Donald Trump erneut Präsident? Ich hätte es nicht fĂ¼r möglich gehalten, aber es sieht ganz danach aus. Die Masse der republikanischen Wähler will tatsächlich Donald Trump wieder im Amt sehen – einen Mann, der nicht nur mit dem Sturm auf das Kapitol versucht hat, sich gewaltsam an der Macht zu halten, sondern der inzwischen auch wegen mehrerer schwerer Straftaten angeklagt und zum Teil bereits verurteilt wurde. Unter anderem muss er inzwischen mehr als 500 Millionen Dollar Strafe zahlen, was selbst einem Milliardär wie ihm nicht leicht fallen dĂ¼rfte.

Abgeschlossene Verfahren:

  • In einem Zivilprozess in New York wurde er wegen Betrugs zu einer Strafzahlung von rund 450 Millionen Dollar verurteilt.
  • In einem Verleumdungsprozess in New York (Zivilprozess gegen die US-Autorin E. Jean Carroll) wurde er ebenfalls schuldig gesprochen und zu einer Entschädigungszahlung von 83,3 Millionen Dollar verurteilt.

Laufende / bevorstehende Verfahren:

  • Strafverfahren wegen Schweigegeldzahlung im Fall Stormy Daniels.
  • Bundesverfahren wegen VerstoĂŸes gegen das Spionagegesetz im Zusammenhang mit der Aufbewahrung von Regierungsdokumenten in Mar-a-Lago.
  • Bundesverfahren wegen angeblicher Verschwörung und Wahlbeeinflussung im Zusammenhang mit der ErstĂ¼rmung des Kapitols am 6. Januar 2021.
  • Anklage im Bundesstaat Georgia ebenfalls wegen Wahlbeeinflussung sowie Verdacht auf organisiertes Verbrechen und Erpressung.

Von besonderem Interesse dĂ¼rfte in diesem Zusammenhang die Frage sein, ob Trump Ă¼berhaupt noch einmal als Präsident vereidigt werden darf. Denn mit der Anstiftung zum Sturm auf das Kapitol dĂ¼rfte er gegen den 14. Verfassungszusatz verstoĂŸen haben, der besagt, dass niemand ein höheres Amt im Staat bekleiden darf, der zuvor als Amtsträger an einem Aufstand gegen den Staat teilgenommen hat.

Mit dieser Frage wird sich der Oberste Gerichtshof noch beschäftigen mĂ¼ssen. Und trotzdem will ein riesiger Teil der amerikanischen Bevölkerung den Mann, der Diktatoren bewundert, der nachweislich russlandfreundlich agiert (um es vorsichtig auszudrĂ¼cken), wieder an der Macht sehen. Erstaunlicherweise konnten ihm all die Klagen bisher nichts anhaben. Ganz im Gegenteil. Sie haben Trump sogar Auftrieb und Publicity gegeben. In seiner LĂ¼genwelt ist das alles nur eine groĂŸe Hexenjagd der bösen und korrupten Demokraten, um seine Wiederwahl zu verhindern.

Ob er in den kommenden Prozessen verurteilt wird, bleibt abzuwarten. Vieles spricht dafĂ¼r. Aber wie schon seit Jahrzehnten verzögert Trumps Anwaltsteam alle diese Verfahren mit allen Mitteln – wohl in der Hoffnung, sie bis nach den Wahlen hinauszuzögern, um sich dann als Präsident selbst begnadigen zu können. Das ist unfassbar.

Eines der Hauptargumente Trumps ist Ă¼brigens, dass er während seiner Amtszeit Immunität genoss. So ein Quatsch! Damit wird sich demnächst auch der von ihm mit drei Richtern besetzte, sehr konservative Supreme Court beschäftigen. Erfolgsaussichten – zweifelhaft. Aber das alles verschafft ihm Zeit. Und nur darauf kommt es ihm im Moment an.

Und sollte Trump tatsächlich erneut zum republikanischen Kandidaten und schlieĂŸlich zum Präsidenten gewählt werden – und danach sieht es nach den ersten Vorwahlen aus – dann wird Trump die Demokratie in den USA wohl begraben – vielleicht fĂ¼r immer. Schon jetzt hat er die Republikanische Partei fest im Griff. Mit einer weiteren Präsidentschaft könnte dies zu einem WĂ¼rgegriff fĂ¼r das ganze Land werden. Sein Ziel wäre wohl ein Präsidialsystem nach dem Vorbild Russlands oder der TĂ¼rkei.

Gute Nacht, westliche Welt! Putin hätte dann freie Hand fĂ¼r weitere Eroberungen und Kriege. Die NATO könnte auseinanderbrechen, wenn die USA dank Trump austreten wĂ¼rden, wie er es schon vor 4 Jahren versucht hat. China wĂ¼rde sich wahrscheinlich Taiwan einverleiben und der Traum vom Weltfrieden dĂ¼rfte in weite Ferne rĂ¼cken, solange der Imperialist Putin an der Macht bleibt.

Wenn wenigstens die Demokraten in den USA die Weitsicht hätten, einen geeigneten Gegenkandidaten aufzustellen. Aber ein Ă¼ber 80 Jahre alter Biden, der offensichtlich schon nicht mehr auf der notwendigen geistigen Höhe ist, dĂ¼rfte es Trump zusätzlich erleichtern, die notwendigen Stimmen in den wichtigen Swing States zusammenzukratzen.

Schon Trumps erste Präsidentschaft war im Grunde nur möglich, weil die Demokraten sich fĂ¼r die von Anfang an verbrannte Hillary Clinton entschieden hatten. Und schon in diesen vier Jahren hat Trump die Demokratie in den USA schwer erschĂ¼ttert, weil er alle Schwächen und Schlupflöcher gnadenlos ausgenutzt hat. Ich glaube nicht, dass die Demokratie weitere 4 Jahre Trump in den USA Ă¼berleben wird.

Man darf gespannt sein, wie die Wahl zwischen diesen beiden alten weiĂŸen Männern ausgehen wird. Schon jetzt blockiert Trump hinter den Kulissen jegliche Gesetzgebung im republikanisch gefĂ¼hrten Kongress, um zum Beispiel Hilfsgelder fĂ¼r die Ukraine, fĂ¼r Israel / Gaza, aber auch zur Lösung des Einwanderungsproblems in den USA zu blockieren – nur um Biden vor der Wahl keinen Erfolg zu gönnen. Dass er damit offensichtlich gegen die Interessen des Landes handelt – ist ihm völlig egal. Den Republikanern offenbar auch. Trump hat in seinem ganzen Leben nur einen Menschen gekannt, der ihm wichtig war – sich selbst. Nach ihm die Sintflut. Und so könnte es tatsächlich nach einer weiteren Präsidentschaft Trumps aussehen.

Gute Nacht, Welt!

Liebe Amerikaner – vorrangig Wähler der Republikaner – wollt ihr wirklich einen bereits verurteilten Verbrecher und BetrĂ¼ger, der vermutlich in weiteren Verfahren, verurteilt werden wird, erneut zum Präsidenten wählen?

Mir ist das unbegreiflich!