Auf unseren Tag 3 habe ich mich schon vorher ganz besonders gefreut. Denn an diesem Tag wollten wir den Wächtern von Paris einen Besuch abstatten. Wie schon zuvor standen wir gegen halb Acht auf. Und wie schon zuvor empfing uns der Blick nach draußen mit grauer Tristesse. Aber so langsam gewöhnten wir uns daran. Einem gut gelaunten Start in den Tag tat das jedenfalls keinen Abbruch und so begaben wir uns frohen Mutes in den Frühstücksraum.

Wächter von Paris

 

Louvre

Der Rest war Routine und so saßen wir eine gute Stunde später wieder in der Metro. Ziel dieses Mal der Bahnhof Châtelet. Diesen hatten wir als nahsten Punkt zu Notre-Dame auserkoren. Allerdings gestaltete sich unser Unterfangen nach Verlassen der Metro schwierig. Was für ein riesige, unüberschaubare und furchtbare Metro Station! Wir liefen ewig durch verschiedene Gänge und hatten keinen Plan, wie wir einen Ausgang finden sollten. Letztendlich fanden wir aber zurück zum Tageslicht – allerdings an deutlich anderer Stelle als geplant. Jetzt waren wir plötzlich dem Louvre näher als Notre-Dame. Nun gut. Planänderung! Liefen wir also zuerst Richtung des bekannten Museums. Wir hatten gar nicht vor, der Mona Lisa einen direkten Besuch abzustatten, aber als Fan der Geschichte der Illuminaten und auch begeisterter Leser von Dan Browns Romanen musste ich unbedingt die gläserne Louvre Pyramide sehen.

Wächter von Paris

 

Es nieselte wie üblich leicht, doch dank vorsorglich eingepackten Regenschutzes konnte ich auch heute ein paar Aufnahmen vom Motiv meiner Begierde machen. Schon toll, all die Orte zu besuchen, von denen man sonst nur liest oder die man nur von Fotos und Filmen kennt. Das liebe ich am Reisen ganz besonders. Auf dem Platz vor der Pyramide zu stehen, fühlte sich einfach nur gut an. Irgendwie geheimnisvoll. Und vielleicht trug gerade das trübe Wetter sogar noch ein wenig mehr zu diesem Gefühl bei. Hat halt immer alles zwei Seiten.

Besuch der Wächter von Paris

Nach einer kurzen Fotosession liefen wir dann per Handy Navigation Richtung Seine, um nun doch endlich Notre-Dame zu erreichen. Der Weg dahin entlang der Seine war sehr nett. Gerade dieser Teil der Stadt fühlte sich tatsächlich „wie Paris“ an, also nicht nur nach irgendeiner Großstadt, sondern eben wirklich Paris, wie man es zum Beispiel aus alten Filmen kennt. Ich empfehle dazu einfach mal in dieses bekannte Stück von Edith Piaf hineinzuhören. Eine tolle Stimmung, die da transportiert wird. Irgendwie ein wenig eine völlig andere Welt.
Als wir schließlich Notre-Dame erreichten, sahen wir schon von weitem die lange Menschenschlange auf dem Vorplatz. Nun gut, mussten wir wohl durch, wenn wir die Wächter von Paris besuchen wollten. Dachten wir zumindest. Wir stellten uns also an und freuten uns, dass es durchaus recht zügig voran ging. Nach einer guten halben Stunde waren wir am Eingang angekommen und traten ein. Das Innere dieser Kathedrale ist recht düster und gefiel mir persönlich nicht so gut wie beispielsweise Sacre Coeur. Aber gut, war ja auch nicht unser eigentliches Ziel. Aber wo ging es denn nun zu den Türmen?

Wächter von Paris

 

Wir drehten eine Runde in der düsteren, aber nichtsdestotrotz sehr beeindruckenden Kirche, aber fanden nichts. Erst als wir den Ausgang wieder erreichten, fiel unser Blick auf ein dort aufgehängtes Schild: „Zur Turmbesichtigung die Kirche bitte verlassen und nach rechts wenden“. Hm, mir schwante Böses. Und richtig. Nachdem wir um die Ecke bogen, sahen wir eine weitere Menschenschlange anstehen. Ähnlich lang wie die zuvor, aber mit dem deutlichen Unterschied, dass es dieses Mal kaum Bewegung gab. Schnell liefen wir bis zum Ende und stellten uns zähneknirschend abermals an. Dieses Mal sollte unsere Geduld jedoch arg auf die Probe gestellt werden. Im Abstand von nur jeweils rund 10 Minuten ging es immer nur wenige Meter voran. Man ließ die Besucher nur langsam und schubweise hinein. Lucas hatte zum Glück seinen Nintendo dabei und da es gerade mal nicht regnete, vertrieb er sich spielend die Zeit. Rund zwei Stunden standen wir dieses Mal, dann endlich durften auch wir hinein. Nachdem wir im Inneren Tickets gelöst hatten, ging es eine lange und schmale Wendeltreppe hinauf. Kurz vor Erreichen der „Drehwurmphase“ waren wir dann oben. Der Blick über die Dächer von Paris war herrlich. Und nun endlich konnte ich auch die berühmten Gargoyles in ihrer vollen Pracht ganz aus der Nähe betrachten. Erzählungen nach beschützen diese zu Stein gewordenen Wächter bei Bedarf die Kathedrale und die Stadt. Ihr dämonisches Aussehen soll den Geistern und Dämonen einen Spiegel vorhalten, soll sie vergraulen und somit Kirchen und Klöster vor bösen Mächten schützen. Leider oder vielleicht auch zum Glück bekamen wir sie nur in ihrer zu Stein gewordenen Form zu Gesicht. Wunderschön, diese als Wasserspeier angelegten Skulpturen!

Wächter von Paris

 

Langsam schoben wir uns die sehr schmalen Gänge der Türme entlang bis wir vor zwei kleinen Türen zum Stehen kamen. Bückend eintretend und gespannten Blickes, was uns im Inneren erwartet, gelangten wir so über eine kleine Treppe in den Glockenturm. Hier waren mehrere riesige Glocken aufgehängt, deren Läuten ich nicht aus dieser Nähe erleben möchte. Unmittelbar musste ich hier auch sofort an Quasimodo, dem Glöckner von Notre-Dame denken. Der Roman von Victor Hugo aus dem Jahr 1831 war Vorlage für zahlreiche Filme rund um die Figur des Quasimodos und seiner schönen angebeteten Esmeralda.

Wir schossen noch einige Fotos, genossen noch einmal den Blick über die Stadt, wo wir auch den Eiffelturm in dieses Mal weiter Ferne erspähten und machten uns dann wieder einer unendlich langen, engen Wendeltreppe entlang an den Abstieg. Dieser Ausflug hatte sich für mich trotz langer Wartezeit auf alle Fälle gelohnt.

Auszeit im Café

Inzwischen ziemlich verfroren dank Wartens und kaltem Wetter suchten wir uns ein nahes Café, um uns aufzuwärmen. Susi konnte hier nun zum ersten Mal mit ihren erworbenen Französischkenntnissen glänzen und bestellte für uns Crêpes, Kaffee und heiße Schokoladen. Der Kellner nahm ein wenig schmunzelnd die Bestellung entgegen und nickte anerkennend des Versuches, trotz geringer Sprachkenntnisse auf französisch zu bestellen. Wenig später bekamen wir jeder eine große Ladung mit leckeren Crêpes mit Nutella und unsere heißen und daher sehr wohltuenden Getränke. Ein tolles Gefühl, in diesem Café zu sitzen. Jetzt fühlten wir uns wirklich in Paris und somit Frankreich angekommen. Wir genossen den Moment, stärkten uns und zogen dann gut gelaunt weiter.

Wächter von Paris

 

Arc de Triomphe

Unser nächster Tagespunkt hieß Arc de Triomphe. Wir liefen entspannt wieder Richtung Châtelet, überquerten die Seine über die Pont Neuf, die älteste im Originalzustand erhaltene Brücke über die Seine in Paris und suchten zunächst wieder einen Eingang zur Metro.

Wächter von Paris

 

Gesucht gefunden, liefen Susi & Lucas nach dem gewohnten Einlesen der Tickets durch das Drehkreuz. Doch bei mir hakte es plötzlich. Das Ticket wurde nicht akzeptiert. Merkwürdig! Parallel dazu befand sich ein wie wir schnell mitbekamen ebenfalls deutsches Pärchen am Eingang. Auch hier kam er zwar durch, bei ihr verweigerte das Tor jedoch wie bei mir den Durchgang. Konnte also ja wohl kaum an den Tickets selbst liegen. Kurzerhand kletterten wir beide einfach verbotener Weise über das Drehkreuz, was hier glücklicher Weise möglich war. Wir spekulierten und hofften einfach mal darauf, dass es am Lesegerät am Eingang lag und nicht an unseren Tickets. Unsere Metro Linie fanden wir danach schnell und so fuhren wir bis zum Triumphbogen weiter.

Wächter von Paris

 

Hier liefen wir einfach mit dem Strom aus Menschen mit, der uns direkt zum bekannten Denkmal führte. Einige Fotos und einen unterirdischen Durchgang später fanden wir uns unter dem Tor wieder und sahen uns das spannende und reichlich verzierte Denkmal am Place Charles-de-Gaulle an. Auf einen Aufstieg verzichteten wir allerdings – für heute hatten wir eindeutig schon genug angestanden. So machten wir einfach von unten ein paar Aufnahmen, warfen von hier einen Blick in die Avenue des Champs-Élysées und staunten über das chaotische Verkehrstreiben rund um das Tor. Fahrbahnmarkierungen Fehlanzeige und offensichtlich fuhr hier einfach jeder wie er wollte. Da wurde auch schon mal direkt von der innersten Spur fast quer nach Außen gezogen, um  abzubiegen. Und einen mit lautem Knall platzenden Reifen eines Fahrzeugs bekamen wir dann auch noch mit. Apropos  Knall. Auch hier fiel uns natürlich wie schon an so vielen Orten und Plätzen die schwer bewaffnete Gendarmerie auf. Fast überall in der Stadt begegneten wir schon Soldaten und Polizisten, die aufmerksam Patrouille liefen oder einfach nur die Menschen beobachteten. Mit Sicherheit noch Nachwirkungen des furchtbaren Anschlags auf die Zeitungsredaktion „Charlie Hebdo“. Mein Mitgefühl den Opfern dieses feigen Attentates. Je suis Charlie!

Inzwischen war es früher Nachmittag, aber ein Ziel verblieb uns für heute ja noch. Gestern waren wir bereits hoch hinaus gefahren, um vom Eiffelturm die Stadt zu überschauen. An diesem Tag nun stand das Hochaus Montparnasse auf dem Programm. Tickets hatte ich ebenfalls bereits im Voraus in Deutschland erworben und so reisten wir erneut per Metro unter der Stadt hindurch, um uns ein weiteres Mal Paris von oben anzuschauen.

Hochaus Montparnasse

Direkt aus der Metro Station kommend war das Hochaus nicht zu übersehen und so folgten wir einfach der Beschilderung, die den Weg zum Eingang wies. Kurz die Tür angefasst – verschlossen! Sofort fiel uns aber ein Zettel an der Tür auf, der nun wiederum aussagte, dass wir den Eingang auf der anderen Seite nehmen sollten. Überhaupt war schon so manche Beschilderung in Paris ein wenig merkwürdig und durchaus nicht das erste Mal irreführend. Wir liefen also wieder zurück und einmal komplett um das beeindruckende Gebäude herum, um nun auch endlich hineinzugelangen.

Wächter von Paris

 

Die zuvor gekauften Tickets gewährten uns zügig Einlass und nach der üblichen Taschenkontrolle und einer sehr schnellen Fahrstuhlfahrt gelangten wir in nur 38 Sekunden in die 56. Etage. Bevor wir uns aber ganz dem Ausblick hingeben konnten, wurden wir noch vor einer Green Wall fotografiert, in der man anschließend Paris als Hintergrund hinein montierte. Die Bilder gefielen uns dann später tatsächlich sogar so gut, dass wir sie uns kauften. Nachdem wir auch damit durch waren, folgten wir schnurstracks der Beschilderung zur offenen Terrasse auf dem Dach. Wir waren zwar schon weit oben, aber ein wenig mehr ging noch. Auf dem Dach angekommen, erwartete uns dann eine fantastische 360° Aussicht über Paris.

Wächter von Paris

 

Ein wenig vor Wind und Wetter geschützt hatte man hier tatsächlich einen Panorama Blick, den ich dem vom Eiffelturm fast gleichsetzen würde. Irgendwie fand ich ihn sogar noch schöner – wenngleich auch nicht ganz die Höhe des Eiffelturms, so konnte man Letzteren eben von Montparnasse aus noch einmal in voller Schönheit bewundern. Ich machte reichlich Fotos zu allen Seiten und genoss die Aussicht.

Wächter von Paris

 

Anschließend verweilten wir noch eine Weile im 56. Stock, wo es auch ein kleines Cafe, einen Souvenirshop und ein paar tolle Bilder zu Paris und der Geschichte des Baus des Eiffelturms zu bestaunen gab. Ein schöner Abschluss für einen Tag mit vielen tollen Sehenswürdigkeiten. Inzwischen war allerdings nicht nur der Abend eingezogen, sondern auch unsere Mägen meldeten sich dezent. Und so fuhren wir wieder hinunter und schlenderten noch ein wenig in der direkt unter dem Turm befindlichen Galerie mit zahlreichen Geschäften und kleinen Restaurants. Wir entschieden uns für leckere Baguettes und beobachteten essend erneut ein paar schwer bewaffnete Soldaten, die in der Galerie patrouillierten.

Im Anschluss ging es wie immer mit der Metro zurück ins Hotel, wo wir ziemlich erschöpft und voll von Eindrücken zur Ruhe kamen. So schnell war unser kleiner Trip schon wieder fast zu Ende. Am nächsten Tag hieß es am Nachmittag schon wieder „Au Revoir Paris“. Doch einen halben Tag hatten wir ja noch. Und wie sich zeigen sollte, war dieser noch einmal ganz besonders schön.

Reiseberichte unserer Paris Reise in der Übersicht:

Tag 1 – Montmartre im Regen
Tag 2 – Vom Eiffelturm in den Südpazifik
Tag 3 – Die Wächter von Paris
Tag 4 – Sonne im Jardin des Plantes

Ich freue mich über Feedback und beantworte dir gern deine Fragen zu Paris!