Vor kurzem habe ich zwei sehr interessante Artikel gelesen. In beiden geht es um das Dasein als Nomade – sprich dauerhaftes Reisen. Gunther Holtorf beispielsweise war 26 Jahr lang auf Weltreise. Unglaublich. Faszinierend. Bis auf wenige Ausnahmen jedes einzelne Land bereist zu haben, muss eine Erfahrung sein, die so nur ganz wenige Menschen in ihrem Leben machen. Mit ihm würde ich gern mal einen Kaffee trinken und mich über diese Zeit unterhalten. Ob das wohl auch etwas für mich wäre? Schwer zu sagen. Zumal ich meine Heimat sehr liebe.

Auf der einen Seite würde mich das schon reizen. Unabhängig zu sein. Frei in den Entscheidungen. Tägliche Alltagsroutine ade. So etwas zu realisieren ist jedoch nicht nur finanziell schwierig, sondern erfordert auch in gewissem Maße das Verlassen der eigenen Komfortzone. Klar lebe ich gern hier in meiner Heimat, wo ich mich wohl fühle, wo ich Freunde habe, ein geregeltes und gutes Leben führe. Könnte ich mir vorstellen, das alles hinter mir zu lassen? Auf Dauer? Ich denke, das ist ein Gedanke, der sehr lange und gut reifen muss. Erst recht, wenn man Familie und Verantwortung hat. Ich würde so etwas nie aus einer Laune heraus über das Knie brechen. Ruth hat das in ihrem Blog Artikel sehr schön beschrieben. Dauerhaft Reisen hat eben auch Aspekte, über die man sich sehr genau im Klaren sein muss. Wenn man nicht gerade ein millionenschweres Konto hat – und wer hat das schon – dann bedeutet diese Art des Reisen eben auch das Aufgeben der eigenen Komfortzone, das Eingehen von Risiken und eine völlig veränderte Lebenseinstellung. Wer sich dessen bewusst ist, so glaube ich, kann bei der Realisierung eines solches Traumes aber auch etwas gewinnen, dass überhaupt nicht materiell aufzuwiegen ist. Ich rede von Freiheit, Unabhängigkeit und der Möglichkeit, jeden Tag neue, spannende Erfahrungen zu machen. Einen Traum zu leben und das Leben in einer Art und Weise zu genießen, von dem viele Menschen ihr ganzes Leben lang nur träumen.

Nomade

 

Googelt man sich ein wenig durch das weite Feld der Reiseblogger, so findet man relativ schnell genau diesen Schlag Mensch. Sogenannte Nomaden, die selten länger an einem Ort verweilen, sondern von Land zu Land ziehen. Liest man sich dann in ihre Blogs ein – denn viele finanzieren sich ihr Leben als digitaler Nomade durch das Bloggen über ihr Leben und ihre Reisen – so bekommt man schnell den Eindruck, wie wundervoll dieses Leben sein muss. Kritisch beäugt, stellt sich mir jedoch die Frage, ist das wirklich alles immer so paradiesisch? Wo endet die Realität und beginnt Beschönigung aus Marketing-Zwecken? Lässt es sich gut verkaufen, wenn man über Probleme, Gefahren oder Tage schreibt, an denen es einem vielleicht nicht gut geht, weil man kämpfen muss, um über die Runden zu kommen? Schwierige Frage. Ich vermute, die Realität ist nicht immer so rosa, wie sie auf vielen Blogs beschrieben wird. Aber vielleicht täusche ich mich da auch. Wer weiß.

Ein Stück weit muss man für das Leben als Nomade sicher geboren sein. Und letztendlich muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden, was ihn glücklich macht. Ich denke, weder das eine, noch das andere Extrem entspricht einem anzustrebenden Ideal – schon gar nicht, für jeden. Klar gibt es Menschen, die das Nomadenleben in vollen Zügen genießen und dabei glücklich sind. Genauso gibt es Menschen, die gern in ihre Alltagsroutine leben oder mit Spaß am Job jeden Tag froh gelaunt ins Büro gehen. Ich denke, mein „Idealzustand“ liegt irgendwo dazwischen. Ich mag meinen Job, meine Heimat, mein Leben. Aber ich liebe es auch zu reisen, neue Erfahrungen zu machen, die Welt immer wieder neu zu entdecken. Ob Vollzeit-Reisen etwas für mich wäre, weiß ich nicht. Eine schöne Vorstellung ist es aber allemal. Und letztlich kann man – kann ich – diese Frage auch erst beantworten, wenn ich es ausprobiert habe. Das ist mir wohl bewusst.

Mein Traum ist aber sicher nicht, als Rucksacktourist durch die Lande zu ziehen. Dafür, bin ich ehrlich gesagt, nicht abenteuerlustig genug. Ich mag ein wenig Komfort in meinem Leben. Sicherheit. Das Wissen, dass es mir auch nächste Woche, nächstes Jahr oder in 10 Jahren gut gehen wird. Ich glaube, meine Idealvorstellung wäre ein Leben, in dem ich finanziell unabhängig handeln und entscheiden kann. Ich würde meine Heimat, mein Zuhause als Rückzugsort wohl nie aufgeben wollen. Sehr wohl würde es mir aber gefallen, sehr viel mehr Zeit mit Reisen zu verbringen. Neue Orte, Länder, Kulturen kennen zu lernen. Vielleicht sogar davon leben zu können. Im Moment halte ich das allerdings nicht für realistisch und es ist ein Traum. Aber, ich glaube auch, dass alles möglich ist, wenn man daran glaubt und daran arbeitet. Und ein Stück weit habe ich begonnen, diesen Traum mit meinem Reiseblog auch zu leben. Ich bin sehr gespannt, wohin mich dieser Weg führen wird. Ich freue mich darauf, eines Tages auf Weltreise zu gehen. Ob die Welt oder mein Verständnis der Welt danach noch das gleiche sein wird? Spannende Frage. Ich werd’s herausfinden!

Idee Weltreise

 

Könntest du dir ein Leben als Nomade vorstellen oder hast gar schon Erfahrungen mit diesem Lebensstil gesammelt? Ich würde mich freuen, wenn du mir davon erzählen würdest!