Gedanken zur Faszination Reisen. Vor kurzem hat mich jemand gefragt, was ich am Reisen besonders mag. Darauf eine schnelle Antwort zu geben, ist, glaube ich, nicht besonders schwer. Antworten und Gründe gibt es viele. Neue Kulturen. Aufregende andere Landschaften. Spannende Städte. Tolle Sehenswürdigkeiten. Faszinierende Fotomotive. Der Reiz des Fremden und Neuen. Das Ausbrechen aus dem Alltag. Und und und. Trotzdem hat mich die Frage irgendwie noch weiter beschäftigt. Was ist es wirklich, was mich daran so sehr fasziniert? Und ich glaube, ich weiß es jetzt. Es sind die einzigartigen, überraschenden und nicht planbaren Momente, die dich plötzlich und unerwartet völlig vereinnahmen.
Faszination Reisen – was macht es aus?
Momente wie zum Beispiel dieser hier:
2004 bei meinem ersten USA Besuch habe ich eine Nacht im Yosemite Nationalpark verbracht. Stunden bevor die Sonne aufging, fuhr ich zum Glacier Point hinauf. Mit einem Handy als Taschenlampe bewaffnet, suchte ich mir den Weg vom Parkplatz durch den Wald zur Aussichtsplattform. Gefahr durch Bären? Egal! Dort wartete ich geduldig auf die aufgehende Sonne. Ich war allein. Es war kalt. Nur allmählich siegte die Dämmerung über die Schwärze der Nacht. Und dann plötzlich fielen die ersten Sonnenstrahlen über den Rand der Berge mir direkt ins Gesicht. Ich vergaß fast völlig das Fotografieren, für das ich eigentlich so früh dorthin gefahren bin, so unglaublich gut fühlten sich diese ersten, warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht an. Das war ein Moment, der mich völlig ausfüllte und fast überwältigte. Einfach nur wunderschön. Aber es kam sogar noch besser. Nachdem ich wieder zu mir gefunden und fleißig Fotos aufgenommen hatte, setzte ich mich ein wenig abseits auf einen Felsen und genoss die schöne Aussicht. Da erspähte ich plötzlich zwei Rehe in der Nähe. Beide schienen keinerlei Furcht zu haben und kamen langsam immer näher. Dazu Vogelgezwitscher um mich herum und die klare, wundervolle Luft dieses schönen Morgens. Ein herrlicher, einzigartiger Moment! Natur pur. Überraschend. Erhaben. Und einfach nur schön.
Oder dieser:
Ich fuhr noch lange vor Sonnenaufgang von San Jose nach San Francisco. Es war mein zweiter Besuch dieser tollen Stadt. Ungefähr zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs erreichte ich die Stadtgrenze. Ich ärgerte mich ein wenig, dass ich es nicht bis zum Sonnenaufgang zur Bay geschafft hatte. Und als ich gerade mitten drin in San Francisco bin und über einen Hügel fahre, schaue ich nach rechts. Golden in wunderschönem Licht erhob sich die Transamerica Pyramid am Ende der Straße. Die Sonne exakt dahinter. Ich schaue kurz in den Rückspiegel. Niemand da. Bremse, steige aus und laufe ein paar Meter zurück. Ich war regelrecht erschlagen von dem unglaublich schönen Anblick – von diesem Moment und diesem Bild. Beides hat sich unvergesslich in meinen Kopf eingebrannt. Ein großartiger Moment!
Ich glaube, genau wegen solcher Momente liebe ich das Reisen so sehr. Man kann sie nicht planen. Und sie treten vielleicht auch nur selten auf. Aber es gibt sie. Und wenn es passiert und man sich ihnen hingibt, dann ist das etwas ganz, ganz Besonderes. Für mich zumindest. Es ist ein Gefühl von lebendig sein. Genießen. Glück. Zu realisieren, wie schön das Leben sein kann. Wie kostbar jeder einzelne Augenblick ist.
Natürlich kann man solche Momente auch daheim erleben. Aber in der Alltagsroutine sind sie eben doch nur sehr selten anzutreffen. Auf Reisen dagegen, in fremden Ländern, an unbekannten Orten treffe ich immer wieder auf solche einzigartig schönen Momente. … Sei es morgens um 6 an Deck eines Kreuzfahrtschiffes, wo ich völlig allein und in vollkommener Ruhe dem Rauschen des Meeres begegnete …
… Oder als wir früh morgens San Francisco Richtung Sacramento verlassen wollten und plötzlich die zuvor ständig vom Nebel verhüllte Golden Gate Bridge in strahlendem Rot majestätisch in der Morgensonne vor uns sahen … Oder das erste Mal als ich am Grand Canyon stand – ein Gefühl von Freiheit & Erkenntnis, das mich regelrecht überwältigte … Oder als ich vor kurzem bei regnerischem, trüben Wetter in der Metro durch Paris fuhr und plötzlich jemand im Waggon begann, Chansons zu singen …
Genau wegen solcher Momente liebe ich das Reisen. In diesen Momenten fühle ich mich frei, glücklich, erfüllt, leicht – und das alles zur gleichen Zeit. Sie nehmen mich für einen kurzen Augenblick regelrecht emotional gefangen. Und das ist ein tolles Gefühl. Ich möchte noch viele dieser Momente erleben. Mich auf solche Augenblicke einlassen. Diesen plötzlich und überraschenden Schub an Emotionen spüren. Mich an solchen Augenblicken erfreuen. Das heißt nicht, dass ich den Rest am Reisen nicht auch mag oder nur deshalb gern und viel reise, aber es sind eben diese Momente, die für mich das i-Tüpfelchen ausmachen. Sozusagen das Salz in einer ohnehin sehr schmackhaften Suppe.
Geht es euch ähnlich? Habt ihr schon solche Momente erlebt? Was macht für euch die Faszination Reisen aus?
Das hast du wirklich auf den Punkt getroffen. Für mich sind es auch die vielen unerwarteten Momente, die den Reiz am Reisen ausmachen. Gerade in Asien und in de USA sind es zum Beispiel immer wieder die unheimlich netten Menschen, die man dort besonders oft trifft. LG Franzi
Hallo Franzi, schön, dass es also nicht nur mir so geht. Für die USA kann ich das mit der Freundlichkeit nur bestätigen. Asien hab ich leider bisher noch keine Erfahrungen. Aber auch das wird die nächsten Jahre schnellstmöglich geändert. Muss ich unbedingt endlich auch mal erkunden. Lg Michael