Sollte ich als Reiseblogger Hilfe durch virtuelle Assistenten in Anspruch nehmen, um erfolgreicher zu sein und mich mehr auf wichtige Dinge konzentrieren zu können? Mit dieser Frage setze ich mich heute auseinander.

Die vielen Rollen eines Reisebloggers

Nachdem ich ein paar wirklich schnell heiß laufende Diskussionen mitbekommen habe und mir das Thema schon länger unter den Nägeln brennt, muss ich heute mal ein paar Gedanken zum Thema „Professionalisierung von Reiseblogs“ loswerden.

Ich führe meinen Blog mit viel Herzblut, Fleiß und Liebe nun seit rund 5 Jahren. Ich habe große Ziele. Habe schon schöne Fortschritte gemacht und inzwischen auch eine ansehnliche Zahl von monatlichen Seitenaufrufen. Rund 80.000 sind es im Moment immerhin im Monat.

Das alles passiert nebenberuflich.

Ich bin dabei Texter, Grafiker, Buchhalter, Lektor, Layouter, SEO-Experte, Anwalt, Fotograf, Marketing-Leiter und Social-Media-Experte in einem.

Wäre es da nicht ein logischer Schritt, auf dem Weg zu Professionalisierung, mir – wie andere (viele?) Blogger auch – Hilfe durch Co-Autoren, virtuelle Assistenten oder automatisierte Tools zu holen?

Immerhin könnte ich dadurch viel Zeit sparen und würde meinem Blog vermutlich einen großen Schub geben.

Virtuelle Assistenten

Tools, die 20 Bilder auf Instagram oder 20 Pins auf Pinterest jeden Tag posten gibt es genauso, wie digitale Nomaden oder darauf spezialisierte virtuelle Assistenten, die für mich das Bespielen von Social Media Kanälen übernehmen könnten.

Sie könnten meine Leser Post beantworten. Nach Vorgabe von Stichpunkten Artikel recherchieren oder Schreiben. Verbesserungen oder lästige Arbeiten am Blog übernehmen. Und und und.

Möglichkeiten gibt es viele.

Es gibt inzwischen eine ganze – ich nenn’s mal Industrie dafür. Im asiatischen Raum gibt es unzählige für Dumping Preise arbeitende „Assistenten“. 2-3 Euro die Stunde und schon hast du beispielsweise einen „sehr aktiven Instagram Account“. Verlockend, oder?

Ist das moralisch vertretbar? 

Das muss jeder für sich entscheiden. Für diese Menschen ist es ein Einkommen. Sicherlich ein besseres, als manch in Armut lebende Seele in dem ein oder anderen Entwicklungsland hat.

Ist es moralischer, einen in Deutschland lebenden, gut bezahlten Assistenten zu haben? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Im Grunde läuft das in jeder großen Firmen-Chefetage so. Oder glaubst du, dass die Manager die schicken Powerpoint Präsentationen und Vorträge selbst recherchieren, schreiben oder gestalten? Mitnichten.

Früher war das Kaufen von Followern in Form von Fake-Profilen verpönt. Getan wurde es trotzdem. Dann kamen reale Profile, die gekauft werden konnten. Wieder ein Dilemma. Google, Instagram & Co. haben dem schon seit längerer Zeit den Kampf angesagt. Heute sind es nun echte Menschen, die diese Accounts im Hintergrund führen – in einigen Fällen gar ein professionelles Management oder eine Marketing-Agentur – so man es sich denn leisten kann.

Macht es die Sache besser? Ist es das, worum es bei Social Media geht? Reichweite um jeden Preis, möglichst schnell und egal, was es kostet?

Vielleicht ist es so. Vielleicht ist das „normal“.

Sollte ich das also nicht einfach auch tun?

Nein!

Das käme für mich absolut nicht in Frage. Ein NoGo.

Ich bin ein Reiseblog und mein Blog bin ich

Ich möchte, dass meine Person mit diesem Blog assoziiert wird und ich möchte, dass meine Leser wissen, dass jede Zeile dieses Blogs von mir stammt. Ich möchte meine eigenen Bilder zeigen, meine Emotionen und Erfahrungen transportieren.

Nur so fühle ich mich authentisch.

Ich gehe sogar soweit, dass ich lieber wenig Erfolg auf den Social Media Kanälen habe, aber dafür eben jeden Post selbst verfasse und von Hand vornehme. Tailwind & Co. kommen für mich nicht in Frage.

Ist das dumm?

Vielleicht. Aber ich bin so. Mein Blog bin ich. Wie gesagt.

Ist es unmoralisch, wenn andere das tun?

Ich denke nicht. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Eine Webseite, die sich vom Blog zum Magazin entwickelt, lebt natürlich von mehreren Autoren. Aber für mich ist es dann halt ein Reisemagazin und kein persönlicher Reiseblog mehr.

Verwerflich finde ich es, wenn sich jemand als Reiseblogger ein Image aufbaut und nach außen hin darstellt, wie er durch die Welt düst und alles mit Liebe verbloggt, während er – überspitzt ausgedrückt – in einer Hängematte liegt und seinen Blog in wesentlichen Teilen von anderen führen, gestalten und mit Inhalt füllen lässt.

Vielleicht sogar Leserpost und Social Media Kommentare von Dritten unter seinem Namen auf seinen persönlichen Accounts beantworten und veröffentlichen lässt.

Das kommt für mich nahe an Betrug und hat nichts mehr mit authentischem Bloggen zu tun.

Geht für mich gar nicht. Gibt es solche Blogger? Ja, sie gibt es. Große wie kleine.

Dass ich das aber nicht gut finde, muss noch lange nicht heißen, dass dir das als Leser ähnlich geht. Google wird diese Blogger wahrscheinlich sogar lieben.

Und vielleicht ist das ja wirklich der logische Schritt, wenn du als Blogger erfolgreich werden willst.

Für mich ist er das aber nicht. Es fühlt sich für mich einfach falsch an.

Für mich ist der Einsatz dieser Tools oder die Hilfe durch virtuelle Assistenten der erste Schritt in die „Unpersönlichkeit“. Ein Reiseblog lebt für mich vom Persönlichen, von der Persönlichkeit des Bloggers. Genau das hebt ihn für mich von einem Magazin, einem Verlag oder Ähnlichem ab.

Daher gehe ich lieber den langen Weg. Meine Follower Anzahl auf Twitter und Instagram stagniert seit längerer Zeit. Na und? Auf Pinterest und Facebook geht es dafür langsam, aber stetig voran. Aber selbst wenn nicht. Dann ist das halt so.

Mir ist klar, dass Firmen und Kooperationspartner Blogger und Instagram-Sternchen mit riesiger Reichweite lieben. Leider übersehen sie dabei oft, dass diese Reichweite erkauft, durchs beliebte follow/un-follow Spielchen künstlich hochgetrieben oder schlichtweg durch bezahlte Dritte im Hintergrund erreicht worden ist.

Und vielleicht ist den Firmen das auch egal. Hauptsache Reichweite um jeden Preis.

Und vielleicht ist es der Schlüssel, um erfolgreich zu sein.

Wer weiß.

Was ich weiß, ist, dass ich es so nicht schaffen möchte. Ich tüftle noch immer selbst an meinem Blog und werde auch in Zukunft alles in meiner Hand lassen. Zumindest solange ich mich als persönlicher Reiseblog verstehe.

Vielleicht gehe ich auch eines Tages einen anderen Weg. Wer weiß. Alles ist möglich. Im Moment bleibe ich aber eine One-Man-Show – egal, ob das dumm ist oder nicht.

Arbeite ich deshalb „nicht professionell“?

Ich denke nicht. Ich führe einen strengen Redaktionsplan. Arbeite organisiert, generiere Einnahmen, gebe Geld für Werbung aus, schreibe Rechnungen, arbeite daran, meine Marke und mich selbst zu professionalisieren, veröffentliche mehr als 60 Artikel im Jahr.

Das alles ginge gar nicht, wenn ich nicht zumindest semi-professionell arbeiten würde!

Klar, mit Hilfe ginge es schneller. Blogger-Pärchen haben da große Vorteile. Vollzeit-Bloggen wäre ebenfalls hilfreich. 20.000 Follower auf Instagram – egal wie erworben – würden Türen öffnen.

Unter dem Strich bleibt aber für mich nur, meinen eigenen Weg zu gehen.

Denn dieser fühlt sich für mich einfach richtig an.

Mein Blog bin ich.

Punkt.