Lektion: BG001

In dieser Lektion lernst du …

… was der Goldene Schnitt ist, wie du ihn bei der Bildkomposition richtig anwendest und warum du mit dem Wissen um den Goldenen Schnitt sehr einfach spannende Bilder erzeugen kannst, die auf das Auge des Betrachters besonders harmonisch wirken.

Einsteiger-Wissen

Der Goldene Schnitt ist ein mathematisches Teilungsverhältnis, mit dessen Hilfe du harmonisch wirkende Bilder erstellen kannst. Um es anzuwenden, musst du dein Bild gedanklich sowohl horizontal in 3 gleich große Teile schneiden, als auch vertikal. Dadurch entstehen 9 gleich große Rechtecke.

Auf die entstehenden Schnittlinien und Schnittpunkte platzierst du die dir wichtigen Hauptmotive deines Bildes. Den Horizont kannst du auf die obere oder die untere Drittel-Linie legen. Um das sehr einfach tun zu können, kannst du in der Regel ein Gitter im Sucher bzw. im Display deiner Kamera einblenden. Du solltest dieses immer eingeblendet haben.

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Der Goldene Schnitt ist übrigens keine rein mathematische Erfindung. Er findet sich vielfach in der Natur wieder und wird vermutlich gerade deswegen von uns Menschen als sehr ausgewogen empfunden. Kein Wunder also, dass er nicht nur in Malerei und Fotografie Anwendung findet, sondern auch in der Architektur.

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Fortgeschrittenen-Wissen

Der Goldene Schnitt spielt schon seit je her eine wichtige Rolle in der Kunst, der Malerei und der Architektur. Um seine harmonische Wirkung wusste man nachweislich schon in der Antike. Im Mittelalter wurde er ebenso genutzt wie in der Zeit der Renaissance unter Leonardo da Vinci.

Man spricht genau dann vom Goldenen Schnitt, wenn eine Strecke dermaßen in 2 Teilstrecken geteilt ist, dass sich die größere zur kleineren verhält, wie die Gesamtstrecke zur größere Teilstrecke.

a / b = (a + b) / a wobei a > b ist.

Die Drittel-Regel, die eine Stecke im Verhältnis 1:2 teilt (33,3% : 66,6%) nähert den Goldenen Schnitt nur an. Das exakte Verhältnis entspricht 38,2% zu 61,8%. Wenn du bei der Kamera nur ein Gitter entsprechend der Drittel-Regel einblenden kannst, dann solltest du einfach die wichtigen Linien (wie den Horizont) einfach einen Tick unter der oberen bzw. über der unteren Drittel-Linie platzieren. Gleiches gilt natürlich auch für die vertikalen Linien. Der Goldene Schnitt liegt jeweils immer einen kleinen Tick mehr zur Mitte hin, wenn du Drittel-Linien verwendest.

Experten-Wissen

Der Goldene Schnitt lässt sich nicht nur auf Strecken anwenden, sondern auch auf Flächen, Winkel oder Spiralen. Man spricht dann beispielsweise vom Goldenen Winkel (137,5° zu 222,5°), vom Goldenen Rechteck (Seitenlängen entsprechen dem Verhältnis des Goldenen Schnitts) oder von der Goldenen Spirale.

Die Goldene Spirale entsteht angenähert wie folgt: Ein Goldenes Rechteck wird in ein Quadrat und ein Rechteck aufgeteilt. Die Seitenlänge des Quadrats entspricht der kürzeren Seite des ursprünglichen Rechtecks. Beim entstehenden Rechteck wiederholt sich das. Nach Teilung entsteht wieder ein Quadrat und ein Rechteck. Und immer so weiter. In die Quadrate werden Viertelkreise derart eingezeichnet (Mittelpunkt in einer der Ecken, der Radius entspricht der Seitenlänge des Quadrats), dass eine fortlaufende Spirale entsteht.

Goldene Spirale

Findest du in deiner Bildkomposition Linien oder Kurven, die du auf eine Goldene Spirale, den Goldenen Winkel oder ein Goldenes Rechteck platzieren kannst, dann ist das schon die halbe Miete für ein wirklich faszinierendes und spannendes Bild.

Praxis-Tipp

Möchtest du bei einer Landschaftsaufnahme den Himmel betonen, dann platziere den Horizont auf Höhe der unteren Drittel-Linie. Möchtest du dagegen eher die Landschaft betonen und in den Vordergrund stellen, dann lege den Horizont auf die obere Drittel-Linie. Während eines Sonnenuntergangs kannst du zusätzlich die Sonne auf einer der vertikalen Drittel-Linien oder gar in einen der vier Schnittpunkte legen.

Zusammenfassung

Der Goldene Schnitt hilft dir, harmonische und ausgewogen wirkende Bildkompositionen zu erstellen. Grob gesagt, kannst du die Drittel-Regel anwenden, um das Goldene Verhältnis anzunähern. In den meisten Kameras kannst du entsprechende Hilfslinien und Hilfsgitter einblenden. Platziere wichtige Objekte und Linien anhand des Goldenen Schnittes einfach auf den Drittel-Linien bzw. den Schnittpunkten aus diesen Linien.

 

Workshop

Idee des Bildes

Für beeindruckende Landschaftsaufnahmen braucht es nicht nur ein atemberaubendes Stück Natur, sondern auch die richtige Technik, um eine solche Landschaft eindrucksvoll auf ein Bild zu bannen. Fahre oder laufe also hinaus ins Grüne und suche dir eine schöne Stelle mit leicht erhöhter Position, von der du aus eine schöne Landschaft überblicken kannst. Wenn du ein Weitwinkel nutzt, bekommst du besonders viel deiner Landschaft aufs Bild.

 

Benötigte Ausrüstung

  • eine Kamera, in der sich Drittel-Linien einblenden lassen
  • ein Weitwinkelobjektiv
  • Optional: ein Stativ

 

Die Umsetzung

  1. Wähle den halbautomatischen AV Modus aus.
  2. Verwende eine geschlossene Blende von ca. f/13.
  3. Blende Drittel-Linien in den Sucher bzw. das Display deiner Kamera ein.
  4. Platziere den Horizont auf der oberen Drittel-Linie.
  5. Teile die Strecke vom unteren Rand deines Bildausschnitts bis zum Horizont gedanklich in drei Teile.
  6. Fokussiere manuell mit Einzelfokusfeld etwa auf einen Punkt im Bild, der zwischen dem ersten und zweiten Drittel liegt.
  7. Bei Nutzung von Stativ und LiveView – überprüfe die Schärfe an verschiedenen Stellen deines Bildes, indem die die Zoom Funktion benutzt. Korrigiere gegebenenfalls deine Fokussierung.
  8. Löse aus.
  9. Überprüfe die Belichtung und Schärfe im Bild, korrigiere gegebenenfalls deine Einstellungen und löse erneut aus.