Begleite mich auf dem Schwarzwälder Genießerpfad „Hahn-und-Henne-Runde“ bei Zell am Harmersbach, genieße mit mir die wunderschöne Landschaft des mittleren Schwarzwaldes und lerne spannende Einkehr-Möglichkeiten entlang des Premiumwanderweges kennen!
Beschilderung der Hahn-und-Henne-Runde
Übersicht
- Hahn und Henne
- Was sind Schwarzwälder Genießerpfade?
- Stärkung am Landgasthof zum Pflug
- Wanderparkplatz Schwarzer Adler
- Wassertretstelle Hinterhambach
- Jägereckle
- Aussichtspunkt Höllhaken
- Vesperstube „Vogt auf Mühlstein“
- Am Mostbänkle
- Bauernvesper auf dem Oberburehof
- Wanderfakten Hahn-und-Henne-Runde
- Wanderfazit
- Ausblick
Hahn und Henne
Denke ich an Tiere im Schwarzwald, so fallen mir als erstes unsere Schwarzwald-Kühe und natürlich der berühmte Kuckuck aus den zugehörigen Kuckucksuhren ein. Aber es gibt noch zwei weitere Tiere, die seit mehr als 100 Jahren unzertrennlich mit dem Schwarzwald in Verbindung gebracht werden können – nämlich Schwarzwald-Hahn und Schwarzwald-Henne!
Wer kennt das berühmte Duo nicht, das schon seit 118 Jahren das weltweit bekannte Geschirr der Zeller Keramik ziert?! Auf typischem grün-gelben Untergrund stolzieren der schwarze Hahn und seine Henne über Teller, Tassen, Schüsseln und vielem mehr. Erfunden hat das Motiv der Keramikmaler Karl Schöner zum Anlass der Geburt einer seiner Töchter.
Ich habe mich in Zell am Harmersbach auf Spurensuche begeben. Mein erster Anlaufpunkt ist der Schwarzwälder Genießerpfad „Hahn-und-Henne-Runde“.
Was sind Schwarzwälder Genießerpfade?
Schwarzwälder Genießerpfade sind vom Wanderinstitut zertifizierte Premiumwanderwege, die zusätzlich ein bestimmtes Genuss-Thema in sich tragen und präsentieren. Das Wandersiegel „Premiumwanderweg“ erhält ein Weg, wenn er im Schnitt mindestens 45 Punkte pro Kilometer erreicht (Quelle). Um ein „Schwarzwälder Genießerpfad“ zu werden, sind sogar mindestens 55 Punkte notwendig. Schwarzwälder Genießerpfade sind zwischen 6 und 18 Kilometer lang. 30 solcher Genießerpfade gibt es aktuell – Tendenz steigend (Übersicht).
Der Premiumwanderweg „Hahn-und-Henne-Runde“ wurde im letzten Jahr (2015) zertifiziert und dreht sich natürlich wie der Name schon sagt um das Hahn und Henne Motiv der Zeller Keramik. Was mich auf ihm genau erwarten würde, darauf war ich schon sehr gespannt.
Waldweg in Bach Nähe
Stärkung am Landgasthof zum Pflug
Ich starte mit einem tollen Mittagessen im Landgasthof zum Pflug, um mich für den kommenden rund 14 Kilometer langen Wanderweg zu stärken. Es gibt Schweinelendchen und Spätzle und zum Nachtisch Vanille Eis mit frischen Heidelbeeren – beides ein Genuss!
Gasthof Pflug
Leckeres Dessert
Wanderparkplatz Schwarzer Adler
Motiviert und voller Energie geht es zum Parkplatz Schwarzer Adler in Zell-Unterharmersbach, von wo aus ich die Wanderung in Angriff nehme. Schon nach wenigen Metern entdecke ich die erste Bank mit dem berühmten Motiv von Hahn und Henne. Ja, hier bin ich eindeutig richtig.
Zeller Keramik in Holz
Wassertretstelle Hinterhambach
Unmittelbar in der Nähe des hier fließenden Baches führt mich der Weg am Waldrand entlang zur Wassertretstelle Hinterhambach, an der sich auch ein schöner Grillplatz befindet. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Platz gerade an Wochenenden ein sehr beliebter Ausflugspunkt für Familien ist.
Grillstelle Hinterhambach
Tipp: Ganz in der Nähe verläuft auch der mit rund 6 Kilometern Länge deutlich kürzere Kinderwagenweg, der weniger anstrengend und ohne größere Steigungen auch mit einem Kinderwagen befahrbar ist.
Durch einen schmalen Pfad durch den Wald geht es nun in die Höhe. Der Anstieg ist heftig und führt serpentinenförmig den Hang hinauf. Am Ende wartet auf mich ein hölzerner Balken mit Stufen, der nicht nur zufällig an eine Hühnerleiter erinnert.
Hühnerleiter mal anders
Jägereckle
Doch der anstrengende Aufstieg lohnt sich. Schon wenig später öffnet sich am Jägereckle ein wunderschöner Blick über das Panorama des Harmersbachtals und auf den Brandenkopf, der mit einer Höhe von 945 Metern immerhin der höchste Gipfel hier im mittleren Schwarzwald ist. Hier lege ich eine herrliche, erste Rast ein, um den tollen Ausblick zu genießen.
Schwarzwald Panorama
Aussichtspunkt Höllhaken
Weiter geht der extrem abwechslungsreiche Weg durch immer wieder unterschiedliche Arten von Wald, vorbei an Wiesen bis zum Aussichtpunkt Höllhaken. Hier findet sich inmitten einer herrlichen Wiese nicht nur eine besonders schön gestaltete Sitzgruppe – natürlich mit Hahn und Henne Motiv, sondern auch eine kleine Station mit regionalen Schnapssorten, denen ich jedoch widerstehe. Ich labe mich lieber an der herrlichen Aussicht und einem Glas kühlen Wassers bevor es mich wieder weiterzieht.
Hahn und Henne
Feldweg
In einem wenige Meter entfernten Waldstück entdecke ich einige spannende Blechschilder, die hier angebracht worden sind. Diese haben ausnahmsweise nichts mit dem berühmten Federvieh zu tun, sind aber trotzdem interessant anzuschauen und zu lesen. Wer diese hier angebracht hat, ist nicht bekannt.
Altes Blechschild
Durch lichten Wald geht es weiter vorbei am Bergbauernhof bevor der Weg nun ein letztes Mal steil bergauf über Reutegut, Täschenwasen auf die Hochfläche am Haldeneck führt. Ich befinde mich nun auf 614 Meter Höhe und schaue über den symbolisch angebrachten Hühnerzaun hinweg auf die schöne Landschaft des Schwarzwaldes. Zwei Bänke laden mich zum Verweilen ein. Dieses Mal lasse ich mich ausnahmsweise jedoch nicht verführen und lege den kurzen Weg zur Vesperstube „Vogt auf Mühlstein“ zurück.
Hahn und Henne am Haldeneck
Schwarzwaldblick auf der Hahn-und-Henne-Runde
Vesperstube „Vogt auf Mühlstein“
Die über 100 Jahre alte, historische Vesperstube ist geradezu prädestiniert, um hier ausführlich zu rasten. Der Wirt Rolf Lehmann empfängt mich herzlich und schon wenige Minuten später sitze ich auf der wunderschönen, rustikalen Terrasse und genieße ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte, das ich nur auf das Allerwärmste weiter empfehlen möchte.
Rolf Lehmann und seine Vesperstube
Schwarzwälder Kirschtorte im Glas
Geschichte des Hofes Vogt auf Mühlstein
- 712 Ersterwähnung des Mühlsteins.
- 1774 Aufbau des Hofes durch den Vogt auf Mühlstein.
- 1906 Eröffnung als Gaststätte.
- Zuletzt bewirtete in dritter Generation Vogtwirt Josef Erdrich den Hof – er starb 2012.
- 2014 Wiedereröffnung des Hofes durch Rolf Lehmann, dem Sohn der Schwester Josef Erdrichs.
Vogt am Mühlstein
Wie recht Twain doch hat
Ich darf auch einen Blick in die „schwarze Kuchi“ des alten Sepps, wie der Vogtwirt Josef Erdrich von allen genannt wurde, werfen und fühle mich plötzlich zurückversetzt in eine Zeit mit bewegenden Geschichten. Eine Zeit voller Arbeit und Entbehrungen, in der die Menschen im Winter zusammengesessen sind, um gemeinsam zu schnitzen, zu erzählen und natürlich auch, um wertvolles Feuerholz zu sparen. „z’Licht geh’n“ wird dieser Brauch genannt, dessen Tradition Dank Josef Lehmann, der die Gaststätte 2014 übernommen, renoviert und wiedereröffnet hat, nun weiter leben darf. Auch ein Mühlsteinfest wird nun wieder regelmäßig gefeiert.
Schwarze Kuchi
Versteckte, kleine Kapelle
Weg zum Mostbänkle
Am Mostbänkle
Rund zwei Drittel des Wanderweges sind geschafft und frisch gestärkt zieht es mich nach einem kurzen Blick in die direkt neben dem Hof stehende, kleine, noch heute genutzte Kapelle weiter Richtung Mostbänkle, unter dem einst schon der badische Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob gesessen und seine Gedanken zu Papier gebracht hat. Nach diesem wurde übrigens auch der in der Nähe verlaufende Fernwanderweg „Großer Hansjakobweg“ mit immerhin 100 Kilometern Länge benannt.
Mostbänkle
Die uralte Eiche beeindruckt auch mich, doch aufgrund zunehmend dunkler werdender Wolken am Himmel setze ich meinen Weg zügig fort.
Schutzhütte Heugrabeneck
Vorbei an der Schutzhütte Heugrabeneck führt der Weg nun wieder in den Wald hinein – genauer gesagt in einen Privatwald.
Weg durch den Privatwald
Dieser Abschnitt gefällt mir ganz besonders gut. Zwar begegne ich hier weniger Hahn und Henne dafür aber zahlreichen anderen kunstfertig geschnitzten Holzskulpturen, die in erster Linie Gesichter und Uhus als Motiv zeigen – größtenteils eigenhändig vom Waldbesitzer mit einer Kettensäge erschaffen!
Holzskulpturen
Uhu aus Holz
Den kurzen, aber extrem steilen Abstecher zur Kuhkopfhütte spare ich mir – auch wenn die auf einem Hügel liegende Einkehr mit herrlicher Rundum-Sicht lockt. Der Weg dorthin ist jedoch wirklich anstrengend und wird auch nur an Sonn- und Feiertagen mit einer möglichen Stärkung belohnt.
Tisch oder Kunst?
Ich lege lieber am urigen Rastplatz mit weiteren kunstvoll geschnitzten Skulpturen, seinen mit Bierdeckeln verzierten Tischen und einem Hahn und Henne verziertem Sitzmöbel noch eine kurze Rast ein, bevor ich die letzten Meter durch schönen Wald Richtung Oberburehof weiterziehe. Kurz bevor ich diesen erreiche, öffnet sich noch einmal herrlich der Blick über die Landschaft, die sich nun im Wechselspiel aus dunklen Wolken und hindurch brechender Abendsonne in einem ganz besonderen, fast magisch wirkendem Licht zeigt.
Da braut sich was zusammen
Spiel aus Licht und Schatten
Bauernvesper auf dem Oberburehof
Gerade als ich den Oberburehof erreiche, öffnet nun der Himmel seine Schleusen, so dass ich froh bin, unter dem überstehenden, schützenden Dach der schönen Einkehr Platz nehmen zu können.
Oberburehof
Hier genieße ich ein herrliches Bauernvesper, das weithin seines Gleichen sucht. Leckerer Bibliskäs, frische, selbst hergestellte Wurstsorten, leckeres Bauernbrot gepaart mit Most und Schnäpsle werden mir von der ausgesprochen netten Wirtin angeboten. Auch hier begegnen mir natürlich wieder Hahn und Henne, denn zum ersten Mal darf ich nun auch von dem berühmten und weithin bekannten Geschirr aus der Zeller Keramik essen.
Bauernvesper
Ich genieße speisend und staunend den wundervollen Ausblick über das idyllische Harmersbachtal und denke wieder einmal – Schwarzwald, was bist du schön!
Vesper mit Aussicht
Als der Regen vorüber ist, nehme ich die letzten 2 Kilometer der Hahn-und-Henne-Runde in Angriff, die mich nun über den Eckwald-Pavillon wieder zurück zum Ausgangspunkt dieser herrlichen Wanderung führen.
Wanderfakten Hahn-und-Henne-Runde
- Zertifizierter Premiumwanderweg und zugleich Schwarzwälder Genießerpfad.
- Ort: Zell am Harmersbach.
- Länge: 14 Kilometer.
- Schwierigkeitsgrad: mittel.
- Dauer der Wanderung: rund 5 Stunden.
- Erlebnispunkte des Wanderinstitutes: 77 (2015 Zertifiziert)
- Besonderheiten:
- Sehr abwechslungsreich.
- Tolle Einkehrmöglichkeiten.
- Rundwanderweg.
- Bietet tolle Aussichten.
- 2 steilere Anstiege in der ersten Hälfte.
- Einkehr-Möglichkeiten:
- Bergbauernhof, dienstags Ruhetag.
- Vogt auf Mühlstein, montags & dienstags Ruhetag.
- Oberburehof Besenwirtschaft, Mai – Juni sowie August bis Anfang Oktober geöffnet.
- Kuhhornkopfhütte, sonn- und feiertags geöffnet, im August geschlossen.
- Wegbeschreibung:
- Start & Ziel: Wanderparkplatz Schwarzer Adler.
- 39 Naturweg, 54% leicht befestigt, 7% Asphalt.
- Wanderweg ist sehr gut ausgeschildert (Schwarzwälder Genießerpfad Beschilderung), an vielen markanten Punkten finden sich „Hahn und Henne“ als Motiv.
- Stationen: Wassertretstelle/Grillplatz Hinterhambach, Jägereckle, Aussichtspunkt Höllhaken, Hofgut Sodlach, Bergbauernhof, Reutegut, Täschenwasen, Haldeneck, Vesperstube „Vogt auf Mühlstein“, Mostbänkle, Kuhhornkopfhütte (optional), Oberburehof in Hinterhambach, Eckwald-Pavillon.
- Parkmöglichkeiten:
- Wanderparkplatz Schwarzer Adler.
- Sportplatz Unterharmersbach.
- Anreise ÖPNV:
- Bahnhalt Zell-Unterharmersbach.
- Bushalt Zell-Unterharmersbach.
- Kontakt:
- Tourist Info Zell am Harmersbach
- Adresse: Hauptstraße 19, 77736 Zell am Harmersbach
- Tel: 0 7835 – 636 947
- Mail: tourist-info@zell.de
- Web: www.zell.de
Wetterleuchten am Abend
Wanderfazit
Der Schwarzwälder Genießerpfad Hahn-und-Henne-Runde ist ein extrem abwechslungsreicher und wunderschöner Wanderweg, der mir ausgesprochen gut gefallen hat. Herrliche Fernsichten wechseln sich mit Wanderabschnitten durch spannende Wälder, vorbei an Wiesen, Weiden und Feldern dermaßen oft ab, dass es einem nie langweilig wird.
Waldweg
Holzskulptur
Hinzu kommen tolle und spannende Einkehrmöglichkeiten, die einem den Schwarzwald auch kulinarisch und atmosphärisch näher bringen, so dass man schnell alles um sich herum vergisst. Das Thema „Hahn und Henne“ zieht sich wie ein roter Pfaden durch den Wanderweg und ist sehr schön und mit vielen spannenden Details und Ideen umgesetzt worden. Entwickelt und realisiert wurde der Wanderweg mit Unterstützung der Zeller Keramik von der Stadt Zell am Harmersbach.
Von der Zeller Keramik gestaltete Bank
Die Länge des Weges und gerade die zwei steiler bergauf führenden Abschnitte am Anfang sollten jedoch nicht unterschätzt werden, so dass man sich genügend Zeit mitbringen sollte. Mit kleineren Kindern würde ich den Weg als zu lang einschätzen – die haben aber die Möglichkeit, auch den kürzeren, nur rund 6 Kilometer langen Kinderwanderweg zu wählen.
Der Schwarzwald
Alles in allem ist die Hahn-und-Henne-Runde ein toller, extrem abwechslungsreicher Wanderweg, der seinen Titel als Schwarzwälder Genießerpfad mit allen Sinnen absolut gerecht wird! Für mich war dieser Premiumwanderweg tatsächlich ein Genusserlebnis!
Ausblick
Eine Frage bleibt nach Absolvierung des Wanderweges aber noch immer für mich zu klären – wie ist das nun genau mit Hahn und Henne? Wie kommen diese auf das Geschirr und warum ist das Dekor weltweit berühmt? Um das in Erfahrung zu bringen, begebe ich mich am nächsten Morgen zur Zeller Keramik. Was ich dort erlebe, erfahre und sogar selbst herstelle, erfährst du hier.
Hinweis: Dieser Artikel entstand in einer Kooperation mit der Schwarzwald Tourismus GmbH und der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg. Ich bedanke mich vielmals für die Einladung zu dieser Reise. Der Artikel gibt trotzdem ausschließlich meine freie Meinung wieder.
Hallo Michael,
gerne ergänze ich Deine Beschreibungen mit zwei Bemerkungen:
– Wandere den Weg doch noch einmal im Uhrzeigersinn. Dann landest Du zum Versper beim Bergbauern und kannst die tollen Frikadellen mit Bratkartoffeln genießen. Und: Bergbauer August Lehmann weiß viel zu erzählen.
– Wer Heinrich Hansjakobs „Vogt auf Mühlstein“ gelesen hat, erlebt den Weg noch einmal ganz anders. Z.B. auf dem Haldeneck, wo sich Magdalene immer vom Hans verabschiedete.
Hallo Heinz,
Vielen Dank für die Tipps! Wenn ich den Weg noch einmal laufen sollte, werde ich deinen Ratschlag beherzigen und ihn mal in der anderen Richtung austesten. Bin gespannt, wie sich das anfühlen wird.