Ich habe mir das Sigma 10-20 3.5 für einen Test organisiert, um herauszufinden, ob dieses besser ist, als mein aktuelles Weitwinkelobjektiv, das Canon 10-18 IS STM oder nicht. Die Ergebnisse meines Tests erfährst du in diesem Artikel.
Ich bin ja schon länger auf der Suche, nach einem wirklich guten Weitwinkelobjektiv an meiner Kamera mit APS-C Sensor. Zwar bin ich mit meinem Canon 10-18 recht zufrieden, sehe da aber noch Potential nach oben. Ich würde da sogar ein wenig tiefer für in die Tasche greifen – allerdings muss mich dann auch die Bildqualität überzeugen. Sehr viel Hoffnung habe ich daher in das Sigma 10-20 mm F3.5 EX DC HSM gesetzt.
Übersicht
Lieferumfang des Sigma 10-20 3.5
Schon beim Auspacken bin ich sehr angetan. Im Gegensatz zu Canon spendiert Sigma einem Objektiv in dieser Preisklasse nicht nur Front- und Rückdeckel, sondern auch einen passenden Köcher und eine Gegenlichtblende. Das ist vorbildlich!
- Sigma 10-20mm F3,5 EX DC HSM
- Frontdeckel
- Rückdeckel
- Köcher
- Gegenlichtblende LH873-01 (tulpenförmig)
- Anleitung
Technische Details des Sigma 10-20 3.5
Produktbezeichnung | Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM |
Brennweite | 10-20 mm (entspricht ca. 16 - 32 mm KB) |
Lichtstärke | durchgängig 3.5 |
Objektiveigenschaften | EX - Konstante Lichtstärke DC - Für Kameras mit APS Sensor ASP - Asphärischen Linsenelemente HSM - Ultraschallmotor |
Bildwinkel diagonal | 109° 70' – 70° 70' |
Optischer Aufbau | 13 Linsen in 10 Gruppen |
Naheinstellgrenze | 24 cm |
Größter Abbildungsmaßstab | 1:6,6 |
Filterdurchmesser | 82 mm |
Gewicht | ca. 520 g |
Zubehör | Köcher, Frontdeckel, Rückdeckel, Gegenlichtblende inklusive |
Preis aktuell | ca. 370 Euro (UVP des Herstellers: 899 Euro) |
Abmessungen | ca. 87 x 88 mm |
Stativschelle | Nein |
Bildstabilisator (Stufen) | Nein |
AF-Motor | HSM |
Praxistest
Wie immer fackele ich nicht lange und schraube das Sigma 10-20 3.5 an meine 7D Mark II und ziehe los, um die ersten Bilder aufzunehmen. Die Bilder entstehen in meinem Stadtteil St. Georgen am späten Nachmittag Ende November. Die Sonne steht bereits tief und ich hoffe, dass sich die Lichtstärke des Objektivs positiv auswirken wird.
Der erste Eindruck
Das sich sehr wertig anfühlende Objektiv lässt sich etwas schwerfällig an meine EOS 7D Mark II anschrauben, fühlt sich danach aber alsbald gut an. Es hat ein für mich angenehmes Gewicht. Ich fokussiere die ersten Motive an. Der Autofokus ist nicht der schnellste, arbeitet aber zielsicher.
Den Zoom zu bedienen, fällt mir jedoch nicht ganz einfach. Er befindet sich sehr nah an der Kamera an für mich ungewohnter Stelle. Ich greife mehrmals versehentlich an den Fokusring, der bei deaktiviertem Autofokus der Scharfstellung dient. Aber das ist letztlich nur Gewohnheit.
Die Bilder, die ich aufnehme, erscheinen auf den ersten schnellen Blick am Display der Kamera okay zu sein, aber schon beim Vergrößern ahne ich, dass die Bilder weit weniger scharf werden, als erhofft.
Daheim am Monitor bestätigt sich der Eindruck. Ich bin insgesamt wenig begeistert von der Qualität der Bilder meiner Freihand-Aufnahmen. Aber gut, in erster Linie würde mir das Objektiv ja auch nicht als Ersatz meines Canon 10-18 dienen, sondern ich hoffe vielmehr, damit auf dem Stativ bessere Bilder aufnehmen zu können.
Ich schnappe mir also mein Stativ und mache einige Vergleichsaufnahmen – sowohl mit dem Sigma 10-20 3.5 als auch mit meinem Canon 10-18 IS STM. Das Licht lässt bereits zu wünschen übrig, aber gerade bei diesen Lichtverhältnissen sollte das Sigma ja besonders punkten. Und das tut es auch – denn die sehr gute Lichtstärke macht sich deutlich bemerkbar.
Ich nehme mehrere Bilder mit exakt gleichen Einstellungen auf und betrachte die Bilder aufmerksam am Monitor. Zu meiner Überraschung unterscheiden sich die Bilder hinsichtlich der Schärfe aber kaum. Das Sigma liegt zwar in vielen Bereichen leicht vorn – aber eben nur leicht. Ich hatte mir da viel deutlichere Unterschiede erwartet. In einigen Bereichen liegt gefühlt sogar das Canon vorn.
Im Umkehrschluss heißt das jedoch für mich, dass es sich für mich nicht lohnt, mir das Sigma 10-20 3.5 zuzulegen. Letzteres macht zwar keine schlechten Bilder, gewinnt aber definitiv auch nicht gegen mein Canon, wenn ich mal die Lichtstärke außer Acht lasse. Schade! Ich würde für ein Weitwinkelobjektiv, das mir knackig scharfe Bilder bietet und mein Canon deutlich auf dem Stativ schlägt, durchaus Geld ausgeben.
Lichtstärke & Offenblende
Die Lichtstärke dieses Objektivs beträgt durchgängig bei allen Brennweiten 3.5, was somit auch der Offenblende entspricht. Das ist ein richtig guter Wert, weshalb auch ich dieses Objektiv ursprünglich ins Auge gefasst hatte. Das allein reicht aber leider nicht, um es zu einem hervorragenden Objektiv zu machen.
Bildqualität des Sigma 10-20 3.5
Die Bildqualität des Objektives ist gut, aber nicht überragend. Bei Freihand Aufnahmen macht sich der fehlende Bildstabilisator natürlich bemerkbar. Auf dem Stativ liefert es solide Leistung ab, die mich jedoch nicht vollständig überzeugt. Auch beim manuellen Fokussieren mit Brennweiten, die viel Tiefenschärfe sicherstellen sollen, verschwinden schon mal ein paar Details in den Ecken. Die Auflösung im Bildzentrum dagegen ist sehr gut. Sie entspricht der meines Canon Objektivs.
Nachfolgend einfach mal ein paar Ausschnitte aus unbearbeiteten RAW Bildern, die bei annähernd gleichen Einstellungen das Sigma 10-20 3.5 und das Canon 10-18 IS STM vergleichen.
Bei den Bäumen in der Ferne zeigt sich in meinen Augen bei Blende 16 das Canon geringfügig schärfer. Bei Blende 11 liegen – abgesehen von der Lichtstärke – beide Objektive annähernd gleich auf, wobei ich leichte Vorteile beim Sigma sehe.
Autofokus
Der Autofokus arbeitet zuverlässig und zielsicher, ist aber nicht der schnellste. Jedoch habe ich den leisen Verdacht, dass das mir vorliegende Objektiv einen ganz leichten Fehlfokus hat. Dafür spricht auch eine Ahnung, die ich schon beim Auspacken des Objektivs hatte. Obwohl als Neu auf Amazon erworben, hatte ich das Gefühl, dass dieses Objektiv schon durch einige Hände gegangen ist. Schutzhüllen und Folien waren vorhanden, aber nur locker um Objektiv & Co geschlagen.
Handling, Gewicht & Verarbeitung
Schon beim Auspacken und erstem Halten war ich sehr angetan von Größe, Gewicht und der Haptik des Objektivs. Zwar fällt das Gewicht mit 520 g schon recht ordentlich aus, liegt dabei aber noch in einem für mich angenehmen Bereich. Die Verarbeitung ist top. Das raue Finish fühlt sich griffig an und sieht gut aus. Das Objektiv wirkt sehr hochwertig auf mich. Es ist sehr gut verarbeitet und äußerst robust, wie mir scheint. Das Drehen des Zooms geht sehr angenehm von statten – nicht zu leicht und nicht zu schwer.
Vorteile des Sigma 10-20 3.5
- Griffige Oberfläche, hochwertig verarbeitet.
- Liegt gut in der Hand.
- Metallbajonett.
- Satte Farben, gute Kontraste.
- Aufbewahrungsköcher & Gegenlichtblende im Lieferumfang.
- Kompakte Objektivlänge, die sich auch beim Zoomen nur wenig ändert.
- Prima Lichtstärke.
- Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Nachteile des Sigma 10-20 3.5
- Durchschnittliche Abbildungsleistung.
- 82 mm Filtergewinde, das notwendige Filter teurer macht.
- Leichte Vignettierung.
- Keine Bildstabilisierung.
Mein Fazit zum Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM
Alles in allem bin ich etwas enttäuscht, denn ich bin mit großen Erwartungen an diesen Test heran gegangen. Mein Sigma 17-70 mm ist in Sachen Schärfe einfach nur genial. Das hier getestete Sigma 10-20 3.5 ist leider eher gehobenes Mittelmaß. Da kann auch die sehr gute, konstante Lichtstärke nicht drüber hinweg helfen. Aufgrund fehlendem Bildstabilisator hatte ich es ohnehin nur für Landschaftsaufnahmen auf dem Stativ im Fokus – aber selbst hier kann es mich nicht vollständig überzeugen. Ich kann nur einen geringen Vorteil in Bildqualität oder Schärfe gegenüber meinem Canon 10-18 IS STM erkennen. Nur die Lichtstärke spricht im direkten Vergleich natürlich klar für das Sigma.
So fällt mein Urteil gemischt aus. Einerseits ist das Sigma ein richtig gutes Objektiv, dessen Preis von aktuell ca. 370 Euro absolut okay ist, andererseits erfüllt es aber nicht meine (hohen) Erwartungen, die ich aufgrund des Lesens vieler Reviews und meiner Erfahrungen mit dem Sigma 17-70 nun einmal hatte.
Die Verarbeitung ist natürlich klasse, auch Ausstattung und Lieferumfang lobenswert. Letztendlich zählt für mich aber vor allem die Qualität der Bilder, die ich mit einem Objektiv produzieren kann. Und das gelingt mir mit meinem Canon 10-18 IS STM – aus der Hand fotografiert – einfach besser. Die Vorteile bei Stativ-Aufnahmen sind mir nicht signifikant genug, um das Sigma uneingeschränkt zu empfehlen.
Versteh mich nicht falsch, das Objektiv ist alles andere als schlecht. Es ist wirklich gut, aber eben nicht so gut, wie von mir erhofft. Ich schwanke bei der Bewertung, entscheide mich aber schließlich für 4 Sterne.
Das Sigma 10-20 mm F3.5 EX DC HSM auf Amazon*
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Hallo, da es mir ähnlich ging mit der „Qual der Wahl“ bei der Suche nach einem sehr guten SWW Objektiv, kann ich dir nach langem hin und her eine der gute Alternative vorschlagen. Schaue dir das Tokina 11-20 f2.8 an. Ich war bei der Preisklasse, mehr als positiv überrascht!
Gruss Nico
Hallo Nico,
Ja, das Tokina hab ich mir auch schon angesehen. Schönes Objektiv. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mir persönlich fehlt da aber der Bildstabilisator. ;-)
Lg Michael
Guter Bericht, aber es ist wichtig zu betonen, dass der Eindruck ganz persönlich ist. Besonders bezüglich dem Bildstabi würde ich sagen, dass man bei der Brennweite keinen braucht. Ich habe das Objektiv im Besitz (allerdings an einer Nikon) und es ist mein Immerdrauf für Städtereisen. Da ist die durchgehende Blende ein großer Vorteil. Die Bildqualität ist meiner Meinung nach für ein UWW schon auf hohem Niveau und wenn man abblendet, kriegt man sehr gute Ergebnisse bei Landschaften vom Stativ. Das ist meiner Standpunkt, der offensichtlich unterschiedlich ist :)
Klar, geb ich dir völlig Recht. Drum habe ich ja versucht zu betonen, dass bei mir auch die Freihand-Aufnahmen immer eine wichtige Rolle spielen. Und zumindest ohne Stativ empfinde ich mein Canon mit Bildstabilisator einfach als wesentlich stärker. Auf dem Stativ liegt das Sigma vorn – aber eben bei weitem nicht so deutlich, wie ich mir das erhofft hätte.
Davon abgesehen muss man aber auch bedenken, dass ich nur ein Exemplar in der Hand hatte. Und das kann natürlich auch mal eines sein, dass vielleicht weniger gut performt. Kein Herstellungsprozess der Welt ist unfehlbar. ;-)
Mit dem Stabi sehe ich das genauso wie Du. Die Beurteilung der Bildqualität hängt natürlich sehr vom persönlichen Empfinden ab, abgesehen von Labortests. Ich habe das O an einer Nikon D7500 auf ein Stativ gesetzt und Testaufnahmen damit gemacht. Testaufbau: 3 leere Klarglasweinflaschen im Garten seitlich versetzt auf einen Tisch gestellt. Abstand Sensor – 1. Flasche 1 m, 2. Fl. 1,3 m, 3. Fl. 1,6 m. Jede Fl. mit den Blenden 3,5; 4; 8; 11; 20; 22 fokussiert. Brennweiten jeweils 10; 12; 14; 17; 20 mm. Da die Naheinstellgrenze 0,24 m beträgt, nahm ich an, dass einige scharfe Bilder dabei sind. Leider ein Irrtum meinerseits; NICHT EIN EINZIGES scharfes Bild bei 90 (Neunzig) Aufnahmen, nicht einmal bei f/8 bzw. f/11, bin sehr enttäuscht.
Hallo Bruno,
Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Ich selbst war ja auch nicht allzu begeistert von meinen Tests an einer Canon Kamera. Deckt sich also tendenziell mit deinem – auch wenn mein Testergebnis nicht ganz so schlecht ausfiel.
Ein interessanter Test. Ich will mir nämlich gerade ein Super Weitwinkel für meine 7 D Mark II zulegen, da werde ich mich dann wohl für das Canon Objektiv entscheiden.
Danke dir. Ja, ich bin ehrlich gesagt, mit allen Modellen, die ich bisher in der Hand hatte, noch nicht 100% glücklich. Das Canon halte ich aber immer noch mit für das beste (das 10-18er, wenn du viel aus der Hand fotografierst, das 10-22er ohne Bildstabilisator, wenn du vorrangig vom Stativ fotografierst.). Ich hoffe aber nach wie vor, dass da mal noch ein richtig tolles Weitwinkel für APS-C irgendwann kommt. Das kann noch nicht das Ende der Fahnenstange sein :-)