Gedanken zur Reisefotografie. Kennt ihr das? Ihr seid auf Reisen, gelangt an einen bekannten Ort oder eine Sehenswürdigkeit und habt automatisch traumhaft schöne Bilder von diesem Motiv im Kopf? Bilder & Aufnahmen, die ihr gern genauso geschossen hättet? Mir ging es schon des öfteren so. Wie oft habe ich mir schon auf Instagram oder anderen Webseiten Fotos toller und bekannter Orte angeschaut und gedacht, wenn ich da dann auch endlich einmal bin, möchte ich ebenfalls solch schöne Aufnahmen machen. Aber wenn man dann erst einmal vor Ort ist, holt einen oft die Realität ein. So zuletzt bei mir geschehen während meines Paris Trips. Statt strahlend blauem Himmel, gab es Regen und tristes Wetter. Statt blühender Natur, kahle Bäume.

Reisefotografie

Montmartre im Regen

Oder ein anderes Beispiel. Ich habe schon zu Beginn meiner USA Reise gehofft, einen wunderschönen Sternenhimmel in einem der Nationalparks aufnehmen zu können. Doch Fehlanzeige. In einem Park gab’s Wolken. Im nächsten sogar Regen und Hagelschauer. Und im dritten haben wir schlichtweg nicht nah genug am Park gewohnt und Bedenken gehabt, nachts über unbefestigte Wege die passenden Orte zu erreichen.

„Die Reisefotografie beschäftigt sich mit der Dokumentation von Landschaften, Menschen, Kulturen und Lebensweisen.“

Reisefotografie – Schnappschuss oder das perfekte Bild?

Doch selbst, wenn man Glück hat und die Rahmenbedingungen stimmen, ist es das wirklich wert, Stunden damit zu verbringen, um das „perfekte Foto“ zu schießen? Häufig gehört dazu eine Menge Planung. Recherche, welcher Ort die perfekte Sicht auf das Motiv gibt. Die Notwendigkeit, den Tagesablauf so auszurichten, dass man zur idealen Zeit vor Ort ist – beispielsweise um in tollem Abendlicht oder zur goldenen Stunde zu fotografieren. Aber ist das dann noch „entspanntes Reisen“?

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Alcatraz – Manchmal muss man einfach Glück haben!

Ich für meinen Teil habe für mich darauf inzwischen eine Antwort gefunden. Ja, ich freue mich auch tierisch über eine gelungene Aufnahme in perfektem Licht am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Aber ich habe aufgehört, aktiv danach zu suchen, Motive und Aufnahmen „zu planen“. Abgesehen davon, dass das mit Familie deutlich schwerer ist, als wenn man allein unterwegs ist, nimmt mir persönlich das auch einfach den „Entspannungs- und Wohlfühlfaktor“ einer Reise. Das perfekte Foto, wie es professionelle Berufs-Fotografen vielleicht mit Leichtigkeit hinbekommen, gelingt mir ohnehin selten auf die Schnelle. Und das auch nur anzustreben – was ich durchaus lange Zeit getan habe – hat sich für mich nicht als der beste Weg herausgestellt.

Den Augenblick genießen

Seit einiger Zeit versuche ich vielmehr, einfach den Augenblick zu genießen, ihn so zu nehmen wie er ist. Nicht die Bilder aus meinen Gedanken nachzustellen oder umzusetzen, sondern das, was ich gerade und in diesem Augenblick sehe, erlebe, festzuhalten. Einfach die vorgegebenen Rahmenbedingungen hinzunehmen und das Beste daraus zu machen. Das heißt nicht, dass ich nicht immer noch versuche, tolle Bilder aufzunehmen und das Optimum herauszuholen, aber es heißt, dass ich nicht meine Reise danach ausrichte, um einem Ideal hinterherzujagen. Vielmehr versuche ich meine Erlebnisse, meine Sicht auf die Dinge – just in diesem Moment – einfach einzufangen. Dann bin ich eben nicht perfekt zum Sunset an Punkt X, um Motiv Y optimal ausgeleuchtet aufnehmen zu können. So what?!

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Trevi Brunnen – Großaufnahme, da der Platz hoffnungslos überlaufen war

Letztlich reise ich nicht, um zu fotografieren. Viel mehr fotografiere ich, um meine Reisen und meine Erinnerungen festzuhalten. Klar freue ich mich über das perfekte Foto. Aber ich überlasse das zu einem guten Teil einfach auch dem Schicksal.

Entspannter Reisen

Entspannter Reisen heißt für mich mehr genießen. Und letztendlich ist es für ein gutes Fotos unwichtig, wie die Rahmenbedingungen sind. Man kann bei jedem Wetter, an jedem Ort mit ein wenig Kreativität und Erfahrung tolle Aufnahmen machen. Das habe ich für mich inzwischen begriffen und gelernt. Und ich fahre gut damit. Reisen und Fotografieren gehören für mich zusammen wie Pfeffer und Salz. Beide möchten wohl dosiert werden. Beides liebe ich. Aber beide müssen auch in einem gewissen Gleichgewicht zueinander stehen. Das mag nicht für jedermann der richtige Weg sein. Der eine reist vielleicht genau deswegen gern und viel – um das perfekte Foto aufzunehmen. Dem anderen mögen Bilder fast egal sein, weil er einfach nur Land, Kultur und Leute kennen lernen möchte. Für mich ist es eine gesunde Mischung aus beidem.

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Detailaufnahme der Golden Gate Bridge in dichtem Nebel

Den Augenblick genießen und festhalten. Weniger Planung, dafür aber mehr Kreativität bei der Aufnahme. Und wenn es eben regnet, dann halt mal ein ausdrucksstarkes Schwarz-Weiß-Foto. Wenn die Golden Gate Bridge im Nebel verschwindet, dann eben eine spannende Detailaufnahme. Gibt so viele Möglichkeiten. Meine Empfehlung daher: Lasst euch bei der Jagd nach einem guten Foto nicht stressen. Genießt den Augenblick so wie er ist und geht wachen Auges durch die Welt, dann entstehen gute und schöne Fotos fast wie von selbst!

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Ein wenig Kreativität aufgrund fehlendem Vordergrund

Und wie gehst du mit dem Thema Reisefotografie um? Was ist dir wichtiger – das Fotografieren, das entspannte Reisen oder wie bei mir eine Mischung aus beidem?