Eher zufällig haben wir beim Stöbern im Internet einen interessant klingenden Wanderweg im Südschwarzwald entdeckt – nämlich den Hochschwarzwälder Hirtenpfad bei Raitenbuch. Und da es sehr heiß in Freiburg war, dachten wir uns, wir entfliehen einfach der Hitze, indem wir dem wunderschönen Schwarzwald einen Besuch abstatten.

Ausflug zum Hochschwarzwälder Hirtenpfad

Gesagt, getan! Rund 45 Minuten fährt man von Freiburg aus zum Wanderparkplatz Raitenbucher Höhe, wo der als Premiumwanderweg ausgewiesene Rundweg startet. Sowohl Wanderweg als auch Parkplatz sind gut ausgeschildert – wir fanden beides auf Anhieb.

Raitenbuch

 

Der im wunderschönen Schwarzwald liegende Wanderweg „Hirtenpfad“ startet sogleich mit einer Hinweistafel, die den interessierten Wanderer ein paar Hintergrundinformationen zum Leben der Hirtenjungen in den letzten Jahrhunderten gibt. Immerhin bis in die 1960er Jahre war diese Form der Kinderarbeit hier im Schwarzwald üblich. Viele der Jungen kamen bereits im Alter von 7 Jahren auf die Schwarzwaldhöfe, wo sie fern ihrer Familien lebten. Das Leben war hart, denn 12 bis 15 Stunden täglich verbrachten die Kinder arbeitend und lernend. Bei Wind und Wetter draußen, oft ohne Schuhe, hüteten sie die Viehherden und mussten viele Entbehrungen erdulden. Ein Leben, das wir uns heute kaum mehr vorstellen können. Und genau das macht diesen Wanderweg so interessant. Denn immer wieder finden sich Informationstafeln entlang des Weges, auf denen vom Leben der Hirtenjungen berichtet wird.

Raitenbuch

 

Besonders gefallen haben mir zahlreiche Zitate der Hirtenjungen, die vom harten Leben damals zeugen. Auch Lucas las interessiert mit. Ich denke, es ist wichtig und spannend, dass Kinder, denen solch ein hartes Leben heutzutage glücklicher Weise unbekannt ist, auch einen Blick in die Vergangenheit werfen, um zu realisieren, wie gut es uns heute doch geht. Uns allen drei gefiel dieser kleine Ausflug in der Vergangenheit jedenfalls außerordentlich gut.

„Jeder fremde Hirtenbub zahlte eine „handfeste Aufnahmegebühr“. Erst nachdem ich bös verprügelt worden war, hatte ich das Gefühl, in die Raitenbucher Dorfjugend aufgenommen zu sein.“
-Siegfried Scharf, 1947

Doch wer jetzt den Eindruck hat, der Weg ist nur aus diesem Grund spannend, der irrt. Für uns war es das Salz in der Suppe. Denn der Weg an sich ist einfach nur wunderschön. Vorbei an Wiesen, durch herrliche Nadelwälder und an Hang-Weiden mit Kühen entlang führt der erste Abschnitt, bevor sich der Blick dann herrlich über das Urseetal bis nach Lenzkirch öffnet.

Raitenbuch

 

Das Tolle an dieser Stelle war eine sehr bequeme Relax-Bank, die regelrecht dazu einlud, hier ein wenig zu verweilen. Und genau das taten wir auch, bevor wir im Anschluss ins Tal hinab steigen, um am Möslehof vorbei weiter dem Weg zu folgen.

Raitenbuch

 

Das Stoffelbächle, das wir nun überquerten war sehr klein, weitestgehend zugewachsen und doch irgendwie romantisch schön. Es ist übrigens das einzige „Gewässer“ entlang des gesamten Weges. Nach einem kleinen Anstieg überquerten wir die Raitenbucher Straße, einer Landstraße, der wir einige wenige Meter folgten, bevor der Weg dann wieder zurück in die Natur führt. Der nun folgende Abschnitt war jedoch sehr anstrengend. Ziemlich steil geht es über Stock und Stein bergauf, was bei der Hitze der Juli Sonne durchaus schweißtreibend war.

Raitenbuch

 

Nichtsdestotrotz ein sehr schöner Wegabschnitt, der bis ins Zinsmoor führt und von dort ab wieder mit leichterem Anstieg bis zum Rastplatz beim Alten Ahorn verläuft. Hier gibt es einen schönen Picknick-Platz, an dem auch wir erst einmal im Schatten der Bäume kräftig durchschnauften.

„Um 4.00 Uhr weckte mich der Vater für den Marsch nach Raitenbuch und zurück. Meinen Schulbus um 7.00 Uhr nach Lenzkirch durfte ich ja keinesfalls verpassen. Ich war der erste Jahrgang nach der Gemeindereform, der nicht mehr in die Raitenbucher Schule ging.“
– Egon Bürkle, 1970

Bisher hatte uns der Weg außerordentlich gut gefallen – etwa 4 Kilometer hatten wir nun durch die wunderschöne Landschaft des Südschwarzwaldes hinter uns gebracht.

Raitenbuch

 

Durch den Hochwald des Sommerberges geht es weiter, entlang herrlicher Wälder auf einem Weg, der nun deutlich entspannter und fast eben verläuft. Die Sonne, die nun am späten Nachmittag schon recht tief stand, blinzelte immer wieder freundlich durch die Bäume, was dem Weg zusätzlich eine tolle Atmosphäre verlieh.

Raitenbuch

 

Die langen Schatten der Bäume, ein grüner Teppich aus Farnen auf dem Waldboden – wir waren begeistert. Als wir den Wald hinter uns ließen, öffnete sich erneut der Blick über das Raitenbucher Hochtal – nun quasi von der anderen Seite.

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Auf dem Sonnenweg am Waldtrauf oberhalb der Hochweiden verläuft der letzte größere Abschnitt der Wanderung sehr entspannt am Waldrand.

„Das war das beste Mittel gegen kalte Füße: Wenn ein Rind seicht, dann stellst du dich hinein und wärmst deine Füße und ebenso in den warmen Kuhfladen. Nur wenn man Wundfäule oder ein Steingeschwür hatte, tat es weh und brannte.“

Überraschend für uns – plötzlich trafen wir auf eine kleine Laterne und ein geschlossenes Kästchen. Neugierig öffneten wir das Türchen und bekamen Kerzen und ein kleines Notizbuch zu Gesicht, in welchem sich schon viele Wanderer eingetragen hatten. Das ließen wir uns natürlich ebenfalls nicht nehmen und hinterließen einen kleinen Gruß nach dem Motto „Auch wir waren hier!“.

Raitenbuch

 

Ein paar Gehminuten später trafen wir auf die zweite Relax-Bank des Tages, an der auch wir erneut eine schöne kleine Pause einlegten, um uns zu stärken und die herrliche Fernsicht zu genießen. Wie wunderschön doch unser Schwarzwald ist!

Raitenbuch

 

Es folgte noch ein kleiner letzter Anstieg am Luzenhäusle vorbei, bevor wir wieder ins Tal hinabstiegen, um an der sehr schönen kleinen Kapelle des Wildenhofs die letzte Hinweistafel der Hirtenjungen zu entdecken. Weitere 5 Gehminuten später kamen wir wieder am Wanderparkplatz an, wo wir diese rund 3 Stunden dauernde Rundwanderung durch den Südschwarzwald beendeten.

Raitenbuch

 

Wir waren mehr als angetan von dem tollen 8 Kilometer langen Weg durch herrlichste Natur, mit wunderschönen Aussichten und den vielen spannenden Hinweistafeln zum Thema „Leben der Hirtenjungen“.

Unser Fazit – absolut empfehlenswert!

Kurz & Knapp

  • Tolle Wanderung rund um Raitenbuch, die mit dem Label „Schwarzwälder Genießerpfad“ ausgezeichnet wurde.
  • Mittlere Schwierigkeit mit einem recht steilen Anstieg etwa auf der Hälfte des Weges.
  • 8 Kilometer lang.
  • Dauer der Wanderung etwa 3 Stunden.
  • Verläuft zwischen 844 und 1059 Meter ü.d.M.
  • 317 Meter Aufstieg und 265 Meter Abstieg.

 

Genießerpfade sind 6 bis 18 Kilometer lange Wanderwege durch beeindruckende Landschaften verbunden mit weiteren Attraktionen entlang der Strecke. Das können zum Beispiel Aussichtspunkte, Himmelsliegen, Einkehrmöglichkeiten oder kulturelle Informationen sein. Alle „Schwarzwälder Genießerpfade“ sind mit dem Wander-Siegel „Premiumweg“ des Deutschen Wanderinstituts ausgezeichnet und laden zu besonders schönen und erlebnisreichen Wanderungen ein.

 

Anfahrt & Parken

Der Parkplatz Raitenbucher Höhe ist gut ausgeschildert und bietet Platz für rund 20 PKW. Man erreicht ihn von Lenzkirch und Altglashütten kommend, indem man über die K 4990 (Raitenbucher Straße) auf schmaler Straße bis zur Raitenbucher Höhe fährt. Der Abzweig zur Kapelle und dem 200 m dahinter liegenden Wanderparkplatz ist gut ausgeschildert.

Koordinaten: N47°51’42“, E8°08’31“

Mit ÖPNV nimmt man am besten den Zug nach Neustadt (Ausstieg Neustadt Bahnhof), steigt dann in den Bus 7258 nach Lenzkirch (Haltestelle Lenzkirch Kurpark). Nun nimmt man den Bus 7257 bis zur Fischbacherhöhe. Der Startpunkt des Rundwanderweges liegt dann allerdings 2.5 Kilometer entfernt auf der Raitenbucher Höhe.

Einkehrmöglichkeiten

Sehr gut einkehren kann man im Gasthof Grüner Baum, der von verschiedenen Stellen des Wanderweges aus ausgeschildert ist.

Schwarzwaldgasthof Grüner Baum
Raitenbucher Str. 17
79853 Lenzkirch-Raitenbuch
Tel: +49 (0) 7653 263

Wegbetreiber & Ansprechpartner

Bei weiteren Fragen zum Hochschwarzwälder Hirtenpfad könnt ihr euch auch gern jederzeit an den Wegbetreiber, der Hochschwarzwald Tourismus GmbH, wenden.

Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Freiburger Straße 1
79856 Hinterzarten
Tel: +49 (0) 76 52 12 06 0
Mail: info@hochschwarzwald.de

Weitere Impressionen

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Kennt ihr den Hochwarzwälder Hirtenpfad bei Raitenbuch? Wie gefällt er euch? Welche tollen Wanderwege kennt ihr noch im Schwarzwald?