In der Finanzlektion der Woche erkläre ich dir, was ein Trend ist, wozu das Erkennen von Trends wichtig ist und wie man Trends klassifiziert. Außerdem werfe ich einen Blick zurück auf die Kalenderwochen 16 & 17 / 2019, verrate dir, was sich in meinem Depot getan hat und welche Entwicklung ich für den Aktienmarkt und den Goldmarkt für die kommende Woche sehe.
Übersicht
Finanzlektion der Woche – Was ist ein Trend?
Jeder, der sich schon mal mit der Börse beschäftigt hat, hat schon mal den Begriff Trend gehört. Aber was ist ein Trend eigentlich und warum ist es so wichtig, an der Börse Trends zu erkennen und zu handeln?
Was ist ein Trend?
Grundsätzlich ist ein Trend einfach eine bestimmte Richtung, in der sich der Kurs eines Basiswertes unter Schwankungen entwickelt.
Welche Arten von Trends gibt es?
Dabei unterscheidet man Abwärtstrends, Seitwärtstrends und Aufwärtstrends. In einem Aufwärtstrend bildet der Kurs immer neue Hochs aus und auch die Tiefs steigen entsprechend an. In einem Abwärtstrend ist das entsprechend umgekehrt. Von einem Seitwärtstrend spricht man, wenn der Trend im Grunde unklar ist und sich die Kurse eher seitwärts bewegen.
Zu beachten ist außerdem, dass Trends auf verschiedenen Zeitebenen existieren und da auch durchaus gegenläufig sein können. Der Kurs einer Aktie kann langfristig steigen und sich in einem Aufwärtstrend befinden, während der Kurs kurzfristig – zu erkennen im Tages oder Intraday Chart – aber fällt und sich dort in einem Abwärtstrend befindet. Es ist also wichtig, immer verschiedene Zeitebenen im Blick zu haben. Man unterscheidet grundsätzlich in langfristige Trends (Primärtrend), in mittelfristige Trends (Sekundärtrend) und kurzfristige Trends (Tertiärtrend).
Wie profitiere ich von einem Trend?
Die wohl am häufigste genannte und vielleicht sogar tatsächlich wichtigste Börsenweisheit lautet: „The trend is your friend“, sprich der Trend ist dein Freund. Und das ist tatsächlich so. In einem Aufwärtstrend auf steigende Kurse zu setzen, hat in der Regel eine höhere Erfolgsaussicht als den umgekehrten Weg zu gehen. Entsprechend solltest du in einem Abwärtstrend eher auf fallende Kurse setzen. Seitwärtstrends sind dagegen eher etwas für Swingtrader, die versuchen die Handelsspanne zwischen der oberen und der unteren Begrenzung für profitable Trades zu nutzen. Sprich, an der oberen Begrenzung gehen sie short und an der unteren long. Bullen und Bären halten sich aus Seitwärtstrends dagegen besser heraus und warten einen Trendbruch ab, der wiederum in einen neuen Abwärts- oder Aufwärtstrend münden könnte.
Was einen Trend für Trades profitabel macht, ist tatsächlich nur die leicht höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Trend, der von vielen Marktteilnehmern erkannt wird, eben weiter fortsetzt. Natürlich ist ein Trend keine Garantie. Er kann jederzeit brechen und sich umkehren. Aber gerade das kleine wenig Mehr an Wahrscheinlichkeit einer Trendfortsetzung kann den Unterschied zwischen Profitabilität und Verlusten ausmachen. Für mich persönlich ist das Erkennen von Trends und das „Mitschwimmen im Trend“ die wichtigste Voraussetzung, um an der Börse erfolgreich zu sein. Mit dem Trend zu handeln funktioniert für mich persönlich einfach am besten.
Doch auch der Ausbruch aus einem bestehenden Trend kann profitabel gehandelt werden. Bricht der Kurs aus seinem bisherigen Trend aus, so kann das als Einstiegssignal genutzt werden, um frühzeitig auf einen Richtungswechsel zu setzen. Eine Aktie, die beispielsweise aus einem Seitwärtstrend nach oben ausbricht, hat gute Chancen, einen neuen Aufwärtstrend auszubilden. Der Ausbruch selbst kann also als Einstieg für einen Long Position genutzt werden, um auf weiter steigende Kurse zu setzen.
Wie erkennt man einen Trend?
Verbindet man die Hochs einer Kursbewegung – idealerweise mit einer Trendgeraden und macht das Gleiche mit den Tiefs einer Kursbewegung, so erhält man im Idealfall einen Trendkanal – bestehend aus 2 parallelen Geraden, innerhalb dessen sich der Kurs zickzackförmig (wellenförmig) bewegt. Dabei muss nicht jedes Hoch und jedes Tief exakt auf den trendbegrenzenden Geraden liegen. Das Ganze ist keine exakte Wissenschaft. Ich persönlich nutze als erstes Stilmittel jedoch fast immer Trendgeraden und Trendkanäle, um Trends im Chart zu visualisieren. Linien- und Kerzencharts eignen sich dafür besonders gut.
Trendanzeigende Indikatoren
Neben diesem einfachen, grafischen Mittel gibt es auch einige technische Indikatoren, die zur Trendbestimmung dienen können. Zu den am häufigsten verwendeten zählen u.a. die folgenden:
- Gleitende Durchschnitte
- MACD
- ADX
- Aroon-Indikator
Auf alle 4 Indikatoren gehe ich an anderer Stelle noch gesondert ein.
Handeln in Trendrichtung
Gerade als Einsteiger solltest du darauf bedacht sein, in Trendrichtung zu handeln. Je früher du einen Trend erkennst, desto besser. Wenn die Trendrichtung auch noch auf verschiedenen Zeitebenen übereinstimmt – auch sehr gut. Beides hilft dir, die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Trades zu erhöhen.
Denn denke immer daran: „The trend is your friend“!
Die Börsenwoche im Rückblick
Chartanalyse Dow Jones
Der Dow Jones hat sich in den letzten 2 Wochen eigentlich recht positiv entwickelt. Vor allem die Woche vor Ostern sah richtig gut aus, eine schöne weiße Kerze entstand im Wochenchart. In der letzten Woche jedoch bildete sich jedoch ein Doji mit langen Schatten an beiden Seiten, der zusammen mit der Kerze der Vorwoche als Harami interpretiert werden kann. Interessanter Weise bildet sich dieses Pattern auch noch im Bereich der Widerstandszone, in der der Dow Jones schon zwei Mal nach Süden abgedreht hat. Das lässt bei mir die Alarmglocken schrillen. Für ein Umkehrsignal fehlt noch eine bestätigende, negative Kerze in der nächsten Woche – von daher ist noch längst nichts entschieden. Da ich selbst jedoch schon seit einiger Zeit eine gewaltige inverse SKS Formation (trendbestätigend) als Alternative zur Trompete im Kopf habe, stimmt mich das Chartbild sehr vorsichtig, zumal die Monate Mai bis Juli aus saisonaler Sicht meist keine guten Börsenmonate sind.
Auf Tagesbasis hat der Dow Jones zunächst nach der Bestätigung des Ausbruchs aus dem Konsolidierungsdreieck erwartungsgemäß mit steigenden Kursen reagiert. Bis vergangenen Dienstag sah also alles nach nun deutlich steigenden Kursen aus. Am Mittwoch bildete sich jedoch eine negative Innenkerze, die am Folgetag auch noch mit weiter fallenden Kursen als mögliches Umkehrsignal bestätigt wurde. Allerdings bildete sich am Donnerstag keine negative Kerze, sondern erneut ein kleiner positiver Kerzenkörper mit langen Schatten, der erneut auf Unsicherheit hinweist. Am Freitag dann folgten steigende Kurse mit Bildung einer positiven Kerze.
Mein Fazit lautet, dass die Lage aktuell als neutral einzustufen ist. Es gibt deutliche Anzeichen einer möglichen Trendumkehr, noch ist aber nichts entschieden, zumal es in der technologielastigen Nasdaq besser ausschaut. Nach der nächsten Woche wissen wir mehr.
Chartanalyse Gold
Gold setzte in der KW 16 erwartungsgemäß mit einem dynamischen Abwärtsimpuls die Korrektur fort. Es entstand eine lange, negative Wochenkerze nach den beiden Hammerkerzen der Vorwochen. In der letzten Woche jedoch drehte sich das Bild wieder. Nach Anlaufen zweier Unterstützungslinien bildete Gold über die Woche hinweg eine schöne positive Kerze mit langer Lunte, die nun zusammen mit der Kerze der Vorwoche fast ein Harami ausbildet (auch wenn technisch gesehen, der weiße Körper ein wenig zu groß dafür ist). Sollte sich dieses Pattern mit einer folgenden, positiven Wochenkerze in der nächsten Woche bestätigen, dann sieht es ganz plötzlich im Gold wieder deutlich besser aus. Denn das Ganze sieht inzwischen wie ein bullischer Keil aus.
Auf Tagesbasis ist der Keil sehr schön sichtbar. Nach zunächst fallenden Kursen Anfang von KW 16 konsolidierte Gold seitwärts. Ein Engulfing Pattern Anfang der letzten Woche (weißer Kerzenkörper umschließt den roten Kerzenkörper des Vortages) stieg der Goldpreis zunächst verhalten, dann jedoch dynamisch an. Die Kuh ist aber noch nicht ganz vom Eis. Drehen die Kurse auf aktuellem Niveau wieder ab, dann wäre der Anstieg vom Freitag nur das Anlaufen einer durchbrochenen, ehemaligen Unterstützungszone, die sich durch die letzten 3 lokalen Tiefs konstruieren lässt. Die Chancen stehen aber nicht schlecht, dass das nicht der Fall sein wird.
Gold bildet gerade einen Keil aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser trendbestätigend nach oben aufgelöst wird, ist statistisch gesehen höher, als ein Ausbruch nach unten. Sehen wir hier gar die finale Vorbereitung auf ein Pulverisieren der langjährigen Widerstandszone bei 1.360 USD? Ich bin gespannt!
Trendbarometer
Langfristig | Mittelfristig | Kurzfristig | |
---|---|---|---|
Dow Jones | |||
Gold |
Depotänderungen
Ich habe mich am Freitag dazu entschieden, das gehebelte Zertifikat auf dem Dow Jones zu verkaufen, nachdem sich abzeichnete, dass sich auf Wochenbasis ein mögliches Umkehrsignal ausbildet – ein Harami. Zwar hat der Dow wie von mir vorhergesagt und auch gehofft, nach der Bestätigung des Ausbruchs aus dem Dreieck wieder mit ansteigenden Kursen reagiert – allerdings war der Anstieg nicht so dynamisch, wie das eigentlich hätte sein sollen. Da sich das aktuelle Geschehen auch noch am Rand der Widerstandszone abspielt, die den Dow Jones schon zwei Mal Richtung Süden gezwungen hat, ist mir das Risiko einfach zu groß, dass das erneut geschehen wird.
Sollte sich tatsächlich eine inverse SKS bilden, dann werde ich das Zertifikat eventuell später wieder zurückkaufen. Im Moment möchte ich das so frei werdende Geld aber lieber bereithalten, um gehebelt in Gold einzusteigen, sollte sich ein Ausbruch aus dem Keil nach oben andeuten. Schlusskurse oberhalb von 1.300 USD wären ein ersten Anzeichen dafür, eine positive Wochenkerze in der nächsten Woche ein weiteres klares Indiz.
Folgende Transaktion habe ich am 26.04.2019 durchgeführt:
- Verkauf 350 Stück DE000DS2LFD0 zu 6,25 Euro im Wert von 2.187,50 Euro mit einem Gewinn von 4%.
Da sich die Nasdaq im Vergleich zum Dow Jones besser gehalten hat und auch Silber im Vergleich zu Gold Stärke zeigt, legte mein Depot in den letzten 2 Wochen um 2% auf nun 8% zu.
Börsenausblick auf die kommende Woche
Die Lage im Dow Jones ist schwierig einzuschätzen. Ein mögliches Umkehrsignal auf Candlestickbasis im Wochenchart, die Widerstandszone, an der der Aktienindex bereits zwei mal drehte und die fehlende Dynamik des letzten Anstiegs lassen ebenso auf fallende Kurse schließen, wie die bevorstehenden, saisonal eher schwächeren Monate ab Mai. Für weiter steigende Kurse sprechen die Stärke der Nasdaq und die Stärke der vergangenen Monate.
Aktuell halte ich fallende Kurse und die Ausbildung einer inversen großen SKS für am wahrscheinlichsten. Aber selbst, wenn die Kurse doch noch auf über 27.000 Punkte steigen, rechne ich spätestens dort mit mittelfristig fallenden Kursen im Rahmen einer möglichen Trompete. Beiden Szenarien gemeinsam wären mittelfristig fallende Kurse. Im Rahmen der inversen SKS würden diese aber potentiell in deutlich und langfristig weiter steigenden Kursen ab Spätsommer / Herbst münden.
Ich bewahre im Dow Jones zunächst eine abwartende Haltung.
Bei Gold hat sich das Chartbild dagegen deutlich aufgehellt, auch wenn die Gefahr weiter fallender Kurse noch nicht gebannt ist. Anscheinend befindet sich Gold in einem bullischen Keil. Ein Ausbruch aus diesem Keil nach oben ist durchaus wahrscheinlich. Das würde vermutlich direkt in einen erneuten, vielleicht finalen Angriff der langfristigen Widerstandszone münden.
Ich erwarte bei Gold daher steigende Kurse in den nächsten Wochen und werde einen Ausbruch aus dem Keil nach oben gehebelt handeln.
Die Ampeln bei Gold steht also kurz vor dem Sprung auf grün. Eine positive nächste Handelswoche, würde das noch spekulative Szenario bestätigen.
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