wutachschlucht

 

Spätestens auf halber Strecke dieses Abschnittes bereuten wir doch, nicht die Abkürzung über Neuenburg gelaufen zu sein. Wenigstens die Schlucht an sich entschädigte ein wenig. Teilweise wirkte sie märchenhaft und ein wenig unwirklich. Grün und geheimnisvoll. Und auf ihre Art doch auch schön. Leider konnte man sich viel zu selten auf den Anblick konzentrieren, da der Weg fast ständig die volle Aufmerksamkeit erforderte.

Wutachschlucht

 

Am oberen Ende schließlich angekommen, empfing uns ein Mühlstein als Erinnerung an die Erschließung der Schlucht vor rund 40 Jahren. Wir waren an dieser Stelle schon ziemlich geschafft, aber auch stolz, die anstrengende Engeschlucht bewältigt zu haben. Was waren wir froh, dass wir inzwischen für solche Touren alle drei über Wanderschuhe verfügten. Bis vor kurzem waren wir oft mit Turnschuhen o.ä. unterwegs. Das hätte hier definitiv nicht funktioniert.

Wutachschlucht

 

Der Rest des Weges verlief entspannt Richtung Bachheim – anfangs noch durch den Wald, das letzte Ende dann entlang der Straße bis wir wieder an der 3-Schluchten-Halle ankamen, wo unser Auto auf uns wartete.

Wutachschlucht

 

Fazit

Diese Wanderung mit ihren rund 10 Kilometern hatte es echt in sich gehabt. Sie war abwechslungsreich und vor allem in den ersten beiden Dritteln sehr schön. Das letzte Drittel durch die Engeschlucht war dagegen sehr anstrengend. Sollten wir noch einmal hier entlang wandern, würden wir wohl über Neuenburg abkürzen. Trotzdem alles in allem eine wunderschöne herbstliche Wanderung in einer tollen Gegend des Schwarzwaldes, die uns sehr gefallen hat. Die Stecke, die wir gelaufen sind, wird oft mit 2,5 – 3 Stunden angegeben – wir haben volle 4 Stunden gebraucht, ohne dass wir groß getrödelt hätten.

Wutachschlucht