Ein schneeloser Februar ist im Allgemeinen nicht meine bevorzugte Wahl, um schöne Fotos in meiner Umgebung aufzunehmen. Aber da ich mir vorgenommen habe, regelmäßig und unabhängig von Wetter, Jahreszeit & Co auf Motivsuche zu gehen, haben mich auch kahle Bäume und winterliche Tristesse nicht abgehalten, mir meine 7D Mark II zu schnappen und loszuziehen. Die 15 Bilder, die mir am besten gefielen habe ich anschließend wieder ausgewählt, um sie dir in dieser Fotobesprechung vorzustellen.
Verwendete Ausrüstung
Rundgang von Freiburg St. Georgen auf die Haid
Eines meiner Lieblingsmotive in meinem Stadtteil St. Georgen ist „die Stube“ mit ihrem Fachwerk. Zusammen mit dem blauen Himmel bildet die weiße Fassade einen schönen Kontrast. Um das Bild noch ein wenig aufzupeppen, habe ich außerdem die Zweige eines nahen Baumes mit ins Bild genommen. Der Schatten auf der Fassade des Hauses bietet zusätzlich noch ein wenig Spannung.
Als ich als nächstes am Spielplatz vorbei kam, fiel mir sofort die Reifenschaukel ins Auge. Sie hing einsam und verlassen dar, war noch Nass vom morgendlichen Reif und hatte eine schöne rote Farbe, die aus dem Bild vor meinem geistigen Auge sofort eine Monochrome Red Komposition erzeugte. Entsprechend habe ich das Bild in der Nachbearbeitung auch umgesetzt. Bei der Aufnahme selbst war mir eine große Blende wichtig, um dem Hintergrund die notwendige Unschärfe zu geben, um nicht zu sehr vom Hauptmotiv abzulenken.
Ein paar Straßen weiter entdeckte ich aus dem Augenwinkel heraus den Schatten eines kleinen Bäumchens auf einer Hauswand. Das Motiv zog mich sofort in seinen Bann. Ich wählte einen entsprechend engen Ausschnitt und positionierte den Stamm des Baumes und seine Abbildung auf der Hauswand jeweils in etwa auf den vertikalen Drittel-Linien meines Bildes. Da das Schattenbild aber mehr Volumen aufweist, wich ich von der exakten Platzierung auf den Linien ab und rückte die Motive noch ein wenig nach rechts, um eine ausgewogene Balance im Bild zu erhalten.
Kahle Bäume, graue Tristess  – kein einfaches Umfeld, wenn man wie ich Farben und Kontraste sehr mag. Um so froher war ich über ein paar bunte Farbtupfer, die ich an einer Hecke am Wegesrand entdeckte. Mit großer Blende nahm ich eines des Blätter in den Fokus und positionierte es bei kleinem Bildausschnitt etwas dezentral im Bild. Vor allem die roten Farbtupfer auf dem gelblich-grünen Blättern gefielen mir sehr.
Unter einem Hochspannungsmast angekommen, begann ich mit dessen Linien zu experimentieren. Ich neigte und drehte meine Kamera solange, bis ich das Kreuz, das der Strommast bildete so ins Bild gelegt bekam, dass die Linien als Diagonalen alle 4 Ecken anliefen. Um die Betonung auf genau diesen Umstand zu legen und die Linien zu betonen, haben ich das Bild anschließend noch in SW konvertiert.
Wenige Meter weiter entdeckte ich einen leuchtend roten Kran, der zusammen mit dem wunderbar blauen Himmel einen tollen Kontrast bildete. Da die Umgebung wenig attraktiv wirkte, lief ich bis fast unterhalb des Krans und fotografierte steil nach oben. Den Ausleger ließ ich durch die Ecke des Bildes laufen. Ein Ausschnitt des Hauses, das auf dieser Baustelle gerade hochgezogen wird, platzierte ich in der gegenüberliegenden Ecke.
An einem Autohaus im nahen Industriegebiet entdeckte ich diesen Jaguar, der gerade zum Sprung vom Dach ansetzt. Er faszinierte mich sofort. Ich schaute ihn mir aus verschiedenen Winkeln an und entschied mich schließlich für eine Position, in der ich sowohl das Dach als auch ein dahinter liegendes Gebäude mit aufs Bild bekam. So wirkt das Bild für mich tatsächlich wie der Sprung einer Raubkatze im Großstadtdschungel. Schade, dass ich nicht noch etwas mehr Sonne aufs Hauptmotiv bekommen habe.
Vom Industriegebiet wechselte ich in ein kleines Wäldchen, dessen Wege ich schon oft gelaufen bin. Im Frühjahr und Herbst läuft es sich aufgrund der jahreszeitlichen Farben natürlich besonders gut durch eine solche Landschaft. Aber auch im Winter mit ein paar interessanten Schatten auf dem Weg und ein wenig Licht am Ende des Tunnels lassen sich dort interessante Bilder aufnehmen. In der Nachbearbeitung habe ich mittels Textur dem Bild noch ein paar mehr Details gegeben, um es interessanter wirken zu lassen. Das Hochformat und das Nutzen der oberen Drittel-Linie als Trenner zwischen Wald und Weg halfen mir, diesem Bild ein wenig mehr Spannung zu verleihen.
Grüne Blätter sind im Februar ja echt Mangelware. Daher war ich sehr froh, ein paar leuchtend grüne Efeu Blätter im warmen Licht und schönem Kontrast eines durch die Sonne angestrahlten Baumstammes zu finden. Bei entsprechend geöffneter Blende legte ich den Fokuspunkt auf eines der Blätter und achtete darauf, dass die Struktur des Stammes im Hintergrund zwar mit Unschärfe, aber doch noch deutlich erkennbar abgebildet wird. Das trockenene Gezweig am rechten Bildrand gibt dem Bild ein weiteres Element, um es interessanter wirken zu lassen. Wenn du genau hinschaust, entdeckst du außerdem ziemlich genau auf der linken, vertikalen Drittel-Linie eine der Wurzeln, mit denen sich der Efeu am Stamm des Baumes festhält.
Ich gehe wahnsinnig gern im Wald spazieren und schaue dabei auch oft nach oben. So entstand auch die folgende Aufnahme. Mir gefiel der Kontrast zwischen dem blauen Himmel, den dunklen Stämmen und den vom Sonnenlicht erhellten Baumkronen. Ich habe versucht, dabei möglichst viele Stämme als Diagonalen in die Ecken des Bildausschnitts zu legen.
Nach Verlassen des Waldes lief ich wieder durch das Industriegebiet Haid. Bei einem der Gebäude waren alle Fenster durch Sonnenrollos geschützt. Nur eines der Rollos war einen Spalt breit geöffnet. Mir gefielen die Linien und das klare Muster. Den Übergang zwischen Fensterfront und Eingangsbereich mit Tür habe ich auf die untere Drittel-Linie gelegt.
Direkt gegenüber entdeckte ich dieses Bürogebäude. Es leuchtete in schönen, kräftigen Farben und bildete zusammen mit dem strahlend blauen Himmel eine tolle Farbkombination. Leicht schräg von unten fotografiert und darauf achtend, nichts von den benachbarten Gebäuden mit aufs Bild zu bekommen, entstand diese Aufnahme. Sie ist typisch für mich. Ich mag Farben und Kontraste total.
Einen weiteren schönen Kontrast und interessante Linien entdeckte ich in der Verkleidung eines Treppenhauses. Weiße Hauswand, blauer Himmel, strahlendes Gelb – das musste doch irgendwie auch ein spannendes Bild ergeben. Ich experimentierte eine Zeit lang mit verschiedenen Ausschnitten und Perspektiven. Schließlich entschied ich mich für das Hochformat und bewusst in Kauf genommene, stürzende Linien, die ich zudem in den unteren Ecken verlaufen ließ. Noch besser wäre das Bild wahrscheinlich durch den Einsatz eines Polfilters geworden, um zu verhindern, dass man das Innere des Treppenhauses sehen kann.
Wieder zurück in St. Georgen lief ich am Gasthaus Rössle vorbei, das als Markenzeichen ein Pferd in Lebensgröße an die Hauswand montiert hat. Sehr cool. Ich fotografierte es von beiden Seiten und dreht das Bild auch mal um 90° für eine interessante Wirkung. Letztendlich gefällt mir aber diese Variante in SW am besten, weil der Schatten an der Hauswand gut zur Geltung kommt und das Weiß des Pferdes einen schönen Kontrast zum dahinter liegenden dunklen Haus bildet.
Die letzte Aufnahme machte ich von der Kirche St. Georg in meinem Stadtteil. Um mal eine andere Perspektive auszuprobieren, nahm ich die Reiterstatue des Brunnens vor der Kirche mit aufs Bild und fotografiert erneut schräg von unten hinaus. Was mir im Nachhinein aber nicht gefällt, ist der etwas zu große Abstand zwischen Kirche und Reiterstatue. Den hätte ich kleiner gestalten sollen.
Fazit
Auch dieser fotografische Spaziergang in Freiburg hat mir wieder sehr gut gefallen. Februar ohne Schnee ist nicht unbedingt mein favorisierter Monat fürs Fotografieren. Aber dank des blauen Himmels habe ich trotzdem ein paar schöne Kontraste gefunden. Ich fand es vor allem auf den ersten Metern ziemlich herausfordernd, „schöne Motive“ zu finden. Einfach so. Ohne spektakuläre Natur. Ohne besondere Wetter- oder Lichtverhältnisse. Ohne besondere Sehenswürdigkeiten o. Ä. Aber je mehr ich suchte, desto mehr Spaß machte es. Ich habe mehr über Linien und Bildkomposition nachgedacht als sonst, habe bewusster fotografiert und mir schon vor der Aufnahme Gedanken zur möglichen Wirkung oder zur Nachbearbeitung gemacht. Und genau das war und ist ja auch eines meiner Ziele bei diesen Fotowalks.
Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Fotowalk!
Lieber Michael, bei Deinem Fotowalk durch Sankt Georgen habe ich sehr viel gelernt. Vielen Dank dafür! Ich hätte zu dieser Jahreszeit wohl kaum ein Motiv gefunden.
St. Georgen habe ich in sehr guter Erinnerung, da ich vor gut einem Jahr vier Wochen in der Fewo Am Schönberg verbracht habe. Damals in der Weihnachtszeit habe ich die dörflichen kleinen Veranstaltungen wie beim Weingut Faber oder das Singen am Dorfbaum sowie den Weihnachtsmarkt im Weinkeller im Nachbarort sehr genossen.
Sankt Georgen ist für mich ein Wohlfühlort mit guter Anbindung nach Freiburg. Und die Gastgeber Manfred und Marlies waren soooo herzlich. Dort war ich nicht das letzte Mal!
LG Ulla
„Wohlfühlort“ trifft es ziemlich gut. Ich liebe es ebenfalls, hier im Stadtteil St. Georgen zu leben!
Lg Michael
Servus Michael!
Da hast du wirklich sehr viel aus dem „kahlen Monat“ herausgeholt – klasse!
Was mich aber etwas gewundert hat: warum alle Bilder mit ISO 200? Hat das einen bestimmten Grund oder ist das einfach so „passiert“?
Have fun
Horst
Das liegt daran, dass ich die Tonwertpriorität aktiviert habe. Dadurch steigt der niedrigste ISO Wert während aber gleichzeitig das Risiko für Unter- oder Überbelichtung sinkt. In meinem Artikel zur 7D Mark II bin ich darauf eingegangen. Ich mag das. Bis ISO 400 ist eh so gut wie kein Rauschen erkennbar. Manch Fotograf arbeitet daher sogar per Default mit ISO 400. ;-)
Man lernt nie aus :)
Bin bisher immer auf ISO 100 unterwegs gewesen. Das hat sich bei mir wohl aus der Zeit mit meiner kompakten so eingebrannt, weil da ab ISO 400 schon sehr merkbares Rauschen zu sehen war.
Stimmt, bei einer Kompakten ist das sicher etwas anderes, auch wenn es hier schon sehr gute gibt. Bei modernen Spiegelreflexkameras sollte alles bis ISO 400 eigentlich komplett unerheblich sein. Die ISO Automatik an meiner 7D Mark II hab ich sogar bis 800 freigegeben. Erst danach fange ich an, mir wirklich darum Gedanken zu machen.
Und wie gesagt, zwischen ISO 100 und ISO 200 sollte man bei einer DSLR eigentlich keinen Unterschied sehen.