Heute gibt es mal einen Beitrag aus einer ganz anderen Ecke, den ich aber quasi als Selbsttherapie benötige, um ein wenig Dampf abzulassen. Alles begann mit dem harmlosen Wunsch meines Sohnes ein neues Fahrrad betreffend. Was wir dann aber beim Online Radkauf bei Eurorad erlebten, passt fast nicht auf eine Kuhhaut. Ein Erfahrungsbericht.

Folgende Geschichte ist tatsächlich exakt so und absolut ungeschönt passiert.

Lucas hat sich zu Weihnachten ein neues Rad gewünscht und sich bei seiner Recherche in ein ganz bestimmtes Modell verliebt – nämlich das Bulls Sharptail Street 3 in Schwarz von 2019. Da es bereits Ende November war und das Rad in hiesigen Fahrradläden nicht zu finden war, entschied ich mich über Bulls.de, der Original Marken-Seite, die von der eurorad Deutschland GmbH betrieben wird, zu bestellen. So geschehen am 27.11.2019.

Die Eingangsbestätigung erhielt ich am 29.11. Bestellt war ein Bulls Sharptail Street 3 / Schwarz / DISC 27.5.

Danach hörte ich erst einmal nichts mehr vom Shop, obwohl das Rad als „sofort verfügbar“ gekennzeichnet war. Als ich langsam nervös wurde wegen Weihnachten – das Rad sollte natürlich unter dem Weihnachtsbaum stehen – mailte ich dem Kundenservice am 08.12. – also knapp 2 Wochen später, um nachzuhaken.

Daraufhin erhielt ich am 11.12. die Ausgangsrechnung mit einem Link zu DHL zur Transportverfolgung und die Aussage, dass das Rad schon unterwegs sei. Nachdem aber die Trackingnummer auch am 13.12. noch immer bei DHL unbekannt war – 2 Wochen vor Heiligabend – hakte ich erneut nach und wurde vertröstet mit der Aussage, das sei normal und läge an DHL.

Gleiches wiederholte sich am 17.12.  – eine Woche vor Weihnachten. Das Rad war angeblich unterwegs, aber hing noch bei DHL, so die erneute Aussage des Kundenservice. Man rief dort an (was ich gut fand) und meinte, DHL würde sich umgehend bei uns melden. Passierte dann auch tatsächlich am nächsten Tag.

Dann war es soweit – gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten erhielten wir endlich das heiß ersehnte Rad am 19.12. geliefert. Die Freude war groß, auch wenn ich das Rad persönlich auf Socken im Regen von der Ladekante hieven musste, weil der Spediteur sich nicht dafür verantwortlich fühlte. Egal. Hauptsache endlich da!

Als ich das Rad am nächsten Tag auspackte, stellt ich fest, dass keinerlei Papiere mitgeliefert wurden – und schlimmer noch, die falsche Radgröße, nämlich 29 Zoll geliefert worden ist. Immerhin stimmte die Rahmennummer mit der Rechnung überein – auch wenn ich mich frage, warum der Rahmen auf der Rechnung als 27.5 Zoll Pendant ausgewiesen wird, wenn er offensichtlich zu der 29 Zoll Variante gehört? So oder so – ärgerlich!

Auf erneuten Kontakt bot man mir sofort an, das Rad umzutauschen (soweit so gut), was aber 2 Werktage vor Weihnachten für mich natürlich nicht in Frage kam. Sollte ja schließlich ein Weihnachtsgeschenk sein. Ich akzeptierte also die falsche Reifengröße und bat nur höflich um Zusendung der Aufbauanleitung, die ebenfalls vergessen worden ist. Außerdem erkundigte ich mich im Zuge dessen auch nach einem möglichen Preisnachlass aufgrund der Fehler, die auf der Seite von Eurorad passiert sind. Zumindest die Erstattung der Lieferkosten oder ein leichter Preisnachlass in Höhe von 5-10% hätte ich als durchaus angemessen empfunden. Ist ja nicht so, dass mir laut Gewährleistungsrecht des BGB nach Annahme einer Falschlieferung Gewährleistungsrechte wie Minderung, Wandlung oder Schadenersatz zustünden.

Allerdings warf man mir sogleich unwirsch vor, es von Anfang an wohl nur auf einen Preisnachlass abgesehen zu haben – was ich als echte Frechheit empfinde. Ist klar – ich kann ja auch was dafür, wenn Eurorad unpünktlich, unvollständig und falsch liefert.

Ich wandte mich daher direkt an den Zwischenhändler des Rades, der mir noch am gleichen Tag – wir schreiben inzwischen den 23. 12. – sehr höflich antwortete und mir auch die Aufbauanleitung per E-Mail zusandte. Das war klasse. Dieser entschuldigte sich btw. auch bei mir für das Verhalten des Eurorad Kundenservice, was mich wieder deutlich versöhnlicher stimmte.

Ende gut, alles gut – hofften wir.

Das Fahrrad kam Heiligabend super bei Lucas an. Die Freude war groß, die zu groß gelieferten Reifen gefielen, so dass wir entschieden, das Rad trotzdem zu behalten. Der vorherige Ärger war vergessen.

Aber wie das manchmal so ist im Leben, wenn es anfängt, schief zu gehen, dann richtig. Das Rad wurde Lucas im neuen Jahr am dritten Schultag auf dem Schulhof während des Unterrichts geklaut. Der Frust war groß. Es folgten Anzeigen bei der Polizei und der Versicherung, die hoffentlich für den Schaden aufkommen wird. Lucas war zwar deprimiert, aber so Sachen passieren halt. Ist ja nur ein Rad und kann ersetzt werden, dachte ich.

Also bestellte ich bei Eurorad das exakt gleiche Rad ein zweites Mal – dieses Mal mit 29 Zollrädern, weil Lucas die Größe ja nun inzwischen favorisierte. Gleichzeitig schrieb ich den Zwischenhändler an mit der Bitte, auf die richtige Radgröße von 29 Zoll zu achten – nicht dass die Verwechslung jetzt in der anderen Richtung erfolgt, weil jemand denkt, wir wollen das ursprünglich falsch gelieferte Rad doch noch umtauschen.

Leider bekam ich daraufhin am nächsten Tag eine (erneut sehr freundliche) Mail vom Händler, dass genau diese Radgröße nun nicht mehr auf Lager ist, weil bei Eurorad die fehlerhafte Lieferung zuvor noch nicht korrigiert wurde – sprich, das vorherige 29er Rad war das letzte in dieser Ausführung beim Händler gewesen.

Nun ja, passt ja irgendwie zur Geschichte. Von vorn bis hinten irgendwie alles verhext. Aber ist ja kein Problem, dachte ich, immerhin werden auf der Bulls Seite noch 6 andere Händler ausgewiesen, bei denen das Rad vorrätig ist.

Dann klingelt plötzlich mein Telefon. Und nun passierte etwas, dass mir im ganzen Leben noch nicht passiert ist. Am anderen Ende war ein Vertreter von Eurorad, der mir höflich aber bestimmt im Namen der Geschäftsleitung mitteilte, dass meine Bestellung storniert wird, „weil die Geschäftsleitung nach der Vorgeschichte entschieden hat, mit mir keine Geschäftsbeziehung auf Basis eines Online-Handels mehr einzugehen“. Ich könnte gern in ein beliebiges Geschäft fahren (das nächst gelegene mit dem Rad im Angebot befindet sich übrigens in Karlsruhe – also 200 km entfernt), mich dort beraten lassen und es vor Ort kaufen. Aber online schicke man mir kein Rad mehr zu. Meine Bestellung würde storniert werden, das Geld erhielte ich umgehend zurück (Notiz am Rande: das Geld hatte ich erst am 16.01. wieder auf dem Konto – 6 Tage nach dem Anruf).

Ehrlich gesagt, ich glaube, ich war in meinem Leben noch nie so sprach-, fassungslos und wütend zugleich!

Geht man so mit Kunden um? Seitens Eurorad anscheinend schon. Und das, obwohl keinerlei Fehler auf meiner Seite stattgefunden hat.

Ich fasse also mal zusammen: Mir wurde ein Rad erst 24 Tage nach Bestellung (laut Webseite vorrätig und sofort lieferbar) und mehrmaligem Nachhaken geliefert – übrigens bezahlt an Tag 1 der Bestellung. Das Rad kam dann mit fehlenden Papieren und in der falschen Radgröße an. Ich habe es trotzdem akzeptiert. Das Rad wurde gestohlen. Ich bestellte das Rad erneut. Und daraufhin wird mir die Geschäftsbeziehung gekündigt aufgrund – Zitat – „der Vorgeschichte“. Mein Sohn „könne sich ja auch ein anderes Rad kaufen“.

Vielen Dank, Eurorad für nichts außer vielen Nerven und Enttäuschungen, die mich das gekostet hat! Verzeihung, dass ich als Kunde tatsächlich erwartet habe, pünktlich, vollständig und korrekt beliefert zu werden (keiner der 3 Punkte wurde von Eurorad erfüllt).

Fehler können immer passieren. Aber heutzutage erwarte ich von einem Unternehmen zumindest, dass diese – vor allem wenn die Fehler beim Unternehmen selbst liegen – freundlich und zuverlässig korrigiert werden und man nicht als Kunde obendrauf auch noch beleidigt wird. Und ja, den letzten Anruf mit der Aufkündigung der Geschäftsbeziehung empfand ich als sehr beleidigend.

Ende vom Lied – ich hab das zweite Rad bei der Konkurrenz bestellt. Es wurde bereits 5 Werktage (!) später korrekt geliefert – mit allen Papieren, Anleitungen, Checklisten der Werkstatt und zu meiner vollsten Zufriedenheit auch sehr gut verpackt. Danke, radonline.de! Genau so stelle ich mir den Online-Kauf eines Fahrrades vor! Das lief von vorn bis hinten perfekt ab wie man es erwartet.

bulls-sharptail-street-3

Mein Fazit: Augen auf beim Fahrradkauf. Nicht immer ist die größte und professionellst erscheinende Webseite, die beste. Ich für meinen Teil staune, dass sich Unternehmen heutzutage noch einen dermaßen schlechten Kundenservice leisten können.

Mir ist völlig klar, dass es vor Weihnachten stressig im Handel zugeht. Aber genauso klar dürfte sein, dass ich als Kunde auch das erhalten möchte, wofür ich bezahlt habe. Ein Vertrag hat nun einmal immer Verpflichtungen für beide Seiten – und meine (die Bezahlung) hatte ich bereits am 27.11. gegenüber Eurorad erfüllt. Ich war ja letztendlich nach Erhalt des ersten Rades sogar noch zufrieden genug, dass ich das Rad noch ein zweites Mal bei Eurorad bestellt habe – aber was dann passiert ist, geht gar nicht. Das war schlichtweg beleidigend und für mich ein Zeichen dafür, dass Kundenservice bei Eurorad ein Fremdwort ist.

Daher spreche ich zum ersten Mal auf meinen Blog eine Anti-Empfehlung aus. Den Online-Radkauf über Eurorad auf der Bulls.de Webseite kann ich ausdrücklich nicht empfehlen! Hier scheint der Kunde der Feind zu sein!

Ich habe fertig. Das musste jetzt einfach mal raus!