Die Hochburg in Emmendingen ist für uns immer wieder ein tolles Ausflugsziel. Kürzlich hatte ich nun die Möglichkeit, einmal hinter die Kulissen bzw. diejenigen Mauern zu schauen, die ich sonst nur von der öffentlich zugänglichen Seite her kenne. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Karin Ritter vom Hochburgverein, die uns das in Form einer tollen Führung ermöglicht hat.

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Hochburg Ruine

Arbeit am Wehrturm

Wir beginnen die Führung an einem der 4 Wehrtürme etwas abseits der eigentlichen Hochburg. Mir persönlich war gar nicht bewusst, dass es da noch weitere Gebäude gibt, die ebenfalls zur Anlage gehören. Der Wehrturm, der sich vom Parkplatz aus und in Richtung Burg schauend rechter Hand befindet, wird gerade in fleißiger Arbeit durch den Hochburgverein hergerichtet.

Hinweis: 1571 – 1573 ließ Markgraf Karl II. den Meierhof bauen, der auf einer 90 mal 90 Meter großen Fläche von 4 Türmen an den Ecken begrenzt wurde. Später in die ehemalige Gastwirtschaft „Mühlemann“ integriert, wurde 1974 fast die gesamte Anlage abgerissen. Stehen blieben allein dieser Wehrturm und ein Stück der ehemaligen Wehrmauer.

Zukünftig soll es in diesem Wehrturm eine Ausstellung geben. In der unteren Etage, die schon jetzt durch große Glasfenster einzusehen ist, soll das Fundarchiv neuen Raum finden. In die obere Etage könnten das Vereinsarchiv und ein Dokumentationsraum Platz finden. Die umfangreiche Sammlung von Dokumenten und Fundstücken zum Thema Hochburg, die in jahrzehntelanger, aufopferungsvoller Arbeit von Rolf Brinkmann zusammengetragen wurde, hätte hier sicher ein würdiges Zuhause.

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Wehrturm

Nach diesem kleinen Ausflug wandern wir den bekannten, schönen Weg zur Hochburg hinauf. Wir starten unsere Führung unterhalb der Schranke und gehen – für uns ungewohnt – zunächst einmal entlang der dicht bewachsenen Außenmauer um das Äußere der Burg. Während am ersten Abschnitt des Weges die Mauer kaum noch erkennbar ist, erhebt sie sich nur wenige Meter weiter deutlicher vor uns.

Wusstest du, dass die Burg auch unter dem Namen Burg Hachberg bekannt ist? Ob der Name allerdings auf einen Gefolgsmann Karl des Großen namens „Hacho“ oder Dietrich von Hachberg aus dem Hause der Grafen von Nimburg zurückgeht, ist nicht ganz eindeutig geklärt. Es existieren außerdem Urkunden, die diesen Namen schon im 12. Jahrhundert belegen: Eine Urkunde aus dem Jahr 1127 spricht von der Burg als „Allodium ad Hahberg“, die andere aus dem Jahr 1162 bezeichnet sie als „Castro Hahberc“. Nach ihr benannt haben sich auch die Markgrafen von Baden-Hachberg (1212 – 1415). Erst später kam es zum Namen Hochburg, unter dem sie nun weitläufig bekannt ist. Heute ist die Hochburg nach dem Heidelberger Schloss die zweitgrößte Burganlage in Baden.

Die Bastion erkunden

Auf dieser Seite der Burg befinden sich 2 Tür-Öffnungen, so jedenfalls habe ich das angenommen. Karin Ritter jedoch berichtet uns, dass dies einst die Öffnungen für die schützenden Kanonen der Burg waren. Die Öffnungen sind dabei schräg ins Mauerwerk eingelassen, so dass die Kanonen so positioniert waren, dass sie Kugeln parallel zu den Mauern abschießen konnten. Auf diese Weise konnten die Mauern auch bei einem Sturmangriff bspw. mit schwerem Gerät geschützt werden.

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Einst Kanonenöffnungen

Die Mauern selbst sind übrigens höher als gedacht. Der Boden auf dem wir stehen, war einst um einige Meter tiefer, so dass nicht die gesamte Mauer heute sichtbar ist. Überhaupt verbergen die Mauern mehr Geheimnisse als gedacht. Bei genauerem Hinsehen fallen mir Rundbögen auf. Bisher habe ich diese für zugemauerte Öffnungen gehalten. Aber das stimmt nicht. Die Bögen sind als stabilisierende Maßnahmen ins Mauerwerk integriert worden. Werden bei einem schweren Angriff Teile der Mauer zerstört, so verhindern diese Bögen, dass gleich die ganze Mauer in sich zusammenfällt. Selbst Löcher im Mauerwerk können so bis zu einem gewissen Grad abgefangen werden, da die Rundbögen dem Mauerwerk zusätzlichen statischen Halt geben.

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Heute Eingang

Durch der zwei ehemaligen Kanonenöffnungen betreten wir nun die Burg. Diese Zugänge sind sonst selbstverständlich für die Öffentlichkeit verschlossen. Über eine Treppe steigen wir eine der Bastionen der Burg hinauf und entdecken einen schmalen Verbindungsgang. Er wurde in freiwilliger Arbeit von engagierten Templern der „Templerkomthurey Freiburg“ 2012 mit Licht versehen.

Tipp: Du möchtest gern mehr darüber erfahren, was der Hochburgverein in den letzten Jahren und Jahrzehnten alles geleistet hat und wer noch beteiligt war am Erhalt der tollen Burganlage? Dann stöbere doch mal ein wenig im Archiv des Vereins. Der „Hachberg Rückblick“ hat ausführlich dokumentiert, wie viel an der Hochburg Jahr für Jahr geleistet wurde und noch immer wird!

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Verbindungstunnel in der Bastion

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Vergessener Templer?

Durch den Tunnel hindurch zu laufen ist so ein wenig wie eine kleine Zeitreise. Fast erwarten wir, am anderen Ende Pferdegetrappel oder das geschäftige Treiben einer mittelalterlichen Burg vernehmen zu können. Doch stattdessen gelangen wir viel zu schnell wieder ans Tageslicht. Unser Ausgang ist die zweite, zuvor in der Mauer entdeckte Kanonenöffnung.

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Von Moos bewachsener Eingang

Nach diesem Rundgang geht es erneut durch Öffnung Nummer eins – dieses Mal aber eine abzweigende Treppe linker Hand hinauf. Plötzlich stehen wir auf dem nächst höheren Level der Außenanlage. Linker Hand bietet sich uns nun die schöne Aussicht auf die Berge und die Landschaft des Schwarzwaldes, rechter Hand erhebt sich – erhaben und beeindruckend – die Burg mit einer weiteren Mauer.

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Hier gelangt man wieder ins Freie

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Ausblick auf den Schwarzwald

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Burgmauern

In die Mauer eingelassen sind Geschütz- und Wehröffnungen. Außerdem entdecken wir Eisenkugeln, die schmückend in die Burg eingearbeitet sind. Schon von weitem sollen diese potentiellen Angreifern signalisieren, dass auch Kanonenkugeln, in die Mauer geschossen, dieser Burg nichts anhaben können. Und tatsächlich – die Hochburg wurde in ihrer Geschichte nie durch direkten Angriff erobert oder eingenommen. Erst ein Brand – verursacht durch eine unvorsichtige Magd im Jahr 1684 zu einem ungünstigem Zeitpunkt, als die Wasserwette gerade leer war – läutete quasi den Untergang der einst prächtigen Burg ein. 1688 wurde der Untergang unter Besetzung französischer Truppen Ludwig XIV. durch Sprengung der verbliebenen inneren Festungswerke dann endgültig besiegelt.

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Schießscharten

Der Küferhof

Wir gehen weiter und stehen nun vor dem Eingang zum Innenhof, in dem einst das Leben der rund 350 Soldaten in weiten Teilen stattfand. Eine Bäckerei (Pfisterei) gab es hier, ein Speichergebäude sowie die Rossmühle und das Zeughaus. Der Küferhof diente der Rohstoffveredlung und war einst durch ein eigenes Tor nebst Zugbrücke vom Bastionsring aus erreichbar.

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Eingang zum Küferhof

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Hochburg vom Küferhof aus gesehen

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Küfernhof

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Erhaltende Maßnahmen

Die Pfisterei

Karin Ritter zeigt uns, an welchen Stellen der Hochburgverein gerade intensiv und mit viel Fleiß bau-erhaltend arbeitet. Vor allem die Bäckerei fasziniert mich. Ich entdecke einen Ofen, betrachte Teile des Originalbodens. Beim Verlassen dieses Ortes genieße ich einen ganz neuen Blickwinkel auf diesen Teil der Burg, den ich sonst nur von oben betrachtet kenne.

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Pfisterei

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Ofen in der Bäckerei

Die Roßmühle

Direkt neben der Bäckerei gibt es einen weiteren Zugang, der sich uns heute öffnet – der Eingang zur Roßmühle. Das, was ich bei meinen ersten Besuchen auf der Burg fälschlicherweise als Brunnen identifiziert habe, stelle sich als oberes Ende der einstigen Rossmühle heraus. Einst hat hier aller Wahrscheinlichkeit nach ein großer Balken vom unteren Bereich bis hinauf in die Brunnen ähnliche Öffnung gestanden. Pferde haben diesen oben im Kreis laufend gedreht, wodurch ein Mühlstein im unteren Bereich bewegt wurde. Faszinierend! Ein paar aufgestellte Skizzen deuten an, wie das einst ausgesehen haben könnte.

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Roßmühle

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Öffnung in der Decke

Eine Öffnung in dem Raum zieht weitere Aufmerksamkeit auf sich. Doch hier verbirgt sich nicht ein weiterer Geheimgang, sondern die Öffnung erzählt ein weiteres Stück Geschichte der Burg. Die Franzosen, die 1688 die Burg in großen Teilen zerstörten, haben an verschiedenen Stellen der Burg Schwarzpulver deponiert und entzündet. Höchstwahrscheinlich ist auch diese Öffnung eine solche Sprengstelle, die aber offensichtlich nicht gezündet hat. Andernfalls würde wohl auch dieses Gebäude, das in Einklang mit bestehendem natürlichem Felsen gebaut wurde, zerstört worden sein.

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Sprengloch

Ein Brett auf dem Boden der Rossmühle verbirgt ein weiteres kleines Geheimnis. Unter diesem entdecken wir den Bodenstein, in dem aller Wahrscheinlichkeit nach einst die Antriebswelle der Mühle gelagert war. Auch er hilft bei der Vorstellung, wie das einst hier alles funktioniert hat. Super spannend!

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Bodenstein

Das Herbsthaus

Von hier aus kehren wir zurück in den Innenhof und durchschreiten nun das Herbsthaus, bzw. das, was von ihm noch übrig ist. Einst überdacht und sicher prächtig wirkend lagerten hier tonnenweise Weinfässer. Dieser Wein wurde vorrangig dazu genutzt, um mit dem Wasser, das knapp und alles andere als sauber war, gemischt zu werden, um Keime durch den Alkohol abzutöten. Aber auch in reiner Form wurde der Wein sicher so manches Mal aus ganz praktischen Gründen dem Wasser vorgezogen.

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Herbsthaus

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Heute leider ohne Dach

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Spannende Aussichten

Mich faszinieren die alten Mauern und Spuren der Vergangenheit. Immer wieder mache ich Aufnahmen, in der Hoffnung, ein Stück Geschichte der Hochburg auf diese Weise festhalten zu können.

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Durchgang zur Burgvogtei

Im Verlies

Wir verlassen den nicht öffentlichen Teil der Burg in der Nähe des Verlieses. Auch dieses bleibt uns an diesem Tag nicht verschlossen. In dunkler Kammer finden wir zwei (natürlich nicht echte) Skelette vor. Karin Ritter erzählt uns die zugehörige Geschichte zu den beiden armen Seelen. Einst für schuldig gesprochen und verurteilt, durften die beiden Gefangenen ihren bevorstehenden Tod selbst auswürfeln. Einer wurde gehängt, einer erschossen. Welches der „begehrtere“ Tod war, ist schnell erklärt. Gehängt zu werden war weitaus unehrenhafter und vermutlich unter Umständen auch schmerzhafter, falls der Genickbruch nicht sofort eingetreten ist. Dass die beiden in Skelettform noch heute im Verlies sitzen, ist wohl nur damit zu erklären, dass sie sich quasi zu Tode gewürfelt haben. *zwinkert*

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Im Verlies

Mit dieser Geschichte im Gepäck betreten wir den Innenhof und betrachten die Wette, in der einst auch Fische gehalten wurden. Sie hatte mehrere Funktionen nur leider in jener verheerenden Brandnacht, konnte sie einer dieser Funktionen nicht erfüllen – das Bereithalten von Löschwasser.

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Torbogen im Innenhof

Der Schneckenkasten

Wir gehen weiter und betreten den Schneckenkasten, der heute als geselliger Raum mit Ausschank sowie Bänken und Tischen dient. Der Saal ist mietbar – allerdings nur bis zum Einbruch der Dunkelheit, denn aus versicherungstechnischen Gründen gilt für jeden Besucher der Burg, dass diese nicht nur bei Gewitter, sondern eben auch bei Einbruch der Dunkelheit, zu verlassen ist.

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Im Schneckenkasten

Im Schneckenkasten entdecke ich einen schönen, historischen Ofen, dessen Kacheln von der Stadt Emmendingen zur Verfügung gestellt wurde. An der Decke hängt ein großer schmiedeeiserner Kronleuchter, der stilecht nach Original-Plänen gebaut wurde. Ein toller Raum, in dem sicher schon so manch zünftiges Fest gefeiert wurde.

Hinweis: Der Schneckenkasten ist für private Feste und Hochzeiten mietbar. Mehr Informationen dazu finden sich hier.

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Links, die Reittreppe

Die Oberburg

Auf dem Weg zur Oberburg kommen wir an der oberen Öffnung zur Rossmühle vorbei. Ich stelle mir vor, wie hier einst Pferde die Mühle betrieben haben. Schon toll!

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Letzte Überbleibsel des ersten Originalturms der Burg

Wir ziehen weiter zur Küche und betrachten die gut erhaltene und restaurierte Feuerstelle. Hier wurde sicher so manch herzhaftes Mahl für die Obrigkeiten zubereitet. Serviert wurde dann im Rittersaal, unserer letzten Station und zugleich einer meiner Lieblings-Orte auf der Burg. Höchstwahrscheinlich hat es hier sogar verglaste Fenster gegeben. Ein großer Kamin zeugt noch davon, dass der Wärmebedarf dieses großen Raumes enorm gewesen sein muss.

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Rittersaal

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Ausblick Rittersaal

Ich werfe ein paar letzte Blicke aus den Fenstern und genieße die fantastische Aussicht, die sich mir von hier bietet.

Diesen Rundgang haben wir alle drei heute ganz besonders genossen. Wir haben uns unbekannte Seiten der Burg kennenlernen dürfen und viele spannende, neue Fakten erfahren. Die Hochburg ist einfach nur toll! Schön, dass wir einen solch herrlichen Zeitzeugen der Geschichte hier in Südbaden haben!

Führungen auf der Hochburg

Du möchtest auch einmal eine Führung auf der Hochburg erleben? Kein Problem! Über den Hochburgverein können verschiedene Führungen durch das Museum, die Festungs- und Burganlage gebucht werden. Auf Wunsch kannst du solch eine Führung mit kundigen Burgführern auch in historischen Gewändern erleben.

Termine und Preise auf Anfrage.

Kontakt

Ansprechpartner: Karin Ritter
Tel: 049 (0) 7641 959 586
Mail: fuehrung@hochburg.de
Web: www.hochburg.de

Verein zur Erhaltung der Ruine Hochburg e.V.
Landvogtei 10
79312 Emmendingen

Tourist Information Emmendingen
Tel: 0 76 41/194 33
Web: www.emmendingen.de
Mail: touristinfo@emmendingen.de

Domäne Hochburg

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