Wenn ihr in Irland in einem Bed & Breakfast übernachtet habt, werdet ihr eher früher als später auch ein Full Irish Breakfast zum Frühstück angeboten bekommen haben. Auch ich war natürlich neugierig und habe – ohne jegliche „Vorkenntnisse“ – schon am ersten Morgen in Dublin die Gelegenheit genutzt, diese Frühstücks-Spezialität zu probieren. Was ich serviert bekommen habe, war Folgendes:

Irish Breakfast

 

Kulinarischer Erfahrungsbericht

Soweit so gut, dachte ich. Sehr herzhaft und da ich ganz gern auch mal ein wenig Speck oder ein Ei zum Frühstück esse, war ich auch durchaus angetan. Das Spiegelei war jetzt nichts Besonderes. Die beiden Scheiben Schinken dagegen waren richtig lecker. Sehr saftig, ein wenig kross – kurz, sie waren genau nach meinem Geschmack. Als Nächstes tastete ich mich an die beiden Würstchen – ein Bestandteil, den ich üblicherweise nie zum Frühstück zähle – heran. Doch auch von diesen war ich mehr als begeistert. Die angebratene Tomate vertilgte ich nun als die einzig vegetarische Komponente im Vorbeigehen, bevor ich mich an die merkwürdig aussehende „Boulette“ machte. Hmm, interessant. Die Konsistenz entsprach etwa meiner Erwartungshaltung und auch der Geschmack war einer Boulette nicht unähnlich. Aber irgendwie war das doch anders. Genauer konnte ich das jedoch nicht zuordnen. Also las ich noch einmal in der Speisekarte nach. Merkwürdig, stand gar nicht mit drauf. Dafür fehlte mir jedoch noch die vermeintlich süße Komponente – immerhin war da noch ein „White Pudding“ aufgelistet. Ich wurde stutzig. Gut, dass es heutzutage Google gibt. Ich tippte also „White Pudding“ ein und folgte der mir angebotenen Erklärung von Wikipedia. *Schluck* Das, was ich für eine Boulette gehalten hatte, war der White Pudding – und es handelte sich dabei um alles andere als einer Süßspeise, wie von mir angenommen!

White Pudding

Tatsächlich besteht dieser Weiße Pudding aus Schweinefleisch, Schweinefett, Rindernierenfett, Brot und Haferflocken! Diese Masse wird dann zu einer Wurst geformt und in der Regel – zumindest haben wir sie so überall serviert bekommen – in Scheiben geschnitten gebraten und serviert.

Black Pudding

Eine weitere Komponente, die hier zwar fehlte, aber ebenfalls oftmals zum Irish Breakfast gehört, ist der nicht minder ungewöhnliche – ich schreibe explizit nicht schockierende – Black Pudding, also schwarzer Pudding. Oft auch als Blutpudding bezeichnet, enthält dieser als zusätzliche Komponente noch Schweineblut – also nichts für zarte Gemüter. Ich muss gestehen, ich habe mich nicht herangetraut, da ich kein Fan der Verarbeitung von Blut in welcher Form auch immer bin.

Bestandteile des Irish Breakfast kurz & knapp

Halten wir also mal die Bestandteile dieser herzhaften Frühstücksspezialität noch einmal fest:

  • Spiegelei (alternativ: Rührei)
  • Gebratener Schweinespeck (in der Regel vom Rücken und nicht vom Bauch des Schweins)
  • Kleine gebratene Schweinewürste
  • White Pudding
  • Black Pudding
  • Gebratene Tomate (und/oder Champignons)
  • Optional: Gebackene Bohnen
  • In der Regel mit einer Scheibe Brown Bread serviert

Alles in allem also ein sehr herzhaftes Frühstück, dessen Komponenten in Gänze wohl nicht jedermanns Sache sind. Vegetarier zumindest kommen definitiv nicht auf ihre Kosten. Ich fand es abgesehen von den beiden Fleischwurstvarianten sehr lecker und war so bestens gestärkt für den Tag. Mittagessen ist nach so einem Frühstück in der Regel nicht wirklich nötig.

„Esse morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler!“

Full Irish Breakfast

In der erweiterten Variante eines Full Irish Breakfast gehört in der Regel noch:

  • Porridge, ein Haferbrei, als Vorspeise
  • ein Glas Orangensaft
  • Toast
  • Marmelade (häufig eine leicht bittere Orangenmarmelade)
  • Optional: halbe Grapefruit
  • Schwarztee

Letzter ist quasi neben Whiskey das Nationalgetränk der Iren. Dieser super leckere, klassische Irish Breakfast Tea wird zumeist mit Milch getrunken. Mir persönlich schmeckt er ohne jedoch besser. Wir haben uns damit natürlich reichlich eingedeckt und genießen diesen – in Erinnerungen schwelgend – inzwischen regelmäßig auch hier in Deutschland zum Frühstück am Wochenende.

Herkunft & Geschichte

Das Irish Breakfast als sehr herzhafte und gehaltvolle Mahlzeit basiert zwar auf Hausmannskost, wurde früher jedoch auch als Ausdruck von Reichtum vor allem von der wohlhabenderen Schicht gegessen, da sich die ärmere Landbevölkerung weder Wurst noch Fleisch leisten konnte. Es gab mehrfach ziemlich heftige Hungersnöte in Irland und noch heute, ist diese Art des Frühstücks eher ein „Touristenfrühstück“ als das Einheimische es oft selbst verzehren.

Der Ursprung des Irish Breakfast ist wohl im Full English Breakfast zu suchen, das im frühen 19. Jahrhundert, dem Viktorianischen Zeitalter, schon fast zur Kunst perfektioniert wurde. Die Idee des englischen Frühstücks als Ausdruck von Wohlhaben und als Gelegenheit zu zeigen, dass man gut situiert war, geht sogar bis in das 13. Jahrhundert zurück, wo es vor allem Adlige waren, die mit einer solchen reichhaltigen Mahlzeit für sich und ihre Gäste in den Tag starteten.

Zur Zeit Königin Viktorias dann war es vor allem die neureiche Mittelschicht, die diese Vorliebe für ein reichhaltiges Frühstück für sich übernahm. Später breitete sich diese Tradition dann auch in der Arbeiterschicht zunehmend aus. In den 1950er Jahren begann etwa die Hälfte der britischen Bevölkerung den Tag mit einem kompletten englischen Frühstück.

Rezeptvorschläge

Rezepte und Anregungen zum Nachmachen findet man natürlich reichlich im Netz. Hier eine kleine Auswahl:

Fazit

In Irland hat das ein oder andere Irish Breakfast für mich einfach dazu gehört. Es war lecker und vor allem der Speck war zumeist richtig gut. Auf die „Pudding“ Varianten habe ich jedoch in der Regel verzichtet. Zurück in Deutschland wäre das kein Frühstück mehr für mich – weder von den Komponenten her, aber vor allem natürlich weil der „Zauber“ drum herum fehlen würde. Auf mein nächstes Irish Breakfast in Irland freue ich mich dagegen jetzt schon sehr. Da passt das einfach hin und – ganz ehrlich – da war es auch sau lecker!

Was hältst du von diesem herzhaften Frühstück? Schon probiert?