In diesem Quartalsbericht beleuchte ich die Entwicklung von Goldmarkt und Aktienmarkt im ersten Quartal 2020. Ich stelle dir meine Schlüsse und Prognosen auf Basis der entsprechenden Charts vor und erläutere dir meine Anlageentscheidungen aufgrund dieser Prognosen. Der Fokus liegt natürlich auf dem Corona Crash der letzten Wochen.

Marktüberblick Q1 2020

Dow Jones

Der Januar und die erste Hälfte des Februars verliefen saisonal typisch mit steigenden Kursen an den Aktienmärkten. Doch dann kam es zu einem Ereignis, das man wohl zu Recht als Schwarzen Schwan bezeichnen kann. Die Corona Krise brach aus. Ausgehend von China entwickelte sich eine Pandemie, die in der letzten Februarwoche zu einem heftigen Einbruch an den Aktienmärkten führte. Dies schließlich war der Auftakt zu einem ausgewachsenem Crash im März, der den Dow Jones von Höchstkursen bei knapp unter 30.000 Punkten auf Tiefstkurse knapp über 18.000 Punkten führt – ein Rückgang um rund 40% in nur 4 Wochen!

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Damit ist der Ausbruch über die Obergrenze der ehemaligen trompetenartigen Formation als klarer Fehlausbruch zu werten. Auch der langfristige, fast 10-jährige Aufwärtstrend wurde damit nicht nur verlassen, sondern pulverisiert.

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In der letzten Märzwoche setzte dann eine Gegenbewegung ein, die bisher nur als schwache, technische Gegenreaktion zu werten ist. Sie holte gerade mal 38,2% der vorherigen Abwärtsbewegung wieder auf. Sollten die Kurse nicht weiter ansteigen, so ist das kein gutes Zeichen. Ich selbst habe meine Aktienquote bereits nach der letzten Februarwoche auf Null heruntergefahren, als sich andeutete, dass ein großes Verkaufssignal entsteht (Bruch der Ema 200, Kreuzen der Ema 20 durch die Ema 200 nach unten). Im Moment bin ich darüber sehr froh. Alles richtig gemacht.

Aber wie geht es nun weiter? Eine Spekulation darüber ist und bleibt reine Spekulation. Zu unberechenbar ist die Situation, zu hoch die Volatilität (Angstbarometer auf Anschlag). Da wir aktuell aber weltweit eine zusehends stillstehende Wirtschaft erleben (Flugzeuge am Boden, Tourismus & Reisen auf Null, Mittelstandsunternehmen geschlossen etc.) gehe ich von einer starken beginnenden Rezession aus, der eine Pleitewelle und eine vielleicht auch eine Finanzkrise folgen werden. Eine schnelle Erholung wie beim Crash 1987 schließe ich aus.

Es lohnt daher ein Blick auf den großen Börsencrash mit der folgenden Großen Depression 1929. Ich sehe hier einige Parallelen. Sollte es sich dieses Mal ähnlich entwickeln – und Geschichte wiederholt sich nun Mal gern – dann stünden wir wohl erst am Anfang einer mindestens 2 Jahre dauernden Abwärtsbewegung. Den Crash am Schwarzen Donnerstag und Freitag 1929 habe ich in folgendem Chart mal rot eingekreist. Man sieht schön – das heftige Ende kam erst noch. Die ersten 40% waren schmerzlich, aber bis 1932 verlor der Dow Jones sogar 90% seines Wertes.

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Steht uns das auch dieses Mal bevor? Ich weiß es nicht. Aber ausschließen würde ich es nicht. Aktuell reagieren alle Regierungen und Zentralbanken der Welt mit massiven Ausweitungen der Geldmenge, mit riesigen Hilfspaketen – letztendlich wird Geld gedruckt, als gäbe es kein Morgen mehr. Ob das hilft, die kommende Rezession von Anfang an klein zu halten, wird sich zeigen. Ich hab da aber so meine Zweifel.

Das Gute an der gesamten Situation ist – so schräg das jetzt klingt – in der jetzigen Krise wird die lange überfällige Bereinigung der Wirtschaft stattfinden, die nun schon fast 2 Jahrzehnte künstlich verhindert wurde. Nur die starken Unternehmen werden überleben. Schwach aufgestellte Firmen werden wohl oder übel pleite gehen. Nicht schön, aber aus wirtschaftlicher Sicht durchaus „normal“.

Mein Rat aktuell: Aufmerksam beobachten und an der Seitenlinie bleiben. Die laufende Gegenbewegung wird zeigen, ob das Schlimmste bereits hinter uns liegt oder erst noch kommt. Die Situation der USA verschlimmert sich täglich. Während Europa nahe dem Höhepunkt der Corona Krise liegt, schätze ich, wird es die USA, die deutlich schlechter vorbereitet waren und wurden, viel heftiger treffen. Hier sind wir vom Höhepunkt noch weit entfernt. Über eine Investition im Aktienmarkt würde ich erst in der zweiten Jahreshälfte wieder nachdenken.

Gold

Gold setzte Anfang des Jahres in seiner traditionell stärksten saisonalen Phase ebenfalls seine Aufwärtsbewegung fort. Auch der einsetzende Crash am Aktienmarkt konnte Gold bis Anfang März nicht viel anhaben – ganz im Gegenteil. Gold erreichte neue Jahreshochs bei rund 1.700 USD. Im Zuge des sich beschleunigenden Corona Crashs kam dann jedoch alles unter die Räder. Auch Palladium und Gold wurden massiv verkauft, verloren in wenigen Tagen viel Boden. Bei Gold waren das vom Hoch 15%, bei Palladium sogar knapp 50%.

Trotzdem das für viele Fans des gelben Edelmetalls – so auch mich – überraschend kam, zeigt der deutlich geringere Rückgang im Vergleich zum Aktienmarkt, wo aktuell Stärke zu suchen ist. So konnte dann auch die einsetzende Gegenbewegung vom abermals haltenden Boden bei 1.450 USD Gold sofort wieder auf über 1.600 USD zurückkatapultieren. In der Spitze erfolgte die Gegenbewegung nicht nur über das 62,8% Retracement, sondern auch über das 76,4% Retracement – für mich ein Anzeichen eines einsetzenden neuen Aufwärtsimpulses, der mehr als nur eine technische Gegenbewegung ist.

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Schaut man auf den Tageschart, sieht man schön, dass auch Gold klar seinen vorherigen Aufwärtstrend verlassen hat. Das Zurückschnellen des Kurses an die 1.640 USD könnte sogar als Pullback interpretiert werden. Ich glaube aber nicht daran. Fundamental spricht für mich im Moment alles für Gold und steigende Inflation in den nächsten Jahren, wenn ich mir anschaue, wie sich alle Staaten weltweit gerade in neue Schulden stürzen und Geld drucken, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona Krise abzufedern. Im Worst Case sehe ich aktuell eine andauernde Konsolidierung bei Gold, im besten Fall stehen wir am Anfang einer massiven Aufwärtsbewegung.

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Der langfristige Chart von Gold zeigt sogar, dass es möglich ist, einen Trendkanal einzuzeichnen, den Gold auch im kurzen Crash nicht verlassen hat. Ich halte beim aktuellen Chartbild aktuell Kurse unterhalb von 1.450 für sehr unwahrscheinlich. Sobald auf Schlusskursbasis neue Höchstkurse bei Gold erreicht werden, werde ich alle meine freien Gelder in Gold und Minenaktien anlegen.

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Im Moment spricht für mich vieles für steigende Goldpreise. Gold konnte sich dem Crash zwar nicht entziehen, zeigt aber im Vergleich zum Aktienmarkt aktuell Stärke.

 

 

Kursübersicht

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Wie geht es weiter?

Wie bereits geschrieben, halte ich aktuell eine Prognose für sehr schwierig – vor allem, was den Aktienmarkt anbetrifft. Im Moment sieht es für mich nach einer Konsolidierung nach der ersten Crashwelle aus. Ob es das jedoch bereits war (weil die Notenbanken genug Geld ins System pumpen werden) oder das dicke Ende erst noch kommt (großer Bärenmarkt im Zuge einer schweren Rezession), wird sich erst noch zeigen. Ich halte zweites für etwas wahrscheinlicher.

Wie immer hilft mir bei langfristigen Anlageentscheidungen aber ein Blick auf das Dow/Gold Ratio. Es fiel von 2001 bis 2011 (Gold stieg deutlich stärker als Aktien nach dem Bärenmarkt Anfang des Jahrtausends). Von 2011 bis 2020 stieg es dann an (lange, starke Aktienhaussee, während Gold größtenteils seitwärts lief). Und nun endlich hat es die unklare Konsolidierungsformation der letzten Monate deutlich nach unten verlassen. Für mich deutet das auf eine Outperformance von Gold gegenüber dem Dow Jones in den nächsten Jahren – vielleicht sogar zurück auf ein Verhältnis von 1.

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Das bedeutet zum Beispiel, dass, wenn der Dow auf 10.000 Punkte fallen würde, Gold auf 10.000 USD steigen müsste. Es kann aber auch bedeuten, dass Gold bei 2.000 USD verharrt und der Dow auf 2.000 USD fällt. Beides klingt absolut utopisch aus heutiger Sicht. Ein Wert von 1 ist zumindest im Moment also kaum vorstellbar – aber eben auch nicht unmöglich. Für durchaus wahrscheinlich halte ich einen Wert zwischen 2 und 4. Nehmen wir mal 3 als Hypothese. Das könnte Goldkurse von 5.000 USD bedeuten, während der Dow bei 15.000 Punkten läge. Klingt schon eher wahrscheinlich, finde ich.

Aber wie immer wird es der Markt zeigen. Die Wahrscheinlichkeiten sprechen für mich für Gold und gegen Aktien. Die fundamentale Lage und die Maßnahmen der Notenbanken und Regierungen könnten in Inflation münden – letztlich wahrscheinlich eine Stagflation (stagnierende Wirtschaft bei steigenden Aktien und Goldpreisen, die in realen Gütern bewertet einen Wertverlust darstellen während sie absoluten Zahlen steigen).

Entwicklung aktives Trading

Mein aktives Tradingkonto verzeichnet im Januar einen Zuwachs von 1%, im Februar ging es 6% abwärts (vor allem durch den Einbruch in der letzten Februarwoche), während es im März, dem Crash Monat, wieder 3,5% aufwärts ging. Aufs Jahr gesehen liege ich bei einem Minus von 1,8%, was angesichts von minus 23% im Dow durchaus respektabel erscheint. Mein Tradingplan hat jedenfalls auch im Crash funktioniert. Ich wurde frühzeitig aus allen Positionen geworfen. Mein Money Management hat sich automatisch an stark erhöhte Volatilitäten angepasst und ich konnte so sogar ein paar Gewinne während der Abwärtsbewegung erzielen.

Stand 05.04. liege ich im CFD Konto mit 1,8% im Minus. Meine Equitykurve verläuft flach.

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Trading Kennzahlen

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Meine Tradingkennzahlen zeigen noch immer nicht die Werte, die es braucht, um langfristig permanent Gewinne zu machen. Meine Gewinnquote von 31% liegt etwas zu niedrig, mit meinem Payoff Ratio von über 2 bin ich ganz zufrieden. Letztlich mache ich noch zu viele, kleine Fehler, was immer wieder in Verlustpositionen endet, die vermeidbar sein müssten.

Mein Ziel für dieses Jahr ist jedoch kein prozentualer Zuwachs, sondern der Breakeven am Jahresende. Wenn ich es schaffe, keine Verluste zu machen und gleichzeitig dieses Jahr als Lehrjahr sehe, indem ich mein System verfeinere, Fehler schaffe zu identifizieren und abzustellen, dann wäre ich schon sehr happy. Bisher habe ich 180 Trades durchgeführt. Jeder einzelne wurde notiert und analysiert. Auf diese Weise hoffe ich mir außerdem wertvolle Erkenntnisse, wenn ich in einigen Monaten meine Daten statistisch auswerte, um weitere Justierungen am Money Management vornehmen zu können.

Alles in allem bin ich mit dem ersten Quartal recht zufrieden, wenngleich ich mich immer wieder über kleine Fehler meinerseits ärgere. Aber angesichts des Crashs, durch den ich bisher gut durchgekommen bin, kann ich nicht meckern. Im nächsten Quartal würde ich gern vor allem eine deutlich sinkende Fehlerquote bei der Auswahl der Trades sehen, die sich in einer steigenden Gewinnquote niederschlagen müsste.

Ich bin sehr gespannt, was das zweite Quartal bringen wird. In der Regel ist das saisonal keine starke Zeit. Auch das Wahljahr in den USA spricht eher für die zweite Jahreshälfte, von den weiteren Auswirkungen der Corona-Krise ganz zu schweigen. Allerdings ist der Markt all den Medien, der Logik und jedem einzelnen Anleger in der Regel schnell voraus. Kann also gut sein, dass die Märkte gerade dann drehen werden, wenn die Welt am schwärzesten ausschaut. Wir werden sehen.

Mein Rat: Die nächsten 3 Monate vorsichtig agieren, beobachten und dann die richtigen Schlüsse für weitere, langfristige Anlageentscheidungen treffen. Sobald sich das Bild aufhellt, kann man wieder sukzessive in mehreren Tranchen verteilt in den Markt einsteigen und die ein oder andere unter die Räder gekommende Perle einsammeln – immer vorausgesetzt, wir stehen nicht am Anfang einer schweren Depression mit einhergehendem Bärenmarkt. Genau das wird sich in den nächsten Monaten vermutlich zeigen. Aktuell würde ich Gold gegenüber den Aktien favorisieren. Das zumindest zeigen mir meine Charts.