Ich bin jemand, der gern Bücher zum Thema Fotografieren liest. Ich habe auch einiges an Zeitschriften abonniert. Ich lese regelmäßig im Internet quer. Schon länger stelle ich mir aber auch die Frage, macht es Sinn, sich Video-Trainings anzuschauen? Bringen bewegte Bilder mit Erklärungen mehr, als das Betrachten und Analysieren einzelner Aufnahmen?

Genau aus diesem Grund habe ich mir mal das Video-Training „Der große Fotokurs“ von Thomas Kuhn, dem beliebten Fotografen von Blende 8 näher angeschaut. Oder ums genauer auszudrücken, ich habe mir alle 7 Stunden der Schulungs-DVD aufmerksam reingezogen.

Video-Training mit Thomas Kuhn "Der große Fotokurs" im Test

Zum Inhalt

Die Trainings-DVD wird in einer Kunststoffbox geliefert. Der Kurs kann sofort von der DVD gestartet werden. Nach kurzer Ladezeit öffnet sich die Applikation mit einer sehr übersichtlichen Oberfläche, auf der ich mich schnell zurecht gefunden habe. Links finden sich die Kapitel, die nach Anklicken dann wiederum die Unterkapitel offenbaren. Lesezeichen-Funktion, ein Index und eine Hilfe gibt es natürlich auch.

Die Themen, die in diesem Kurs behandelt werden, lauten wie folgt:

  1. Schnelle Wege zu guten Bildern
  2. Ihr Ratgeber für Kamera und Ausrüstung
  3. So bekommen Sie die Belichtung in den Griff
  4. So stellen Sie richtig scharf
  5. Motive mit dem Blitz gestallten
  6. So gelingen Ihnen natürliche Porträtfotos
  7. Rezepte für eindrucksvolle Landschafts- und Naturbilder
  8. Wenn es dunkel wird…
  9. Rezepte für schwierige Fotosituationen
  10. Digitale Bildbearbeitung mit Lightroom

Alle 10 Kapitel sind jeweils noch einmal in 5 bis 10 Unterkapitel und somit einzelne Videos unterteilt. Die einzelnen Videos und somit Lektionen sind zwischen 4 und 14 Minuten lang. Kann man sich also ganz bequem portionsweise mal zwischendurch anschauen.

Video-Training mit Thomas Kuhn "Der große Fotokurs" im Test

Ich muss gestehen, ich war zunächst skeptisch, ob ein solcher Foto-Kurs etwas bringen kann. Zu viele davon werden im Grunde teils kostenlos, teils für gutes Geld auf unterschiedlichsten Internetseiten angeboten.

Lohnt es also, 50 Euro für diesen Kurs zu investieren?

Zumindest für Einsteiger in die Fotografie aus jeden Fall!

Thomas Kuhn schafft es, sehr anschaulich und unterhaltsam die einzelnen Themen zu erklären. In den Videos selbst hat er geschickt die entsprechenden Aufnahmen eingebaut, so dass auch das Betrachten der Fotos, deren Entstehen er beschreibt und vorführt, nicht zu kurz kommt. Man merkt, dass er Spaß hat am Erklären und Zeigen. Und genau mit diesem Spaß vermittelt er auch seine Themen.

Die Themen selbst fangen quasi völlig bei Null und einigen Tipps zum Kamera-Kauf an und führen dann über Grundlagen wie Belichtung, Scharfstellung, ISO Werte & Co. über situative Tipps zu Portraitaufnahmen, Landschafts- und Naturbildern bis hin zur Bildbearbeitung, die Kuhn anhand des weit verbreiteten Lightrooms erläutert.

Für wen eignet sich das Training

Grundsätzlich eignet sich der Kurs ganz klar für Anfänger und Fortgeschrittene. Letztere aber nur dann, wenn sie sich mit der Theorie beim Fotografieren bisher kaum beschäftigt haben. Ich selbst halte mich bei weitem nicht für einen Profi, sondern zähle mich auch eher zum ambitionierten Fortgeschrittenen-Bereich. Und so habe ich tatsächlich nur wenig Neues aus dem Kurs mitnehmen können. Den ein oder anderen Kniff jedoch fand ich schon interessant. Als Beispiel dafür sei das Nachschärfen der Bilder im SW Mode in Lightroom genannt. Überhaupt habe ich gerade in diesem Kapitel noch ein wenig etwas dazu gelernt. In den anderen Kapiteln gab es wenig wirklich Spannendes für mich – trotzdem habe ich mich durchaus gut unterhalten gefühlt. Gerade, weil auch ich gern mein Wissen auf Erkunde die Welt weitergeben möchte, war es für mich interessant zu sehen, wie Thomas Kuhn sein umfangreiches Wissen strukturiert und vermittelt.

Kritik am Training

Obwohl offensichtlich für Einsteiger gedacht, fotografiert und erklärt Kuhn in dem Training ausschließlich anhand seiner Vollformatkamera. Das fiel mir vor allem an der Stelle auf, an der er über die Kehrwertregel für die Verschlusszeit sprach. Die Grundregel lautet: Der Kehrwert der Brennweite ergibt die maximal zulässige Verschlusszeit, um Verwacklungen zu vermeiden. Das ist für Kameras mit APS-C Sensoren aber schlichtweg nicht richtig, da hier noch der Crop-Faktor berücksichtigt werden muss. Auch ein Bildstabilisator hat natürlich einen entsprechenden Einfluss. Und da gerade Einsteiger, für die der Kurs interessant sein dürfte, oftmals mit genau solchen Halbformatkameras fotografieren – oft auch in Kombination mit Objektiven mit Bildstabilisator – fand ich das nicht passend. Die wenigsten Einsteiger dürften tatsächlich gleich mit dem Vollformat loslegen.

Mein fotografisches Interview zum Thema Verschlusszeit findest du hier.

Fazit

Alles in allem bin ich sehr positiv überrascht von dem Kurs. Für Einsteiger und Anfänger, die bisher noch kein Buch über das Fotografieren zur Hand genommen haben, halte ich dieses Video-Training für eine richtig tolle Sache. Alle wichtigen Themen werden abgedeckt. Die Lektionen haben Hand und Fuß, sind unterhaltsam und die einzelnen Themen sind wirklich gut erklärt. Das macht Thomas Kuhn außerordentlich gut. Trotzdem empfehle ich, auch mal zusätzlich in das ein oder andere Buch zu schauen.

Für Fortgeschrittene, die schon das ein oder andere Buch gelesen und mehrjährige Erfahrung im Fotografieren haben, halte ich den Kurs eher für wenig interessant. Von Profis rede ich gar nicht erst. Aber für Anfänger, wie gesagt, eine tolle Sache!

Mein Fazit – für Anfänger und Einsteiger definitiv empfehlenswert!

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Hinweis: Der Fotokurs, der dieser Rezension zugrunde liegt, wurde mir freundlicherweise vom Rheinwerk Verlag zur Verfügung gestellt. Dafür bedanke ich mich herzlich. Der Artikel gibt trotzdem ausschließlich meine freie und unbeeinflusste Meinung wieder. Ich wurde für den Artikel nicht bezahlt.