Jedes Jahr pilgern über 300.000 Besucher zum Blarney Castle – meist mit vor allem einem Ziel: den berühmten Blarney Stone zu küssen. Was aus unserer Sicht ein eher zweifelhaftes Vergnügen ist, hat seit mehr als 200 Jahren Tradition. Millionen Menschen haben es bereits getan. Darunter auch Staatsmänner, berühmte Persönlichkeiten und Menschen wie du und ich. Du fragst dich warum? Nun, der Legende nach gilt es durch einen Kuss des Blarney Stones die Gabe der wortgewandten Rede zu erwerben! Ob das stimmt? Nun, wer weiß?! Mein Glaube daran siegte leider nicht gegen meine Abscheu vor unbekannten Keimen – übertragen durch tausende Küsse der vielen verschiedenen Besucher. Spannend, romantisch und faszinierend ist diese Legende aber allemal. Für mich Grund genug, die Geschichte des Steins nach einem Besuch des Blarney Castles ein wenig näher zu beleuchten!

Blarney Castle

 

Den Blarney Stone erreichen

Während man früher nur an den Fußknöcheln gehalten kopfüber an der Festungsmauer heruntergelassen wurde, um den Stein küssen zu können, kann man heutzutage recht komfortabel und um einiges sicherer den Stein erreichen. Dazu hält man sich an rücklings nach hinten gebeugt an zwei Stangen fest während ein vor Ort befindlicher Helfer einem durch Anweisung und Festhalten hinab hilft.

Blarney Stone

 

Geschichte des Blarney Stones

Aber woher stammt nun der Stein und wie entstand die Legende? Um das zu verstehen, muss man weit in die Geschichte Irlands und darüber hinaus zurückblicken.

Der Sage nach wurde der Stein von den irischen Königen einst als Orakel für die Besteigung des Throns benutzt. Andere glauben, dass er das Kissen des Sterbebettes vom Heiligen Columba auf der Insel Iona war. Doch es gibt noch mehr Varianten. Nachfolgend seien einige davon aufgezählt:

  • Kopfkissen des biblischen Jakobs, in der Nacht, in der er mit dem Engel Gottes rang.
  • Der Stein, hinter dem David sich versteckte, als König Saul ihn töten wollte.
  • Jener Fels, an den Moses seinen Stab schlug, um Wasser für das Volk Israel fließen zu lassen.
  • Einer der Steine, aus denen auch Stonehenge besteht.

Einzig darin, dass er etwas Besonderes war und ist – darin sind sich alle Überlieferungen einig. Weniger romantisch dagegen ist der wissenschaftliche Nachweis, dass der Stein wohl allem Anschein nach seinen Ursprung in Irland hat und erst rund 330 Jahre alt ist. So zumindest das Ergebnis einer Untersuchung von Geologen der University of Glasgow’s Hunterian Museum. Aber wer weiß, vielleicht haben sie ja auch einfach nur den falschen Stein erwischt?! Doch dazu später mehr.

Blarney Stone

 

Laut Legende wurde der Original-Stein einst nach Schottland geschafft, wo er zur Bestimmung der königlichen Nachfolge eingesetzt wurde. Man nannte ihn daher auch Stein der Fügung (Stone of Destiny). Im Jahr 1314 kehrte er dann nach Irland zurück. Der Überlieferung nach kam er in den Besitz von Cormac McCarthy, einem irischen Clanchef, nachdem dieser dem schottischen König Robert the Bruce in der Schlacht bei Bannockburn zu Hilfe kam. Dieser teilte nämlich kurzerhand den kostbaren Stein und schenkte eine Hälfte seinem Verbündeten ohne den die Schlacht wohl verloren gegangen wäre.

McCarthy, der nichts von dem Brauch, den Stein als Sitzgelegenheit bei Krönungen zu verwenden, hielt, baute den Stein dann in die Mauer seiner Burg, dem Blarney Castle ein.

„Einen Stein, den alle küssen, wird es nirgendwo sonst geben. Oh! Niemals wird der, der ihn küsst, seine Eloquenz verlieren, ob nun als Parlamentarier oder im Schlafzimmer einer Frau.“
– Francis Sylvester Mahony

Blarney Castle wurde im Jahr 1446 von Dermot McCarthy an der Seite eines im 13. Jahrhundert zerstörten Schlosses gebaut. Erst viele Jahre später nach Bau des Schlosses verriet angeblich eine vermeintliche Hexe, die von einem der Nachfahren McCarthys vor dem Tod durch Ertrinken gerettet wurde, das Geheimnis des Steins. Dieses bestünde darin, dass er demjenigen, der ihn mit den Lippen berührt die Gabe eloquenter Redekunst verleihen würde.

Wusstest du, dass sich 1912 auch Winston Churchill in die Reihe derer einreihte, die den Stein küssten? Und wer könnte bestreiten, dass Churchill, späterer britischer Premierminister, einer der redegewandtesten Politiker seiner Zeit war?!

Höchstwahrscheinlich entstand die Legende mit der Redekunst tatsächlich zu Zeiten Königin Elisabeth I., die von 1558 bis 1603 über England und Irland herrschte. Als sie dem damaligen Blarney Burgherrn Cormac mac Diarmada McCarthy den Treueeid einfordern wollte, umschmeichelte dieser die Gesandten der Königin mit blumigen Reden und schaffte es, dass sie ohne Treueeid, aber voll des Lobes für den Burgherrn abzogen. Und das kam nicht nur einmal, sondern mehrmals vor. Das machte die Königin schließlich so wütend, dass sie ausgerufen haben soll: „Blarney! Blarney! Ich will kein Blarney mehr hören!“

Eine ähnliche, aber doch ein wenig anders umschriebene Variante findet sich auf einer der Informationstafeln unterhalb von Blarney Castle. Demnach schlossen sich mehrere irische Lords unter Hugh O’Neill zusammen, um gegen die englische Vorherrschaft zu kämpfen. Cormac Mac Diarmada verfolgte jedoch einen gemäßigteren Kurs und schrieb daher 1601 einen Brief an die englische Königin, in dem er seine Loyalität betonte und aufzeigte, dass er nach wie vor im Dienste der Königin kämpfe. Nur wenige Monate später kam ans Tageslicht, dass Cormac’s Männer sich der Rebellion angeschlossen hatten. Das wiederum verärgerte die Königin so sehr, dass sie ausrief: „it was all Blarney“.

Wusstest du, dass „Blarney“ noch heute in Irland als Begriff für Flunkerei oder Schmeichelei verwendet wird?!

Blarney Stone

 

Bereits am Anfang des 19. Jahrhunderts war der Brauch, den Stein zu küssen recht weit verbreitet. 1824 schrieb Thomas Crofton Croker, ein Antiquar seinen Lesern:

„A stone in the highest part of the castle wall is pointed out to visitors, which is supposed to give whoever kisses it the peculiar knowledge of deviating from veracity with unblushing countenance whenever it may be convenient.“

1871 tauchte der Stein nachweislich zum ersten Mal auf einem Gemälde der Burg auf. Gegen Ende des 19. Jahrhundert war die Tradition, den Stein zu küssen bereits so sehr verbreitet, dass zahlreiche Geschichten und Gedichte rund um die magischen Fähigkeiten des Steins entstanden:

„There is a stone there that whoever kisses, Oh he never misses to grow eloquent.“

Ist der Blarney Stone echt?

Allerdings gibt es Zweifel daran, ob der heute als Blarney Stone vermarktete Stein tatsächlich der Original Blarney Stone ist. So gibt es meines Wissens nach inzwischen mindestens 2 weitere Steine, die potentiell das Original sein könnten. Dafür spricht auch eine Aussage der heutigen Lady des McCarthy Clans in einem Gespräch mit Mark Samuel und Kate Hamlyn, die 2007 ein Buch* über das Blarney Castle veröffentlichten. In diesem Gespräch behauptet Lady McCarthy, dass schon ihre Großmutter ihr erzählte, dass der aktuell verehrte Stein nicht der richtige sei. Auf der offiziellen Webseite der Burg hieß es laut Spiegel nach dieser Veröffentlichung dazu nur: „Die Authentizität dieses Steines in Frage zu stellen ist lediglich ein Haufen Blarney.“

Blarney Stone

 

Aber ob er nun der richtige ist oder nicht – die Legende und Sagen rund um den Stein sind einfach faszinierend. Findest du nicht auch?!

Blarney Castle

Kontakt

Blarney Castle
Blarney, Cork, Ireland
Tel: 00 353 21 438 5252
Web: www.blarneycastle.ie
Mail: info@blarneycastle.ie

Eintrittspreise

  • Erwachsene: 12,50 Euro
  • Studenten / Senioren: 11 Euro
  • Kinder (8-14): 5 Euro
  • Familienkarte: 32 Euro

Öffnungszeiten

  • Montag – Samstag:
    • Mai: 9:00 Uhr – 18:30 Uhr
    • Jun – Aug: 9:00 Uhr – 19:00 Uhr
    • Sep: 9:00 Uhr – 18:30 Uhr
    • Okt – Apr: 9:00 Uhr -17:30 Uhr
  • Sonntag:
    • Sommer: 9:00 Uhr – 17:30 Uhr
    • Winter: 9:00 Uhr – Sonnenuntergang
  • Letzter Einlass 30 Minuten vor Schließung.
  • Ganzjährig geöffnet außer an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag.

Das Blarney House ist vom 1. Juni bis 31. August montags bis samstags von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

 

Für uns war die Geschichte um den Blarney Stone jedenfalls definitiv eine sehr spannende Sache während unserer Irland Reise in diesem Jahr – auch wenn wir auf einen Kuss verzichtet haben. Ob ich da als Blogger einen Fehler gemacht habe? Was meinst du? Würdest du den Stein küssen?

 

Ergänzung, 20.12.2015

Wie ich nun schon an verschiedenen Stellen gelesen habe, gibt es noch einen guten Grund, auf den Kuss des Steines zu verzichten. Ganz abgesehen davon, dass niemand wirklich genau weiß, welches nun der wirkliche Blarney Stone ist, scheint es so, dass der Stein ganz gern mal Ziel der einheimischen Jugend ist, die alles andere, als ihn zu küssen, im Sinn hat. Vielmehr wird angeblich ganz gern mal nachts auf den Stein gepinkelt, den am anderen Tag die Touristen küssen. Ob wahr oder nicht – ich bin ganz froh, dass ich auf dieses Ritual verzichtet habe!