Der Nationalpark Schwarzwald ist eine der schönsten Naturerlebnisse im nördlichen Schwarzwald. Ich habe ihn ausführlich auf verschiedenen Wanderungen erkundet, Einkehr-Möglichkeiten getestet und mich von Rangern informieren lassen.
Übersicht
Nationalpark Schwarzwald
Meine Erkundung des erst 2014 gegründeten Nationalpark Schwarzwald begann vor dem Bahnhof von Baden-Baden, wo sich die Gruppe formierte, mit der ich die kommenden 3 Tage verbringen würde. Gemeinsam fuhren wir von dort aus mit dem Bus über die Schwarzwaldhochstraße, einer der landschaftlich schönsten Straßen durch den nördlichen Schwarzwald.
Ruhestein
Unser erstes Ziel war die Waldschänke Schwanenwasen, wo wir ein Mittags-Vesper einlegen wollten. Leider meinte das Navigationssystem unseres Busfahrers, dass wir erst einmal noch eine kleine Rundfahrt unternehmen sollten, was wir dann auch prompt taten. Nicht wirklich beabsichtigt, aber gestört hat es mich nicht. Etwas später als geplant, erreichten wir dann das kleine Lokal, wo wir uns sogleich zünftig stärkten. Schließlich hatten wir heute noch eine tolle Wanderung vor uns. Nach der Stärkung trafen wir auf unseren Wanderführer Grisu, einem mehr als sympathischen Vierpfotler mit dickem Fell, großen Pranken und wachen Augen, der uns zusammen mit seinem Nationalpark-Ranger Jens Liß auf der heutigen Wanderung begleiten würde.
Grisu
Der Nationalpark Schwarzwald ist der erste und bisher einzige Nationalpark in Baden-Württemberg. Gegründet wurde er am 1. Januar 2014 nach einem über 2 Jahre andauernden Diskussionsprozess, in dem viele verschiedene Interessengruppen einbezogen wurden. Insgesamt rund 10.000 Hektar Waldfläche gehört heute in zwei großen zusammenhängenden Teilen zum Nationalpark – getrennt von einem ca. 3 Kilometer breiten Streifen, der Privateigentümern gehört. Rund 85 Mitarbeiter kümmern sich um die Verwaltung des Nationalparks, dessen oberste Aufgabe darin besteht, den Wald vor Eingriffen zu schützen, so dass sich die Natur hier nach ihren eigenen Gesetzen und Zufällen frei entwickeln kann. Es werden weder gezielt Pflanzen gesät, noch Tiere ausgewildert oder Bäume gefällt. Der Wald soll sich selbst überlassen werden. Wildnis als Gegenposition zu Kultur und Zivilisation soll entstehen.
Aufgaben im Wald
Zu den wichtigsten Aufgaben im Nationalpark gehören:
- Waldentwicklung (Prozessschutz)
- Borkenkäfer- und Wildtiermangement (Schutz der umliegenden Wälder)
- Erhalt der Grinden (Arten- und Naturschutz)
- Wegemanagement (Wege und Loipen)
- Regionale Entwicklung
- Schaffung von Angeboten für Gäste (z.B. Führungen & Veranstaltungen)
- Forschung und Monitoring
Nationalpark Schwarzwald mit Kindern
Der Nationalpark Schwarzwald ist natürlich auch für Kinder ein ganz besonderes Erlebnis. Sie erleben hier hautnah, wie sich Wald anfühlt und entwickelt, welche Kraft die Natur besitzt und was Wildnis eigentlich wirklich bedeutet. Das Klettern über Stock und Stein im wörtlichen Sinne – ein Erlebnis für große und kleine Abenteurer. Das wird vom Nationalpark-Team auch nachhaltig gefördert. Mehr als 200 Schulklassen besuchten 2014 den Nationalpark Schwarzwald, um hautnah Grundlagenwissen rund um die Themen Natur, Wald, Wildnis und Umwelt vermittelt zu bekommen.
Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang auch das Juniorranger-Programm. In kleinen Gruppen können die Kinder in Anfänger- oder Fortgeschrittenen-Kursen gemeinsam die Tier- und Pflanzenwelt des Naturparks erleben und entdecken. Sie lernen Spurenlesen, das Erkennen von Vogelarten, aber auch wichtige soziale Kompetenzen im Umgang untereinander. Als ausgebildeter Juniorranger können die Kinder zudem selbst Führungen begleiten und ihr Wissen an andere weitergeben.
Mehr Informationen dazu sind hier auf der offiziellen Seite des Nationalparks zu finden.
Leitbild
Folgende Leitsätze hat sich der Nationalpark Schwarzwald hier nachzulesen groß auf die Fahne geschrieben:
- „Wir schützen natürliche Prozesse.“
- „Wir schaffen Raum für biologische Vielfalt.“
- „Wir sind uns der Verantwortung für unsere benachbarten Wälder bewusst.“
- „Wir begeistern die Menschen für Wildnis.“
- „Wir erforschen die Entwicklungen im und um den Nationalpark herum.“
- „Wir sind Teil der Region.“
Anfahrt
Der Nationalpark liegt direkt an der Schwarzwaldhochstraße (B500). Der beste Ausgangspunkt für Erkundungen dürfte das Nationalparkzentrum in Ruhestein sein. Mit dem Auto erreicht man es von der Autobahn aus über die L87 Richtung Baiersbronn. Ruhestein liegt zwischen Freudenstadt und Baden-Baden direkt an der Kreuzung, die nach Baiersbronn führt. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Ort sehr einfach zu erreichen. Er wird zum Beispiel von den Buslinien F11, F12, 21 und 7125 angefahren.
Kontakt
Nationalpark Schwarzwald
Schwarzwaldhochstr. 2
77889 Seebach
Email: info@nlp.bwl.de
Telefon: 07449 – 92998 444
Der Wildnispfad
Unser erstes Wanderziel war der Wildnispfad. Und warum dieser so hieß, sollten wir auch bald erfahren. Aber zuvor sei die Frage gestattet: Wildnis in Deutschland? Gibt es so etwas tatsächlich? Wenn wir heute an Wald denken, sehen wir zumeist ja in erster Linie unsere Kulturwälder vor unserem geistigen Auge. Mir ging es bis jetzt jedenfalls immer so. Was mag sich also hinter dem Begriff „Wildnis“ in diesem Fall verbergen? Auch der Ranger stellte uns diese Frage als erstes und erklärte dann, was es damit auf sich hat. Der Grundgedanke des Nationalpark Schwarzwalds ist nämlich tatsächlich der, das der Wald bzw. die Natur hier tatsächlich „wild“ sein darf. Keine Kultivierung. Kein Fällen von Bäumen. Kein Sähen neuer Pflanzen. Natürlich braucht so etwas viel Zeit. Doch auf dem Wildnispfad, auf den uns Grisu nun führte, bekamen wir einen ersten Eindruck, wie anders Wald doch sein kann.
Hindernisse auf dem Weg
Am zweiten Weihnachtstag 1999 wütete Orkan Lothar in diesem Gebiet. Innerhalb von Minuten wurden mächtige Bäume entwurzelt und Stämme wie Streichhölzer abgeknickt. Eben noch ein naturnaher Bergmischwald aus Buchen, Fichten und Tannen fand sich nun ein im Grunde genommen zerstörter Wald vor. Doch „zerstört“ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Und genau um uns Menschen das zu zeigen – nämlich, dass sich ein Wald eben nicht zerstören lässt, wurde auf einer Fläche von ca. 70 Hektar die Wurffläche so belassen, wie Lothar sie geprägt hatte.
Totholz im Wald
Heute, rund 16 Jahre später hatten wir das Vergnügen, durch dieses Waldstück zu wandern. Über Totholz, Wurzeln und Steine verläuft der schmale Pfad durch einen Wald, der mich schwer beeindruckte. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass der Name Wald hier erst wirklich zur Geltung kommt. Wir kletterten über mächtige Stämme, über- und unterquerten Hindernisse und bestaunten immer wieder die noch immer überall herumliegenden entwurzelten Bäume. Mir persönlich machte es einen Riesenspaß, diesen Pfad mehr entlang zu klettern, denn ihn zu erwandern. An geeigneten Stellen stoppte Grisu unsere Gruppe immer wieder, damit sein Partner, der Ranger, uns interessante und spannende Dinge über den Wald, seine Bewohner und die Geschichte des Nationalparks erzählen konnte. Geduldig wartete Grisu die Erläuterungen ab, um uns dann erneut zielsicher den Wildnispfad entlang zu führen.
Nadelkunde
Nach gut 3 Stunden erreichten wir dann wieder den Ausgangspunkt unserer Wanderung. Was für ein toller und spannender Einstieg, um den Nationalpark Schwarzwald kennen zu lernen. Gemeinsam fuhren wir anschließend ins Nationalpark-Hotel Schliffkopf, wo wir nächtigen würden.
Nationalpark-Hotel Schliffkopf
Der nächste Tag begann mit einem entspannten Frühstück bevor wir gemeinsam nach Ruhestein fuhren. Hier befindet sich nicht nur die NLP-Geschäftsstelle, sondern auch gleich noch eine weitere kleine Besonderheit. Direkt vor dem hübschen Gebäude liegt ein Sandstein-Findling, der noch heute die einstige Grenze zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg kennzeichnet. Ein spannendes Stück Geschichte.
Der Ruhestein als Grenze zwischen Baden und Württemberg
Zusammen mit dem Nationalpark Ranger Patrick Stader machten wir uns an Tag 2 auf eine weitere Wanderung, auf die ich mich persönlich besonders gefreut habe. Ziel war das Bannwaldgebiet „Wilder See“ – das älteste Schutzgebiet in Baden-Württemberg. Denn während der Wald des Vortages gerade einmal 16 Jahre Zeit hatte, um sich ohne Eingriffe zu regenerieren, konnte sich der Bannwald bereits seit 1911 ohne menschliche Eingriffe entwickeln.
Lichtdurchfluteter Wald
Die Wanderung startete gemütlich – vorbei an einer Wiese mit Kühen, die uns freudig mit dem Läuten ihrer Glocken begrüßten und dann mit sanftem Anstieg einen recht breiten Waldweg entlang. Doch das blieb nicht lange so. Schon bald bog ein wesentlich kleinerer Pfad vom Weg ab, dem wir dann zusammen mit dem Ranger weiter hinein ins Schutzgebiet folgten. Ein herrlicher Abschnitt. Steil und schmal führte der Weg durch einen Wald, der gekennzeichnet war von Felsen und lichtdurchfluteten Abhängen. Immer weiter hinauf ging es – unterbrochen nur von kleinen informativen Pausen, in denen uns Patrick Stader anschaulich Wissenswertes zur Waldökologie und den hier lebenden Tieren und Pflanzen vermittelte.
Junger Farn
Der Borkenkäfer ist eine Unterfamilie der Rüsselkäfer. Er spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem des Waldes, denn er zersetzt organisches Material. In der Öffentlichkeit wird er jedoch weitestgehend als Schädling wahrgenommen aufgrund der Schäden, die einige Arten nach Massenvermehrungen als Forstschädlinge anrichten können. Genau aus diesem Grund sind die Winzlinge auch von Anfang an einer der Hauptstreitpunkte in Verbindung mit dem Nationalpark gewesen. Denn während Borkenkäfer in Kulturwäldern Schäden anrichten, weil sie die Eigentümer bei Befall von Bäumen zu vorzeitigem Fällen der Bäume zwingen, wird er im Nationalpark aufgrund seiner wichtigen Rolle im Ökosystem anerkannt und respektiert wie jedes andere Lebewesen auch. Er gilt dort auch als „Strukturgestalter“ und wird daher im Nationalpark zwar beobachtet, aber nicht bekämpft.
Um diesen Konflikt zu lösen wurde um den Nationalpark Schwarzwald eine 500 Meter breite Pufferzone eingerichtet, in der der Borkenkäfer engmaschig überwacht wird, um zu verhindern, dass er auf die angrenzenden Wirtschaftswälder übergreift. Und wie der aktuelle Jahresbericht zeigt, scheint das Borkenkäfermanagement auch zu funktionieren.
Die Lieblingsspeise der Käfer ist übrigens die Fichte. In Europa gibt es über 150 Arten, weltweit sogar 4.000 – 5.000 Arten.
Als wir diesen Abschnitt dann hinter uns ließen, traten wir auf eine Lichtung, oder vielmehr einem recht kahl erscheinenden Abschnitt, den man als Grinden bezeichnet. Diese einst für Viehzucht abgeholzten Waldabschnitte sind nun Lebensraum für Gräser, Sträucher und so manch interessanten tierischen Bewohner – unter anderem auch für verschiedene Schlangenarten. Bäume wachsen hier erst langsam wieder nach.
Bannwald
Anschließend führte uns der Weg relativ horizontal in den eigentlichen Kern des Bannwaldes. Hier findet sich viel Totholz, etwas, das in bewirtschafteten Wäldern natürlich nicht zu finden ist. Im Nationalpark Schwarzwald dagegen hat der Wald die Chance, den vollständigen Kreis des Wald-Zyklus zu durchlaufen und nicht nur den profitablen Abschnitt bis zur Abholzung auf dem Höhepunkt der Holzqualität. Spannend, was wir alles erfuhren! Einige sehr lehrreiche Schilderungen unseres Rangers später trafen wir hier dann auch auf das Euting-Grab, von dem ich bereits gelesen hatte.
Blick vom Euting Grab auf den Wilden See
Das Euting Grab ist die letzte Ruhestätte von Prof. Dr. Julius Euting, der von 1839 bis 1913 lebte. Euting war Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek in Straßburg, Arabienreisender und Sprachforscher. Er selbst sprach beispielsweise mehr als 10 Sprachen. Zugleich war er außerdem ein großer Förderer des Schwarzwaldvereins, ein ausgezeichneter Maler und begeisterter Naturliebhaber und Wanderer. Daher auch sein letzter Wunsch, an dieser wunderschönen Stelle seines geliebten Schwarzwaldes hoch über dem Wilden See begraben zu werden. Die Ausnahmegenehmigung erstritt er sich durch viele Eingaben an die damalige Forstverwaltung. Er half anschließend sogar bei der Gestaltung der Anlage und fotografierte sich schon zu Lebzeiten vor dem dort aufgestellten Gedenkstein. Eine Foto davon verschickte er als Postkarte mit dem Vermerk „Prof. Dr. Julius Euting an seiner künftigen letzten Ruhestätte“ an Familie und Freunde.
Euting, der schwarzen arabischen Kaffee über alles liebte, verfügte in seinem Testament, dass jedes Jahr an seinem Geburtstag an dieser seiner Grabstelle mit Blick auf den Wilden See eine Tasse Mokka ausgeschenkt werden sollte. Und seit 2004 kommt die Julius Euting-Gesellschaft jährlich am 11. Juli diesem Wunsch nach, in dem sie den inzwischen traditionellen „Geburtstagsmokka“ anbietet. Dazu gibt es unterhaltsame Geschichten und Anekdoten aus den Reisetagebüchern von Euting, dessen Vermächtnis auf diese Weise auch heute noch geehrt wird.
Direkt danach kamen wir an eine Kreuzung, von der nun ein sehr steiler und felsiger Weg hinab zum Wilden See führte. Dieser gehörte eigentlich nicht zum Programm und der Großteil der Gruppe ging daher auch wie geplant zur Darmstädter Hütte weiter. Der Ranger erklärte sich jedoch bereit, mit denjenigen, die diesen anstrengenden Weg in Kauf nehmen wollten, hinab zum See zu steigen. Da war ich natürlich sofort dabei. Ich erhoffte mir ein paar schöne Aufnahmen des Sees, der von oben betrachtet kaum Wirkung entfalten konnte.
Durch den Wald zum Wilden See
Der nun folgende Abstieg war ein unerwartet spannendes Abenteuer. Große Felsen, Wurzeln, Steine, Bäume und vieles mehr musste überstiegen, hinabgeklettert und überwunden werden. In der Tat nur ein Weg für trittsichere Wanderer. Unsere kleine Gruppe aus 4 Personen kämpfte sich wacker aber zielsicher bis nach unten. Unterwegs konnte ich Tonnen toller Fotos dieser spannenden und wunderschönen Seite des Schwarzwaldes machen.
Steiler Abstieg zum Wilden See
Und der See, der uns nun als Ziel empfing, war schon auf den ersten Blick alle Mühen wert. Was für ein toller, wunderschöner Anblick! Märchenhaft in herrlichen Farben schimmerte das Wasser, welches herrlich die saftig grünen Bäume auf seiner Oberfläche spiegelte. Ein Ort der Ruhe. Ein Ort zum Staunen. Ein Ort zum Genießen. Es war einfach nur herrlich, hier Aufnahmen machen zu dürfen, mit den Spiegelungen zu spielen und Bildkompositionen auszutesten. Einfach nur wunderschön!
Wilder See
Eine grüne Oase
Natur pur
Leider hatten wir nur begrenzt Zeit. Denn um das Tagesprogramm nicht zu sprengen, mussten wir natürlich wieder rechtzeitig zurück zu unserer Gruppe. Wir machten uns also viel zu schnell wieder auf und erklommen den wundervollen wilden Pfad nun in entgegen gesetzter Richtung entlang der so beeindruckenden, wild-romantischen Natur des Schwarzwaldes. Immer wieder musste ich dabei kurz innehalten, um Fotos zu machen. Welch herrliche Grüntöne. Welch tolle Pflanzenvielfalt. Wunderschöne Farne. Bäume in allen möglichen Stadien ihres Zyklus. Besonders beeindruckend unterwegs – eine alte mächtige Tanne genannt „der Großvater“.
Der Großvater
Der Aufstieg insgesamt war durchaus anstrengend, zumal die Sonne am wolkenfreien Himmel auf uns hernieder brannte. Der Schweiß floss und doch war jeder Schritt diese Anstrengungen wert. Ein wunderschöner Weg durch pure, urtümliche Natur. In einer solchen Umgebung fühlte man – fühlte ich mich irgendwie lebendig. Weil der Wald lebendig war. Lebendig und wild. Wunderschön.
Wandern über Stock und Stein
Oben angekommen liefen nun auch wir zur Darmstädter-Hütte, wo wir ein handfestes und sehr gutes Vesper einnahmen. Es blieb zum Glück auch für uns noch genug Zeit zur Erholung während der Rest der Gruppe bereits sehr ausgeruht bei Kaffee und Kuchen angekommen war. Ich bestellte mir die Hüttenknacker mit badischem Kartoffelsalat und war schwer begeistert. Ein toller Ort zum Einkehren mit sehr guten Vesper Gerichten zur Stärkung.
Darmstädter-Hütte
Nachdem auch wir uns gestärkt und verschnauft hatten, ging unsere Wanderung nun auf einem ruhigeren, einfacheren Weg zurück nach Ruhestein. Hier bekamen wir dann aus erster Hand viele spannende Informationen über den Aufbau und die Entwicklung des Nationalparks Schwarzwald geliefert. Sehr spannend. 2018 soll hier beispielsweise ein riesiges, neues Besucherzentrum mit einer besonders spannenden Architektur entstehen. Das gesamte Gebäude wird aus 4 x 7 x 60 Meter langen Röhren in Balkenform bestehen, die kreuz und quer übereinander gestapelte Holzstämme symbolisieren sollen. Man darf gespannt sein, wie das fertige Gebäude in einigen Jahren aussehen wird. Ich werde mir das mit Sicherheit ansehen.
Inzwischen war es fortgeschrittener Nachmittag und wir fuhren einem weiteren Highlight entgegen – nämlich dem Lotharpfad.
Zum Lotharpfad
Am 26. Dezember 1999 zog ein Orkantief, das auf den Namen „Lothar“ getauft wurde und sich über der Biskaya entwickelt hatte in nordöstlicher Richtung über Europa hinweg. Lothar richtete die höchsten Sturmschäden seit über 100 Jahren in Europa an. Im Flachland mit bis zu rund 150 km/h und auf Berggipfeln mit über 250 km/h fegte er auch über Deutschland hinweg. 110 Menschen starben in Folge des Sturmes, davon allein 13 Menschen in Baden-Württemberg. Orkan Lothar richtete einen geschätzten Versicherungsschaden von über 6 Milliarden USD an. In Baden-Württemberg wurden an diesem einen Tag drei Mal mehr Bäume umgeknickt und entwurzelt als sonst in einem ganzen Jahr regulär gefällt werden (rund 30 Millionen Festmeter).
Zur Mahnung, aber auch um zu zeigen, wie regenerativ die Natur sein kann, wurde der Sturmwurferlebnispfad „Lotharpfad“ vom Naturschutzzentrum am Ruhestein zusammen mit dem Staatlichen Forstamt Baiersbronn errichtet.
Der Lotharpfad ist ein Erlebnispfad von rund einem Kilometer Länge, der noch heute gleich auf zwei Arten zeigt, wie mächtig Natur sein kann. Der Sturm, der hier einst so viele Bäume mühelos umknickte und entwurzelte auf der einen Seite und die unglaubliche Regenerationskraft der Natur auf der anderen Seite. Denn während einst hier wohl vor allem die Sturmschäden zu betrachten waren, zeigt sich heute schon ein völlig anderes Bild. Grüne Farne, junge Tannen und lebendige Natur soweit das Auge reicht. Man muss schon genau hinsehen, um die großen entwurzelten Bäume oder das Totholz mitten in diesem jungen, grünen Paradies zu entdecken.
Lotharpfad
Pfad durchs Grün
Der Weg selbst ist sehr schön angelegt und befestigt und bietet den ein oder anderen sehr schönen kleinen Aussichtspunkt an. Arne Kolb, ein weiterer Ranger in Diensten des Nationalparks begleitete uns und überraschte mit einer Fülle von Informationen zu diesem, ihm unterstellten Waldabschnitt, der ebenfalls zum Nationalpark Schwarzwald gehört.
Sturmvermächtnis
Einst Sturmwurffläche – heute grün
Nach diesem kleinen, aber ebenfalls sehr schönen Rundgang ging es zurück ins Nationalpark-Hotel Schliffkopf, wo wir uns dem sehr schönen Wellness Bereich des Hotels widmen konnten. Genau das richtige nach einem Tag, an dem wir inzwischen doch einiges an Kilometern zurückgelegt hatten. Zum Abendbrot fuhren wir dieses Mal ins Berghotel Mummelsee, wo wir in einem ganz besonderen Raum Platz nehmen durften. Wir waren umgeben von Kuckucks-Uhren!
Kuckuck!
Mehr als 20 dieser schönen Uhren in verschiedensten Ausführungen von traditionell bis modern hingen hier an den Wänden und tickten munter vor sich her – von Zeit zu Zeit zudem immer wieder begleitet von fröhlichen Kuckuck-Rufen jeglicher Couleur. Ein toller Raum! Dazu der Blick auf den schönen Mummelsee, an dessen fernem Ende eine Nixe einsam, aber sehr schön beleuchtet die Blicke auf sich zieht.
Berghotel Mummelsee
Mit einem sehr guten Abendessen beschlossen wir so diesen ereignisreichen Tag, der mir unglaublich gut gefallen hatte. Es ist toll, einen so schönen Nationalpark hier im Schwarzwald zu haben. So viele tolle Eindrücke, Natur, die so gänzlich anders ist, als das, was man sonst aus den zumeist kultivierten Wäldern kennt. Das zu entdecken, kann ich jedem nur empfehlen. Vor allem Familien mit Kindern dürften hier unglaublich viel Spaß haben. Denn welches Kind liebt es nicht, über Steine und Bäume zu klettern und Natur so hautnah und wundervoll natürlich erleben zu können?!
Herrliches Grün
Mit diesen Gedanken ging ich an diesem Tag spät ins Bett, bevor es am nächsten Tag gegen halb acht wieder frohgelaunt und voller Tatendrang zum Frühstück ging. Mein Abenteuer im Nationalpark Schwarzwald neigte sich bereits dem Ende – aber eine tolle Wanderung stand glücklicher Weise noch auf dem Programm.
Auf dem Schliffkopf
Es erwartete uns der Schliffkopf-Gipfel, wo es einige wirklich schöne Wanderwege gibt. Die Landschaft hier ist geprägt von beweideten Grinden, einzelne Kieferngruppen, Heide und Gräsern, die zwar meinem Heuschnupfen nicht entgegen kamen, dem Auge und der Linse meiner Kamera aber umso mehr.
Ranger Arne Kolb
Drei Plätze auf der nun folgenden 2stündigen Wanderung empfand ich als besonders schön. Da ist zum einen der eigentliche Gipfel, von dem man eine sehr schöne Rundumsicht hat – wenngleich die Fernsicht mangels fehlender Höhe und hohen Sträuchern ein wenig zu wünschen übrig lässt.
Schliffkopf-Blick
Trotzdem ein sehr schöner Platz. Ein gutes Stück weiter kamen wir an einen riesigen Findling, der unweigerlich an die Hinkelsteine des Obelix erinnerte. Von letzterem war allerdings weit und breit nichts zu sehen. Aber vielleicht auch gut so, denn dieser Fels sollte genau hier auch weiterhin stehen bleiben. Direkt neben dem Stein steht eine Bank unter einem Schatten spendenden Baum. Ein toller Ort zum Verweilen, Genießen und Träumen. Zu gern würde ich von hier einmal einen Sonnenuntergang erleben. Dafür muss ich unbedingt noch einmal an diesen Ort zurückkehren, nahm ich mir vor.
Hinkelstein
Weiter ging es entlang von Wiesen und schließlich auch durch einen schönen Kiefernwald, wo wir zufällig auf eine weitere Nationalpark Rangerin trafen. Silke Seeger lief hier wie viele ihrer Kollegen Patrouille, um beispielsweise unachtsame Wanderer auf Verstöße aufmerksam zu machen oder Störungen des Naturschutzgebietes zu melden.
Rangerin Silke Seeger auf Patrouille
Sie erzählte uns spontan ein wenig von ihren Erfahrungen und ihrer Arbeit bevor wir weiter zogen und an der Aussichtsplattform Steinmäuerle einen weiteren, letzten Stopp einlegten. Hier hatte man nun tatsächlich eine wunderschöne Aussicht auf den Schwarzwald, die sogar bis zur Rheinebene reichte. Ein toller Abschied.
Von Azubis gebaut
Aussicht über den Schwarzwald
Mit diesen letzten schönen Eindrücken ging es zurück zu unserem Hotel, von wo wir uns nun mit unserem Bus von diesem schönen, erlebnisreichen und mehr als interessanten Abenteuer im Nationalpark Schwarzwald verabschiedeten. An der Ruhestein-Schänke legten wir einen letzten Vesper-Stopp ein, bevor es wieder zurück über die Schwarzwaldhochstraße in Richtung Heimat ging.
Weg zum Schliffkopf-Gipfel
Unvergesslich schöne Tage liegen hinter mir. Tage, die mir gezeigt haben, wie schön der Schwarzwald ist, wie mächtig Natur sein kann und wie wichtig es ist, dass wir Menschen die Natur auch einfach mal Natur sein lassen. Ohne Eingriffe, ohne Störungen – damit auch unsere Kinder noch diese Naturgewalt erleben können. Ich habe schon einige Nationalparks beispielsweise in den USA besucht und jeder hatte seinen ganz eigenen Reiz. Und genauso ist es auch mit dem Nationalpark Schwarzwald. Man muss nicht immer in die Ferne reisen. Manchmal – und in diesem Fall ganz sicher – liegen wunderschöne Gebiete auch direkt vor der eigenen Haustür. Ich kann euch den Besuch des Nationalpark Schwarzwald jedenfalls nur empfehlen!
Weitere Impressionen
Naturidylle
Totholz versus Farne
Wanderweg
Heidelbeeren pflückt man nicht im Nationalpark
Deutschlandpilz
Wandern durch den Bannwald
Ein Blümchen versteckt sich
Entlang den Grinden
Gesunder Baum
Entwurzelte Bäume
Hinweis: Dieser Artikel entstand in einer Kooperation mit der Schwarzwald Tourismus GmbH und der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg. Ich bedanke mich vielmals für die Einladung zu dieser Reise. Der Artikel gibt trotzdem ausschließlich meine freie Meinung wieder.
Hast du schon den Nationalpark Schwarzwald besucht? Was gefiel dir besonders oder ist dir in Erinnerung geblieben?
Hallo! Wir waren noch nie an diesem Ort. Aber Ihr Eintrag und die gezeigten Fotos sagen, dass es einen Besuch wert ist. Es wäre wunderbar, dort ein paar Stunden mit einem Spaziergang durch diese wunderschöne Vegetation zu verbringen.
Ja, kann ich nur empfehlen ;-)
Schöner Bericht – wie man es halt kennt von dir, immer mit großartigen Bildern :) Daumen hoch!
Vielen lieben Dank für das Lob!! <3
Wow, toller Bericht. Da hast Du Dir echt viel Mühe gegeben!! Ich drück Dir die Daumen für Deine Weltreisepläne. Ich hatte meine 2012 für eineinhalb Jahre verwirklicht und es haben sich alle Mühen und Herausforderungen gelohnt! Mein bestes Erlebnis in meinem Leben. Natürlich ist das ohne Kinder auch ein Stück weit einfacher:-)
Hallo Natalie,
vielen Dank. Ja, so eine Weltreise muss ein unglaublich tolles Erlebnis sein. Dauert bei uns zwar noch, aber wir freuen uns schon jetzt riesig darauf. Kann man deine Erlebnisse irgendwo nachlesen? Bin an sowas ja immer interessiert :-)
Lg Michael
Lieber Michael,
Danke für die schöne präzise Reportage. Ich war ja mit dabei an diesen drei Tagen, auch wenn ich nicht zum Wilden See hinunter stieg. Toll, dass man bei einem Blog so detailliert schreiben kann. Wenn man selber nur 6000 Anschläge für die Zeitung schreiben darf – und das ist heutzutage bereits viel – wird man geradezu neidisch.
Schöne Grüsse Marlies
Hallo Marlies,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, als Blogger hat man da sicherlich mehr Freiheiten. Das stimmt. Naja, hat halt alles immer zwei Seiten. Vor- und Nachteile gibt’s sicher bei beiden Medien. ;-)
Lg Michael
Gelungener Bericht meiner Heimat.
Da weiß man wieder, was man hat und warum man im Urlaub nicht verreisen muss.
Ja, das stimmt. Schon toll, in einer solch wundervollen und landschaftlich interessanten Gegend zu wohnen!
Lieber Michael,
danke für den schönen Blogbeitrag. Du erzählst eindrucksvoll was wir auf unseren Führungen durch den Schwarzwald Nationalpark alles erlebten. Ich meine in unserem dichtbesiedelten Land sollte es möglich sein, einige Quadratkilometer abzuzwacken und der Natur zurückzugeben. Ein Gebiet wo Natur Natur sein kann, ohne wirtschaftliche Interessen. Nur so können unsere Nachkommen sehen, was Wald und Wildnis wirklich bedeutet. Ein Ranger sagte zu uns: „Je mehr ich über den Wald weiß, desto mehr weiß ich, dass ich eigentlich nichts weiß.“.
Andreas
Kann ich dir absolut nur zustimmen, Andreas. Danke für deine Worte. Das Zitat trifft es wirklich sehr gut, finde ich auch!
Lg Michael